Gruesse aus der Grossen Stadt

Monat: Januar 2011

Zaz und William Gibson

Letzte Woche war ich in der Fabrik in Altona zum Konzert von Zaz.

Französisch-sprachige Musik, selbst gute, zieht scheinbar immer die Französischlehrer[1] in Massen[2] an, so auch hier: man konnte keine Bierflasche werfen, ohne eine pädagogische Fachkraft zu treffen, alt oder jung.

Eine ältere Lehrerin erinnerte mich an ein just bei William Gibson in „Zero Histroy“ gelesenes Zitat, wo die Hauptperson des Buches sich an einem Abend zu einem Essen Dinge anzog, die nicht unbedingt zueinander passten. Sie stellte sich dabei folgende selbstkritische Frage:

How many seasons until this kind of mismatching would read, on her, as bag lady, she wondered.

– Bei der Lehrerin im Publikum war dieser Zeitpunkt lange erreicht.

Das Konzert? – Oh, das war super! Auch die Vorband: Okou, eine Band mit einer Sängerin, die mich etwas an Cassandra Wilson erinnerte, also eine phantastische Stimme hatte.

…Und zum Schluss noch einen Kalauer zum Thema „Lehrer“: eine Freundin, Lehrerin, berichtete, dass sie nach der Schwangerschaft vorerst nur halbtags wieder arbeiten würde. Ich fragte sie dann, wie das ginge: Lehrer arbeiten von acht bis eins, oder? – Und dann nur noch von acht bis halb elf? – Nach Stellen dieser Frage suchte ich eilends Deckung, um Wurfgeschossen zu entgehen.. 😉

[1] Keine Vorurteile, übrigens: wenn die (zumeist) Damen und Herren sich unterhielten ging es häufig um die Schule!

[2] Wenn Lehrer vor die Tür gehen, dann immer gleich in Rudeln, habe ich den Eindruck. Und dann wird gepichelt, dass sie nur hoffen können, keinem ihrer Schüler zu begegnen!

Terry Pratchett: „Neuinszenierung für eine breite Zielgruppe“??

WTF?

Ich meine: schön, dass sich in Deutschland jemand Gedanken über das Verlegen und Neuverlegen von Terry Pratchetts Büchern macht, und wie man eine breitere Zielgruppe erreichen kann, die der Meister ganz sicher verdient, aber wieso auf diese Art?

Der Text: Ab Frühjahr werden im Manhattan Verlag (neben den regulären Neuerscheinungen) sukzessive alle Backlisttitel in neuer Übersetzung herauskommen. Mit Regina Rawlinson und Gerald Jung wurden zwei vielfach preisgekrönte Übersetzer für das ehrgeizige Projekt gewonnen.

Na, meinetwegen. Ich fand die Übersetzungen nicht so schlimm gelungen, wenn auch teilweise etwas an der Bedeutung des Originals vorbei, was aber (fast) nur auffällt, wenn man jenes kennt.

Dann aber:

Der Umschlag: Statt der witzig-ironischen Illustrationen der englischen Originalausgaben setzt Manhattan künftig für Neuerscheinungen und Backlist auf eigene Buchcover aus einem Guss, die der deutsche Künstler Tom Steyer in bester Pratchett-Manier mit einem fröhlichen Augenzwinkern gestaltet.

No fscking WAY! – Die Cover sind ein Markenzeichen und gehören zum Gesamtpaket!

Fast schlimmer ist aber für den Bibliophilen folgendes:

Die Verpackung: Auch in der Ausstattung gibt es nach langen Diskussionsrunden im Verlag einen grundsätzlichen Neuansatz, denn die Romane erscheinen künftig nicht mehr gebunden, sondern als Klappenbroschur (Thielenhaus: „Das Format der Zukunft“) mit gestalteter Innenseite und heraustrennbarem Lesezeichen.

„Das Format der Zukunft“ my ass! – Wer sich die Bücher gebunden kauft, der will die Qualität und Wertigkeit der gebundenen Ausgabe, keine bekloppte Klappenbroschur!

Aber: ach, was rege ich mich auf. Ich kaufe weiter die schönen, bunten, gebundenen Originale, und freue mich daran. Es tut mir nur ums lokale Publikum leid, die nun Opfer eines Meetings der Marketing-Abteilung am Freitag Nachmittag werden.

Mehr treffende Rants zum Thema finden sich hier, in einem anderen Blog.

ps: nette Anekdote aus der Newsgroup alt.fan.pratchett: vor vielen, vielen Monden fragte ein fellow afper einmal, ob es möglich sein könnte, dass er da-und-da am so-und-so-vielten Terry Pratchett gesehen haben könnte, „or was it just an Old Fart in a Hat?„. Was der arme Mann, noch neu bei AFP, nicht wusste, war, dass der Meister selbst zu der Zeit dort auch mitlas. Er antwortete dann auch persönlich: „It was me. Terry Pratchett, OFiaH„. Es ist nicht überliefert, in welchem Erdloch sich der Fragende anschließend vor Scham selbst vergraben hat..

[Quelle der Zitate: buchreport.de]

Altona / Virchowstrasse: Bürgerbegehren gegen „Stay Alive“ ist gescheitert

Wie altona.info berichtet, ist das „Bürgerbegehren“ gescheitert, welches die Ansiedelung der Suchthilfeeinrichtung „ABC“  und „Stay Alive“ in der Virchowstrasse verhindern wollte. Ich freue mich. Die Gründe dafür sind hier nachzulesen (Achtung: (auch) polemisch!).

Den Ausgang hatte Hamburg 90,3 und das NDR Hamburg Journal schon im letzten Jahr vorhergesagt, was die Gutbürger zur Androhung rechtlicher Schritte in ihrem Blog veranlasste.

Seit dem ist dort allerdings auch kein Update zu lesen.

So ist das mit der direkten Demokratie, siehe auch der „Fall Ikea“ in Altona: alle wollen eine Volksabstimmung, aber nur dann, wenn sie zu ihren Gunsten verläuft. Und wenn nicht, wird mürrisch ein neues Volk verlangt.

Ich bin kein Freund direkter Demokratie, jedenfalls solange Blätter wie die „BILD“ noch so eine große Verbreitung und Einfluss haben. Aber wer das nun will, muss auch die Konsequenzen tragen.

Die Wahrheit ist: Wir sind was volkt! 😉

(Mein) Aktuelles Buch: William Gibson, „Zero History“

Endlich bin ich beim neue(re)n Gibson angekommen, und die Seiten flattern nur so durch! – Sprachmächtig wie gewohnt, und diesmal gleich von der ersten Seite an packend, ich bin bisher begeistert, und kann es nur schwer aus der Hand legen!

Ich hoffe, es ist eines seiner Bücher, welches ein starkes Ende hat. Das ist leider nicht immer so. Aber bisher geht es sehr, sehr gut an!

Es geht um ..Mode! – Irgendwie, jedenfalls. Mehr auf der Meta-Ebene.

Ich finde es erstaunlich, dass nach der Cyberpunk-Trilogie (Neuromancer, etc.), die damals stilbildend waren, immer noch (oder wieder?) so gute Bücher aus seiner Feder/Tastatur kommen! – Und wie genial er es mittlerweile schafft, visionäre Science Fiction (heutzutage fast zum Schimpfwort verkommen) in der Gegenwart stattfinden zu lassen, nur durch Ausreizen der vorhandenen Technik, die etwas weitergesponnen wird. – Moderne Smartphones waren bis vor sehr kurzem noch „Science Fiction“, deren täglichen Einsatz sich niemand vorstellen konnte, jetzt sind sie Alltag! – Gibson findet immer wieder solche „gerade noch Sci-Fi“-Themen für seine Bücher.

…Schnell weiterlesen… 😉

(Mein) Aktuelles Buch: Tom Robbins, “B wie Bier”

Nur knappe hundert Seiten, kein Eindringen in rektale Körperöffnungen, wie sonst gerne bei Herrn Robbins, und schnell verschlungen: eine kurze Geschichte „für Kinder“ über Bier, oder eigentlich doch eher über die Menschen, die es trinken, oder Menschen kennen, die Bier trinken, in dem Fall: Kinder.

Ein kleines Mädchen trinkt Bier, wird betrunken, trifft die Bier-Fee(!) und erlebt ein schnelles Abenteuer, obwohl das wirkliche Abenteuer erst auf den letzten Seiten (sehr kurz) erzählt wird.

– Was schnelles für zwischendurch!

Oh, und: natürlich gibt es eine Rothaarige. Ich hoffe wirklich, dass Tom Robbins Frau rote Haare hat, sonst blieben ihr bei dessen Fokussierung nur üble Laune..

Nachtrag: er ist gerade bei Frau #3, und zumindest diese hat keine roten Haare, legt dafür aber Tarot. Oh, Mann. Tim Robbins Wikipedia-Seite ist aber tatsächlich noch ganz interessant! – Seine erste Ehe wird übrigens gar nicht erwähnt, seine zweite Frau nur auf der deutschen Seite!

App-Idee: Rücklicht!

..Und der von seiner Anreise immer noch hechelnde Nachbar erklärte im Pub, dass sein (Fahrrad-)Rücklicht kaputt sei.

Jetzt muss ich mich doch noch in die App-Entwicklung einarbeiten. Eine Rücklicht-App fehlt meines Wissens noch in allen Markets, dabei wäre sie doch eine echte Hilfe! – Bei Nachtfahrten einfach[1] Handy mit Rücklicht am Po befestigen und los geht’s! – Ausgebuffte Hersteller könnten gar eine Halterung für Fahrräder entwickeln!

Ich werde das zumindest mal Steve Jobs vorschlagen; seine Jünger kaufen ja eh alles, wo ein Apfel drauf ist.. 😉

[1] Sicher, es gibt einige Einschränkungen: das Wetter sollte trocken sein, oder man muss sich eine Wasser-abweisende Hülle zulegen. Die Mountain Biker ohne Schutzbleche und mit Bremsspuren aus hochgespritztem Strassendreck auf der Hose/Jacke werden daran auch nicht unbedingt ihre Freude haben. Und zu Blickwinkelabhängig sollte das Display des Telefons für optimale Sichtbarkeit auch nicht sein..

Blitzeis und Uggboots

Also gut, noch einmal nach Australien…

Die Allwissende Müllhalde erklärt die Herkunft von Ugg-Boots (in der englischen Version wesentlich ausführlicher):

Australier (oder Neuseeländer, darum wird noch gestritten) haben das Schuhwerk in den 1920ern entwickelt, und zwar zunächst um die Füße von Piloten im ersten Weltkrieg warmzuhalten. In den 60ern entdeckten dann Surfer und Schwimmer die Schuhe für sich, um die Füße am Strand warmzuhalten oder aufzuwärmen. Als Name wurde „ugg boots„, „ugh boots“ und „ug boots“ verwendet, was in Australien ein generischer Begriff für Schaf-Fell Schuhe mit Gummisohle ist, und daher dort auch nicht als Marke geschützt werden konnte – wie ansonsten fast überall auf der Welt.

Um 2000 herum trugen dann einige „Stars“ wie Kate Hudson, die stets unglaublich schlecht gekleidete Sarah Jessica Parker und Pamela Anderson Ugg-Boots freiwillig vor Kameras und machten sie somit berühmt.

– Pamela Anderson, die kleine Blitzbirne, hat mittlerweile spitz bekommen, dass die Schuhe aus dem ganzen Schaf-Fell gemacht werden, und das jenes den Schafen nicht weggestreichelt wurde, und trägt die Schuhe seit dem nicht mehr[1]. PETA-Scheiße[2], halt.

Und nun zum Blitzeis:

Diese Schuhe wurden in Australien (oder meinetwegen Neuseeland) entworfen, wo es warm und nicht so nass ist, wie bei uns. Sie bestehen aus Schaf-Fell[3]. – Ich weiß nicht, warum so viele Mädels meinen, diese Schuhe eignen sich dadurch hervorragend für den deutschen Winter!? Die Schuhe ziehen einmal Wasser, und sehen danach fürchterlich(er) aus, die nassen Füße möchte ich mal gar nicht erwähnen, wobei das noch durch die hohe Saugfähigkeit von Wolle abgemildert werden könnte.

