Feldpost #54: Xxxx: Rest vom Montag und Xxxx-Trinkrituale

Hier sind sie alle: Die bisherigen Feldpost-Ausgaben! - und zwar jeweils mit einer Kurzbeschreibung zum einfacheren Suchen. Natürlich haben wir immer noch unsere Suchmaschine hier am Laufen, aber manchmal macht es eben doch der Kontext..

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Feldpost #54: Xxxx: Rest vom Montag und Xxxx-Trinkrituale

Beitragvon admin » 03.12.2003, 00:02

Wo war ich stehengeblieben? - Ach, ja: Montag, etwa 18.00h, und zwar gruendlich entduscht im Backpackers in Xxxx...[1]

Froehlich, weil sauber, begab ich mich in den Eingangsbereich des Backpackers, um Rebecca anzurufen. Da das Telephon besetzt war, setzte ich mich auf eine Bank und wartete, und hoffte dabei mein Telephonat nicht auf die lange Sitzflaeche schieben zu muessen, was ich aber letzten Endes musste.

Waehrend ich so schob, kamen immer mehr Leute dazu, die sich im Flur luemmelten und ich unterhielt mich und dazu noch ziemlich gut, mit einer Deutschen, Silke, die ich hoeflicherweise fragte, wo sie herkam, obwohl es offensichtlich und deutschlich hoerbar war, und einer Hollaenderin, Janneke, die auch zum Telephonieren in den Flur gekommen war, dazu aber ihr neues Handy mitgebracht hatte, von dem sie aber nicht sicher war, ob es in Xxxx ueberhaupt funktionierte. Jemandem zum Testen anzurufen war ihr zu teuer, also beschraenkte sie sich darauf, das arme Geraet anzubruellen, dass es gefaelligst klingeln solle.

Zwischendurch erzaehlten sowohl sie, als auch Silke, dass sie dringend Arbeit suchten, da am Ende ihres Geldes noch viel zuviel Aufenthalt uebrig war. Silke nahm ich das ab, aber mir Janneke bei der Arbeit auf einer Farm vorzustellen, fiel mir schwer. Wenn sie tatsaechlich arbeitete, dann wuerde Calvin 'Hobbes' Klein vor Ruehrung weinen, wenn man ihm ein Photo von ihr zeigte... - Sie waere mit Abstand die best-angezogene Farmarbeiterin, die je ein xxxxianischer Acker gesehen hat.

Nach einiger Zeit entschied Janneke, dass es dringend Zeit waere, sich mal wieder umzuziehen, was die Frage aufwarf, wie gross Ihr Rucksack wohl sei, dass sie sich mehrmals taeglich umziehen koenne. Sie verweigerte die Aussage, und behauptete, dass sie verpflichtet sei, mich zu toeten, wenn ich von diesem Grossen Geheimnis der Frauen erfuehre.

Na, gut. Dann eben nicht.

Bevor ich mich durch raffinierte Verhoermethoden in Lebensgefahr bringen konnte, machte der letzte Dauertelephonierer das Telephon frei, und ich durfte weiterleben, und telephonieren (was fuer einige Menschen ja das Selbe ist).

Ich rief bei Rebecca an, mit der ich mich gerade eben nicht schnell genug einigte, dass ich vorbeikomme, dass ich die Bahn verpasste, und so beschloss ich, dass ich die verbleibende Zeit bis zum naechsten Zug damit verbringen wuerde, mir den Weg genauer erklaeren zu lassen, was ganz prima misslang. Mit Rebeccas Wegbeschreibung konnte ich nicht viel anfangen, da sie, wie es bei Frauen - gelegentlich - vorkommt, rechts und links nicht richtig auseinander halten konnte. Wir einigten uns darauf, dass ich zur Bahnstation fahre, und mich mit einem selbstgemalten Schild in der Hand dort hinstelle, und auf sie warte. Auf das Schild sollte ich in grossen, zittrigen Buchstaben schreiben: "Help! - My name is Nils and I am lost, please take me to Rebeccas place!"

Der Plan war gut, nur leider waren die Lichtverhaeltnisse auf dem Bahnhof nicht gerade die besten (es war schon dunkel!), und waehrend ich auf Rebecca wartete, machten sich alle Leute schleunigst vom Acker, denen ich mein Schild zeigen wollte, obwohl ich mich mit den Worten naeherte, dass ich nicht daran daechte, sie auszurauben, und nur zufaellig etwas groesser sei, als andere Kinder, und, wirklich, wenn sie mich bei Tageslicht saehen, wuerden sie merken, dass ich ganz und gar nicht bedrohlich gucke, aber es half nichts[2].

Als Rebecca endlich kam, konnten wir den Bahnhof denn doch nicht gleich verlassen, musste ich ihr doch erst erklaeren, wohin all die Leute verschwunden waren, was bei ihr einen hysterischen Lachkrampf ausloeste.

Nachdem sie sich erholt hatte, gingen wir zu ihr und tranken eine groessere Menge Tee, bis wir beschlossen, dass es genug der Nierenreinigung sei, und wir den naechstgelegen Pub aufsuchen sollten. Beim Verlassen des Hauses passierten wir Rebeccas Mitbewohner, die wie versteinert vor dem Fernseher sassen, und sich auf dem Kulturkanal einen unsynchronisierten chinesischen Film ansahen.

"Ist fast so gut, wie ein Porno, nur ohne Sex", behauptete ein kurzzeitig wiederbelebtes Opfer, bevor es wieder in Trance fiel. Aha. Gut.

Im Pub um die Ecke kamen wir voll auf unsere Kosten. Wir setzten uns in eine Stille Ecke und beobachteten die Eingeborenen, die offensichtlich schon eine beachtliche Menge Alkohol konsumiert hatten, und ein beliebtes xxxxianisches Gesellschaftsspiel spielten: Beleidigen, Pruegeln und wieder Vertragen!

Voll aufgehend in unserer Rolle als Waldorf und Stattler, beobachteten und kommentierten wir (leise!), wie verschiedene Herren sich untereinander beleidigten, in dem sie erfundene Behauptungen ueber Familienmitglieder des anderen machten, kurz vor der Tuer verschwanden, leicht ramponiert wieder hereinkamen und sich wieder vertrugen, nur um das Spiel mit getauschten Rollen anschliessend von vorne zu beginnen. Wenn es nicht dieser Pub gewesen waere, wuerde ich behaupten, dass das Ganze zum Amuesement der Touristen zelebriert wurde, nur das diese sich garantiert nicht in jenes Etablissement verirren wuerden...

Am Ende des Tages verpasste ich meine Bahn zurueck nicht, was aber nur Glueck und dem Vorteil langer Beine zuzuschreiben ist, und nicht etwa Rebeccas intimen Kenntnissen des Bahnfahrplans... - Was soll's, ich habe es geschafft, was auch gut so ist, denn bei den oertlichen Distanzen in Xxxx waere es - auch in der Stadt - sinnvoller, auf die erste Bahn zu warten, als sich zu Fuss auf den Weg zurueck zu machen...

Also: Lernt den Fahrplan! - Oder zu rennen.

Gruesse aus der Grossen Stadt,

yours

nils


[1] Fuer alle die, die erst jetzt eingeschaltet haben: Euer treuer Feldpostler befand sich bis vor kurzem noch in Xxxx, ein Land und Kontinent am anderen Ende der Welt, und versucht gerade damit klarzukommen, dass er aus dem Fruehling wieder in den Herbst gerissen wurde. - Vergangenheits-... nein: Gegenwartsbewaeltigung via Feldpost!

Diese Feldpost setzt die Beschreibung meiner letzten Woche in Xxxx fort, die in Feldpost #53 begonnen wurde...

[2] Euer Feldpostler misst stolze 2.03m, und zwar von oben nach unten, nicht von links nach rechts und in Huefthoehe...

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