Gruesse aus der Grossen Stadt

Monat: Juli 2005 Seite 1 von 2

spon spin: Heisse News – Was ist schon wichtig?

Oh, diese infamen Nachmacher!

Wenn es mich nicht gerade zu sehr deprimiert was spon so zusammenschreibt, mache ich mir ja gerne die Mühe, deren Machenschaften hier kritisch herabzuwürdigen — wie sie es verdient haben.

Was aber wirklich-wirklich infam ist, wenn spon jetzt das Selbe mit Anderen macht: Hier kann man nachlesen was sie für ha-ha-lustige Geschichten unten im Sommerloch gefunden haben, nur gut, dass sie zufällig selbst dort unten dauerhaft ihre Büros eingerichtet haben, da konnten sie sich die Anreise sparen!

Sie mokieren sich darüber, dass „ein Viertel aller Jugendlichen das Netz nicht nutzt (normalerweise heißt es, dass drei Viertel dies tun)“, dass „im Oberrhein Kaimane und in Schottland Geister gesichtet werden“.

Und selbst schreiben sie aktuell über spannende Vorfälle, wie „Hochstapler: Postel will Ehrenbürger von Zschadraß werden“, „Schleichwerbungsverdacht: ZDF schneidet Szene aus Veronica-Ferres-Film“ und – gern genommener Dauerbrenner – „Am Rand des Sonnensystem: US-Forscher entdecken zehnten Planeten“ — Wobei ich mich langsam frage, wieviele zehnte Planeten da jetzt insgesamt schon entdeckt wurden..

Das ist natürlich was ganz anderes.

Wie war das mit dem Glashaus noch, liebe spon-er? – Ich hole Euch schnell Handfeger und Schaufel.

spon spin: Schwere Gewitter, Wirbelstürme, golfballgroße Hagelkörner

Immer, wenn das Sommerloch erdrückend erscheint, kommt irgendwo ein Gewitter daher, das kann man dann photographieren (dramatischst!) und anschliessend erläutern, dass wir alle dem Untergang geweiht sind, globale Erwärmung, das Ende der Dinosaurier, blabla.

Verkauft sich immer gut.

Dann darf natürlich auch der Verweis auf die sogenannte Unwetterzentrale und deren Kommentare nicht fehlen. Was aber jedesmal fehlt ist der folgende Hinweis:
Die Unwetterzentrale ist eine GmbH, keine Behörde oder ein freies Institut oder ähnliches! Wie man hier sehr schön nachlesen kann ist ein gewisser Herr Kachelmann dort Geschäftsführer, der in dem Laden also sein Geld mit (Wetter-)Katastrophen verdient.

Am schlimmsten betroffen von den nächtlichen Unwettern waren die Bundesländer Sachsen, Brandenburg, Bayern und Thüringen, teilte die Unwetterzentrale mit.

Aha.
Später im Text folgt eine weitere Expertenmeinung. — Oder wird uns hier kommentarlos der selbe Experte zweimal verkauft?

Starke Orkanböen fegten über das Erzgebirge, erklärte Jörg Kachelmann, Chef des Wetterdienstes Meteomedia.

Achja, die Firma, die auch die „Unwetterzentrale“ betreibt. Hätte man natürlich auch ranschreiben können.

An einigen Orten ging in ein bis zwei Stunden so viel Regen wie sonst in einem Monat nieder, teilte Kachelmann weiter mit.

Na: Menschen, Tiere, Sensationen!
Leider war kein unabhängiges und freies Institut zu einem Kommentar bereit, so scheint es.

Lesen Sie nach der Werbung: „Brand in Fabrikhalle“, Berichterstattung durch die Allianz-Feuerversicherung. Später: „Wasserknappheit in Deutschland“, eine Reportage von Bismarck Quelle, und „Volksseuche schlechtes Schuhwerk“ vom Pressesprecher von Puma.

Nach Sendeschluss: „Der endgültige Niedergang des Online-Journalismus“, ein Blick hinter die Kulissen der spon-Redaktion.

Das aktuelle Wetter: es regnet.

Einer zum Hochbeamen…

James Doohan ist tot.

Scheisse.

Aber gelebt hat er seine 85 Jahre bis zuletzt, trotz dem er Parkinson und Alzheimer hatte.

James Doohan, Montgommery „Scotty“ Scott, hat mit 80 noch ein Kind mit seiner (fast 60 Jahre!) jüngeren Frau gezeugt. Wow…

Alle schreiben darüber, daher ich jetzt nicht mehr.

Jimmy, danke für’s „Scotty“-sein! – Eine Inspiration für alle Geeks..

Einer zum Hochbeamen… – ENERGIE!

Harley-Days: Nachtrag

Sie sind alle wieder weg, die Stadt ist wieder ruhiger.

Die letzten passierten meine Wohnstatt in (deutlicher) Hörweite.

Jedes Knatter-Moped setzte erneut die Alarm-Anlage eines geparkten Autos in Gang.

Wenn nicht so laut, wäre es fast poetisch gewesen: Abschied mit lautem Zetern unter (Benzin-)Getriebenen.

spon spin: 29-Jähriger schubst Rentner vor U-Bahn

So sieht das nämlich aus bei uns!

Ein Grauen. Das passiert in Hamburg immer wieder! Ich selbst wurde schon sieben mal vor die Bahn geworfen, alleine in der letzten Woche! Selbst geschubst habe ich dabei erst dreimal!

Das läuft hier nun mal so. Jedes Kind wird in frühester Jugend angewiesen: „Kind, schubse, bevor die anderen Dich schubsen.“ – Die erste Regel des Öffentlichen Personen Nahverkehrs hier im Norden!

Wir sind hier in der Grossen Stadt eine Gesellschaft voller Bahn-Schubser! Und stillos noch dazu: Wenn sich doch alle nur aufs S-Bahn-Schubsen beschränken könnten, das würde wenigstens einheitliche Schlagzeilen („Der Hamburger S-Bahn Schubser…“) schaffen. Aber nein, einige halten sich nicht an die Regeln und machen das nun auch in der U-Bahn! Das führt doch zu nichts…

In der Vergangenheit ist es in Hamburg immer wieder zu ähnlichen Zwischenfällen gekommen.

Immer und immer wieder. Es ist ausweglos!

Ich gehe jetzt sowohl raus als auch in mich, und sehe nach, ob sich ein paar spon-Panorama „Redakteure“ in Gleisnähe herumtreiben. Ich möchte mich mit denen ..über Journalismus unterhalten.

Pats Chinesen…

Pat berichtet von der Pflaster-Front, dass er heute ein Musterbuch aus China zugesandt bekommen hat. Die Jungs dort wissen zu improvisieren! – Sie haben ein normales Photoalbum genommen, grüne Pappe draufgeklebt und „Sample Book“ draufgeschrieben.

Die Fächer des Photoalbums sind mit jeweils zwei Pflastern bestückt.

Wie man’s von Asiaten erwartet finden sich darunter viele schreiend bunte Motive, und auch welche mit Aufschriften wie: „Single and ready to mingle!“ – Sicher ein Verkaufsschlager!

Als Krönung empfand Pat allerdings das Pflaster, das aussieht wie ..Schinken!

Er besteht jetzt auf den Rest der Pizzabelag-Pflaster-Edition. – Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen!

Harley Days in Hamburg – Alte-Leute-Treffen

Das ist ja so mit der Legende: sie entstammt hauptsächlich amerikanischen Filmen, zuvorderst dem ausgezeichneten Easy Rider.

Schöner Film, schöne Geschichte.

Zurück zur erschreckenden Wirklichkeit:
Motorrad-Fahrer haben fast das ganze Jahr über die Arschkarte gezogen, oder nicht? – Das halbe Jahr können sie nicht fahren, den Rest des Jahres sollten sie nicht. Im Winter ist die Nutzung viel zu gefährlich, im Sommer sind sie immer falsch gekleidet. Entweder regnet es, dann werden sie nass, oder die Sonne knallt vom Himmel, dann schwitzen sie sich tot – spätestens nach dem Absitzen.. Lange Strecken darf man mit dem Motorrad auch nur fahren, wenn man eine hohe Leidensfähigkeit besitzt, oder extrem dicke Oberarme, denn das Geheize an der frischen Luft und gegen den Wind geht auf die Arme. In den Urlaub fahren kann man auch nur, wenn man eher reduziert reisen mag: einen Kofferraum gibt es nicht! – Da ist schon Idealismus gefragt! Von der Gefahr für Leib und Leben schon bei einem leichten Unfall möchte ich mal gar nicht erst reden…

Das ist also das Leid „normaler“ Motorrad-Fahrer. Hartes Völkchen.

Jetzt die „beinharten Super-Rockers“, die Harley-Fahrer. Freiheit und Abenteuer, und so. Ganz super.

Harley-Fahrer sind durchschnittlich (Beobachtung gestern Abend und in den letzten Jahren bei den Harley Days) Ende fünzig und tragen gerne Oberlippenbart. Sie sind von Beruf Zahnarzt oder Anwalt und kaufen sich jeden Marketing-Unsinn auf dem was mit Motorrädern abgebildet wurde.
Sie fahren Motorräder, die einen unglaublichen Krach machen und mit Vorkriegstechnik fahren. Sie sind nicht nur sehr, sehr teuer in der Anschaffung sondern zudem auch noch sehr wartungsbedürftig, weswegen man mindestens ein sechsstelliges Jahresgehalt haben sollte, um eine Harley unterhalten zu können. Da man mit den Treckern nicht lange strecken fahren möchte, schafft man (oder wahrscheinlicher: lässt schaffen!) die Maschine per Anhänger zu dem Hotel vor der Stadt („In der Stadt schlafen? – Nee, das ist so laut da…“ – Vielen Dank, Herr Treckerfahrer! Wer daran wohl schuld ist!) und fährt die letzten Meter dann selbst. Das ist Freiheit und Abenteuer, total „kreesiiii“!

Dann stellt man sein „Bike“ auf der Reeperbahn ab und setzt sich in eine Strassenkneipe.
„Sicher, ist schon spät, und so, aber Harley Days sind doch nur einmal im Jahr! Um eins muss ich aber wirklich spätestens ins Bett. Was trinken? Achja, nun, bringen sie mir noch eine Weinschrole, bitte! Etschuldigst Du mich kurz, ich will mal kurz bei Ute anrufen und hören wie’s den Enkeln geht!“

Damit das ganze nicht wie die pure Geriatrie-Veranstaltung daherkommt werden ausserdem folgende Personengruppen eingeladen:

  • Tussis. Diese müssen bereit sein, sich Bier über das enge T-Shirt zu kippen, dabei dumm zu lachen und sich auf dem Lenker eines Motorrads sitzend durch die Gegend kutschieren zu lassen. Gern gesehene Zusatzqualifikation: blonde Haare und den festen Willen, notfalls durch entblössen der Brüste ins Fernsehen zu kommen. Gut für die Kamera, gut für’s Image.
  • Stuntfahrer. Die machen dann ein paar Wheelies. Gut für die Kamera, gut für’s Image.
  • Bekloppte. Das sind die ein, zwei Dutzend Hartz4-Stammkunden, die alles Geld in nicht verkehrstüchtige aufgemotzte Harley gesteckt haben, die von der Polizei kassiert werden, sobald sie nach dem Fest versuchen die Stadt zu verlassen. Die Bekloppten meinen Den Traum(tm) Harley Davidson zu leben, der ihnen mit Easy Rider damals zugeführt wurde. Die Bekloppten freuen sich über den Neid der Anwälte, trinken sehr viel und sind sehr laut. Gut für die Kamera, gut für’s Image.
  • und ferner: die ganz Bekloppten. Die haben den Schuss echt nicht gehört und kommen mit ihrer rollenden Einbauküche, ihrer Gold Wing zum Harley Treffen. Geschmacklos. Sie werden im Fernsehen später nicht gezeigt: Opferschutz.

Und jedes Jahr kommen sie wieder die Anwälte und Zahnärzte, und sie leben den schon 36 Jahre alten Traum von Menschen, die in der Geschichte, die sie meinen, weniger als halb so alt waren wie sie und aus einer gänzlich anderen Kultur stammen.

Born to be wild, Freiheit und Abenteuer, und so. Oder wenigstens zwei Tage im Jahr so tun als ob.

Viel Spaß, Jungs. Seid bitte leise, wenn ihr geht.

Was man von Rudi Dutschke heute lernen kann…

Von Rudi Dutschke kann man heute mindestens zweierlei lernen:
1. und bei aller Liebe: man kann sich auch wirklich zuviel mit Marxismus beschäftigen.
2. und viel wichtiger: „dufte“ ist ein zu unrecht aus der Mode gekommenes Wort, daß durch das Folgewort „geil“ nicht annähernd ersetzt werden konnte. Zwischendurch und mittendrin war „knorke“ auch mal in Mode, was ich für durchaus alltagstauglich halte, aber „geil“ und „dufte“ trennen Welten!

Wenn Rudi Dutschke in seinem Tagebuch von von einer „duften Genossin“ schreibt, so beinhaltet das Anerkennung, Zuneigung und Herzenswärme.

Wenn er von einer „geilen Genossin“ geschrieben hätte, dann hätte man vielerlei hinein interpretieren können, das meiste hätte aber sicher mit primären Geschlechtsmerkmalen und deren Verwendung zu tun. Das kann, muß sich aber keineswegs zwangsläufig einschließen!