Und – das ist der wichtigste Punkt – sie haben kein ordentliches Profil!

Heute gab es Blitzeis im Norden, und überall vor Hamburgs S- und U-Bahnhöfen lagen gehäuft Mädchen und Frauen mit Ugg Boots auf Nase und Po (ja, teilweise auf beidem!).

Meine Damen: die Dinger sehen gar nicht so super aus – es sei denn, man steht auf Frauen mit der Yogi Bear Anmutung, stattgegeben. Dafür sind sie teuer, schnell ruiniert und taugen nicht für eisige Wege!

Mein Tip: lernt, Mädels! Lernt schnell! – Sonst regelt das die Evolution.. 😉

[1] Hat hier jemand „dumme Blondine“ gesagt?
[2] PETA ist bei mir unten durch, seit sie ihre Kampagne gegen australische Wolle gemacht haben. Man solle diese boykottieren, weil die Schafe beim Scheren auch mal geschnitten werden!  – Heidewitzka, Herr Kapitän! Das passiert Milliarden von Männern täglich beim Rasieren, wo bleibt also die Kampagne gegen Gilette??
[3] Blödes Wort! – Ohne Bindestrich sieht’s irgendwie schlimm  aus, aber mit auch.. – Ein Teufelskreis!

Mehr unnützes Wissen: Biergrößen in Australien!

Angeregt durch einen Artikel über die geplante und revolutionäre Einführung von neuen Biergrößen – also: Glasgrößen in Pubs – in England auf meiner Lieblings-Tech-Seite The Register[1] sah ich mal bei der Allwissenden Müllhalde nach in Australien gebräuchlichen Gläsergrößen.

Und das ist ein komplexes Thema!

Die Bezeichnungen variieren stark nach Bundesland/Metropole: Während man bei der Bestellungen eines „Pot of Gold“ in Brisbane und Melbourne ein 285ml Glass Xxxx Gold bekommt, muss man in anderen Staaten ein „Middy“ (Halfpint) oder „Handle“ oder „Ten“ (Unzen) bestellen. In Adelaide soll das dann „Schooner“ heissen, was kompliziert ist, denn so heissen überall sonst die 425ml Gläser, die in Adelaide widerum „Pint“ genannt werden. Ein Pint sind aber eigentlich 570ml, weshalb diese Gläsergröße auch überall in Australien so genannt wird, außer in Adelaide und Umgebung, wo ein „Pint“ ein „Imperial Pint“ sein soll.

Von Dingen wie „Shetland“, „Pony“ und „Butcher“ will ich hier mal gar nicht sprechen.

Am sichersten fährt man sicher, wenn man einfach einen „Jug“ bestellt. Das ist dann viel Bier im Krug, und danach versteht sowieso niemand mehr die Bestellungen, und einem ist es auch Wurst, was letztendlich geliefert wird.

[1] „And where’s the tech-angle“ fragen dort die Leser gerne. In diesem Fall wurde der Vorschlag für die Einführung einer neuen Größe vom Wissenschaftsminister gemacht, also ist es ein „Tech-Thema“!

XKCD: Verbreitete Irrtümer

Durch den folgenden schönen Cartoon von xkcd habe ich den dort referenzierten Wikipedia-Artikel zu „Common Misconceptions“ mal durchgelesen!

xkcd.com: misconceptions

xkcd.com: misconceptions

Sehr interessant, das alles! – Eine Menge Unnützes Wissen(tm)!

Der deutsche Artikel bei der Allwissenden Müllhalde ist bei weitem nicht so informativ und ausführlich, aber auch lesenwert. Beide Artikel haben tolle Links und Referenzen am Ende, die das Ende der Produktivität in Büros einläuten könnten, wenn sie sich erst rumgesprochen haben.

– Und falls die nicht ohnehin längst geschmackvoll durch reddit blockiert wurde..

– Und / oder durch xkcd, falls sich die Site noch nicht weiter rumgesprochen haben sollte.. – Ja, die Cartoons sind auf englisch, aber alleine für diese Seite würde sich das Englisch-lernen schon lohnen!

🙂

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