Gruesse aus der Grossen Stadt

Monat: Februar 2011

Guttenberg auf Roland Kochs S(chleims)puren…

Schleimspuren im politischen Leben, man kann gar nicht so viel Essen, wie man kotzen könnte.

Super-Gutti gibt seinen Onkel-Doktor wieder zurück, was nicht geht, aber egal. Und das erklärt er in Hessen, nahe der Heimat von Roland, dem „brutalst-möglichen Aufklärer“ und Aussitzer, Koch, noch so eine Schleimspur der Politik, der ebenfalls im jubelnden Publikum sitzt, und bloß nicht vor der Hauptstadtpresse, die er super fand, solange sie ihn super fand, und die schon zu seiner Erklärung am Freitag nicht eingeladen wurde. Böse Presse.

Natürlich erhält er als „Einlaufmusik“, wie ein Boxer, irgendwas von AC/DC, dabei ist er doch unrockbar, und ganz sicher kein Boxer! – Der würde sich ja stellen!

Bei Spon liest man dann noch erschütterndes:

„Ich bin bereit, mich vor die Öffentlichkeit zu stellen und nicht nur vor die Hauptstadtpresse“, sagt nun Guttenberg unter großem Jubel. „Bravo!“, rufen sie im Publikum. „Diese Herangehensweise mit Selbstkritik“, sagt Guttenberg, müsse man vielleicht „auch mal bei jenen anwenden, die die Politik beobachten“. So sei in der letzten Woche „mit Sondersendungen und allem Pipapo“ über seine Dissertation berichtet worden, gleichzeitig aber der Tod dreier Soldaten in Afghanistan zur „Randnotiz verkommen“.

„Randnotizen“ sind doch aber sonst sein Steckenpferd? – „Randnotizen“ hätten doch auch so schön von der Affäre der kopierten Doktorarbeit ablenken können! Nur diesmal scheint das nicht geklappt zu haben, wie schade. Deswegen sagt er das auch alles in Hessen, in einer Rede ohne Widerspruch und unter „Fans“. – Sehr tapfer.

Dann:

Das Signal des Abends ist klar: Fehler gemacht, Rücktritt ausgeschlossen. Nein, sagt Guttenberg, „eine altfränkische Wettertanne hauen solche Stürme nicht um“. Noch am Montagabend hat Guttenberg seiner ehemaligen Universität einen Brief zugeleitet, in dem er um die Rücknahme des Titels bat.

Ich finde ja, dass Herr Guttenberg sich wieder seinem Job als altfränkische Wettertanne widmen sollte. – Zurück in die Baumschule, sozusagen. Aber vorsicht: Hohe Zäune zwischen den Tannen wären zu empfehlen, sonst wird am Ende noch abgekupfert!

Guttenberg und die vernünftige FDP?

Hell freezes over? – Zumindest einer in der FDP macht plötzlich Sinn:

Die Kanzlerin müsse den Minister vorübergehend von seinen Aufgaben entbinden, forderte dagegen FDP-Vorstandsmitglied Wolfgang Kubicki. „Ich bitte Angela Merkel, den Minister zum eigenen Schutz und aus Respekt vor dem Amt des Verteidigungsministers abzuberufen, bis die Vorwürfe gegen Herrn zu Guttenberg endgültig aufgeklärt sind“, sagte er der „Leipziger Volkszeitung.“ Der FDP-Politiker empfahl Merkel, sich ein Beispiel am Handeln des Verteidigungsministers zu nehmen. Er verwies darauf, dass Guttenberg den Kapitän des Segelschulschiffs „Gorch Fock“ kurzerhand und vorübergehend abberufen habe, bis die Vorwürfe im Zusammenhang mit einem tödlichen Zwischenfall geklärt sind. Der Minister hatte seinen Schritt auch unter anderem mit Schutz des Kommandanten begründet. [Quelle: tagesschau.de]

Also: hinfort mit dem Gutherrchen! – Wir brauchen keinen neuen Kaiser, von BILD inthronisiert! Und seine Dissertation ist für mich ein willkommener Anlass, ihn „zu seinem eigenen Schutz“ aus dem Amt zu entfernen.

Kann nicht bitte jemand nochmal das überpeinliche Video nehmen, auf dem Crazy Rockin‘ Gutti ein T-Shirt über seinem Anzug trägt, und anbiedernd zu AC/DC zuckt, und darüber die Titelmusik vom Sandmännchen legen? Oder was hübsch volkstümliches?

Fakt ist: Gutti ist unrockbar. Und ein schleimiger Populist von Kai Diekmanns Gnaden, der so noch Kanzler wird, wenn man nicht aufpasst.

Aber unrockbar ist fast schlimmer..

(Mein) Aktuelles Buch: A. Doxiadis (Autor), C. H. Papadimitriou, “Logicomix – An Epic Search For Truth”

Eine Geschichte der Logik, ausgehend von einem Vortrag, den Bertrand Russel, Mathematiker und Philosoph, kurz nach Beginn des deutschen Einmarschs in Polen an einer amerikanischen Universität gehalten hat. Vor Beginn des Vortrags trifft er auf wütende Demonstranten, die gegen den Eintritt der USA in den Krieg sind, und Russel, der für seine pazifistischen Reden zu Zeiten des 1. Weltkriegs sogar im Gefängnis saß, auf ihrer Seite wissen wollen. Er lädt die Demonstranten ein, seinen Vortrag über Logik zu hören, und dann ihre Schlüsse zu ziehen.

Im folgenden unternimmt Bertrand Russel eine Reise durch seine Geschichte der Suche nach der Wahrheit und kommt zu einem Schluss, der sicher nicht allen Demonstranten gefiel.

Das Ganze ist eine „Graphic Novel“ – ein Comic, wie einige vielleicht sagen würden, obwohl das dann immer gleich so abwertend klingt. Dabei handelt es sich tatsächlich um einen veritablen Roman, der nicht umsonst zahlreiche Preise verliehen bekommen hat: Top Nonfiction Book of 2009 (Time), Top Biography of the Year 2009 (Washington Post), Book of the Year (Financial Times und Best Book of 2009 (Publishers Weekly).

Das Buch gibt es für einen knappen Zehner mehr auch auf Deutsch.

„Sozialnetzwerkende“ Kandidaten bei der Hamburg-Wahl 2011?

Ich habe ja noch die Antworten der Kandidaten zum Thema Alkohol im Öffentlichen Personen Nahverkehr nachzutragen:

Herr Scholz hat es nicht nötig, einen seiner Vasallen abzustellen, mir auch nur eine Standardantwort zu schicken.

Nun denn, Herr Scholz, wir sind ja Nachbarn und sehen uns sicher Samstag wieder beim Brötchenholen, dann werde ich sie mal direkt fragen. Trotzdem bin ich etwas enttäuscht. Als er noch Minister war, hat er meine Emails immerhin noch persönlich beantwortet, und zwar dazu noch ausführlich und „nicht von der Stange“!

Herr Ahlhaus, der ungelenke Noch-Bürgermeister, der alles tut, um down-with-the-kids zu sein, hatte hingegen einen Büdel[1] übrig, und der schrieb mir folgendes zum Thema:

Bürgermeister Ahlhaus hat Ihre Mail mit Interesse gelesen und mich gebeten, Ihnen zu antworten.

Das halte ich für ein Gerücht, finde es aber sehr höflich.

Tatsächlich ist der Bürgermeister der Auffassung, dass ein Alkoholkonsum-Verbot im Öffentlichen Personennahverkehr ein Beitrag zu mehr Sicherheit in unseren Bussen und Bahnen wäre. Zwar schließt dies tatsächlich nicht aus, dass alkoholisierte Personen nach einem Fußballspiel oder von einem Kiez-Bummel mit den Bussen und Bahnen unterwegs sind. Erfahrungen in anderen Städten, wie Nürnberg oder auch hier im Norden im Metronom haben aber gezeigt, dass ein derartiges Konsumverbot ausgesprochen positive Auswirkungen auf das Sicherheitsgefühl der Fahrgäste, aber auch die objektive Sicherheit und Ordnung in den Verkehrsmitteln hat. Demgegenüber ist es durchaus zumutbar, auf den in der Regel recht kurzen Fahrten im ÖPNV auf den Konsum von Alkohol zu verzichten. Dies entspricht im Übrigen auch der Auffassung des innenpolitischen Sprechers der SPD-Fraktion, Andreas Dressel.

So läuft der CDU-Wahlkampf in Hamburg: Es mag unpopulär erscheinen, aber die SPD sagt das auch, warum hacken immer alle auf uns Underdogs rum (die dabei aber noch den Bürgermeister stellen, und daher eigentlich selbstsicherer auftreten könnten!)!

[…]
Bürgermeister Ahlhaus hat mich gebeten, Ihnen die besten Grüße auszurichten.

Wieder mal (vermutlich) charmant gelogen, aber ich freue mich trotzdem über die Antwort.

Ansonsten ist noch nachzutragen, dass die meisten Kandidaten sich ja durchaus Mühe geben, überall im Netz präsent zu sein, nur leider immer nur in eine Richtung! – Auf eine Antwort von Herrn Scholz via Twitter warte ich immer noch. Der Account wird nur als Newsticker benutzt. Irgendwo stieß ich auch auf eine (die?) Kandidatin der Linken, Christin Bernhold und ihr Blog, in dem Diskussion oder Widerspruch (oder auch Zustimmung) ebenfalls nicht erwünscht ist: die Kommentarfunktion ist deaktiviert. Via Twitter nachgefragt, antwortete mir die Dame immerhin, und sagte, dass wir das gerne im „Realen Leben“ ™ besprechen könnten, was sehr nett ist, nur leider habe ich einen Job und ein Kind, und daher keine Zeit, mich tagsüber in Fußgängerzonen rumzutreiben – weswegen die Kommunikation via Internet, wenn die Medien schon genutzt werden, ja naheläge!

Naja: way to go, etablierte Parteien!

Man muss ja den Piraten nicht alles nachmachen, aber demokratischer und offener als bei denen geht’s wirklich nirgends zu.

Warten wir also ab, was der Wahlsonntag bringt! – Ich würde mich ja freuen, wenn Guidos Grinsebacken draußen bleiben, aber das ist nur meine Meinung.

In jedem Fall: geht Wählen, Kinder! – Genau so wie kein Alkohol (im ÖPNV) auch keine Lösung ist, ist es Nichtwählen in jedem Fall auch nicht[2]!

[1] Ich bitte die Wortwahl zu entschuldigen, der Herr war wirklich nett und bemüht, wie ich finde.

[2] Es sei denn, man wolle die Linke wählen, dann kann man es auch bleiben lassen. Mitmachen wollen sie ohnehin nicht, erst recht nicht in einer Koalition, und Zustimmung gibt es auch für nichts, nicht mal für eigene Herzensangelegenheiten.. – Ich kriege immer noch einen Hals, wenn ich lese, dass die Studiengebühren in NRW nicht abgeschafft werden, weil die Linke nicht mit zustimmt. Wollen die Genossen etwa Studiengebühren? -Aber nein! Sie wollen sie nur früher abschaffen, und stimmen daher dagegen! D’oh! *facepalm*

heise: „Bundeskanzleramt fordert Ethik fürs Internet“

Hngh. Manchmal kann man gar nicht soviel essen, wie man kotzen möchte.

heise online berichtet über das Forum „Public Sector“ des IT-Branchenverbands Bitkom in Berlin, wo der Abgesandte der Bundeskanzlerin, Michael Wettengel, Mitglied der IT-Steuerungsgruppe des Bundes und Zentralabteilungsleiter im  Bundeskanzleramt, Wörter von sich gibt, die sich weigern, Worte zu ergeben[1].

Er fordert – haltet die Luft an! – eine „Ethik im Netz“! Ich wusste nicht, dass das Netz vollkommen unethisch ist, freue mich aber natürlich über den besonderen Schutz durch die Kanzlerin!

Das Internet, so lese ich, dürfe „kein rechtsfreier Raum“ sein! – D’accord, mon ami, aber hat der gute Mann denn noch nicht verstanden, dass im Internet die selben Gesetze gelten, wie im „echten“ Leben? Das das Netz sehr wohl sehr gut reguliert ist? Vielleicht hält er es für besser, Ziele zu definieren, die schon (immer) erreicht sind?

Außerdem soll für die laut Frau von der Leyen vorhandene, übermächtige Bedrohung der Netzbürger durch Kinderpornographie [2] gestoppt werden, und zwar nicht etwa durch Verfolgung der Verursacher, sondern durch eine besonders gewiefte Form der Zensur: ein geheimes Committee ohne parlamentarische Aufsicht sperrt Seiten im Internet – zumindest für Leute, die keinerlei technische Kenntnisse haben, diese einfachen Schranken zu umgehen. Kurz: was wir nicht sehen, ist nicht mehr da, Problem gelöst! Und ganz nebenbei kann noch so einiges mehr gesperrt werden, egal, es wird schon niemandem auffallen, da es ja keine Rechenschaftsberichte, keine Einspruchsrechte und keine Verfahren dazu gibt! Sehr gut, das klingt toll!

Dummerweise ist das sogenannte „Zugangserschwerungsgesetz“ – mit „Z“ wie „Zensur“! – vorerst gestoppt. Vermutlich die einzige gute Sache, die die FDP in dieser Regierung je gemacht hat…

Grundsätzlich müsse die Rolle des Staates in der Online-Welt neu gefasst werden. Beim ersten Boom des Internets Anfang der 1990er seien staatliche Regelungen eher kritisch beäugt worden. Die jüngste Finanzkrise habe aber gezeigt, dass Selbstregulierung ihren Preis habe.

Das klingt interessant. Die unkontrollierten Banken und Fonds verursachen eine weltweite Krise, und daraus lernen wir, dass wir das Netz stärker regulieren müssen? Meine Vorschlag an die Bundesregierung wäre eher, das Netz kennenzulernen, und festzustellen, was es ist, macht, und dass die Regierung(en) schon längst (theoretisch) im Netz angekommen sind, nur noch nicht wissen, wo sie eigentlich sind.

Oh, und: könnten wir dann auch noch die Lehre ziehen, dass Banken stärker reguliert werden sollten? Das wäre doch auch schön, oder?

Wettengel stört sich an den gängigen „Phantasienamen“ in Online-Foren. Normalerweise sei es ein Zeichen von Höflichkeit, dass sich der Bürger „zu sich selbst bekennt“. Er warf die Frage auf, was die „ständige Verwendung“ von Pseudonymen „für Rückwirkungen auf die reale Welt haben wird“.

Och, Mensch. Und hier lernen wir endgültig, dass Herr Wettengel noch nicht weiter als bis zur Seite der BILD im Netz unterwegs war, oder? – Angenommen, Herr Wettengel, sie gehen in eine Kneipe. Ja, ich weiß, aber jetzt mal nur theoretisch. Dort geraten Sie mit anderen Personen an ihrem Tisch ins Gespräch, die behaupten, dass die Bundesregierung keinen Schimmer vom Netz hat. Sie schreiten ein, und erklären, dass einige Regierungsmitglieder sich das Internet letzt sogar ausgedruckt haben, um es zuhause zu studieren, und, und, und. Es ist nur eine Kneipendiskussion, in der sie ihre Meinung vertreten. Sie werden danach nie wieder eine Kneipe aufsuchen, haben sie beschlossen. Aber sie haben, da sie sich „zu sich selbst bekennen“, ihren (echten) Namen an die Wand der Kneipe geschrieben. Hielten Sie das für eine gute Idee? Freuen sie sich auf die folgenden zahlreichen Anrufe und Besuche zu Hause, auf die interessante Post von Leuten, die die Unterhaltung potentiell auf weniger sachliche Art weiterführen wollen?

Im Internet gibt es Leute mit Meinungen zu verschiedenen Fußballteams, Tütensaucenherstellern, Pauschalurlauben, sexuellen Präferenzen und Hobbies  – Die Liste ist lang! Und diesen Menschen wollen sie vorschreiben, ihren echten Namen dafür zu verwenden? Wer sind denn sie, dass sie glauben das verlangen zu können?

Amüsiert hat mich auch die Verwendung des Begriffs „Cyberspace“. Soll damit zum Ausdruck gebracht werden, dass die Bundesregierung auch die „coolen Ausdrücke“ kennt? – Da sag‘ ich mal: *lol*

Beate Lohmann, Abteilungsleiterin im Bundesinnenministerium, kündigte auf dem Forum „Leitlinien für soziale Netzwerke“ für Behörden an. Bei webbasierten Diensten werde auch in den Verwaltungen oft nur an Twitter und Facebook gedacht. Wichtiger seien aber „interne Dienste für Kommunikation, Kollaboration und Wissensmanagement“.

Wie schön, wie schön. Ich wäre ja zufrieden, wenn ich mal per Telefon in Behörden jemanden erreichen könnte. Und per E-Mail? Das habe ich letzt mal versucht! – Es ging nur um eine einfache Frage. So sah die Antwort aus:

Grundsätzl. Arbeiten wir nicht per mail, zu Ihrer Anfrage müssen Sie sich von einem Notar beraten lassen

Richtig: ohne Anrede, ohne Gruß, dafür mit Abk. für das hässliche, lange Wort „grundsätzlich“ (zwei Zeichen gespart, Respekt!).

Hier meine Buchempfehlungen für die Bundesregierung:

[1] Ja, da gibt es einen Unterschied.

[2] Beweis ausstehend, aber wer gegen Zensur ist, ist ja in ihren Augen für Kindesmisshandlung!

Das „Regime“ in Ägypten..

Was ich mich immer frage: wann wird eine „Regierung“ eigentllich zum „Regime“?

Nicht nur die Kanzlerin hat den Genossen Mubarak [1] ja früher kräftig geknuddelt, auch in der Presse war bisher nie von einem „Regime“ die Rede, sondern immer vom „Partner“, oder? Und wie geht es weiter, wenn der Herr Präsident nun doch weiter im Amt bleibt, und weiter ein treuer Verbündeter im Nahen Osten ist, wie bisher? Wird das Wort „Regime“ dann wieder zurückgenommen?

Ich werde mal an die Redaktion der Tagesschau schreiben, um das zu klären. Vielleicht antworten die ja mal eher als die Herren Scholz und Ahlhaus, die sich derzeit zu fein sind, Emails zu beantworten.

Überhaupt scheinen im Hamburg-Wahlkampf mal wieder die Sozialen Netzwerke als „write-only“-Medien genutzt zu werden. Da wird zwar heftig getwitttert und was nicht alles, aber es wird kein Dialog geführt. Politik, wie wir sie gewohnt sind, also. Wenigstens im Wahlkampf hatte ich da eigentlich mehr von den Kandidaten erwartet.

[1] Mubarak: arabisch für „Kuhstall“ (ja, alt, sorry.. 😉 )

Wikileaks „Dinner For Free Speech“

Also, das ist irgendwie ..gruselig!

Via Facebook schlägt mir Wikileaks vor ein „Dinner for Free Speech“ zu veranstalten. Damit das auch gelingt, werden einige dufte Tips mitgeliefert:

Hello fans.
Hosting Your Dinner Party

Send this e-invitation to as many of your friends as you can. Your friends might want to host dinners too. In any event….. Decide to host a dinner yourself!
Have dinner at home, in a restaurant, in the street, in front of the TV with the kids….do your bit to encourage as many people from as you can to participate. The important thing is to raise awareness of the issue of free speech, and to pledge support for Julian’s Defence fund and/or WikiLeaks.
A specially recorded dinner speech will be provided by Julian Assange for you and your guests to broadcast at your dinner. This is only available to you when you enrol for this dinner event.
In order to host a successful dinner party, here are a few things that might be helpful to know:

a) Use this site to enrol for this Dinner event.

b) Invite your guests as soon as possible and be clear about who the invitation is from. Click Here for your e-invite.

c) If you’re not used to hosting dinner parties or are having trouble deciding what to cook, first decide on your menu – keep it simple and seasonal. Don’t be tempted to try something last minute, stick to what you know works. If you don’t have time to cook, you could get in a take-away, arrange to meet somewhere for street food or ask friends to contribute.
Make sure you get info from your guests on any special dietary requirements. Try to balance your menu…e.g. not too much heavy carbs or cream in every course! Food that is easy to cook and serve will ensure that you are relaxed for your guests and that everyone will have a good time leaving you with plenty of time to talk.

d) Plan ahead – if you’re eating at home, take time before your party to shop and prepare ingredients, plan your table setting and seating arrangements and make sure you’ve got the required cutlery and crockery for your menu. Perhaps some flowers or similar to make the table look „dressed“

e) Preview Julian’s speech before your guests arrive if you like. The speech will be available at the on this page. You can share this with your guests when everyone is seated for dinner. Help your guests join in with the interactive part of this dinner by providing a laptop at the table and allow guests to text, email and tweet between mouthfuls !

All that said, there are no rules really, you can do a party in what ever way you prefer….we just ask that the topic of conversation at your dinner is focused on Freedom of Speech

idea….If you’re having a few people for dinner, you could set a place for Julian (who sadly won’t be able to join you in person) and place your laptop in his place setting. Open the screen to face all the other guests and play Julian’s speech to everyone. After which you can discuss your thoughts, views and ideas by Twitter, Facebook, Blog.

This is a great chance to participate in a discussion on issues that are important worldwide. EAT, LISTEN and HAVE YOUR SAY!

Da geht’s aber um viel! – Erst „nur“ um „Free Spech“, dann plötzlich auch um „Julian’s Defence fund“ und natürlich(er): Wikileaks. Das ist aber alles ziemlich gemischt. Und ob Julian Assanges Gerichtsverfahren – welches ja noch nicht mal ansteht, er soll ja nur, dubios, befragt werden – nun Wohl und Wehe der freien Meinungsäußerung entscheidet, weiß ich nun auch nicht.

Ich finde, dass Herr Assange der Sache wegen erst einmal etwas zurückstehen sollte, um seine Angelegenheiten zu regeln. Seine verfahrenen Verfahren sind nicht das selbe wie Wikileaks, und sie sind garantiert nicht das selbe wie freie Meinungsäußerung.

Ich wünschte, dass das bei Herrn Assange nicht immer so durcheinanderginge.

– Und einen Platz für ihn am Tisch reservieren, und Leute zu versammeln, um SEINER Stimme zu lauschen, etc., das hat für mich alles etwas zu sehr was von Führerkult, muss ich sagen.

Daher: „dislike“.

(Mein) Aktuelles Buch: Arthur Bremer, “Die Welt in 100 Jahren”

Das klingt jetzt mal nach blöder Phantasterei, ist es aber nicht ganz: das Buch, eine Sammlung von Essays über das Leben in 100 Jahren, wurde vor – 100 Jahren geschrieben!

Ich lese also eine Flaschenpost aus einer anderen Welt, in der die Autoren sich vorstellen, wie es heute sein könnte. Und dabei sind sie teilweise recht akurat! – Sicher: Zeppeline und Luftschiffe sind nicht wirklich das vorherrschende Transportmedium, und die Menschen leben immer noch größtenteils auf der Erde, nicht in Luftschlössern, aber die Vorstellungen von Telefonen in jeder Westentasche, um nur ein Beispiel zu nennen, sind schon überraschend akurat!

Der deprimierenste Aufsatz ist dabei noch der einer Feministin, über „Die Frau in 100 Jahren“: hier geht die Welt unter, aber grausamst! Da hatte wohl jemand einen schlechten Tag erwischt?

Die Aufmachung des Buches ist wunderschön: es wurde die alte, deutsche Typo beibehalten, und die prächtigen Illustrationen der Originalausgabe ebenfalls. – Ein Buch zum Schmökern!

Mitten im Buch findet man wahre Worte:

Doch spätere Zeiten gleichen für uns einem Spiegel, in dem nichts anderes erscheint, als die Erfüllung der eigenen Wünsche. – Alexander von Gleichen-Rußwurm

..was einen wiederum um die Feministin fürchten lässt..

Mehr hier: Die Welt in 100 Jahren: Mit einer einführenden Essay „Zukunft von gestern“ von Georg Ruppelt

Wahl-O-Mat für die Hamburg-Wahl 2011 und einige Programmpunkte

Den neuen Wahl-O-Mat gibt es hier.

Ich habe nicht viel Neues erfahren, und keine „ach, herrje, ich soll wen wählen??“-Momente gehabt, aber damit habe ich auch nicht wirklich gerechnet..

