Feldpost #57: Xxxx: Japaner, Cafes, Glitter und Heimflug

Hier sind sie alle: Die bisherigen Feldpost-Ausgaben! - und zwar jeweils mit einer Kurzbeschreibung zum einfacheren Suchen. Natürlich haben wir immer noch unsere Suchmaschine hier am Laufen, aber manchmal macht es eben doch der Kontext..

Moderatoren: admin, twoflower, nils

Benutzeravatar
admin
Administrator
Beiträge: 197
Registriert: 01.12.2003, 01:39
Kontaktdaten:

Feldpost #57: Xxxx: Japaner, Cafes, Glitter und Heimflug

Beitragvon admin » 03.12.2003, 00:10

Donnerstag. Fruehstueck verpasst. Kaffee ausser Haus. Gewuerzmaedchenimitate. - Mir scheint es, als gab es in den letzten Tagen ein immer wiederkehrendes Muster, aber ich komme einfach nicht drauf, welches das sein koennte...[1] =o)

Rebecca anrufen. Ich erlaeuterte ihr, dass ich am naechsten Tag fliegen sollte und sie mir dringend dabei helfen muesse, den ganzen Flug durchschlafen zu koennen, was ein ordentliches Schlafdefizit verlangte. Rebecca zeigte sich aeusserst kooperativ, kam gleich vorbei und wir nahmen ein zweites Fruehstueck ein, denn - oh, wehe mir! - ich hatte sie tatsaechlich geweckt, als ich um halb zwoelf bei Ihr angerufen habe! - Ich haette ja auch hoeflicherweise etwas warten koennen, bis ich bei ihr durchklingelte, aber Rebecca war trotzdem sehr gut gelaunt, erst recht, nachdem wir einige vorzuegliche Kaffeeprodukte ausprobiert hatten.

Anschliessend verzogen wir uns in den Kings Park und fielen, schwer getroffen von Sonnenstrahlen, einfach um. Erst, als die koerpereigene Solarbatterie wieder einigermassen aufgeladen war, beschaeftigten wir uns erfolgreich mit dem Amuesement der passierenden Terro- ...nein: Touristen[2]. Ich warf Dinge in die Luft (zum Beispiel Baelle, Devilstick[3] und Diablo[3]), und sorgte dafuer, dass sie nicht ganz bis auf den Boden fielen[4], waehrend Rebecca dazu Floete spielte, zuweilen sogar zwei Floeten auf einmal, und zwischendurch auch mal mit der Nase, was aber immer die gaffenden Touristen verprellte...

Irgendwann kam ein kleiner, besonders mutiger Japaner aus einer Reisegruppe auf mich zu, und erklaerte, an mir hochguckend: "Ju a greeet, Soea!".

Das brachte mich etwas durcheinander, wusste ich doch nicht, ob er auf meine Koerpergroesse oder meine Jonglierkuenste anspielte, und Rebecca war auch nicht gerade eine Hilfe, denn die hatte sich vor lauter Lachen an ihrer Floete verschluckt.

Gut, er meinte wohl mein Hantieren mit dem Teufelstock, jedenfalls fragte er hoeflich und mit staendigen Verbeugungen, ob seine Leute mich filmen/photographieren duerften, was ich edlerweise gestattete.

Die Japaner waren Perfektionisten, und wollten perfekte Bilder, weswegen ich mich genoetigt sah, laenger als urspruenglich geplant zu jonglieren, denn sie wollten mich unbedingt ins rechte Licht setzen, dabei war bestimmt nur eines da, ich habe nachgesehen!

Um dem Publikum gelegentlich mal was Neues zu bieten, so Rebeccas Argumentation, musste ich mich mit groesseren Mengen von Glitter verzieren lassen. Meine Hinweise, dass ich kein Maedchen bin, und das deswegen etwas merkwuerdig an mir aussehen koennte, liess sie nicht gelten. Na gut, troestete ich mich, immerhin waere ich nach Einbruch der Dunkelheit im Strassenverkehr gut sichtbar...

Rechtzeitig zum selben, naemlich dem Einbruch der Dunkelheit, machten wir uns auf den Weg zur noerdlich gelegenen Hafenstadt, die vorgeblich das 'Tor zu West-Xxxx' darstellt, was aber bei einem relativ kaum besiedelten Teil eines Kontinents nicht gerade viel zu bedeuten hat. Wie dem auch sei, diese Stadt hat das Flair einer mitteleuropaeischen solchen, und darum auch viele Strassencafes, in denen wir es uns bequem machten, und Rebeccas aufkommende Muedigkeit mit einer weiteren Dosis Koffein bekaempften und uns die Zeit damit vertrieben, an den aufgemotzten auf- und abfahrenden Autos, die Groesse der Geschlechtsteile ihrer Fahrer abzuschaetzen, die solche Verlaengerungen ihrer Maennlichkeit noetig hatten.

Gut, ich bin ja gerne bereit zuzugeben, dass das etwas polemisch war, aber wir waren wirklich sehr leise dabei und verstaendigten uns groesstenteils durch Gesten. Nicht leise genug, wie sich herausstellte, denn eine sehr anstaendig aussehende aeltere Dame, die uns beobachtet hatte, fiel nach einiger Zeit vor Lachen fast von ihrem Stuhl.

Genug des Volksamuesements! - Wir machten uns an die relativ schwierige Aufgabe, die Strasse zu ueberqueren, um uns im gegenueberliegenden Pub daneben zu benehmen. Das UEberqueren einer vielbefahrenen Strasse ist allerorten gefaehrlich, und ich bemerkte voller Stolz, dass mein einziges Problem PS-geile Idioten waren, und nicht mehr auch noch die Tatsache, dass in Xxxx Linksverkehr herrscht!

In dem Pub amuesierten wir uns ausgezeichnet. Staendig wurden wir gefragt, wo wir herkommen (meine Koerpergroesse ist dort nicht gerade Standard...) und ich erklaerte jedem, der hoeflich fragte, etwas anderes: "I'm German!" - verstaendnisvolles Kopfnicken - "No, just kidding! - I live here, but Rebecca, she's from England!" - Rebecca schnappte nach Luft - "So you're from England, then? Where from?"

Rebecca ueberlegte kurz und behauptete: "London? - York? - Somewhere?", und war so froh, damit durchzukommen, dass ich nur einen sanften Stoss mit dem Ellenbogen abbekam. Als die Eingeborenen sich wieder dem Nationalsport "Beleidigen, Pruegeln und wieder Vertragen" zuwandten, nahmen sie Differenzen ueber unsere Herkunft als Leitmotiv fuer ihre Beleidigungen... No problemo! - We were there to help!

Waehrend die anderen Kinder spielten, hatte Rebecca die fixe Idee, meinen zum Glueck schwindenden Glitterbelag etwas aufzufrischen, was ich unmoeglich zulassen konnte. Es entwickelte sich ein interessantes Handgemenge, welches darin gipfelte, dass das Tuetchen mit dem schlimmen Glitterzeug aufriss, und ihr Inhalt sich ueber uns, Teile des Tresens und einige unschuldige Umstehende ausbreitete. Augenblicklich sprangen wir wieder auf unsere Barhocker, taten unbeteiligt, und versuchten uns ungezwungen und unauffaellig zu unter- und verhalten.

"Kommst Du oft hierher", fragte Rebecca, und schon war unsere Tarnung dahin und wir fielen wieder vom Hocker. Es entspann sich eine heftige Debatte darueber, welcher Superlativ am angebrachtesten war, um die Abartigkeit dieser Anmache zu beschreiben. Wir beschlossen sie auf Ihre Tauglichkeit zu pruefen.

Das nette Maedel neben mir zuckte nicht einmal mit der Wimper, als ich sie fragte, und als sie auch noch begann, mir ausfuehrlich und ernsthaft zu antworten, waelzten Rebecca und ich uns wieder vor lachen im Glitter...

- Und trotzdem wurden wir nicht aus dem Pub hinausgeworfen!

Auf der Rueckfahrt in der Bahn spuelten wir uns den Glitter wieder ab.

Naja, genaugenommen hatte Rebecca etwas Wasser haben wollen, und ich habe ihr locker selbiges gereicht - ohne Flasche! Das folgende Wasserduell war hart, und einen wirklichen Sieger gab es nicht. Wir beschlossen zu Behaupten, dass wir durch den Regen zum Bahnhof gelaufen waren - obwohl die Nacht wolkenlos war. Warum sollen heimatliche Ausreden nicht auch in Xxxx funktionieren?

Viel Kaffee spaeter war es auf einmal Freitag Mittag. Ein Bus kam vorbei, sammelte mich ein und fuhr mich zum Flughafen. Ich betrat das Flugzeug und schlief ein. Irgendwann weckte mich jemand auf, also lief ich einmal ueber einen fernoestlichen Flughafen, betrat wieder die Maschine und schlief weiter.

Dann meinte jemand: "Good morning, Sir! - Moechten sie Kaffee oder Tee zum Fruehstueck.

Eine Stunde spaeter landete ich in Europa. Das Wetter war beschissen und mein frischerworbener Heuschnupfen war wieder verschwunden - das erste Mal, dass ich ihm wirklich hinterher trauere!

Es ist dunkel hier, und ich vermisse den Fruehling! - Darum hat Euch Xxxx auch einige Feldposts lang begleitet. Jetzt ist es vorbei, und ich bin wohl wieder mehr oder weniger gelandet - die naechste Feldpost ist also wieder ueber und aus der Grossen Stadt.

Was bleibt? - Der gute Rat zum Schluss: Fahr nach Xxxx!

Bedenke aber, dass Du moeglicherweise nicht wieder zurueck moechtest...

Gruesse aus der Grossen Stadt,

yours

nils


ps: Ja, ich weiss, dass diese Feldpost etwas UEberlaenge hat, aber ich wollte das Thema Xxxx[5] - zumindest Feldpost-technisch und vorerst zu einem Ende bringen...

[1] Fuer alle die, die erst jetzt eingeschaltet haben: Euer treuer Feldpostler befand sich bis vor kurzem noch in Xxxx, ein Land und Kontinent am anderen Ende der Welt, und versucht gerade damit klarzukommen, dass er aus dem Fruehling wieder in den Herbst gerissen wurde. - Vergangenheits-... nein: Gegenwartsbewaeltigung via Feldpost!

Diese Feldpost setzt die Beschreibung meiner letzten Woche in Xxxx fort, die in Feldpost #53 begonnen wurde... - Der Ort: Die Stadt des Lichts, Western Xxxx

[2] Excuse my predictable pun...

[3] Wer nicht weiss, worum es hierbei geht, kann es in Feldpost #56 nachlesen...

[4] Jonglierwitz #235: Gravity sucks!

[5] Unnuetzes Wissen, Teil 534273: Das Bier gleichen Namens kommt gar nicht wirklich aus Xxxx, sondern wird von den Kiwis dorthin importiert!

Fuer neue Abonnenten, Beschwerden, Kommentare, ...
Feldpost@gmx.net ~ zaphod@orplid.shnet.org
by zAphod / h.l.v.s.-publications in mcmxcviii

Zurück zu „Das Archiv“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast