Feldpost #80: Bahncard, Peinlichkeiten und Fußballfans

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Feldpost #80: Bahncard, Peinlichkeiten und Fußballfans

Beitragvon admin » 03.12.2003, 00:52

Neulich in der Biologen-Mensa: Ein ausliegender Zettel verkuendete froehlich: "Heute: Impfung! - Diphterie, Tetanus, oder gleich die kombinierte Diphterie-Tetanus Impfung!"

- Verdammt. Ich wollte doch nur was essen! Schnell wieder raus hier...

Die Bahn kommt einfach nicht aus den Schlagzeilen! - Panne folgt auf Panne, und das ausgerechnet jetzt, wo ich Besitzer einer Bahncard geworden bin!

Nicht, dass ich besonders hinterher gewesen waere, eine solche zu erstehen, aber es begab sich vor einiger Zeit, dass ich Patrick unten im Sueden besuchte, von wo aus wir - der geneigte Leser erinnert sich vielleicht noch - zu einer grossen Computermesse fahren wollten.

Einige Tage vorher beabsichtigten wir am Bahnhof Fahrkarten zu erstehen. Wir erklaerten uns dem freundlichen [sic!] Beamten der in dem sass, was frueher ein Kartenschalter war, jetzt aber 'Service-Center' genannt wird. Der freundliche Mann erklaerte, dass das gar kein Problem sei, solange wir gewillt waeren, einen unsittlichen Betrag zu zahlen, dessen Nennung in diesem Forum mir meine gute Erziehung verbietet...

Seine Preisvorstellung erzeugte bei uns spontane Froehlichkeit. Fuer einen guten Scherz waren wir schliesslich immer zu haben, obwohl dieser hart an der Grenze der Geschmacklosigkeit war. Nach einigem Schenkelgeklopfe stellten Pat und ich dann aber fest, dass wir uns zwar vorzueglich amuesiert hatten, der Bahner aber die ganze Zeit bei seinem hoeflichen, aber bestimmten Laecheln geblieben war...

- Offenbar meinte er das doch ernst!

Desillusioniert und erschuettert standen wir danach vor dem 'Service-Center' und ueberlegten das weitere Vorgehen. Die einzig moegliche Alternative war leider der Kauf einer Bahncard, was die Unternehmung immerhin noch *etwas* guenstiger als das Mieten eines eigenen Learjets machte...

Also: wieder rein.

Das hoefliche Laecheln des Beamten hatte sich mittlerweile in ein gemeines Haifischgrinsen verwandelt. - Toll.

Wieder an der Luft atmeten wir ob der Frechheit der Bahn erst mal tief durch.

"Immerhin haben wir jetzt unsere Fahrkarten!"

"Ja, wir sind zwar pleite, aber immerhin..."

"Man muss ja auch die Vorteile sehen, nicht wahr?"

"Ja, ja, die Vorteile..."

"Raubueberfaelle machen mich immer hungrig. Gehen wir zu McDonalds und teilen uns eine Packung Mayo?"

Dann, nach dem Zaehlen der verbliebenen Geldvorraete: "Och, vielleicht finden wir ja jemanden, der noch was dazugeben moechte..."

- 30 Pfennig fuer eine Packung Mayo ist fuer Menschen, die das Leben in vollen Zuegen geniessen, aber auch wirklich recht teuer...

Und was habe ich jetzt davon? - Richtig: Regionalbahn.

Letztes Wochenende zum Beispiel fuhr ich denn nach einer gemuetlichen Wartestunde im wenig charmanten Kieler Bahnhof mit dem Bummelzug zurueck in die Grosse Stadt.

Die ersten fuenf Minuten war die Fahrt noch ruhig und entspannt. Dann hielt der Zug in einem Kuhdorf, ein dicker Mann waelzte sich mein Abteil und mit der Ruhe war es vorbei.

- Es gibt einige Dinge, die wirklich peinlich sind. Dazu gehoeren zum Beispiel oeffentliche Auftritte mit offenem Hosenstall, George Bushs Essen mit dem japanischen Premier, dem er im spaeteren Verlauf des Abends noch in den Schoss kotzte, die Lewinsky-Affaere und die Aussprueche unseres zu recht in Vergessenheit geratenen ehemaligen Bundesprasidenten Luebke, der u.a. beruechtigt wurde, durch Aussprueche, wie: "Meine Damen und Herren, liebe Neger..." [sic!].

Einer der Peinlichkeit- Evergreens ist aber immer noch, in der OEffentlichkeit laut Selbstgespraeche zu fuehren. - Auf alle Faelle ist es mir immer sehr unangenehm, wenn andere Leute Selbstgespraeche fuehren, die offensichtlich nicht mehr genug Kaffeebecher im Regal haben, das selbst zu bemerken und einzustellen!

Der Neuankoemmling im Abteil redete nicht nur mit sich selbst - ueber das Stadium war er offenbar schon hinaus - er bruellte sich geradezu an! Dem Laerm den er machte nach zu Urteilen, hatte er sich gerade mit sich selber zerstritten...

- Abgesehen davon, dass mir peinlich war, dass dem Mann nichts peinlich war, konnte ich nicht einmal beurteilen, ob seine (Selbst-)Vorwuerfe berechtigt waren, da er zwar bruellte, aber auch stark nuschelte!

Endlich am Hauptbahnhof der Grossen Stadt angekommen, erfreuten farbenfroh gekleidete Fussball-Fans das Auge, allerdings nur von weitem, und ihr Anblick von weitem war mir leider nur kurz vergoennt.

Ihre Mienen verrieten, dass es fuer ihren Verein nicht sonderlich gut gelaufen war, was man aber auch ohne Probleme an ihrem Alkoholisierungsgrad und ihren 'Schlachtgesaengen'[1] haette ausmachen koennen.

Ich frage mich, wo das Sicherheitspersonal, welches dort sonst immer Buerger belaestigt, an solchen Tagen steckt. - Vielleicht waren die auch beim Spiel? Obwohl das recht unwahrscheinlich erscheint, denn die beachtliche Menge versammelter Fans war tatsaechlich die Anhaengerschaft des - man hoere und staune! - VfL Luebeck, der an jenem Tag gegen das beruehmte(?) Norderstedter Team angetreten war.

Luebeck scheint doch groesser zu sein, als ich immer gedacht habe...

Die Realitaet an deutschen Bahnhoefen ist es, die Soaps ueber die Bahn von vornherein zum Scheitern verurteilt... - Wer guckt sich sowas schon gerne an??

Gruesse aus der Grossen Stadt,

Euer

nils


[1] Eine moll Version des populaeren "Ole-ole-ole!!!"-Songs...

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