Feldpost #48: Busse, Schnecken und australische Technik

Hier sind sie alle: Die bisherigen Feldpost-Ausgaben! - und zwar jeweils mit einer Kurzbeschreibung zum einfacheren Suchen. Natürlich haben wir immer noch unsere Suchmaschine hier am Laufen, aber manchmal macht es eben doch der Kontext..

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Feldpost #48: Busse, Schnecken und australische Technik

Beitragvon admin » 02.12.2003, 23:49

Neulich an der Bushaltestelle...

Eine Frau, die sich auffuehrt, als waere sie das erst mal in der Grossen Stadt umflattert den Fahrplan und fragt mich staendig wieder und dazu noch mehr als nur leicht hysterisch, wie sie denn von dort nach Elmshorn kaeme, und, mehr noch, am naechsten Morgen um 8.00h wieder zurueck, wobei mir jedes Verstaendnis dafuer fehlt, ueberhaupt nach Elmshorn zu fahren, und dann erst am naechsten Tag zurueckzukehren! Das Huhn bestand aber darauf, zu fahren, und dazu noch von mir die exakten Fahrplaninformationen zu erhalten, als ein Mann vorbeikam, bei uns stehenblieb und uns fragte, ob das wohl immer noch die X-Weg sei.

Die Frau und ich schauten uns an, kurz ueberlegend, dann den Strassenverlauf begutachtend. Wir beide nickten eilig und unwissend: "Klar!"

Der Mann bedankte sich hoeflich und schlenderte weiter die Strasse herunter.

Die Frau hatte ihre Diskussionslust verloren, und auch mir war das Genoergel an Elmshorn vorerst vergangen. Verstohlen sahen wir uns - nicht zu auffaellig, versteht sich, nach einem Strassenschild um. Irgendwann, als der Mann gerade eben ausser Hoerweite war, sah ich dann das ueberdimensional-grosse Schild ueber der Bushaltestelle: Y-Strasse.

Peinlich.

Das Huhn hat es, glaube ich, nicht nach Elmshorn geschafft, denn die sass am naechsten Morgen immer noch im Bus, und sie verliess ihn auch nicht, als die Station kam, an der wir Tags zuvor eingestiegen war, und wo sie - ich erinnere mich genau - gestern noch hin zurueckkehren wollte... - Zivilisationsschock?

Ich komme mit dem Leben in der Grossen Stadt sehr gut klar, auch wenn ich mich an einige Dinge erst noch gewoehnen muss.

Zum Beispiel daran, bei bestimmten Windrichtungen die Fenster geschlossen zu halten, wie heute zum Beispiel, da die Ausduenstungen der Besten aller Brauereien zu mir herueberwehen, die leider nicht annaehernd so gut riechen, wie deren Bier.

Zu dem Schluss, dass der Mief von der Brauerei kommt, bin ich natuerlich erst gekommen, nachdem ich auf der Suche nach dem Verursacher des Gestanks alle Moebel abgerueckt habe, da mein erster Gedanke war, dass ein groesseres Tier sein Leben in meinen Gemaechern beendet hat, und das schon vor geraumer Zeit!

Natuerlich ist das unsinnig! - In der Grossen Stadt ist das Wildleben nicht so stark ausgebildet, wie in der Heimat. Es gibt bei mir zum Beispiel keine Muecken, oder zumindest habe ich noch keine entdecken koennen. Meine Hoffnung ist, dass das auch so bleibt und dass den Muecken der dritte Stock einfach zu hoch ist[1].

Die Schnecken werde ich auch nicht vermissen! - In der Heimat gab es dieses Jahr eine Schneckenplage uebelster Art! - Dabei handelte es sich natuerlich nicht um diese malerische Gattung mit Gehaeuse, wie sie aus Kinderbuechern bekannt ist, sondern vielmehr um schleimige schwarze Schnecken, die ich nicht nur als schleimig bezeichne, nein, sie hinterliessen tatsaechlich Schleimspuren, vorzugsweise auf der grossen Wohnzimmerscheibe, die diese merkwuerdigen und widerlichen Kreaturen aus unerfindlichen Gruenden permanent hochkrabbelten, um dann oben der Gravitation gewahr zu werden und wieder runterzufallen. - Schnecken-Half-Pipe!

Wen ich gerade mal wieder die Faxen dicke hatte[2], bin ich mit einem Schrubber auf die Terrasse geeilt und habe die Schleimbeutel von der Scheibe gekratzt. Seit dem kann ich berichten, dass Schleimschnecken machen, wenn sie auf die Fliesen fallen und dabei eine aehnliche Elastizitaet aufweisen, wie Knete, wohingegen Schnecken mit Gehaeuse (die gab es auch, aber nur sehr wenige - offensichtlich Touristen!) mit dem erwarteten aufkommen[Unnuetzes Wissen, Teil 534272].

Wieder ist eine Feldpost fast vorueber, und aus Platzgruenden habe ich wieder nur die Haelfte von dem Schreiben koennen, was ich eigentlich wollte.

Ich finde das sehr ermutigend - schliesslich schreibe ich schon seit 48 Wochen jede Woche eine Feldpost [Vielleicht ist der Gestank hier doch nicht von der Brauerei, sondern Eigenlob? - Ach, was...]!

Die naechsten Feldposts - neudefinierter Plural! - kommen im uebrigen wirklich aus dem Feld! Euer treuer Autor macht sich naemlich zum Ende der Woche auf, diese Hemisphaere zu verlassen, sein Gepaeck der Willkuer von Fluggesellschaften auszusetzen ("Lassen sie mich raten: Das Gepaeck ist heil in China angekommen!?"), und irgendwann dann in Xxxx - ein Land, welches auch unter dem Namen Australien bekannt ist, zu landen.

Dank modernster Technik, die auch schon in Xxxx Einzug gefunden hat[3], werde ich mein Bestes geben, auch von dort puenktlich die Feldpost zu verschicken.

- Vielleicht lege ich Euch etwas Fruehling bei!

Gruesse aus der Grossen Stadt,

yours

nils


[1] Obschon die Vorstellung von Muecken, die mit einem lauten 'OOOOOooooooOOOOOooooh! - Ist das hoooooooch!!' versuchen, ihren Schwindel zu besiegen und in den dritten Stock zu kommen, sehr amuesant ist...

[2] Wobei mich wirklich interessierte, was dicke Faxen eigentlich sind und wo genau sie zu finden sind. Wo wir gerade dabei sind: Kann mir jemand erklaeren, wem eine Katze im Sack zum Kauf angeboten wurde, so dass er aus der Ablehnung des Angebots ein Sprichwort machen konnte?

[3] So wurde meine Lieblingsmutter denn von einer Freundin gefragt, als sie meinen Lieblingsvater gerade kennengelernt hatte (welcher im uebrigen Australier ist): "Australien... - gibt es da ueberhaupt Kuehlschraenke?" - Dieser Kommentar zeugt von einer grossen Bildungsluecke! Natuerlich gibt es in Australien Kuehlschraenke! - Wie sollen die Australier denn sonst ihr Bier kuehlen!? Boese Zungen behaupten gar, die Australier haetten die Bierdose und den Kuehlschrank noch vor dem Rad entdeckt, was natuerlich anthropologischer Bloedsinn ist...

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