Im Land des Lächelns (+ Medizinische Erkenntnisse)

Pats Teil unserer populären FIREWALL!-Edition mit Kurzgeschichten. Sehr populär, also könnte es fast gut sein! =O) Überzeuge Dich einfach selbst! Gesamtauflage der Print-Ausgabe: etwa 100 Stück

Moderatoren: admin, twoflower, nils

Benutzeravatar
admin
Administrator
Beiträge: 197
Registriert: 01.12.2003, 01:39
Kontaktdaten:

Im Land des Lächelns (+ Medizinische Erkenntnisse)

Beitragvon admin » 02.12.2003, 00:28

Es hatte den Anschein, als seien die Steine wohlbedacht und mit sehr viel Sorgfalt nebeneinander und übereinander gestapelt worden. Zusammengenommen bildeten sie eine große, unüberwindliche Mauer. Jeder Stein schien das perfekte geometrische Irgendwas von irgendwas Anderem zu sein.
Die große Mauer in ihrem tiefem Grauton durchzog die ganze Stadt und ließ ihre Bürger ständig nur auf ihre Steine starren, deren monotoner Anblick den Beobachter nach mehreren Stunden fast in den Wahnsinn trieb, da der Anfang und das Ende der Mauer schlicht fehlten und sich das Muster der Steine unfreundlich häufig wiederholte.
Irgendwann begannen die Menschen sich damit abzufinden. Sie nahmen es hin, daß ihr Horizont nur bis zu dieser Mauer ging und nicht weiter. Niemand versuchte mehr dieser Mauer zu nahe zu kommen, da keiner freiwillig verrückt werden wollte. Schon Kindern wurde beigebracht: Die Mauer schafft Böse Gedanken!
Sie war nicht mehr als eine Ansammlung grauer Ziegel, aber in den Köpfen der Menschen manifestierte sie sich bald als ein Zeichen des Bösen. Es gab Berichte über Menschen, die über mehrere Stunden hinweg, versucht hatten, sich das Muster der Mauer genau einzuprägen. Danach mußten sie eingesperrt werden, weil sie nur noch wirres Zeug redeten.
Die Stadt selbst wurde mit der Zeit grauer und grauer. Die Menschen orientierten ihr Leben immer mehr an der Mauer, auch wenn sie es selbst weder wollten, noch bemerkten. Ihr Unterbewußtsein kreiste ständig um sie. Sie galt als unüberwindbare Barriere und bald wurde sie sogar direkt in die Gedankenbahnen jedes Bewohners der Stadt hineingeboren.
Es wurden Hochhäuser im selben häßlichen grau gebaut und ganze Straßenzüge der Mauer angepaßt. Die Farbe grau gewann immer mehr Einfluß und bald wurden sogar die Tapeten in den Wohnungen grau, dann die Teppiche und so ging es weiter.
Die Menschen rutschten immer tiefer in eine Art von Lethargie hinein. Ihr Gefühlsleben passte sich langsam der grauen Farbe an. Schnell wurde von falschen Propheten verkündet, daß Gefühle an sich etwas Schlechtes sind, da sie sowieso nicht mehr ins Konzept eines durchschnittlichen Bürgers dieser Stadt gehörten.
Was geschah war sehr schade, denn direkt hinter der Mauer lag das letzte Stück unberührte Natur, was man dort vor dem Zugriff der Menschen schützen wollte. Statt diese Natur zu geniessen, schützten die Bürger der Stadt sich jetzt vor genau der Vielfältigkeit, die sie mit der Mauer bewahren wollten.

"Bunt ist das Dasein und granatenstark!"
© Twoflower / h.l.v.s


Medizinische Erkenntnisse

"Ich werde jetzt den Bypass legen", meinte der Professor zu den Studenten, die ihn umdrängten und versuchten ihm bei der Arbeit über die Schulter schauen zu können.
"Sehen sie, meine Damen und Herren: Die Operation ist eigentlich ganz einfach", wiederholte er häufig.
Die Einwände der OP-Schwester, es handle sich doch eigentlich nur um eine Blinddarm-Operation, ließ der Prof nicht gelten. Selbst wenn der Patient jetzt noch keinen Bypass braucht, früher oder später...

Zurück zu „Mirrorwall“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast