Kahn!!

Die ersten ernstzunehmenden Geschichten von Pat und nils. Sie sind nicht mehr die Neuesten, und wer sie noch nicht kennt, sollte dringend mal reinsehen! - Die Print-Ausgaben sind gesuchte Raritäten geworden! Gesamtauflage der Print-Ausgabe: 60 Stück

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Kahn!!

Beitragvon admin » 02.12.2003, 00:10

Der Mann wurde von den Pflegern sorgsam auf der Couch festgegurtet. Der Inspektor besah ihn sich noch einmal: Auf den ersten Blick wirkte er nicht unbedingt latent gewalttätigt.
Er war ein Mann, der, obwohl erst 36, aschgraues schütteres Haar auf dem Kopf hatte, seine Gesichtszüge wirkten wie eingefallen, gelegentlich wurden seine vielen Falten durch Krämpfe derart geschüttelt, daß es schien, als rieben sich einzelne Nerven solange aufeinander, bis sie das Epizentrum eines kleinen Erdbebens bildeten.
Sein Blick ruhte nie, sondern wanderte stets durch den Raum, musterte bald diese, bald jene Zimmer- ecke argwöhnisch als säßen dort Geister, die nur auf eine kleine Unachtsamkeit von ihm warteten um über ihn herzufallen.
Seine Hände krampften sich ständig um die Schnallen der Gurte mit denen er auf der Liege fixiert worden war.
Der Inspektor räusperte sich und rückte den großen, schweren Ledersessel in dem er saß näher an die Couch des Mannes. Dessen Blick blieb nun an dem Inspektor hängen. Seine Lippen bewegten sich stumm, als suchte er noch nach Worten.
Seine Augen wurden wieder etwas klarer als er welche fand: "Sind sie real", flüsterte er, "sie sind doch real, oder? ODER??"
Der Inspektor guckte ihn mitleidig an, ließ sich in den Sessel fallen und seufzte.
"Herr Kahn, bitte nehmen sie es mir nicht übel, aber ich würde es sehr begrüßen, wenn sie sich etwas zusammenrissen! Meine Aufgabe ist es, Licht in die Vorgänge in der Bibliothek zu bringen und darum ...-"
"SIND SIE REAL??? SAGEN SIE ES!!!"- Jetzt schrie Kahn fast.
"Herr Kahn, ich bin sogar so real, daß ihr Trommelfell platzt, wenn sie mich durch einen weiteren Ausbruch ihrerseits dazu zwingen sollten zurückzubrüllen",antwortete der Inspektor mit einem Anflug von Erregung.
Kahn beruhigte sich etwas. Der Inspektor mochte den Gedanken nicht, daß das weniger seinem Auftreten, als vielmehr seiner positiven Antwort zuzuschreiben war.
Er ist Inspektor geworden damit die Leute in ihm eine Respektsperson sahen und ihn auch als solche behandelten und nicht nur einen einfachen Bürger in ihm sahen.
Er stellte seinen Unmut zurück und befaßte sich weiter mit dem angegurteten Kahn.
"Erzählen sie mir, was in jener Nacht in der Bibliothek vor sich ging", forderte der Inspektor ihn auf, diesmal sanfter.
"Haben sie vielleicht etwas Wasser für mich? Meine Kehle ist wie ausgetrocknet."
Der Inspektor kam seiner Bitte nach. Kahn schien sich etwas beruhigt zu haben. Seine Hände lagen jetzt ruhig an seiner Seite und der Blick, mit dem er dem Inspektor jetzt in die Augen sah schien gefestigt. Er seufzte.
"Also gut, Inspektor. Ich habe diese Geschichte,ich meine das, was wirklich geschah, noch niemandem erzählt, aber- ", er versuchte ein Lächeln,"Widerstand ist wohl zwecklos, was?"
Der Inspektor zeigte keine Reaktion. Kahn schloß die Augen und begann mit leiser Stimme seine Geschichte zu erzählen, die Geschichte eines Mannes, der gelernt hatte, was die Worte "Öffentliche Bibliothek" wirklich bedeuteten.
Herr Kahn verschloß die Tür der Bibliothek, schob den Riegel vor und machte sich, leise vor sich hinpfeiffend, auf den Weg zurück zu seinem Aufenthaltsraum.
Dieser Job kam für Kahn, wenn auch sehnlichst erwartet, so doch ziemlich überraschend. Fünf Jahre hatte er als Boulevardjournalist gearbeitet und leider nicht nur zu den übelsten, sondern auch zu den erfolglosesten seiner Zunft gehört. Die Arbeit als Nachtwache in einer Bibliothek war endlich mal wieder etwas, das ihn vom Fernseher wegholte - Zumindest solange, bis er von seinem Kontrollgang zurück in seinem Aufenthaltsraum war.
Er warf den Schlüssel in die Luft und fing ihn nach einer eleganten Drehung seines Körpers mit seiner Jackentasche auf und blieb dann verwundert vor einer Schrifttafel stehen. "Ein Buch ist wie ein Spiegel: Wenn ein Esel hineinschaut kann kein Apostel zurückblicken", las Kahn laut. Er kratzte sich verwundert am Kopf und fragte sich, was das wohl zu bedeuten habe, beschloß dann aber, sich darüber keinen Kopf zu machen und schlenderte weiter.
Etwas huschte hinter ihm durch die leeren Gänge.
Lang auf dem Sofa im Aufenthaltsraum ausge-treckt widmete Kahn sich wieder seinen Comics. Ein Comicmännchen hatte sich als Schreibmaschine verkleidet und fiel der anderen Comicfigur auf den Kopf.
Kahn kicherte.
"DAS ist Literatur", lachte er in die Stille... Just als die beiden Comicfiguren sich wieder erholt hatten, hörte Kahn durch die halboffene Tür ein dumpfes Geräusch aus der Bibliothek, gefolgt von einem vorwurfsvoll klingendem "Au!". Kahn ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Er bestand darauf, zu glauben, daß die Geräusche aus dem Radio kamen.
Um sich selbst etwas mehr von seiner Geschichte zu überzeugen beschloß er, daß Radio zunächst einmal anzuschalten.
Durch die Verkehrsnachrichten hindurch ertönte wieder - dieses mal etwas lauter - das dumpfe Geräusch, jetzt klang das darauffolgende "Au" jedoch fast schon wie einWimmern.
Kahn schaute jetzt doch von seinem Comic auf. Er hatte davon gehört, daß Bücher manchmal komische Geräusche machten. Persönliche Erfahrungen konnte er da aber nicht vorweisen. Er ließ die Bücher fürs erste gewähren und drehte das Radio einfach ein bißchen lauter.
Jetzt hörte man keine Geräusche mehr, jedenfalls fast keine. Jedenfalls dann nicht, wenn man ein besonderes Interesse an Radioreportagen über norwegische Fischfangquoten hat, und sich dadurch ablenken konnte. Es half nichts. Die immer schneller werdende Folge dumpfer Einschläge und Schmerzenskundgebungen war einfach nicht mehr zu überhören.
Eine tiefe, weinerliche Stimme dröhnte durch die Bibliothek:
"David, es reicht mir langsam! Seit dieser blöden Schlägerei damals nutzt du jede Gelegenheit mir mit deiner Schleuder Steine um die Ohren zu hauen! Das ist gemein - au!"
Kahn gab auf.
Es war einfach zu offensichtlich, daß sich da jemand in der Bibliothek herumtrieb, als das man es hätte ignorieren können. Er mußte einfach nachsehen, wer da mit seiner Schleuder wen beschoß. Wie sonst könnte er morgen die herumliegenden Kieselgeschosse erklären. Er baute sich vor dem Spiegel auf um noch einmal seine Erscheinung zu überprüfen. Alles andere als zufrieden knurrte er sein Spiegelbild an: "Zieh, Cowboy!", grummelte er.
Breitbeinig schritt er durch die Tür in die Bibliothek.
Er schlich zwischen den Regalen hindurch. Nichts war zu sehen, nichts zu hören. Allmählich entspannte Kahn sich etwas. Er leuchtete noch kurz in die letzte Abteilung.
Niemand. Kahn seufzte erleichtert.
Als er sich umdrehte schaute er auf ein ziemlich verzweifelt wirkendes paar Knie, welches schlotternd bat: "Helfen sie mir! Bitte!!"
Als er die Augen nach einiger Zeit wieder öffnete waren die Knie nicht verschwunden. Dieses mal machte er sich die Mühe an den Knien hochzusehen. Die Decke der Bibliothek war mit 3.5 m außergewöhnlich hoch. Trotzdem mußte der Riese sich noch bücken. Aus seinem primitiven, abgetragenen Pelzhemd schaute oben ein sehr mitgenommen wirkender haariger Kopf der ziemlich viele Beulen aufwies. Obwohl allein sein Bizeps ihn zwang, Häuser einzig durch die Garage, oder durch eine, notfalls extra angelegte, Doppelschwingtür zu betreten, sah er ziemlich hilfsbedürftig aus.
"Wa-wa-wa", stotterte Kahn.
"wi-wi-wi". versuchte er es noch einmal. Da es wieder nicht zu funktionieren schien, versuchte er es langsamer: "Werwiesowasmachensiehier!?"- verlangte er zu wissen.
Der Riese versteckte sich, schutzsuchend, hinter einem Bücherregal und deutete mit seinem Zeigefinger, der in einigen Staaten als "gefährlich" im Sinne der Kriegswaffenkontrollgesetze betrachtet wird, ,in den dunklen Korridor hinter Kahn. Der wirbelte auf dem Absatz herum, voller Angst vor David, dem Menschen, der es geschafft hat, dem Riesen solche Angst einzujagen.
Er war ehrlich erstaunt einzig einen kleinen rothaarigen Jungen im Gang stehen zu sehen. Er trug Sandalen und einen Lendenschurz, der aussah, als stamme das Material von einer Katze, die sich nur stückchenweise und unter großem Protest von ihrem Fell trennen wollte.
Seine, wirklich feuerroten, kurzen Haare standen wirr in alle Richtungen und legten, zusammen mit seinen frechblitzenden Augen den Schluß nahe, daß der kleine Dave mit Zweitnamen "Geißel Gottes" gerufen wurde.
Er schwang eine, vermutlich aus den Resten der armen Katze hergestellte, Schleuder. Der Stein traf Kahn am Schienbein. Er hüpfte auf dem unverletzten Bein umher, fluchte und rieb sich die Stelle. Hinter ihm fielen einige Bücherregale um, als der Riese versuchte, sich darunter zu verstecken.
Kahn schwang wütend seine Taschenlampe und humpelte hinter dem feuerroten Haarschopf her.
"Goliath ist ein Feigling! Goliath ist ein Feigling!", johlte der fliehende David selbstzufrieden.
Kahn machte sich keine weiteren Gedanken, ob die beiden in seiner Bibliothek vielleicht in irgendeiner verwandtschaftlichen Beziehung zu ihren Namensvettern aus dem Alten Testament standen. Die Jagd auf David gestaltete sich schon schwierig genug, der Knirps war ziemlich schnell! Kahn witterte seine Chance als David in den "Physik L-Z"-Gang einbog. Er würde ihm den Weg über "Tote Ostafrikanische Sprachen" abschneiden.
Er war sehr verblüfft, daß er, sobald er um die nächste Ecke gelaufen war, über etwa Sechs Zwerge stolperte, die dort mit den Händen am Regal und mit gespreizten Beinen standen und von einigen englischen Bobbies unter Aufsicht eines Mannes, der so aussah, wie Kahn sich immer Sherlock Holmes vorgestellt hatte, untersucht wurden.
Das Stadium des Stotterns glaubte Kahn überwunden, deshalb fragte er jetzt unverhohlen: "Und was, wenn ich fragen dürfte, ist hier los??"
"Sie dürfen, mein Bester, sie dürfen durchaus! Ich, der berühmte Sherlock Holmes bin gerade dabei diese Gesellen des Mordes zu überführen", behauptete der Mann, der aussah wie Sherlock Holmes.
"Wir sind unschuldig! - Eine Intrige! - Verraten und verkauft", beschwerten sich die Zwerge lautstark und durcheinander. Kahn hatte noch einmal durchgezählt: Es waren sieben Zwerge!
"Wer hat den dann, eurer Meinung nach das arme Schneewitchen vergiftet", verlangte Holmes zu wissen. Die Mützen und Bärte der Zwerge hüpften aufgeregt. Sie zeigten auf eine häßliche, alte Frau, die den Fußboden vor ihrer Haustür zu kehren schien: "Sie wars! Sie wars!!"
