headonism

Und gestern: der Schock.

Beim Lebensmittelhaendler meines Vertrauens[1] erstand ich gestern eine Flasche Cola, was an sich nicht wirklich schockierend ist, aber auf dieser Flasche war ein breit grinsender, uebergewichtiger Herr abgebildet, welcher sich als Weihnachtsmann verkleidet hatte und die Wunschzettel gutglaeubiger Kinder las!

- Das der Weihnachtsmann, wie wir ihn kennen, ein Produkt der Designschmiede eben jener Zuckerwasserdestille ist, war mir bekannt, aber... - naja, muss ich etwa schon dankbar sein, dass sie den alten Mann dieses Jahr erst Mitte November von Mallorca zurueckgerufen haben??

Nein, nein, ich habe keine Weihnachtsphobie, im Gegentum!

Ich liebe vorweihnachtliche Einkaufsbummel! - Natuerlich kaufe ich da noch keine Weihnachtsgeschenke, das waere ja kindisch, aber was ich nicht alles an hochinteressanten Produkten entdeckt habe, waehrend ich, den Weihnachtseinkaeufer vortaeuschend, durch die Kaufhaeuser geschlendert bin, lohnte bis jetzt jedesmal das Wuehlen durch die Menschenmassen. - Ein Hoehepunkt war sicherlich der wiederverwendbare Schleim in der Dose, der im Dunkeln leuchtete!

In meiner Jugend konnte ich mir unnuetzes Zeug dieser Art nicht leisten, und die Verkaeuferinnen liessen mich nie ausreichend damit im Laden spielen.

Heute kann ich beides, aber die widerlichsten, resp. tollsten Sachen wurden vom Markt genommen und einfach als krebserregend bezeichnet.

Mich wuerde zum Beispiel sehr interessieren, in welcher Versenkung das wunderbare Waldmeister Eis verschwunden ist...

Wann ich dann meine Weihnachtsgeschenke kaufe? - Also, ich finde kurz vor Heiligabend reicht wirklich voellig! ...Und wehe, Ihr haltet das jetzt auch fuer eine gute Idee! Das koennte dann naemlich wirklich voll werden!

Die Handwerker sind langsam aus der neuen Heimat Eures treuen Feldpostlers verschwunden. Ein Grund zum Feiern!

Eine neue Kueche zu bekommen ist ja ganz schoen, die Jungs waren auch schnell mit der Arbeit fertig, und der Hausmeister und ich inspizierten anschliessend zufrieden die Arbeit. Alles war sauber eingebaut.

Erst als ich abends mein muedes Haupt zur Ruhe betten wollte, fiel mir auf, dass die Haengeschraenke etwas zu enthusiastisch montiert worden waren, was man daran erkannte, dass die Verankerung des einen Schranks in meinem Schlafzimmer herauskam...

Nichts dagegen, dass ich in meinen neuen Kuechenschrank reingucken kann, aber ich wuerde das ganz gerne nicht von meinem Schlafzimmer aus machen...

In eben jenem und auch in der Kueche wurden dann letzte Woche neue Fenster installiert. Eine schoene Sache, wenn man mal von den Unannehmlichkeiten absieht, wie zum Beispiel der Tatsache, dass ich mein schoenes grosses Bett abbauen musste, aber warum die Handwerker uns zusaetzlich zu den Fenstern auch noch eine Ladung Bauschutt geliefert und in der Wohnung verteilt haben, dafuer aber keine Fensterbank, bleibt mir ein Raetsel...

Nachdem ich mein Zimmer wieder von dem groebsten Dreck befreit hatte, konnte ich mein Bett also nicht gleich wieder zusammenbauen, denn die Fensterbank kommt erst morgen, was dann eine Woche nach den Fenstern waere! Macht ja nichts. Wozu muss ich Spiesser auch unbedingt in einem Bett schlafen wollen...

Christoph wies meine Klage ueber die bescheidenen Leistungen der Handwerker entschieden von sich und behauptete schlicht, dass die Kollektivschuld fuer Handwerker schon lange abgeschafft sei; wie unpraktisch. Aber gut: vielleicht war der Bogen auch etwas weit gespannt - einen (relativ) unschuldigen Orgelbauer fuer Bauschutt und keine Fensterbank verantwortlich zu machen - aber man muss ja irgendwo anfangen...

Zum Abschluss noch etwas selbsterfahrene urbane Poesie gefaellig?

Heute Nacht, welche die vom Dienstag auf Mittwoch ist, geht (oder: 'ging' fuer den Leser) der groesste Meteoritenschauer seit 33 Jahren nieder. Aberglaube hin, Sternschnuppen und Wuensche her, ich war gerade auf dem Balkon und habe mir mal den sternenklaren Himmel und das Schauspiel dort angesehen. Als ich meinen Blick, zufrieden, wieder vom Himmel abwandte, entdeckte ich, dass ich nicht der einzige war... - Auf drei weiteren Balkonen in der Nachbarschaft standen ebenfalls Leute und starrten in den Himmel.

Natuerlich habe ich mir auch was gewuenscht. - Was, verrate ich natuerlich nicht, aber ich hoffe, dass es in Erfuellung geht. Und Eure Wuensche auch...

Gruesse aus der Grossen Stadt,

yours

nils


ps: ...Und eine Fernsehzeitung habe ich mir heute kaufen wollen. Schwierig! Es gibt da drei bis vier nahezu identische Blaetter mit dem zusammengefassten Namen TV-X, wobei jede aus unerfindlichen Gruenden eine (halb-)nackte Frau auf ihrem Cover hat, die in der entsprechenden Woche in keinem Film vorkommen, und X fuer ein fast beliebiges Wort mit Ausnahme von 'Wiederholung' steht, was einem vor Augen fuehrt, dass man sogar von seiner Fernsehzeitung staendig beschubst wird...

[1] Mein Vertrauen in Lebensmittelhaendler ist mir leider nicht in voller Quantitaet in die Grosse Stadt gefolgt. War frueher der Feinkosthaendler um die Ecke auch noch ein Sparmarkt, in dem man ausgezeichnete Ware bekam (im doppelten Sinne, gelegentlich sogar im mindestens zweieinhalbfachen, so tragen heute drei Supermaerkte in meiner Nachbarschaft den selben Namen, davon aber nur zwei auch an ihrer Aussenseite [sic!], glaenzen aber nicht gerade durch Qualitaet. So hatte ich letztes Wochenende die Wahl zwischen Milch, die schon abgelaufen war, und Milch, die noch am selben Tag abliefe. Schnell kaufen, schnell trinken, haette der Slogan wohl lauten muessen. Aber ich will nicht mosern: es war immerhin ein Sonderangebot!

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