Feldpost #27: Telekomiker, Zellen und die Zukunft

Hier sind sie alle: Die bisherigen Feldpost-Ausgaben! - und zwar jeweils mit einer Kurzbeschreibung zum einfacheren Suchen. Natürlich haben wir immer noch unsere Suchmaschine hier am Laufen, aber manchmal macht es eben doch der Kontext..

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Feldpost #27: Telekomiker, Zellen und die Zukunft

Beitragvon admin » 02.12.2003, 16:21

Man stelle sich vor, dass man Fernseher einschaltet und folgendes sieht:

Eine attraktive, junge Frau setzt sich zum Telefonieren in einen merkwuerdig-anmutenden Sessel. Er sieht nicht sonderlich bequem aus und hat dazu noch eine haessliche, staehlerne Vorrichtung, die den Kopf in einer bestimmten Haltung fixiert. Die Frau waehlt trotzdem hochmotiviert eine Nummer, und als das Telefon am anderen Ende abgenommen wird, erscheint wie durch ein Wunder das Gesicht des Angerufenen auf einem weissen Kopf, der im Zimmer herumsteht und eigentlich bis dato genauso ausgesehen hat, wie einer dieser in den Siebzigern so populaeren Kopfhoererhalter in Kopfform [die im Original natuerlich meist aus Glas waren und durchsichtig, nicht weiss, wie dieser], falls der geneigte Leser sich noch an diese unnuetzen Staubfaenger erinnert...

Umschalten: oh Wunder, der Mensch am anderen Ende des Drahts sitzt auf dem selben neumodischen Sesselmodell, wie die attraktive, junge Frau und versucht ebenfalls verzweifelt gluecklich auszusehen, was ihm nicht leicht faellt, weil er seinen Kopf so still halten muss, damit die Frau mit der er telefoniert auch bestimmt die selben Probleme hat, wie er, naemlich nicht laut zu lachen, obwohl der jeweilige Gespraechspartner durch die Projektions auf den Kopfhoererhalter ein fuerchterliches Pfannkuchengesicht hat.

Sie telefonieren und schwaetzen, bewegen den Kopf dabei nicht, was fuer einige Menschen zwar sehr lehrreich waere[1], aber ganz bestimmt keinen Spass macht. Solche Telephone wuerden die Telephongesellschaft in den Ruin treiben, die unlaengst damit warb, dass ein zehn Sekunden Gespraech (ueber Handy[2]) bei ihnen umsonst ist! - Wer soll diese Art des Telephonierens denn solange aushalten?

Wer nun glaubt, dass diese Szene bei der phantastischen deutschen Science Fiction Serie aus den schwarzweissen Sechzigern, 'Raumpatrouille Orion', zu beobachten gewesen waere [in der der Buehnenbildner zusammen mit dem Choreographen eben dieser Serie jedesmal zum Brainstorming in einer Kneipe versackt ist, was dann in Raumschiffinstrumenten aus Kuechengeraet und gezerrten Aduktoren[3] von den koerperverrenkenden Taenzen, die die Besatzung der Orion in jeder Episode zu vollfuehren hatte, gipfelte], der taeuscht sich!

Diese revolutionaere Technik war auf der CeBIT auf dem Stand der Deutschen Telekom zu beobachten!

Telekomiker, Hurra! - Dieses Produkt duerfte der genialste Streich der verrueckten Wissenschaftler des rosa Riesen seit der Erfindung der 'Offenen Telephonzelle' sein!

Diese wunderbare Erfindung, bevorzugt an besonders zugigen Hauptverkehrsstrassen aufgestellt, macht das Telephonieren [dem Leser duerfte mittlerweile aufgefallen sein, dass ich 'Telephon' immer noch und mit trotzigem Genuss mit 'ph' schreibe - aus aesthetischen Gruenden, nicht aus orthographischem Unvermoegen, wie ich betonen moechte!] ungefaehr so angenehm, wie einen langen Fussmarsch in (von innen) nassen Gummistiefeln. Der Wind laesst einen (merkwuerdiger Weise zu nahezu jeder Jahreszeit) erfrieren, dafuer treibt er aber auch ordentlich Regen in die halboffene Kabine, deren OEffnung natuerlich immer in Richtung verkehrsreicher Strasse zeigt, so dass man, falls man noch nicht erfroren oder ertrunken sein sollte, garantiert nicht telephonieren kann, jedenfalls dann nicht, wenn man darauf besteht, seinen Gespraechspartner auch noch zu verstehen!

Vielleicht waeren die auf der CeBIT vorgestellten Kopfhoererhalter in solchen Zellen[4] gar nicht mal fehl am Platz - man koennte zumindest von den Lippen lesen!

Natuerlich immer vorrausgesetzt, dass der Gespraechspartner seinen Kopf stillhaelt...

Also: haltet den Kopf still
und ruft mal wieder an!

Gruesse aus der Heimat,

yours

nils


ps: Ha! - Niemandem ist aufgefallen, dass die letzte Feldpost die kuerzeste und gleichzeitig die laengste bisher war! - Das war -logisch gesehen- nicht einfach. Ich habe seitdem einen guten Job bei einem Immobilienmakler und vermiete seit letztem Mittwoch Appartements auf dem Moebiusband. Kaufen sie jetzt! - Endlich unendlicher Wohnraum fuer alle!

[1] Es gibt einige Menschen - und ich nenne keine Namen! - die es einem am Telephon etwas schwer machen, und zwar dadurch, dass sie zur Bestaetigung auf eine Frage energisch in den Hoerer nicken. Sie verstehen nur schwer, dass auch besonders LAUTES Nicken oder Kopfschuetteln nicht sonderlich zum Gespraech beitraegt...

[2] Eigentlich ist das zehn Sekunden Gratisgespraech bei Handies[5] ein prima Scherz, weiss doch jeder, dass die ersten zehn Sekunden fuer das obligatorische "Hallo? - Wer ist da?", "Warum?" und besonders "Wo bist du gerade?" (plus langwieriger Erklaerung) draufgehen...

[3] Waehrend meiner Schulzeit gab Frank eine besonders originelle Entschuldigung fuer sein Fehlen bei unserem gestrengen Mathelehrer und Direktor ab:
"Ich konnte den Unterricht aufgrund einer Zerrung der Aduktoren nicht besuchen!" - Der gar nicht dumme Leerkoerper (...) unterzeichnete und gab ihm die Entschuldigung zurueck und wartete, bis Frank sich schon fast erfolgreich vom Acker gemacht hatte, bevor er fragte, wo sich denn eigentlich die Aduktoren befinden... - Franks Antwort ist mir entfallen, aber ich erinnere, dass sie ebenso falsch, wie verlegen geaeussert war...

[4] Zellen ohne Tueren? - Das nennt sich dann wohl 'Offener Vollzug'...

[5] Die Rechtschreibkorrektur meiner Textverabeitung erkennt 'Handies' nicht. Der Alternativ-Vorschlag lautet 'Hanois'. Ich bin mir weder sicher, was 'Hanois' sind, noch ob sich die Aussage beider Woerter auch nur im entferntesten aehnelt. Vorschlaege werden immer gerne genommen...

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