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Goa Land

Verfasst: 02.12.2003, 00:21
von admin
Goa: Psychedelic Trance oder auch Goa Trance genannt Spielart technischer Musik (sog. Techno), bei Geschwindigkeiten von ca 100-150 bpm, einer Frequenz nahe der des menschlichen Herzens, wird mit Sphärenklängen und indischen Stilelementen eine starke hypnotische Wirkung erzielt. Goa ist auch ein indischer Bundesstaat, gelegen an der Westküste Vorderindiens; berühmtes Hippie-Refugium.

Wie kannst du dir nur immer diese stupide Bumm-Bumm-Musik anhören", fragt - nicht nur! - meine Mutter ständig. Ich lächle dann zufrieden und verweigere jede Diskussion. Goa spricht für sich selbst. Finde jemand, der nach 30 Minuten nicht zumindest mit Elan und dem Fuß wippt, wenn er zu einer Open-Air Goa-Party mitgenommen wurde, und du hast jemanden mit Leichenstarre. Hundert bis hundertfünfzig Beats-Per- Minute die in den Kopf gehen. Und in die Füße. In die Knie, die Waden, die Oberschenkel, die Lenden, Bauch, Brust, Arme und -- Achtung! Jetzt ist alles zu spät! --Zuletzt sogar bis in die Fingerspitzen! Ein schnöder Acker, irgendwo in Norddeutschland: Der Regen der letzten Tage verdampft in der hellen Morgensonne. Das Land ist flach und kaum bewohnt. Nichts passiert hier, der Übergang zwischen Moment und Ewigkeit ist hier fließend, weil ihn hier niemand je messen würde. Dann landen die Goarianer! Das Ödland bekommt Farbe. Bunte Scheinwerfer werden aufgestellt, Girlanden aufgehängt, verzierte Boxentürme entstehen. Lange Pfähle werden in den Boden gerammt, lange, weite, farbenprächtige Banner wehen von den Pfählen. Die indische Mystik bietet ein weites Spektrum an Symbolen, Mandalas und religiösen Malereien und es scheint, als ob ein Großteil von ihnen jetzt in den schillernsten Farben den gestern noch so tristen Acker ziert. Ein Zelt wird aufgebaut - hier wird später ein gesichts- und möglicherweise auch namenloser DJ das Feld in eine andere Dimension schicken. Während die Vorbereitungen laufen, verschwindet die Identität des ursprünglichen Ackers immer mehr... Triste Norddeutsche Kleinstadt- und Landstraßen verschwinden unter unserer Motorhaube und werden hinten wieder ausgespuckt. Ein Blick aus dem Fenster sagt mir deutlich, daß das hier nicht meine Welt ist, und daß ich sie niemals als meine Welt haben möchte. Alles, was ich hier will, ist Transit! - Augen zu und durch... Wir verlassen das Dorf durch einen Hinterausgang. Die Straße ist eng und sehr schlecht. Niemand würde sich freiwillig hierher verirren aber Pfeile auf kleinen neonfarbenen Schildern weisen den Weg und wir folgen. Langsam fällt es auf: Wir sind nicht allein! Autos mit Kennzeichen von überall her folgen dem selben Ruf. Die Familie kommt. Der Parkplatz ist schon gut gefüllt. Überall stehen Zelte in den bizarrsten Formen und Farben, was genauso auf die Leute die darum herumsitzen zutrifft. Bunte Fahnen wehen, Kinder toben einem Hund hinterher, stolpern und landen alle nacheinander im Matsch. Lachend stehen sie auf und jagen weiter zwischen den Zelten umher. - So ist die Grundstimmung: Eine (metaphorische) Blume im Haar und ein Lächeln in jedem Gesicht. Generatoren werden befüllt und angeworfen. Überall her ertönt Goa, in unterschiedlichen Lautstärken, in Unterschiedlichen Geschwindigkeiten, in unterschiedlicher Güte - Die relative Ruhe vor dem Sturm! Die Einzigen, die nicht lächeln, sind die Jungs vom Roten Kreuz. Sie gehören nie richtig dazu, sondern dürfen immer nur zusehen. Nachts geht es los. Das Wetter hält. Immer. Was soll das Gerede von einem Sturmtief über Skandinavien? Das ist zwar sehr interessant, aber das betrifft ja wohl nicht das Goa Land, oder? Hier geht die Sonne erst um Mitternacht auf (ohne dabei den makellosen Sternenhimmel zu verbergen)! Der Baß bewegt die Erde - 100-150 mal in der Minute. Sphärische Klangwellen reiten sanft über die tiefen Töne hinweg, die aufgehängten Banner und Girlanden strahlen und leuchten im Licht von Stroboskopen, Lasern und enormen Punktstrahlern. Die Welt wird zu woanders, wir betreten das Goa Land. Die Musik bewegt das Blut. Es muß sich kaum anpassen, es ist fast die selbe Frequenz. Wo die Hippies dieser Welt geblieben sind? - Sie sind alle hier und zusammen tragen wir den Acker entgültig in eine andere Dimension und hier bleibt er auch, bis zum Morgengrauen und weit in den nächstenTag hinein. Tanzen. Ein schlauer Kopf sagte mal: "Some people dance to remember, some people dance to forget!" - Darum paßt Goa nicht jedem, denn Goa kehrt das Innere nach außen. Verstecke bleiben nicht. Goa läßt nicht vergessen, sondern hilft erinnern. Die ´Anderen´ transzendieren spätestens jetzt und werden endgültig zu Familie. "Wir" ist der Augenblick, nicht "Die Anderen und ich", daß unterscheidet Goa von anderer Musik. Hier bin ich, und zwar mit allen Anderen, nicht nur mit ein, zwei Freunden. Wir treiben zusammen in einer Dimension. Hier sehen wir einander, nicht nur von Außen! Jeder ist ein guter Kerl, aber was aus einem wird, nachdem das Leben einen erstmal ordentlich in die Mangel genommen hat, daß ist was anderes. Hier sehe ich die netten Kerle, die in jedem stecken. Dies ist nicht die Rosa Brille, dies ist die ehrliche! - Sieh dir die Leute an, sie sind dir doch ähnlich, was auch immer du sonst von ihnen halten magst. Wir gehen einander nicht auf die Nerven - Alle sind freundlich: Familie, wie sie sein sollte! Die Familie hat viele unkonforme Mitglieder - Früher habe ich mich beim Anblick solcher Leute schon gefragt, wo diese komischen Gestalten wohl herkommen mögen. Jetzt weiß ich es: Sie kommen aus dem Goa Land. Spätnachmittags am darauffolgenden Tag ist die Party vorbei. Die entfernteren Verwandten sind schon längst verschwunden, die allerletzten fahren langsam vom Gelände. Es bleibt der Geist in uns allen und das breite Grinsen in unseren Gesichtern - und die Erschöpfung! Familientreffen sind anstrengend... Trotzdem werden alle nächstes Wochenende wieder zusammenkommen. Oder Übernächstes, oder Überübernächstes - Das "Wann" spielt keine Rolle. Die Hauptsache ist, daß wir überhaupt wieder ins Goa Land einreisen, von wo und wann auch immer... Da sehen wir uns dann wieder, am Ende des Regenbogens und unter Shivas´ Mond...


1996 Events: Generation Move, Love Parade, Voov-Experience, Shiva Moon, Rainbow, Maitreja, Dreamsession

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