Interessant finde ich im Ergebnis, dass alle(!) Parteien die Kita-Gebührenerhöhung wieder zurücknehmen wollen! – Auch CDU und GAL, die sie ja erst eingeführt haben! Ich meine: ich bin ja total dafür, aber.. – warum habt Ihr die dann erst eingeführt?

Total hip ist in diesem Wahlkampf übrigens die CDU, die ihre jungen, lässigen, aber spießigen (aka „traditionelle Werte“, oder so, steht auf den Plakaten, was geschickt ausgedrückt ist, weil das impliziert, dass alle anderen entweder gar keine Werte haben, oder nur so ganz doofe neumodische. Da das nicht zutrifft kann man nur schließen, dass eigentlich „spießig“ gemeint ist) Kandidaten in den Stadtteilen allesamt mit Facebook-Profil und Twitter-Account versorgt hat, wobei die zumindest den Facebook-Teil sicher noch bereuen werden, weil jetzt Kreti und Pleti deren „Freunde“ werden wollen, und deren Oma Neumünster, gerade frisch angemeldet, sich fragt, woher ihre Enkelin die ganzen Leute kennt. Und wenn dann noch ein wirklicher alter Freund unter den vielen falschen ist, und der Bilder vom Skinny-Dipping am Baggersee in der 11. postet und verlinkt, dann ist das Gejohle groß!

Aber tradionell-wertige Menschen waren sicher nie im Baggersee, jedenfalls nicht nackt, und in der 11. waren sie auch nie – die wurde übersprungen.

Polemik? – Oh, ja, Polemik. Ich entschuldige mich bei den CDU-Häschen, die Attacke war eher gegen Facebook und die Konsequenzen der Nutzung gerichtet.

Ein Freund schreibt jetzt kaum noch privates in seinem Profil, weil sein Arbeitgeber ihn vor einen Ausschuss gezerrt hat, um dort zu zeigen, dass seine Krankheitszeiten nur durch sein „exzessives Privatleben“ hervorgerufen werden. – Eine üble und unwahre Unterstellung, möchte ich hinzufügen.

Aber schreibt nur weiter alles bei Facebook, liebe Kinder, that’s entertainment! – Nur leider früher oder später auf Eure Kosten..

Interessant beim Wahl-O-Mat war die eigentlich bekloppte Frage, ob man für die Bildung eines Nordstaats mit Niedersachen, Bremen und Schleswig-Holstein wäre, wogegen natürlich alle Parteien – zu recht! – sind. Aber halt: alle Parteien? Nein! Eine kleine gelbe Spaßpartei ist, laut Wahl-O-Mat, tatsächlich dafür!

Da kann KatJA Suding, das neue Grinsehäschen, das diesmal versucht, die FDP über die 5% zu wuchten, gleich warm anziehen, was sie aber auf den Plakaten ohnehin schon macht.. – Die alberne Schreibweise auf den Wahlplakaten, KatJA hat sich scheinbar irgendein Hiwi in einer Werbeagentur ausgedacht, um eine frohe Botschaft zu vermitteln.

Er wird immer Praktikant bleiben, aber es gibt sicher später einen Aushilfsjob bei Mövenpick für Friends of Guido.

Interessant ist auch, dass die großen Parteien für ein Alkoholverbot in Bus und Bahn sind! – Wie sollen die Fußballfans denn dann bitte vom Stadium zurückkommen? Mit dem eigenen Auto? Und überhaupt, man stelle sich das vor: Bahnhof Reeperbahn am Wochende – ausgestorben! Alle zu betrunken um mitfahren zu dürfen!

Da hat wohl mal wieder jemand nur bis wochentags, 18 Uhr gedacht!

Ich werde die Kandidaten einfach mal befragen und trage die Antworten dann hier nach.

Update 1: Es heißt auf den CDU-Plakaten tatsächlich „vertraute“ Werte, nicht „tradionelle“.

Update 2: Das Alkoholverbot in öffentlichen Verkehrsmitteln bezieht sich (mittlerweile?) tatsächlich bloß auf das aktive Trinken im Zug oder Bus! – Naja, ok, allemal unnötig, wie ich finde.. Hatte die Kandidaten trotzdem mal angeschrieben – bevor ich meinen Fehler merkte. Mal sehen, was kommt.

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