Feldpost #89: Vergiftete und (nur) widerliche Lebensmittel

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Feldpost #89: Vergiftete und (nur) widerliche Lebensmittel

Beitragvon admin » 03.12.2003, 01:15

BSE? - Pah!

Dioxin-Eier? - Egal!

Aber es gibt Dinge, die koennen mich schon ziemlich beunruhigen...

Als die BSE-Hysterie los ging und die deutsche Presse tonnenweise Rindfleischproben aus dem Supermarkt in die Lebensmittellabore der Republik schleppte, in der Hoffnung, dass die Chemiker darin eine ordentliche Schlagzeile finden wuerden, standen mein Lieblingsbruder und ich regelmaessig im Supermarkt um die Ecke an der Fleischtheke und bestellten mit lauter und fester Stimme "100g Rindermettwurst, bitteschoen".

Als die Belgier begannen, ihre Huehner mit Dioxin-versuchtem Altoel zu fuettern und die Betroffenheits-Presse das Gros ihrer Leser dazu ermunterte, rein praeventiv schon mal ihr Testament zu verfassen, stellte ich leicht amuesiert fest, dass ich drei volle Packen Eier im Kuehlschrank hatte, da mein Brudi und ich uns beim Einkaufen nicht abgestimmt hatten, und machte aus ihnen ein paar ausgezeichnete, hochgradig cholesterinhaltige Mahlzeiten.

Und wieso auch nicht?

Wenn die Presse im Sommerloch steckt, muss schnell zugesehen werden, dass es mit irgendeinem Lebensmittel gestopft werden kann. - Das Dioxin fand man deshalb ja auch erst gegen Ende des Jugoslawien-Feldzuges!

Aber ich spare mir von jetzt an jeden zynischen Kommentar, denn es begab sich vor einiger Zeit, dass dieser Feldpostler nach langer Zeit wieder einmal ein Verlangen nach 'Aurum', dem Spaghetti-Fertiggericht von Aldi hatte. Das betreffende Delikatessengeschaeft hatte nun merkwuerdigerweise keine einzige Packung mehr!

Ich hatte mir in dem Moment nicht allzuviel dabei gedacht - Service ist eben nicht gerade eine Staerke von Aldi - bis ich gestern mit Kristin telephonierte. Worueber tut hier gar nicht zur Sache, wohl aber die abschliessende Unterstellung ihrerseits, dass ich mir zum Abendessen ein Fertiggericht zubereiten wuerde.

Sie meint naemlich immer noch, dass ich mich nur von Fertiggerichten ernaehre, und das, obwohl ich schon seit fast einem Jahr ziemlich davon ab bin, also erzaehlte ich Kristin, dass ich ja nicht mal Aurum hatte kaufen koennen, als ich es zuletzt doch mal vorhatte!

Sie sagte daraufhin, dass das seinen guten Grund habe, denn dieses fruehere Grundnahrungsmittel von mir soll seit neuestem auf einer Liste stehen, auf der besonders schaedliche, um nicht zu sagen 'giftige' Lebensmittel verzeichnet sind!

...Wenn das das Geheimnis des exzellenten Geschmacks der Aurum-Gewuerzmischung sein soll, so bin ich gerne geneigt mich meinen guten Geschmack ein paar kleinere Vergiftungen kosten zu lassen, aber wenn die Nudeln gleich richtig und wirklich giftig sein sollen, finde ich das etwas weniger komisch!

Aurum war letztlich ein treuer Begleiter durch die (ersten) stressigen Phasen meines Studiums. UEber zwei Jahre hinweg genoss ich immer wenn es zeitlich eng wurde diese kulinarischen Koestlichkeit sondergleichen! - Und nun soll der Genuss nicht mehr in die Kategorie 'sondergleichen', sondern 'Sondermuell' fallen??

Wenn das wahr sein sollte, muessen die mich nach meinem Ableben in einem Castor zur Sondermuellkippe nach Lummerland[1] bringen...

Gut erinnere ich mich an einen Urlaub in Norwegen: Pat, Niko und ich waren vorher einkaufen, und ich musste lange maulen und greinen bis ich endlich Aurum fuer sieben Tage im Einkaufswagen verstauen durfte. - Und dann? Richtig: Wir assen die ersten sieben Tage Aurum. Dann waren unsere Vorraete erschoepft und wir standen ratlos in einem norwegischen Supermarkt und konnten uns fuer keine der oertlichen Spezialitaeten richtig erwaermen, ausser fuer die Fleischpastete, aber die war ja mehr fuer's Fruehstueck gedacht. - Und was warme Mahlzeiten angeht: es hat schon seinen Grund, warum es so wenig Buecher ueber norwegische Kueche gibt!

So stand ich denn da mit den beiden im Supermarkt, pfiff leise vor mich hin und sah unschuldig an die Decke, bis Pat und Niko zugaben, dass etwas mehr Aurum wirklich nicht schlecht gewesen waere...

Die Fleischpastete ist uebrigens ein skandinavisches Highlight! - Sollte es sich jemals herausstellen, dass alles daran vollkommen vergiftet und verdorben ist, so kann keiner sagen, er waere nicht gewarnt gewesen: diese Pastete sieht dermassen widerlich aus, dass man ihr allein von der Optik her schon ungestraft (fast) alles Boese nachsagen kann...

Niko und Pat hatten sie sich bei oben erwaehntem Urlaub schon auf der Faehre nach Norwegen gekauft. Am naechsten Tag hatten sie sich dann mit lauten "Hurra!"- und "Lecker-lecker!"-Rufen darueber her gemacht, und das solange, bis ich doch neugierig wurde und sie 'wenigstens mal probierte'. Danach war die Packung recht schnell leer...

Vielleicht gilt das allgemein fuer skandinavisches Essen: Nur was wirklich eklig aussieht, ist wirklich lecker?

Ich werde darueber bei einen HotDog nachdenken. - Einen dieser kuenstlichen, roten, versteht sich! Mmmmmmmmmh...

Gruesse aus der Grossen Stadt,

Euer

nils


[1] Wo landet jetzt eigentlich unser Sondermuell, wo es den Ostblock doch nicht mehr gibt?


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(c) by nils / h.l.v.s. - publications in mim (=1999?)

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