Feldpost #45: Angedrohter Umzug, Zwiebelglocken und Angler

Hier sind sie alle: Die bisherigen Feldpost-Ausgaben! - und zwar jeweils mit einer Kurzbeschreibung zum einfacheren Suchen. Natürlich haben wir immer noch unsere Suchmaschine hier am Laufen, aber manchmal macht es eben doch der Kontext..

Moderatoren: admin, twoflower, nils

Benutzeravatar
admin
Administrator
Beiträge: 197
Registriert: 01.12.2003, 01:39
Kontaktdaten:

Feldpost #45: Angedrohter Umzug, Zwiebelglocken und Angler

Beitragvon admin » 02.12.2003, 23:44

Erwaehnte ich schon, dass ich umziehe?

Meiner einer verlaesst naechste Woche den Inbegriff von Provinz und (ver-)zieht (sich) nach Hamburg. Nach Altona genaugenommen, was heisst, dass ich nicht gleich den Oberkulturschock bekomme, da, fuer den, der Altona nicht kennt, dieser Stadtteil noch die stark abgemilderte Form von Grossstadt ist. Mal sehen, wie sich das auf die Feldpost auswirkt... - Provinzentzug!! Auweia...

Derweil ist es auf jeden Fall alles etwas hektisch hier.

Meine Lieblingseltern weilen zur Zeit beide mal wieder in dieser Hemisphaere. Mit schwerem Herzen sieht meine Mutter, wie sich immer mehr Dinge aus ihrem Haushalt verabschieden, die sich ueber die Jahre in unseren Erinnerungen, aber besonders massiv in unseren Schraenken angesammelt haben. - Erinnerungen kann man ja horten, aber das dritte Service musste dann doch gehen!

Sehr praktische Dinge hatten sich daruntergemischt, zum Beispiel ein Etwas, das aussah, wie eine Kaeseglocke, aber viel kleiner war! Meinem erstaunten Gesichtsausdruck begegnete Anna (also oben erwaehnte Mutter) mit Unverstaendnis: "Das sieht doch jeder! - Das ist eine Zwiebelglocke!"

Eine Zwiebelglocke, liess ich mich aufklaeren, ist ein praktisches Geraet, in dem man rohe, kleingehackte Zwiebeln serviert, wobei die Glocke die laestigen Zwiebelgerueche zumindest so lange aufhaelt, bis man sie gegessen hat - die Zwiebeln, nicht die Glocke. Eine feine Sache, wenn man's braeuchte... Ich konnte mich jedenfalls spontan nicht daran erinnern, jemals in die Verlegenheit gekommen zu sein, so etwas zu brauchen, also wanderte sie mit einem kompletten Service und einigen anderen Dingen auf 'Den Stapel', der bereits eine groessere Ecke, die ihrer Definition etwas widersprach, da sie sich mitten im Zimmer befand, des Raumes einnahm

Nach der bereits in der letzten Feldpost erwaehnten Rechnungswesenklausur, hat mich Anja noch nach Hause gefahren und kam noch kurz auf einige frisch importierte, stark suchterzeugende australische Schokoladenkekse ("Tim Tams") mit ins Haus. Anna und Anja waren recht schnell in eine Unterhaltung ueber das Aufbewahren von Dingen beschaeftigt, was mich anspornte, etwas zynisch zu werden, darum bot ich Anja einen sicher sehr praktischen, aber unverhaeltnismaessig grossen Eiswuerfelbehaelter an.

Merkwuerdigerweise war Anja begeistert und akzeptierte.

"Na", spruch mein loses Mundwerk, "dann koenntest Du ja eigentlich gleich das ganze Service mitnehmen, haha!" - und dann musste ich mich auf den Fussboden setzen und verpackte die naechsten paar Stunden Geschirr.

Mann darf einfach nicht die Begeisterungsfaehigkeit von Frauen fuer Geschirr unterschaetzen, auch und vor allem dann nicht, wenn man bisher nicht im Traum daran gedacht haette, dass besagte Frau, nachdem ihr erklaert wurde, was eine Zwiebelglocke ueberhaupt ist, sich auch nur annaehernd fuer eine begeistern kann!

Bei dem Stress mit dem Umzug bin ich schon ganz froh, dass die oertliche Hitzewelle sich vorerst verfluechtigt hat. Das letzte, was ich an der Kiesgrube gesehen habe, war ein Mann, der regungslos und mit krebsroter Haut mit einer Angel in der Hand am Ufer und in der Sonne stand, waehrend klaeffende Hunde den Koeder umschwammen...

Ich weiss nicht, was es unwahrscheinlicher macht, dass er etwas faengt: die tobenden Hunde oder die Tatsache, dass er in einem mit Wasser vollgelaufenem kuenstlichen Erdloch angelte, auf jeden Fall freute ich mich fuer seinen Sonnenstich, als die Sonne wieder etwas nachliess, den auch ein sehr ambitionierter Sonnenstich hat irgendwann das herumhampeln in den Koepfen von Anglern satt...

...Und so endet die letzte Feldpost aus Pinneberg - ab naechster Woche sende ich aus Altona (sonst aendert sich nichts!)...[1]

Gruesse aus der Heimat,

yours

nils


[1] Hoechstens in sofern, als dass die Feldpost doch mal wieder etwas laenger wird... - Christoph schlug vor, dass ich waehrend des Umzugs eine Schreibpause machen sollte, was ich aber aus zwei Gruenden ablehnte: Zum Einen fuellt es mich schon mit etwas stolz, mit dieser Ausgabe 45 Wochen am Stueck puenktlich geliefert habe, zum Anderen sind meine Leser so angenehm quengelig, wenn die Feldpost mal nicht puenktlich da ist, dass sich der Aufwand lohnt... - Dank an Euch, liebe Leser! =o)

Fuer neue Abonnenten, Beschwerden, Kommentare, ...
hlvs@mindless.com ~ zaphod@orplid.shnet.org
by zAphod / h.l.v.s.-publications in mcmxcviii

Zurück zu „Das Archiv“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast