Manche Leute wissen einfach nicht, wann genug ist.

Nachdem schon ein Artikel mit Mutmassungen über Erdbeben veröffentlicht wurde, hat spiegel online gleich nochmal in die selbe Kerbe gehauen: „Behörde legt sich mit Forschern an“ wird dort berichtet. Und alles basiert auf den Mutmassungen aus Artikel #1..

Riesenwirbel um die Erdbebengefahr in Norddeutschland: Eine Studie besagt, dass die Gasförderung starke Erdstöße auslöste.

Das besagt sie eben nicht, das wäre ja auch verantwortungslos! – Sie hinterfragt und stellt Theorien auf! Das ist ein Unterschied!

Die zuständige Bundesanstalt dementiert inzwischen diese Erkenntnis ihrer eigenen Experten.

– Keine Erkenntnisse: Theorien!

Unabhängige Forscher werfen der Behörde vor, vor allem den Interessen der Industrie zu folgen.

Unabhängige Forscher, die hier nicht namentlich genannt werden (wollen?). Aber: Empörung, bitte!!

Die Nachricht kam der Gasindustrie ungelegen: Die beiden Erdbeben, die Norddeutschland im Herbst 2004 und Sommer 2005 erschüttert haben, wurden vermutlich von der Erdgas-Förderung verursacht. Das hatte eine von SPIEGEL ONLINE enthüllte…

..an dieser Stelle fiel mir der Kaffee aus dem Gesicht! Enthüllt, also! Respekt! Im ersten Artikel sah es noch nach unveröffentlichten, weil unbelegten, Theorien aus!

…Studie von Forschern verschiedener Universitäten und Institute ergeben. Demnach könnte die Region, im Gegensatz zu früheren Zeiten, künftig regelmäßig erzittern – wie stark, ist unklar.

Weil dieses Fazit völlig aus der Luft gegriffen ist.

Gebäude und auch die geplanten unterirdischen Atomendlager Gorleben und Konrad könnten in Mitleidenschaft gezogen werden.

Gut: schnell nochmal auf den „Das Ende ist nah!“-Knopf gedrückt… Das hält die Leser bei der Stange! Nicht, dass kurz vor dem Ende noch eine „Scheiss der Hund drauf“-Mentalität aufkommt!

SPIEGEL ONLINE hatte die Studie am Dienstag öffentlich gemacht – und die Entgegnung folgte prompt. „Die Erdgasförderung in Norddeutschland ist sicher“, erklärte die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in einer Pressemitteilung. Die Behörde widerspricht damit den Erkenntnissen ihrer eigenen Forscher, denn an der Untersuchung waren auch zwei Experten der BGR beteiligt. Ein seit langem schwelender Konflikt zwischen Wirtschaftsinteressen und freier Forschung innerhalb der Bundesbehörde scheint ausgebrochen.

Nein, sie wiederspricht sich nicht. Die Damen und Herren Redakteure kennen auch genau den Unterschied, sie sind ja nicht doof, sie schreiben nur so! Es handelt sich bei der Untersuchung um Theorien!

[…]Die Forscher schreiben in einem Artikel, der im Fachblatt „Bulletin of the Seismological Society of America“ erscheinen soll, dass das Beben „vermutlich mit der Gasförderung zusammenhängt“. Es habe sich in fünf bis sieben Kilometern Tiefe ereignet – die Gasfelder im Bebengebiet liegen in etwa fünf Kilometern Tiefe.

Zusammengefasst: ein „vermutlich“, ein „bis“ im Sinne von „circa“, oder „so bummelig, um und bei“ und ein „etwa“. I rest my case. Die Beweise sind tatsächlich erschütternd!

Die Behörde streitet in ihrem Statement auch jeglichen Zusammenhang zwischen der Gasförderung und dem zweitstärksten in Norddeutschland gemessenen Erdbeben ab.

Ja, und warum? Weil alles andere unverantwortlich wäre: He Leute, wir haben da so eine Theorie: wir werden alle sterben, und zwar bald! spiegel online hat da diese Theorie ausgebuddelt, und…
Ja, das würde sicher gut runtergehen.

Die BGR stelle sich mit ihren jüngsten Behauptungen gegen Deutschlands beste Erdbebenwissenschaftler, sagt der Seismologe Helmut Aichele, der bis zu seiner Pensionierung im Seismologischen Zentralobservatorium der BGR in Erlangen gearbeitet hat. Aichele ist im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen bereit, offen zu dem Konflikt Stellung zu nehmen. Sein langjähriger Kollege und Mitautor der neuen Studie, Klaus-Dieter Klinge, kann das nicht – die BGR hatte ihm offenbar nach Bekanntwerden der Studie am Dienstag zunächst jeglichen Kontakt zu den Medien untersagt.

Weil dann nämlich, qed, so ein Geschmiere wie in den beiden spon-Artikeln rauskommt. Das scheint mir ein guter Grund zu sein.

Auch frühere Mitteilungen der BGR waren auf das Misstrauen der Wissenschaftler gestoßen. So konstatierte die Behörde bereits zwei Tage nach dem Beben im Herbst 2004, dass es sich um ein tektonisches Beben gehandelt habe, das nicht von der Gasförderung verursacht worden sei – obgleich kaum Daten vorlagen, die diese Behauptung hätten stützen können. „So leichtfertig“, findet Dahm, „sollte man mit dem Thema nicht umgehen.“

Ja, nicht wahr, spon? – Leider macht Ihr das immer wieder. *seufz*