Kapitel 2

Die vorlaeufige Endversion des ersten Abende-füllendem Werkes von Pat / 'twoflower' und nils / 'zAphod'

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Kapitel 2

Beitragvon admin » 01.12.2003, 23:34

Petrus sah in dem Auftauchen des Pizzabäckers etwas, über das man erst einmal nachdenken sollte. Er setzte sich auf dem Fussboden und schaute nachdenklich auf den Neuankömmling. Petrus war nicht ganz sicher, ob der Auftritt des Mannes und das Verschwinden des Wärters etwas mit seiner Therapie zu tun hatten. Wenn man jetzt eine besondere Reaktion von ihm erwartete, so wusste er nicht welche. Den ihn behandelnden Arzt erfreute es immer sehr, wenn er laut schrie. Er konnte sich dann Notizen machen. Notizen waren ihm sehr wichtig, deswegen tat Angelo ihm meisst den Gefallen, um des lieben Friedens Willen. "Vielleicht beobachtet der Doktor mich von irgendwo her", dachte Petrus. Nun gut, sagte er sich und schrie ein paar mal herzhaft und hörte dann damit auf, weil ihm einfiel, dass der Doktor um diese Zeit ja gar nicht mehr in der Klinik war, er hätte also höchstens die Oberschwester geweckt, was nicht im Interesse eines denkenden, fühlenden Wesens sein kann!
Der am Boden liegende Pizzabäcker [#1] stöhnte, hielt sich die Ohren zu, und beklagte sich laut darüber, dass die blöden Elche aus Dimension 5d ihre Brunftzeit immer mit neuen Dezibelrekorden feiern müssen.
Petrus war nun zu dem Schluss gekommen, dass der sich wälzende Pizzabäcker hier eine Kür absolvierte. Er gab 5.6 Punkte. Die Haltung war nicht sehr gut und der Wortbeitrag enthielt zuviele unanständige Ausdrücke, für die ihm seine Mutter den Mund mit Seife ausgewaschen hätte.
Der Pizzabäcker öffnete endlich die Augen. Als er sah, dass kein brünftiger Elch in der Nähe war, richtete er sich, noch benommen, auf und klopfte sich den Putz von der Schürze. "5.6 ist ziemlich wenig, findest Du nicht?"
"Du hast Dein Bein nachgezogen, bevor Du gegen die Wand gelaufen bist!" - Petrus behielt das mit den schmutzigen Ausdrücken für sich.
"Angelo ist mein Name, Pizza meine Berufung! Von wem habe ich die die Ehrem meine Kür verreissen zu lassen?"
"Oh, mein Name ist Petrus, Wahnsinn ist meine Berufung, so sagen die Ärzte." "Petrus... Petrus ... -- Verwandt mit -", fragte Angelo, sichtlich erfreut, dass die Kollission mit dem Türrahmen ihm nicht einige der wichtigeren Hirnzellen abgetötet hatte.
"Nein, meines Wissens nicht. Auf die Idee kommen scheinbar mehrere Leute. Ich sollte wirklich in Erwägung ziehen, meinen Namen ändern zu lassen. Ständig kriege ich Beschwerden wegen des Wetters, Nach- fragen über den Verbleib von toten Verwandten, -"
"Ich möchte dich ja nicht unterbrechen,"unterbrach Angelo den Rede- fluss,"aber ich finde es immer etwas unangenehm irgendwo anzukommen, ohne zu wissen, wo. Dies hier ist nicht die Realität, oder?"
"Oh, nein! Dies ist ein Irrenhaus, ein Sanatorium!"
Aus der Richtung von Harries Aquarium kam ein Geräusch, das klang, als ob ein Goldfisch sich seine Flosse an die Stirn knallte. Harry schaute über den Rand seines Domizils und klärte Angelo kurz auf: "Dies hier ist Dimension 13a! Wenn Du zur Realität wolltest, dann hast Du Dich kräftig verlaufen, Junge!"
Bis jetzt war Petrus immer in dem Glauben, dass er der eizige war, der den Goldfisch reden hören könne, und selbst er zeigte sich immer ein kleines bischen verwirrt, wenn Harry mal wieder bissige Kommentare von sich gab. Das Angelo ihn auch hören konnte, liess zwei, möglicherweise sogar drei Schlüsse zu: 1. Petrus war nicht verrückt, Goldfische können doch reden, Angelo hörte es ja schliesslich auch, 2. Harry und Angelo waren BEIDE Produkte seiner gestörten Phantasie. Der dritte Gedanke lässt schon durch sein Gedachtwerden Rückschlüsse auf die geistige Gesundheit des Denkers
zu: Sind vielleicht nicht nur Harry und Angelo Produkte einer gestörten Phantasie, sondern auch Petrus selber?
Die Diskussion erübrigte sich, Petrus Meinung nach, als Angelo auf den Goldfisch zuging und ihm freudig die Flosse schüttelte.
"Eine Vorstellung scheint sich wohl zu erübrigen, was?", fragte Petrus.
"Oh, ja, wir kennen uns schon lange!", blubberte Harry.
"Sehr lange!", fügte Angelo hinzu.
"Angelo, mein Lieber, Du kennst Sir Winston?"