Auch im direkten Dialog: „Schöne Frau, ich kenne Dich zwar nicht, aber ich find‘ Dich dufte!“ ist sicherlich heutzutage ungewöhnlich, hat aber andere Vorteile: comedy works! (Megs Goldene Regel zum Kennenlernen fremder Leute)

Wenn man allerdings sagt: „Schöne Frau, ich find‘ Dich geil!“ — das ist eigentlich nur noch durch in den Nachwehen der sexuellen Revolution beliebte Aufreiß-Sprüche zu toppen: „Bumsen?“

Heutzutage greifen (nicht nur) Kinder im Internet diese „Kommunikationsmethode ja wieder auf. In der Formulierung etwas kürzer als „Bumsen?“ ist deren „asl?“ — kurz für „age, sex, location“, also: „Alter, Geschlecht, Wohnort?“

Das ist allerdings ziemlich unknorke. Und gar nicht dufte.

Und es hilft auch nicht, den Satz dafür durch das Einpflechten von „Digga!“ hinter jedem zweiten Wort aufzulockern. (Da kann zwar durchaus auch Megs Regel wieder Anwendung finden, allerdings besteht die Gefahr, daß der Spass dabei nach der 50. Verwendung von „Digga“ deutlich nachlässt, was also bei einigen Zeitgenossen schon nach dem dritten Satz eintreffen dürfte.)

– Was bei mir schreckliche Erinnerungen an Dosenpfand, Biernot und den Türkenladen auf dem Kiez hervorruft, aber das ist eine andere Geschichte…

Derweil: es ist Sommer, es ist warm, die Sonne scheint! – Das finde ich dufte! 🙂

London und die Medien: Wir basteln uns ein Monster

Das war mal wieder absolut würdelos.

Händereibende Nachrichtensprecher aller Sender, die dachten, daß jetzt ihre Chance gekommen sei, und sie den „Uli Wickert geben könnten“, wie dieser nach den Anschlägen in New York.

Stattdessen: Sensationsgeilheit, Hypothesen, Kameras fast direkt in den schockierten Gesichtern von Opfern, geifern nach höheren Todeszahlen, Aufblasen von Indizien und Mutmaßungen zu Wahrheiten, Interviews mit irgendwelchen Leuten, die mit der Sache nichts zu tun haben, Ernennung von Leuten zu „Terrorexperten“, damit man sie interviewen kann, …

– Man muß wohl dankbar sein, daß nicht auch diesmal noch Uschi Glas gefragt wurde.

Leute müssen sich in der Frankfurter U-Bahn interviewen lassen, ob sie Angst haben. Wenn nicht, werden sie ermahnt: es könnte aber doch überall passieren!
Und ohne Angst gäbe es weniger Einschaltquoten, weniger Leser, weniger Zuhörer.

Das Geschäft der Medien ist die Aufmerksamkeits-Zuhälterei. Und jetzt ist Sommerloch. Scheiß auf Ethik, gib mir nochmal eine Nahaufnahme der verletzten, blutenden Frau!

Wer ist auf der Strecke geblieben? – Die Opfer, deren Würde, Ethik, seriöse Berichterstattung.

Wer gewinnt? – Die Terroristen.

Gut gemacht.

Contrapunkt hier. We’re not afraid.

(Wir haben nur eine schlechte Presse.)

spon spin: Bush rammt Polizisten

Dieses wirre Stück Information informiert uns: Bush hat mit seinem Fahrrad frontal einen Polizisten gerammt.

Warum auch immer wird leider nicht enthüllt.

Er trug einen Helm und ist nahezu unverletzt, dabei hätte ein fehlender Helm und resultierende Kopfverletzungen insgesamt sicher noch am wenigsten Risiko bedeutet, was hätte denn verletzt werden sollen, was ein Maskenbildner nicht wieder hinbekommen hätte?

Der Polizist liegt im Krankenhaus.

Bush schickt seinen mitgebrachten [hat er das geplant?] Sportarzt. Den englischen Ärzten kann man schließlich nicht vertrauen.

Das Fahrrad des Präsis hat Totalschaden. (War das sein Privat- oder sein Dienstfahrrad? Wohin fährt ein US-Präsident damit eigentlich so? Immer ums Hotel rum?)

Über den Zustand des Fahrrads des Polizisten ist nichts bekannt, auch nicht, ob es sich bei seinem Gefährt um sein Privat- oder Dienstfahrrad handelte.

Der Präsi konnte abends trotzdem zum Essen mit Lizzy II. gehen. Der Appetit ist ihm also nicht vergangen. So ein Glück.

Und es war nicht sein erster Unfall. Der alte Haudegen.

Danke spon, das war sehr uninformativ.

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