headonism

Der Wetterbericht fuer den Sueden von West-Xxxx kuendigte Sturm an, und so wurde es auch richtig stuermisch, und zwar derart, dass der dicke Kater Fledermaeuse jagen koennte, wenn er denn nicht so dick waere, die Hundis[1] beinahe zu Flughunden werden (weshalb der Kater sie eigentlich jagen muesste - was er seiner Gesundheit zuliebe natuerlich nicht tut - denn Flughunde sind meines Wissens auch Fledermaeuse) und man dem Geruch nach davon ausgehen muss, dass, wenn man gerade noch neben einem Eukalyptusbaum gestanden hat, einen eine Fuhre Hustenbonbons von den Fuessen geholt hat, und nicht etwa nur eine Windboee... - Sturm am anderen Ende der Welt riecht einfach besser!

Der Wetterbericht fuer Xxxx ist im Allgemeinen immer etwas grosszuegiger abgefasst: Das Gebiet, fuer das Sturm angesagt wurde, war so gross, dass man mit dem Auto Stunden von seinem einem Ende zum anderen gebraucht haette, was sehr unterhaltsam ist, wenn man daran denkt, wie in der Heimat jeder Lokalsender seinen eigenen Wetterbericht auf den Markt wirft - inklusive meines persoenlichen Favoriten, der Gefuehlten Temperatur[2], die hier aber grosszuegig weggelassen wird.

Weglassen koennte man ebenfalls einen grossen Teil des oertlichen Wetterberichts! - Nehmen wir zum Beispiel die Kimberleys, eine Gebirgskette im Norden von West-Xxxx. Das Wetter fuer die naechsten 365 Tage lautet - ich betaetige mich hier mal frech als Hobby-Meteorologe - wie folgt: Fuerchterlich heiss, 36-40 Grad Tageshoechsttemperatur und vereinzelte Gewitter. Stimmt garantiert.

Das ist natuerlich nur meine Sicht, die von der Sicht der Eingeborenen der Grosswetterlage immens abweicht! Die Eingeborenen erkennen einfach Untertoene im Wetterbericht, die uns armen Europaeern komplett entgehen, wie zum Beispiel die [hypothetische] Tatsache, dass die heutige Tagesdurchschnittstemperatur 0.5 Grad ueber der gestrigen lag!

Die Moeglichkeit der Xxxx-ianer, ueber das Wetter zu sprechen, ist sehr ausgepraegt.

Bei meinem ersten Besuch betrat ich mit meinem Lieblingsvater einen Fahrstuhl, in dem schon ein paar Eingeborene standen, und beobachtete eine schier endlos erscheinende Fahrt lang fasziniert, wie mein Vater sich die ganze Zeit ueber das Wetter unterhielt, dabei vollkommen ausser acht lassend, dass es die letzten 14 Tage einfach nur FUERCHTERLICH HEISS[3] gewesen ist!

Mittlerweile habe ich mir darueber tiefergehende Gedanken gemacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass die oertlichen Prioritaeten einfach nur verschoben sind: zum Beispiel regnet es in der Heimat vielleicht den ganzen Tag, aber es ist fuer uns eben nicht die ganze Zeit ueber dieselbe Art Regen! Als Norddeutscher kann man mit einer grossen Palette von Regen-Nuancen aufwarten, die ein Xxxx-ianer wahrscheinlich nur - grob verallgemeinernd - als 'bloody rotten weather' bezeichnen wuerde. Wahrscheinlich trifft uns eine aehnliche Wortschatzeinschraenkung bei Sonnenschein!

Im Netz der Netze erzaehlte eine Frau aus Queensland, Xxxx, wie sie mit ihrer kleinen Tochter Schottland besuchte. Es regnete, aber die Kleine sagte froehlich "ich gehe dann spielen" und lief raus. Einige Minuten spaeter kam sie tropfend wieder ins Haus gestuermt und beschwerte sich lautstark: "Mama, der Regen hier ist ja nass!!"

Etwas nassen Regen hat es am Anfang meines Aufenthalts gegeben, und den Winter davor noch viel mehr, was zur Folge hat, dass das Land herrlich gruen ist, alles wieder aufblueht, was im langen, heissen Sommer verdorrt ist, und sogar fast ausgetrocknete Fluesse wieder Wasser fuehren. Als da waere zum Beispiel der Pallinup, eine Wasseransammlung, die ich bisher immer abschaetzend als ‚Rinnsal' bezeichnet habe, welche jetzt wieder wie ein richtiger Fluss aussieht!

Der Pallinup fuehrt unter dem Highway 1 entlang, jenem beruehmten Highway, der einmal um ganz Xxxx herumfuehrt, und zwar genau an dieser Stelle ueber eine aeusserst malerische Hartholzbruecke, die eine beeindruckende Architektur hat. Damit Reisende sie besser begutachten koennen, wurde vor ihr ein Rastplatz installiert. - Das glauben jedenfalls die Touristen! In Wirklichkeit ist der Rastplatz ein Naherholungsgebiet fuer die oertlichen Muecken! Wer immer sich dem Wasser naehert, der lasse alle Hoffnung fahren, denn hinterhaeltige Mueckenschwaerme werden sich sofort auf ihn stuerzen und die folgende Blutarmut gereicht dem Betroffenen von da an nur noch zu einer Karriere als Finanzbeamter oder Politiker...

Woher ich das weiss? - Aus Erfahrung, versteht sich! Mit eigenen Augen sah ich, wie ein Rudel halbstarker Muecken einen Japaner samt Kamera verschlang, und konnte nur deshalb entkommen, weil ich zuvor beim Pizza Hut All-You-Can-Eat extraviel Knoblauchbrot gegessen hatte!!

Um mehr Touristen anzulocken denken sich die hinterhaeltigen Muecken auch immer neue Dinge aus. Vor einigen Tagen passierte ich besagte Bruecke und sah am Strassenrand Familie Emu stehen. - Natuerlich konnten die Emus nicht wirklich echt sein! Ich merkte gleich, dass die sich gar nicht bewegten!

Wahrscheinlich handelte es sich bei ihnen um dieselben Maschinchen, wie man sie vor Kaufhaeusern und Supermaerkten antrifft, in die gestresste Muetter ihren Nachwuchs und frueher einen Groschen, jetzt eine Mark steckt, damit die Maschinchen, die Aussehen wie Pelikane oder UFOs die Kleinen dann ordentlich durchschuetteln und dabei blinken, was Kinder aus irgend einem Grund fuerchterlich toll finden.

Worauf wollte ich eigentlich hinaus? - Ach, ja: ich hatte kein Kleingeld dabei, und so weiss ich immer noch nicht, was die Emufamilie veranstaltet haette, haette ich sie mit einigen Muenzen gefuettert...

Solltet Ihr also zufaellig irgendwo Emus sehen: gebt ihnen etwas Kleingeld! - Aber huetet Euch vor den Muecken!

Gruesse aus Xxxx,

yours

nils


[1] Das Wort 'Hundis' kommt vom englischen 'Doggies', was es nicht ganz so merkwuerdig aussehen laesst...

[2] In etwa dasselbe wie normale Temperatur, nur ungenauer und weniger aussagekraeftig...

[3] Der geneigte Leser moege die hier angeschlagene Lautstaerke bitte entschuldigen, aber es handelte sich eindeutig um eine bruellende Hitze.

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