Kahn sah die Tür, vor der die Frau fegte, heute zum ersten mal. Wahrscheinlich auch zum letzten mal, denn die alte Frau, plötzlich in Bedrängnis geraten durch auf sie zustürmende Zwerge, Bobbies und Herrn Holmes, schwang sich auf ihren Besen und floh vor der Horde besenreitend durch die Luft. Die Tür verschwand ebenso plötzlich, wie sie aufgetaucht war.
Kahn ging es inzwischen gar nicht mehr so gut.
Seine bis vor kurzem ruhige Bibliothek drohte sich in ein Tollhaus zu verwandeln.
David hatte Goliath inzwischen in seinem Versteck unter den Bücherhaufen entdeckt und traktierte den wimmernden Berg Elend wieder mit seiner Schleuder, die eine Hälfte der Zwerge jagte, zusammen mit Herrn Holmes, die Hexe, die andere Hälfte hatte sich inzwischen daran gemacht ein Loch in der Bibliothek zu graben, an einer Stelle, von der sie hofften mit ihrem Zwergengespür eine vielversprechende Goldader gefunden zu haben.
Die Bobbies saßen um die Grube herum, machten Teepause und diskutierten ob die Grube der Zwerge vorschriftsmäßig gesichert war.
Ein freundlicher älterer Herr gesellte sich zu Kahn und schaute dem Treiben ebenfalls eine Weile zu. "Kommen sie in meine Praxis, wenn sie darüber sprechen möchten", näselte er mit österreichischem Dialekt und eichte Kahn seine Karte.
Kahn warf einen Blick darauf. "Oh, äh, vielen Dank, Herr -- Freud", antwortete Kahn, dankbar, daß ihm jemand etwas Beistand anbot. Dann stutzte er: "Moment mal, sie sind Sigmund Freud? - Begründer der Psychoanalyse??"
Doch Freud hatte sich schon entfernt um dem zitternden Goliath Beistand zu leisten
Im Leseraum sah Kahn zwei Männer, die sich über einen gläsernen Sarg hinweg, in dem eine wunderschöne, weißgekleidete Frau lag, gegenseitig beschimpften. Der mit der Krone herrschte den im Laborkittel an: "Ich sage ihnen doch, Dr. Frankenstein, ein einfacher Kuss von mir genügt und... -"
"Mit Verlaub gesagt, Hoheit, ich habe da ein wenig mehr Erfahrung was Wiederbelebung angeht! Wir schließen sie an den Blitzableiter an! - Ein, zwei Blitze und sie ist wieder wie neu! Wesentlich effizienter als der Kuß eines angehenden Monarchen, möchte ich sogar behaupten! Die Kuß-Geschichte ist doch nicht als ein Märchen!"
Der Prinz wurde ziemlich wütend und stürzte sich auf Frankenstein, der sich mit zwei an der schlafenden Schönheit befestigten Kabeln auf den Weg zum nächsten Sicherungskasten gemacht hatte.
Kahn ließ sich erschöpft in einen der herumstehenden Lesesessel fallen und rieb sich erschöpft die Augen.
"Oh, Gott! Oh, Gott!!", seufzte er.
"Erstaunlich, woher wußten sie das", fragte Gott, der von hinten an den Sessel herangetreten war und jetzt etwas überrascht zu sein schien. Seine nackten Füße die unter einem wallenden weißen Nachthemd herausschauten schwebten einige Zentimeter über dem Boden. Kahn wollte aufspringen, wurde aber von Gott zurückgehalten: "Behalten sie Platz, junger Mann! Ich wollte nur fragen, ob sie etwas dagegen hätten, wenn mein ausführender Architekt, Herr Noah, einige der Bücherregale für den Bau einer Arche verwenden könnte?"
"Eine Arche? Aus Bücherregalen", fragte Kahn verwundert.
"Nur aus den ohnehin schon Zerstörten", besänftigte ihn Gott.
"Naja, wenn das so ist...", stammelte Kahn. Wer traut sich schon einem Gott zu widersprechen...
"Vielen Dank", sagte Gott artig. Bevor er weiterging fragte er noch kurz: "Haben sie zufällig meinen Sohn hier irgendwo gesehen?"
"Dritter Gang, Religion, Esoterik, Kirchensteuer, vielleicht?"
"Danke für den Tip! Ich seh dort mal nach!" - Gott gab ein Zeichen in Richtung eines Manns, der Noah zu sein schien, denn der machte sich sofort mit einer Säge daran, die Regale "Römische Geschichte" und "Weinanbau in Grönland" auseinanderzunehmen.
Dr. Freud schien mit der Behandlung Goliaths offenbar Erfolg gehabt zu haben. Der Riese hatte sich David geschnappt und zwang ihn nun dazu seine Schleuder zu essen.
Gott schien seinen Sohn endlich gefunden zu haben: Kahn beobachtete ihn jedenfalls dabei, wie er mit einem jungen Mann schimpfte, der barfuß auf einem Wasserstrahl aus dem Trinkwasserhahn surfte.
Gerade, als Gott zu dem Schluß kam, daß nur noch eine kleine Gemeinheit weiterhelfe und mit dem Moses- Trick den Wasserstrahl einfach versiegen lassen wollte, genau in diesem Augenblick verursachte Dr.Frankenstein,
der es mit seinem Kabel mittlerweile doch noch bis zum Sicherungskasten geschafft hatte, einen Kurzschluß, der sämtliche 235 Bände des epischen Werks Einkommenssteuererklärung - Leicht gemacht!" in Brand setzte.
Alle Wesen verließen fluchtartig das Gebäude durch ein Loch in der Außenwand der Bibliothek, welches Goliath, etwas tolpatschig, auf seiner Flucht hinterlassen hatte und verschwanden in der Nacht.
Kahn blieb als einziger zurück. Er war stark benommen. da die fliehende Hexe aufgrund ihres Feuergefangenen Besens auf seinem Kopf notgelandet war und anschließend die Sieben Zwerge die Flucht über seinen Rücken angetreten hatten.
Die Feuerwehr rettete ihn, wie durch ein Wunder,lebend aus der, lichterloh brennenden, Bibliothek, nur Sekunden bevor sie in sich zusammenstürzte.
Nach einem kurzen Verhör wurde er in eine geschlossene Anstalt eingewiesen.
"Das ist meine Geschichte, Inspektor", schloß Kahn. "Sie glauben mir doch, oder", fragte er mit erhobener, fast kreischender Stimme. Der Inspektor herrschte ihn an: "Ich sagte schon, sie sollen nicht noch einmal so brüllen!" - Etwas ruhiger sagte er in Richtung eines an der Wand hängenden Spiegels: "Kommen sie herein! Ich bin fertig!"
Kahn schrie, als er Frankenstein und Freud durch eine, hinter dem Spiegel verborgene, Tür hereinkommen sah.
"Na, Inspektor Maigret, haben sie sich selbst überzeugen können", fragte Freud.
"Sie hatten recht, er ist kein Fall für die Justiz. Ich möchte ihren Diagnosen nicht vorgreifen, aber ich denke, er leidet an Wahnvorstellungen, die ihn glauben machen, daß ihm Charaktere aus Büchern nachstellen."
Die drei Charaktere aus Büchern brachen in schallendes Gelächter aus. Sie lachten immer noch, als die Sieben Zwerge hereinkamen um Kahn zurück in sein Zimmer zu geleiten.
Als Goliath kam um sie zum Mittagessen abzuholen, fiel er, nachdem auch er eingeweiht worden war, mit in das Gelächen ein,
Sie verließen das Zimmer und schlossen die Tür hinter sich.
Zehn Minuten später kam die Hexe hereingeschlurft und fegte den Boden mit einem nagelneuen Besen. Nachdem sie den Dreck zusammengefegt hatte, sah sie sich kurz verstohlen um und fegte dann den Dreck einfach unter den Teppich.
Fröhlich vor sich hinpfeiffend verließ sie das Zimmer.
Sämtliche Geräusche im Gebäude waren verstummt, daß Licht war, bis auf die Notbeleuchtung, ausgeschaltet.
Es war nur noch ein leises, kaum hörbares Surren zu hören.
Die Tür öffnete sich langsam. Hans Meiser betrat den Raum. Er nahm in dem Sessel platz, in dem der Inspektor während des Verhörs gesessen hatte.
Er sprach leise in sein Mikrophon: "Das, meine Damen und Herren, ist das Ende unserer Reportage über die Gefahren des Bücherlesens aus der Sendereihe NOTRUF. Schalten sie auch nächste Woche wieder ein, wenn wir, wie immer zu besten Sendezeit, über Bonsaizucht bei Bonner Politikern diskutieren..."
Das Licht verlosch ganz.

zAphod / h.l.v.s.-prod. mcmxcv

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