Feldpost #108: Schlurfen, Laterne-Laterne & Sprechperlen

Hier sind sie alle: Die bisherigen Feldpost-Ausgaben! - und zwar jeweils mit einer Kurzbeschreibung zum einfacheren Suchen. Natürlich haben wir immer noch unsere Suchmaschine hier am Laufen, aber manchmal macht es eben doch der Kontext..

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Feldpost #108: Schlurfen, Laterne-Laterne & Sprechperlen

Beitragvon admin » 03.12.2003, 01:48

November. Der lange, dunkle Fuenfuhrtee der Seele setzt ein, und man muss zusehen, wo und wie man sich da noch amuesieren kann.

UEberhaupt nicht amuesieren tut sich dieser Feldpostler ueber Halbwuechsige in der Grossen Stadt die ihr Kaugummi circa einen Meter vor ihrer Zahnspange kauen und beim Laufen mit ihren Plateau-Turnschuhen ueber den Boden schlurfen[1]. - Das ist unentschuldbarer schlechter Stil.

Im November, wenn der Herbst auf vollen Touren laeuft. Fange ich allerdings auch gelegentlich mal an, mit den Fuessen zu schlurfen, und zwar dann - und nur dann! - wenn grosse Blaettermassen den Buergersteig bedecken! Besonderen Spass machen natuerlich die sorgsam von Hausmeistern aufgeschichteten Blaetterhaufen - in denen darf es gern mal 'ne Runde mehr sein!

Den Vorwurf der Herzlosigkeit gegenueber betroffenen Hausmeistern weise ich weit von mir! - Es war ja nicht meine Idee, die Blaetter da liegenzulassen! Das sollte denen der gesunde Menschenverstand sagen, dass man sowas gleich wegraeumt!

Jetzt ist auch die perfekte Zeit zum Laternelaufen, und dass geht so: man treffe sich rechtzeitig zum Basteln der Laternen und braue dabei einige Kaennchen leckeren Gluehwein. Die nehme man dann mit auf die Strasse, wo man dann - nein, nicht die Laterne selbst, sondern die Kerzen in den Laternen anzuendet. Dann bewege man sich vorzugsweise durch duenn besiedelte Gebiete, damit die zunehmend unharmonischer und schmutziger werdenden Gesaenge nicht gleich von allen gehoert werden und stelle nach etwa einer Stunde frustriert fest, dass der Gluehwein auch nicht richtig warmhaelt.

Jetzt darf die Laterne feierlich verbrannt werden - eine Taetigkeit, bei der es sich als nachteilig erweist, wenn der Gluehwein zu sehr mit Rum verfeinert wurde, da es so bei ploetzlichem Ausatmen schon mal zu spontaner Selbstentzuendung kommen kann, was sehr gefaehrlich ist und wobei die nachfolgende Krankenhausbehandlung nicht von jeder Krankenversicherung abgedeckt werden ( - vorher informieren!).

Bevor man dann nach Hause kommt, schmeisse man am besten noch die Isokannen, in denen man den Gluehwein transportiert hat in den Muell - vorzugsweise in den Muell eines weit entfernten Hauses - denn es gibt wenig widerlicheres auf der Welt, als der Gestank von Gluehweinresten aus der Isokanne, besonders am naechsten Morgen, gar nicht zu sprechen von der Schwierigkeit, die Kanne wieder so sauber zu bekommen, dass der Kaffee nicht noch einige Wochen spaeter nach Gluehwein schmeckt...

Zum Putzen hat man am naechsten Tag sowieso keine Zeit, da man vollauf damit beschaeftigt ist, die traditionellen "Laterne, Laterne"-Lieder wieder aus dem Kopf zu bekommen.

Traditionelle Lieder sind hinterhaeltig: sie pirschen sich still und leise von hinten an und springen einem von dort in die Ohren, wo sie mindestens noch die naechsten Tage bleiben...[2]

Ja... - Laterne laufen macht Spass. Wenn ich nur mal wieder Zeit dafuer haette!

Momentan bin ich etwas mit der Taetigkeit okkupiert, Saetze wie "Pucki ist lieb" sprechen zu lernen.

Anja hat mir naemlich bei ihrem letzten Besuch Vita Sprech-Perlen mitgebracht - jene sind dazu gedacht, die "Entfaltung der Sprechfaehigkeit zu unterstuetzen". Auf der Packung ist aus mir unerfindlichen Gruenden ein Wellensittich abgebildet, der oben erwaehnten Satz sagt. Na, gut, wenn's denn sein muss...

Ich weiss jetzt nicht, ob es daran liegt, dass ich mit der Zeit abstumpfe, aber seit dem ich "jeden Tag eine kleine Portion [der Perlen] in mein uebliches Futter" gebe, kann ich diesen Satz tatsaechlich aussprechen, ohne laut loslachen zu muessen: es wirkt schon!

Nebenbei versorgen mich die Sprechperlen auch noch mit Vitaminen, Lecithin und Bienenhonig, was die "Innen- und Halsorgane staerken" und meinen "angeborenen Spiel- und Nachahmungstrieb voll entfalten" soll. Weiterhin soll ich damit in kuerzester Zeit besser sprechen und pfeifen lernen! Nicht schlecht...

- Das Zeug ist spitze! Als naechstes kaufe ich mir noch Vita Kraecker(R), denn die gehoeren, laut Eigenwerbung, zum gesunden Leben dazu. Und Chappi: das Zeug verschafft mir einen klaren Blick, Topkondition, ein starkes Gebiss, glaenzendes Fell und mehr!

...Was fuer Koeter und Federvieh gut ist, kann doch fuer Menschen nicht schlecht sein, oder?

Also, sprecht mir nach: "Pucki ist lieb" - wer immer dieser Pucki auch sein mag...

Gruesse aus der Grossen Stadt,

Euer

nils


[1] Abstossend sind auch die superweiten, vor-ausgebeulten Jeans, die momentan um die Kniekehlen vieler Pubertierender haengen... - Unvergessen dazu der Kommentar von Denis Leary: "PULL UP YOUR PANTS, DAMMIT!!"

[2] AEhnlich verhaelt es sich auch mit dem ersten Song, den man morgens im Radio hoert - weswegen die Auswahl des richtigen Radiosenders in Bad und/oder Kueche eine nahezu lebenswichtige Entscheidung sein kann...


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