"Natürlich. Majestät!", Angelo verbeugte sich, etwas wackelig. Winston zitterte ein wenig. "Hey, was ist mit Winston los. Redet er nicht mehr mit mir", fragte Angelo. Beide hatten schon viele abenteuerliche Parties zusammen überlebt und kannten sich sehr gut.
Um so mehr wunderte es ihn, dass sein alter Kumpel sich nicht bewegte.
Petrus war ziemlich froh, dass er endlich auch mal etwas sagen durfte, sogar etwas, von dem er Bescheid wusste: "Winston hat ein paar Probleme mit der Realität, die es ihm verbietet, sich zu be- wegen." Er war etwas unsicher, was Winston und die Realität anging,
er fügte dewegen ein entschieden klingendes "Genau!" hinzu.
Angelo schaute Petrus prüfend an. "Heisst das, dass ihr noch gar nicht bescheid wisst??"
"Vergiss Petrus bei deiner Betrachtung, der weiss sowieso nicht genau, worum es geht", sagte Harry und setzte seine Sonnenbrille auf um seine Verlegenheit zu kaschieren, bevor er hinzusetzte "- Worum geht es denn nun eigentlich?" [#2]
Angelo genoss die ihm geltende Aufmerksamkeit. Er wippte etwas auf seinen Fussspitzen, fiel um und versuchte so auszusehen, als ob das genau sein Plan gewesen wäre.
"Also, Jungs: Die Realität ist entführt worden! Rühren sie sich, Majestät!" - Angelo hatte kaum ausgesprochen, da sprang Winston leichtfüssig in die Luft. Mit einem schnellen zusammenknallen der Hacken entledigte er sich seiner Rollschuhe und machte sich daran ein paar Stühle zu jagen, die ihm schon lange ein Dorn im Auge waren. Harry hatte sich noch nicht wirklich mit seiner neuen Lage angefreundet. Sein Gesicht war weiss, wärend er auf dem Rücken von Winston durch das Sanatorium tobte. Es ist nicht einfach sich in einem runden Goldfischglas irgendwo festzuhalten, also klammerte er sich an das Wasser. Er machte sich keine Gedanken darüber, ob das möglich ist, jetzt zählte nur das Überleben!
"Tische können ziemlich kindisch sein, meinst Du nicht" fragte Petrus.
"Der arme Kerl musste so lange bewegungslos stehen, da kann man es ihm nicht verdenken, wenn er jetzt die Würde hintenanstellt und erst einmal seinen Instinkten freien Lauf lässt... - Pizza?"
Petrus nahm sich ein Stück und gemeinsam betrachteten sie das Trei- ben. Die Stühle waren ziemlich überrascht und Winston hatte leichtes Spiel. Nach dem er sie alle eingepfercht hatte, kam er zu den beiden zurück. Auf seinem Rücken klammerte sich ein kalkweisser, ziemlich unglücklich aussehender Goldfisch an dem Wasser in seinem Aquarium fest. Die Sonnenbrille war ihm runtergerutscht (das passiert bei Goldfischen öfter! Da sie keine Nase haben kann die Brille immer nur vorsichtig aufgelegt werden) und Panik stand ihm auf die hohe Stirn geschrieben.
Nachdem sie sich wieder etwas beruhigt hatten, ergriff Angelo das Wort: "Also Jungs, folgendes: Die Realität wurde entführt. Für den Moment mag es für Dich, Winston ja ganz komisch sein, aber bitte bedenke, dass alle die Unrealität nutzen können. Ich möchte die Stühle nicht auf Ideen bringen, aber ohne Realität könnten sie sich ganz schön was rausnehmen..."
Winston stiess einen angsteinflössenden Brüller aus,der dazu führte, dass die die Stühle sich winselnd zurück in ihre Ecke drängten, aus der sie gerade einen wagemutigen Ausbruchsversuch machen wollten.
Die Geschichte hätte ein schnelles, unerfreuliches Ende nehmen können, wenn Stühle hören könnten. Zum Glück aber sind sie nicht nur ausserordentlich dumm sondern auch taub wie der eingeschlafene Fuss eines Raucherbeins. Das Fehlen der Realität hat unglaubliche Auswirkungen auf das Kontinuum! Jeder noch so blöde Gegenstand könnte allein durch den Glauben daran, dass er gross, gemein und unbesiegbar ist, ein fürchterliches Gemetzel hervorrufen. Ohne Realität sind die Grenzen nicht einfach nur verschwommen, sondern einfach ganz fürchterlich durcheinander bis nicht-vorhanden.
Ein wunderbares Beispiel ist das, von dem Neo-Nazi, der sich für den Führer hielt, und -schwupp- schon war es geschehen, dass tausend- jährige Reich existierte wieder! Zum Glück für alle denkenden und fühlenden Lebewesen des Kontinuums war der kleine Bruder des Führers ein kleines Ekel. Er wollte ihm die Tour kräftig vermasseln und be- gann fest daran zu glauben, dass er Supermann sei. Der Kampf war kurz, das tausendjährige Reich überlebte wieder nur für fünf Minuten.
"Also, wie bitte war das mit der Realität??"
"Petrus, sei bitte nicht so laut! Du könntest jemanden oder etwas auf blöde Ideen bringen!" - Angelo versuchte Petrus wieder zur Ruhe zu bringen, der wirklich begann etwas aus dem Häuschen zu geraten in Anbetracht des Chaos, welches demnächst ausbrechen würde.
"Nun, wie ist das mit Derderennamenwirallekennen? Ist sie nur in dieser Dimension nicht mehr an der Arbeit? Wer hat sie entführt? Was können wir dagegen tun? Wie wird es weiter gehen?" - Petrus Buch- halterhirn arbeitete das erste mal seit langem wieder auf Hochtouren und verursachte eine ganze Menge Dampf.
"Seht Ihr! Es geht schon los! Okay, wer von Euch hat an diesen dummen Witz mit dem qualmenden Kopf gedacht!? Aufhören, sofort!", schimpfte Harry, der offenbar seine Fassung, seine Farbe und seine Sonnenbrille wiedergewonnen hatte.
Winston guckte etwas verlegen und der Dampf verzog sich. Tische die verlegen sind, sehen meisst etwas albern aus. Das fiel auch den Stühlen auf, die hämisch kicherten. Petrus Kiefer war inzwischen runtergeklappt. Harry machte sich langsam Sorgen um ihn: Der ent- rückte Blick zeigte ihm, dass alles was um sie herum passierte nicht ganz dem Entsprach, was Petrus für einen "ganz normalen Tag im Irrenhaus" hielt. Harry hatte ihn zwar aufgeklärt, was die Sache mit den Dimensionen und so angeht, auch das mit Winston und der Realität hatte er erwähnt. Petrus schien bloss jetzt erst wirklich aus seiner Lethargie zu erwachen. Es überraschte ihn sehr, dass all das nicht (s)einem kranken Geist entsprungen ist, sondern eine Tatsache war.
Angelo klappte Petrus Kiefer sanft wieder zu: "O.k., Du scheinst wirklich an dieser Dimension zu hängen, was? Nun, in den anderen Dimensionen ist es auch nett, Du wirst dich schnell an sie gewöhnt haben. Du wirst kaum noch an diese und ihren Untergang denken..." Er wurde durch einen Schrei von Harry unterbrochen: " So ein Mist! Die Stühle wissen Bescheid, und es sieht nicht so aus, als würden sie die Unrealität friedlich nutzen wollen. Lasst uns verschwinden! Scheisse, Angelo, wo ist hier ne Tür...?"
Die Vier traten einen ungeordneten Rückzug an. Angelo zerrte den lethargischen Petrus in Richtung einer Mauer und suchte dort nach dem Türöffner, der das Tor aus dieser unwirtlich gewordenen Welt darstellte. Winston baute sich vor den näherkommenden Stühlen auf und knurrte. Harry sass immer noch in dem Aquarium auf Winstons Rücken. Untätigkeit ist nichts für Goldfisch, wenigstens nicht für Goldfische mit Ehrgefühl. Also knurrte Harry ebenfalls.
"Oh, Angelo, wenn Du Zeit hast, könntest Du Dich bitte beeilen? -Ich weiss nicht, wie lange wir die Stühle noch in Schach halten kön- nen!"- In Harries Stimme hat sich ein Schuss Panik gemischt, den er bei bestem Willen nicht zu Unterdrücken vermochte.
Wärend Angelo weiter hektisch die Wand abtastete kamen die Stühle immer näher. Sie hatten ihre Lehne angelegt und zwischen Sitzkissen und Rahmen offenbarte sich eine Reihe spitzer Zähne. Beim Anblick der Zähne beschloss Harry, dass er schnell noch mal in sein Schloss im Aquarium musste. Nicht etwa um sich zu verstecken. Er behauptete jedenfalls, dass er nochetwas auf dem Herd stehen habe. Die ersten Stühle versuchten inzwischen Winston ins Bein zu beissen.
Gerade als Winston aufgeben wollte, weil die Stühle wirklich zu zahlreich waren, gerade in dem Moment fand Angelo die Tür, mehr durch Zufall. Angelo hatte nicht damit gerechnet, dass es sich bei der Tür, von der er in einer Pizzabäcker-Spelunke gehört hatte, um eine Falltür handelte. Unsere Helden entwichen mit einem blitzartigen Fall den scharfen Zähnen der angreifenden Stühle. Die Tür schloss sich und wärend, sie fielen, hörten Angelo, Winston und Harry noch das Kratzen von Stuhlbeinen an der anderen Seite der Falltür.
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#1:Woran erkennt man einen interdimensionalen Pizzabäcker? Keine Ahnung! - In Angelos Fall war das etwas einfacher, weil er ein T- Shirt mit der Aufschrift "Monsun-Pizza! - Auch wärend der Regenzeit!" trug.
#2: Die Antworten auf Ihre Fragen in kürze:
- Ja, Goldfische tragen gerne Sonnenbrillen!
- Er hat sie natürlich aus seinem Aktenkoffer geholt, oder dach- ten Sie etwa, Goldfische hätten Jackentaschen?

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