Feldpost #52: Xxxx: Die superlange Jubiläumsausgabe aus Xxxx

Hier sind sie alle: Die bisherigen Feldpost-Ausgaben! - und zwar jeweils mit einer Kurzbeschreibung zum einfacheren Suchen. Natürlich haben wir immer noch unsere Suchmaschine hier am Laufen, aber manchmal macht es eben doch der Kontext..

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Feldpost #52: Xxxx: Die superlange Jubiläumsausgabe aus Xxxx

Beitragvon admin » 02.12.2003, 23:58

EIN JAHR FELDPOST!

Es soll doch immer noch Leute geben, die behaupten, es gaebe nichts langweiligeres, als sich ein Kricket Match anzusehen. Das ist natuerlich vollkommen falsch. Noch VIEL langweiliger ist es, sich ein Kricket Match im Radio anzuHOEREN!!

Man kann sich das ja nicht immer aussuchen. Xxxx ist weit und gross, und wenn man in das faehrt, was die Eingeborenen hier grosszuegig ‚Die Stadt" nennen [die aber nicht wirklich groesser ist, als die alte Heimatstadt Eures treuen Feldpostlers, die doch tatsaechlich und haeufiger schon von einigen Menschen als ‚Kaff' bezeichnet wurde], dann ist man schon einige Stunden mit dem Auto unterwegs, und zumindest meiner einer dringt dabei auf Unterhaltung! Da unangenehmerweise die Radioantenne aber das ist, was Rebecca in einer Unterart des Englischen als ‚crappo' bezeichnet, kann ich nur den ABC Regionalsender auf Mittelwelle empfangen. Fair go! - Nichts gegen die Country Hour [die Gerstepreise sind im Keller, falls es jemanden interessiert], aber als danach eine lange Schweigezeit folgte, in der gelegentlich und selten jemand unzusammenhaengendes Zeug redete, daemmerte mir langsam, welch Folter ich unterzogen wurde!

So ein Kricket Spiel geht sehr, sehr lange. Und es ist sehr, sehr, sehr langweilig!!

Ausserdem habe ich das Prinzip noch immer nicht ganz verstanden, was aber sicher nur daran liegt, dass im Kricket immer noch das imperiale System Verwendung findet, oder auch nicht, wer weiss das schon so genau... - Warum die allerdings immer nur sogenannte ‚Testmatches' machen, und nie mal wirklich gegeneinander spielen, das wird mir wohl ewig ein Raetsel bleiben. Ausserdem finde ich einen Sport unuebersichtlich, in dem alle Akteure die selben Trikots anhaben. - Wie unterscheiden die denn eigentlich die Mannschaften??

Naja, ich sollte mich wohl zurueckhalten. Wer versteht denn bei unserem leider-leider Nationalsport, Fussball, schon wirklich, was Abseits ist? Die Frage, in einer deutschen Kneipe gestellt, verursacht normal kompetentes Stirnkraeuseln, Glaeserruecken und Stottern: "Also, wenn dieses Glas - nein, Moment! - wenn das Glas hier, also... Warte! Das ist ja mein Glas, oder war das jetzt deines?"

Als ob ich ueber Kricket schreiben wollte! - Pah...

Ist aber auch nicht so wichtig. Dieses ist immerhin die Geburtstagsausgabe, und heute nehme ich mir einfach heraus, so richtig zu ueberziehen!

...Wobei viele Leser vielleicht gar nichts wissen, dass ich mir im Allgemeinen viel Muehe gab, jede bisherige Feldpost nicht laenger als 6KB lang zu machen, damit es dem Leser des Lesens nicht zuviel wird. Heute mache ich mir da zur Feier des Tages mal nichts draus...

Wenn ich in Xxxx in Die Stadt reise, sind Buecherlaeden mein Hauptangriffsziel.

Die Auswahl an englisch-sprachigen Buechern im Allgemeinen ist einfach groesser, als die deutsch-sprachiger, und die lokale Version des Dollars ist derzeit etwas schwach auf der Brust, was meine Kauflust nicht nur foerdert, sondern auch noch bezahlbar macht!

In oertlichen Buecherlaeden faellt auf, dass dort, im Gegensatz zu unseren Filialen, einige Extraregale langer Art fuer einheimische Autoren reserviert sind, und diese auch stark gefoerdert werden, (was ich fuer eine ausgezeichnete Idee halte, denn zeitgenoessische deutsche Belletristik-Autoren moegen mir kaum welche einfallen - Deutsche lesen eben fast nur Autoren, die einen englischen Namen haben...).

Bei solch exzellenten Ideen faellt es auch kaum ins Gewicht, dass die Xxxx-ianer besonders zwei Arten von Buechern in hoher Quantitaet produzieren: Buecher mit Witzen ueber sich selbst (was ich zuerst grundanstaendig fand, bis ich merkte, dass die meisten Witze wahr sind, was auch der Grund dafuer war, dass hierzulande kein Mensch ueber Crocodile Dundee lachen konnte) und Buecher mit Geschichten ueber ihre Hunde.

Das das gar nicht langweilig ist, erfahre ich jeden Morgen wieder, wenn ich die Tuer aufmache und zwei kleine, herumkaspernde Bordercollies[1] sich ungeniert und begeistert an mich heranschmeissen: Bushy und Tatzy, auch beruehmt und beruechtigt unter dem Namen ‚die Kuschelmonster', die frei nach den Worten ‚ein Tag ohne ein unfreiwillig-genommenes Vollbad in Hundespeichel ist ein verlorener Tag' agieren: und ich darf mitteilen, dass die kleinen Speichelspeicher bisher jeden meiner Tage hier gelingen liessen!

Bushy und Tatzy [3] sind Brueder und haben es sich zu eigen gemacht, jeweils beide auf beide Namen zu hoeren, oder eben nicht, was eher der Fall ist. Letzteres schiebe ich immer auf ihre bilinguale Erziehung: sie wurden auf Englisch und auf Deutsch verzogen!

Border Collies sind praedestinierte Schafhunde. Sie hypnotisieren Schafe, treiben eine ganze Herde auf Pfiff und Zuruf von einer Ecke des Ackers auf einen anderen und springen waehrend der Fahrt auf die Pritsche von Autos rauf und wieder runter. Das verlangt nur, dass man sie ordentlich erzieht und sie nicht zuviel streichelt - also koennen Bushy und Tatzy das nicht, aber sie geben sich trotzdem Muehe, insbesondere dann, wenn sie andere Tiere jagen duerfen.

Tiere auf der Jagd pirschen sich gegen den Wind an ihre Opfer heran, warten auf den richtigen Augenblick und preschen dann vor um ihre Beute zu erlegen.

Bushy und Tatzy huepfen albern ueber das Feld, bis sie einen Vogel erspaehen, dann rennen sie mit einem Affenzahn auf ihn zu, und jagen ihn. Sie kreisen ihn ein, der Kreis wird immer kleiner, bis dann die Falle zuschnappen koennte, was sie aber nie tut, denn die kleinen Hundis lassen die fuer die Jagd nicht unwichtige 3. Dimension leider immer vollkommen ausser acht. Der eingekreiste Vogel fliegt im Allgemeinen einige Meter ueber ihnen...

- Hey, wer hat gesagt, dass Tiere, die sich vor dem Schlafengehen dreimal im Kreis drehen, besonders gerissen sind? ...Fehlende Gerissenheit machen sie dafuer durch viel Charme, Liebe und grosszuegig verteilten Speichel wieder wett...

