Feldpost #97: Callcenter und wenig Menschenwürde

Hier sind sie alle: Die bisherigen Feldpost-Ausgaben! - und zwar jeweils mit einer Kurzbeschreibung zum einfacheren Suchen. Natürlich haben wir immer noch unsere Suchmaschine hier am Laufen, aber manchmal macht es eben doch der Kontext..

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Feldpost #97: Callcenter und wenig Menschenwürde

Beitragvon admin » 03.12.2003, 01:30

"Guten Tag, mein Name ist nils, was kann ich fuer sie tun?"

...Der Job dieses Feldpostlers im Callcenter einer grossen Autovermietung...

Eine Frau moechte einen Allerkleinstwagen in Malaga mieten.
"Hat der Wagen auch ein Sonnendach?"
"Das kann ich Ihnen nicht garantieren."
"Koennten sie das nicht als Extra einbauen?"
Pause.
"Ja, klar - da muessten wir nur mit einem Schneidbrenner ein bisschen am Dach werkeln. Lassen sie mich nachsehen: das wuerde sie allerdings 5.000 DM extra kosten!"
"Oh. Na, ich glaube, dann lasse ich es einfach..."
- Manche Leute haben das Wort 'Sarkasmus' noch nie gehoert...

Eine Unruhige Stimme erklaert: "Unsere Kundin hat einen Opel Astra 1.6 reserviert."
"Ja?"
"Nun, bekommen hat sie einen Opel Astra 1.9!"
"Herzlichen Glueckwunsch! 0.3 Liter mehr Hubraum fuer den selben Preis! - Wo ist nun das Problem?"
Aufgelegt.
- Verspaetete Scham, vermute ich...

Ein Kunde, der schon lange in der Leitung hing, freute sich wie ein Schneekoenig, endlich durchgekommen zu sein und erklaerte zum einen, dass er schon den ganzen Vormittag probiert hatte durchzukommen, zum anderen mir seine gesamte Lebensgeschichte - zumindest den Teil, in dem Mietwagen vorkommen.

Ich zeigte mich verstaendnisvoll.

Er endete damit, dass er einen Wagen, den er gerade gemietet hat, demnaechst zurueckzugeben wird und dann einige Tage spaeter einen neuen mietet. Ich ermunterte ihn und fragte mich ernsthaft, was er mir damit eigentlich sagen wollte.
"Eine ausgezeichnete Idee!"
"Danke", sagte der hoefliche Mann, und verabschiedete sich.
- Ich habe bis heute keine Ahnung, was er eigentlich wollte...

Nachdem eine Patientin^w Kundin mindestens sechs Minuten lang der Pausenmusik einer Autovermietung gelauscht hatte:
"Hoeren Sie, ich warte jetzt schon seit zwei Monaten auf meine neue Kreditkarte!"
"Das finde ich unerhoert! - ...Sie wissen aber schon, dass Sie hier mit einer Autovermietung verbunden sind, ja?"
- Aufgelegt.

- Manchmal ueberkommen einem da doch Zweifel an der Menschheit...

Eines noch zur Sonnenfinsternis:
Kurz vor eben jener ging dieser Feldpostler (zu jenem Zeitpunkt bei der Arbeit) noch einmal zum Klo, und zwar laut kichernd, und mit der brillanten Idee, den naechsten Anrufern ein froehliches "Letzte Bestellung, bitte!" zuzurufen um die Angst vorm Weltuntergang weiter zu schueren.

Wie dem auch sei: im OErtchen fiel mir auf, dass viele Pissoirs in dieser, unseren Republik eine automatische Spuelung haben, die durch einen Bewegungsmelder ausgeloest werden.

- Bewegungsmelder registrieren hell/dunkel Unterschiede.

Ist es nicht beruhigend zu wissen, dass der groesste Effekt den die Sonnenfinsternis hatte, der war, dass ueberall die Pissoirs einmal ordentlich durchgespuelt wurden...?

Gruesse aus der Grossen Stadt,

Euer

nils

ps: Nachzutragen ist da noch der freundliche Hinweis der einen Haelfte meines ausgelagerten musikalischen (nicht nur) Trivialwissens, Philipp. Er wies darauf hin, dass Major Tom [siehe letzte Feldpost] lediglich der Titel eines Songs war - der dazugehoerende 80' Jahre Schlageraffe heisst natuerlich Peter Schilling und hat nichts mit dem von Wotan Wilke-Moehring (sicherlich brillant) dargestellten Schlageraffen aus der Fernsehserie ueber einen Bummelzug zu tun, die momentan die Intelligenz der letzten verbliebenen oeffentlich-rechtlichen Zuschauer beleidigt...
Die Assoziation war sicherlich beabsichtigt, und dieser Feldpostler ist voll drauf eingestiegen. Naja. Ich kann zu meiner Verteidigung nur vorbringen, dass die unfreiwillige Komik des Namens 'Wotan Wilke-Moehring' meine Aufmerksamkeit in jenem Moment wohl beeintraechtigt hat...

pps: Die andere Haelfte meines oben erwaehnten ausgelagerten musikalischen Trivialwissens, Christoph, meldete sich auch noch zu Wort: "All along the Watchtower" ist natuerlich nicht - wie ich vorschnell behauptete - von Jimi Hendrix, sondern von Bob Dylan.
...Woran erkennt man ein Sommerloch? Daran, dass keinem der ansonsten sehr aufmerksamen Feldpost-Leser das bisher aufgefallen
war... - Und dem Feldpostler selbst auch nicht. Naja... =O)

ppps: Eins noch, weil's so schoen war: Ein Penner schleicht sich in einer Kneipe von Hinten an Christoph an und bietet ihm seine Pennerzeitung an. Christoph bekommt beinahe einen Herzkasper, der Penner entschuldigt sich fuer seinen Gestank, weil er tatsaechlich dachte, dass Christoph sich deswegen so erschrocken hatte und zur Versoehnung bekommt dieser die Obdachlosenzeitung noch mal unter die Nase gehalten. Er lehnt dankend ab. Der Penner guckt verschwoererisch, dreht die Folie, in der er die Zeitung aufbewahrt, herum und fragt, auf frisch-offenbarte nackte Tatsachen, deutend: "...Dann vielleicht ein Schmuddelheftchen gefaellig?"

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