Das Herunterspringen vom Auto wurde zumindest Tatzy schon in fruehester Jugend vergaellt, als er ebenso pflichtbewusst wie fruehreif von einem sehr schnellen Auto springen wollte, um ganz alleine ein Schaf zu umzingeln. Das Auto fuhr nur leider etwas schneller, als er gedacht hatte. Seitdem hat Tatzy einige Schrauben in seiner Huefte, was ihn kaum einschraenkt, aber zur Folge hat, dass er staendig und fuerchterlichst mit dem Hinterteil wackelt, was etwas merkwuerdig wirkt.

Mehr Hundegeschichten?

Stapelweise, aber nicht alle auf einmal! Ansonsten muesste ich hier wirklich anbauen, und das passt mir gerade gar nicht, denn vom Renovieren habe ich zur Zeit echt genug...

Wie waer's mit Nachrichten von der Mietzekatze?

Also, der Dicke Kater ist jetzt allein, da sein Bruederchen vor einigen Wochen etwas wirklich Unrechtes gegessen hat, und darueber alle Viere in die Luft streckte und zum Grossen Kratzbaum, der da ist im Katzenhimmel, auffuhr...

Der Dicke Kater ist jetzt permanent sehr liebebeduerftig, weil einsam! Staendig lungert er vor dem Fliegengitter rum und maunzt herzzerreissend, was uns gemeine Menschen im Allgemeinen dazu bringt, Sachen nach ihm zu werfen, zumindest aber, ihm herbe Flueche an den Kopf zu werfen, was er aber irgendwie gut zu finden scheint, denn er weicht kein Stueck vom Fenster zurueck!

Vorgestern hatte er sich in den Waeschekorb vor der Tuer gesetzt. Als meine Lieblingsmutter mit nasser Waesche bepackt auf die Veranda lief und sie in eben diesen Korb fallen liess, war sie mehr als erstaunt, dass die Waesche sich dagegen zu wehren schien! - Es stellte sich natuerlich heraus (der aufgeweckte Leser wird jetzt nicht wirklich ueberrascht sein), dass der Dicke Kater nichts so sehr hasst, wie von einer Ladung nasser Waesche aus seinem Mittagsschlaf geweckt zu werden! - Wer es noch nicht wissen sollte: empoerte Katzenblicke sind so schneidend, dass sie in einigen Laendern gar unters Waffengesetz fallen!

Eine der Katzen wurde in Ihrer fruehen Jugend von meinem Lieblingsvater angefahren.

Mit hoher Geschwindigkeit und schlechtem Gewissen wurde der verwundete Kater in die Mietzekatzenambulanz gefahren und mit Hilfe moderner Chirurgie in eine 100.000$-Katze verwandelt. Die ausrasierte Stelle ist natuerlich mittlerweile zugewachsen, und wir wissen nicht genau, ob nun unlaengst die ‚Bolzenkatze' gestorben ist, oder die ‚guenstigere', was nicht gut ist, denn der Steuerberater will wissen, ob er nun einen groesseren Betrag abzuschreiben hat, oder nicht, also muessen wir den Dicken Kater demnaechst wohl nach Edelmetallen durchsuchen...

Etwas ortstypisches noch zum Schluss, und ich bleibe beim Thema Tiere: Kaenguruhs!

Kaengies [die Verniedlichungswut der Ortsansaessigen kennt keine Grenzen!] sieht man als Deutscher zumeist im Fernsehen, und dann haeufig am Strassenrand und tot, was uns Fernsehzuschauer dazu bewegt, "Ooooch..." zu sagen, und die Xxxx-ianer als gemeine Tierquaeler zu verdammen, was die Wahrheit etwas verzerrt...

Jene ist naemlich, dass Kaengies hier wie Rehe in Deutschland sind, nur haeufiger, und besonders haeufig in der Daemmerung und ploetzlich auf der Strasse, wobei es in diesen Faellen im Allgemeinen heisst: entweder das Kaengie, oder ich!

Obwohl tatsaechlich viele im Strassengraben liegen, duerfte der prozentuale Anteil Verkehrstoter, gemessen an der Gesamtbevoelkerung der Beutler, nicht sehr hoch sein.

Also: no worries! Die Kaengies werden weiter huepfen, springen und boxen!

...Und genau das werde ich auch im zweiten Jahr Feldpost tun, also bleibt mir treu!

=O)

Gruesse aus Xxxx,

yours

nils


ps: Ein Jahr Feldpost - Da bleibt ein bisschen Stolz meinerseits nicht aus...

Ein Jahr, dass sind 52 Feldpost-Ausgaben, ohne Pause, jede Woche frisch auf den Tisch, sogar noch vom anderen Ende der Welt. Insgesamt sind ueber 312.000 Zeichen durch den Aether gekrabbelt, zunaechst nur zu etwa 20 Freunden und Bekannten, jetzt zu monatlich etwa tausend Lesern, sogar weltweit...

Das das all die Zeit ueber funktionieren konnte, verdanke ich (und Ihr) einigen Personen, die hier mal ausdruecklich Erwaehnung finden sollen. Also (raeusper):

Mein Dank und Respekt fuer moralische Unterstuetzung waerend des letzten Jahres Feldpost, fuer's Zuhoeren und Widersprechen, fuer Bier und Kaffee geht (von A-Z) an:

Anko, Azadeh, Caren, Christoph, Holgi, Isabelle, Kristin, die Lieblingsfamilie, Niko, Patrick, Philipp, Thorsti, Tobias und einem grossen Haufen anonymer Wohltaeter...

Danke, danke, danke!

[1] Timmi [der Hund von den Fuenf Freunden, nicht der TKKG-Tarzan, der sich spaeter in Tim umbenannt hat, weil ihn das Anschauen des Films ‚Greystock' angeblich zum Namenswechsel zwang, wie er behauptete... - Dieser pathetische Hund! ( - kein Border Collie)] war ein Border Collie, wenn ich mich recht erinnere, zumindest in der englischen Fernsehversion der Fuenf Freunde aus den Siebzigern! - Wo wir gerade dabei sind: was mag wohl aus Georgina geworden sein, die frueher unbedingt ein Junge sein wollte? Ob sie mittlerweile eine Geschlechtsumwandlung vollzogen hat? - Das wuerde mich ja schon interessieren...[2]

[2] Apropos Kindheit und Transsexualitaet - Um mal ein weitverbreitetes Missverstaendnis aus dem Weg zu raeumen: Schlumpfine ist keine Schwuchtel, sondern ein Golem! Gargamel hat sie damals aus Ton erschaffen, um herauszufinden wo das Schlumpfdorf ist - ein brutaler Plan, der zum Glueck aber fehlgeschlug!

Was denn aber Sarsaparilla nun wirklich ist, und warum die Schluempfe es permanent in sich reinstopfen, dass kann ich immer noch nicht genau sagen. Ich bin mir aber sicher, dass die Amerikaner es sofort verboeten, wenn sich nicht innerhalb kuerzester Zeit herausstellte (ha!), dass Sarsaparilla die Potenz steigert... Zur Not gibt es dazu eine Anhoerung, und Sonderermittler Kenneth Starr darf mit dem Text-Marker jedes schmutzige Wort anstreichen!

...Bessere Erektionsfaehigkeit scheint ja im uebrigen der amerikanischen Filmindustrie und ihren Repraesentanten sehr zu helfen, wenn ich die Magazinartikel ueber Viagra und Hollywoods Stars da richtig deute... Sehr merkwuerdig. Ich dachte immer, das Filmen ohne Zelluloid nicht moeglich ist - jetzt stellt sich heraus, dass in Wirklichkeit eine Erektion dafuer unerlaesslich ist...

[3] Bushy heisst so, weil er so einen buschigen Kragen hat, und Tatzy hatte als ganz kleiner Hund noch groessere Tatzen, als die anderen ganz kleinen Hunde aus seinem Wurf (was nur so dahingesagt ist, denn ganz kleine Hunde werden von ihrer Mutter eigentlich eher gelegt, als geworfen...).

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