headonism

O elendes Verderben! - Wir haben Dienstag Abend und ich habe bisher weder zu Mittag gegessen, noch eine neue Feldpost geschrieben. Was noch viel schlimmer ist: ich habe noch nicht die geringste Idee, was ich schreiben soll!

Mein Vorschlag: Ich gehe jetzt essen und ueberlege mir etwas. Schlimmstenfalls gibt's Reste.

So, hier bin ich wieder.

Habe gegessen (Nasi Goreng von Sonnen-Bassermann, wen es interessiert - sehr delikat, wenn mit genug Ketchup vermengt) und deprimiert vor dem Fernseher gehockt, weil ich die Fernsehzeitung versehentlich vorgeblaettert hatte und es nicht 'Ally McBeal' gab, wie ich mir es gedacht und gewuenscht hatte. Dann bin ich auf der Suche nach Inspirationen in die beste aller Kneipen gefahren, wo ich Kristin und Alex antraf, welche ich um Inspirationen anbettelte...

Also, Alex sagte, dass ich ueber den Weihnachtsmann schreiben soll. Dieser ist naemlich, so Alex, ein ganz uebler Spanner! - Das muss er natuerlich auch, wenn er wissen will, ob die Kinder das Jahr ueber brav gewesen sind.

Im Fernsehen sah ich unlaengst bei einer der x-tausendsten Wiederholung der keuschen Fernsehversion des Sports Illustrated Bademoden-Specials, Baywatch[1], eine der Standard Drei-Minuten-Fleischschauen [viele junge, leichtbekleidete Frauen mit sehr grossen Bruesten die aus irgend einem Grund lauthals lachend und in Zeitlupe ueber den Strand laufen]. Irgendwann fing die Kamera dabei auch ein kleines Kind ein, welches nackt ueber den Strand tollte, mitten und ungeruehrt durch das es umgebende Bruestespalier.

Was machen die verklemmten, politisch ueberkorrekten Amerikaner? - Sie legen einen SCHWARZEN BALKEN ueber die kaum ausgebildeten primaeren Geschlechtsmerkmale des Kindes!!

Man mag sich gar nicht vorstellen, wie man in dem darmverstopften Themenpark auf der anderen Seite des Grossen Teichs mit einem dicken, alten Mann umspraenge, sollte man ihn beim 'Kinder beobachten' erwischen...

Da hilft auch kein 'Ho-ho-ho' mehr - man wuerde ihn oeffentlich im Central Park an einen Baumstamm nageln! Die Anklage des Standgerichts, bestehend aus Vertretern der Medien und fundamental-christlichen Heuchlern, wird auf Kinderschaendung zweiten Grades und Blasphemie lauten - der Ketzer hat schliesslich durch sein Kostuem auch noch Coca Cola entehrt!

Alex Hauptsorge war allerdings die Vorstellung, dass der Weihnachtsmann ihr wirklich bei ALLEM zugucken koennte...

So sehr mich die Vorstellung des Weihnachtsmanns als Spanner auch belustigte, werde ich doch nicht darueber schreiben, denn... - oh, verdammt! Na, gut.

Kristin dachte laut darueber nach, mal wieder zu reiten, wobei Alex erklaerte, dass sie sie mit einem Pferd versorgen koennte, wenn dieses sich von seinem Jetlag erholt haette. Es war naemlich gerade von Norwegen eingeflogen worden.

Das brachte mich natuerlich ins Gruebeln, und zwar aus zwei Gruenden: zum einen gibt es keine Zeitverschiebung von Norwegen hierher, die Grund fuer einen Jetlag sein koennte, zum anderen wuerde mich wirklich interessieren, welche Fluglinie Pferde transportiert, und in welcher Klasse diese dann untergebracht werden. Die Sitze in der Bretterklasse sind selbst mir zu eng. Wenn es sich bei dem Pferd nicht gerade um ein Zwergpony handelt, dann duerfte es ernsthafte Probleme mit der Groesse der Sitze haben, und das es sich um ein Zwergpony handelte, wage ich zu bezweifeln, weil es ganz sicher unbeschreiblich bloede aussieht, wenn man beim Reiten im Galopp die ganze Zeit die Fuesse schleifen lassen muss, falls der Ruecken des Pferdchens das ueberhaupt durchhaelt...

Gut ich bin voreingenommen, da mir der Sinn von Zwergponys noch nie so ganz klar war. Welchen Acker soll man auch mit diesen Mininutztieren bestellen koennen? Und Reiten kann man sie, siehe oben, auch nicht, jedenfalls (wahrscheinlich) nicht ohne das sie kaputtgehen...

Zum Abschluss noch eine Geschichte, die wahr ist, Kristin mir aber nicht glauben wollte.

Mein Vater hatte in Australien einmal ein Pferd namens Potter. Potter war ein ehemaliges Paradepferd der Polizei und schon reichlich alt. Ein Pensionaer, sozusagen. Trotzdem war er ein gutes Pferd, mit nur einem kleinen Fehler: wann immer Potter Musik hoerte, fing er an zu tanzen.

Das hatte er sein Leben lang gemacht und dafuer war er ausgebildet worden. Das war denn auch eine prima Sache, es sei denn, mein Vater ritt in die Stadt und die Leute dort wollten ihn aergern und machten laut Musik an, woraufhin mein Vater kein Stueck vorwaertskam, weil Potter erst einmal sein Publikum zufrieden stellen wollte!

Anschliessend brauchten beide, Potter und mein Vater, erst einmal ein kuehles Bier und gingen in den Pub, was im laendlichen Australien kein Problem darstellt (niemand befestigt dort 'Wir muessen leider draussen bleiben'-Schilder am Eingang eines Pubs). Das Problem meines Vaters war, Potter wieder nach Hause zu bekommen, wenn der erst mal einen im Tee hatte...

Also, macht's wie Potter: lebt wild und leidenschaftlich!

Gruesse aus der Heimat,

yours

nils

p.s. / Nachtrag Feldpost #29: Natuerlich koennen Elefanten schwimmen, was ich in der letzten Feldpost verleugnete, die Frage ist nur, ob sie faehig und willens sind, die ganze Meerenge von Gibraltar [min. 14 Km plus gemeiner Stroemung!] zu durchpaddeln...

[1] Baywatch - Die Bademeister von Malibu, eine Serie die die Reihen der DLRG endlich wieder aufstockte, wenn auch hauptsaechlich mit pubertierenden Juenglingen, die auch einmal eine mit uebergrossen Silikontanks bestueckte Frau aus knietiefen Wasser retten wollen. Die Serie hat ausserdem dazu gefuehrt, dass zu Beginn jedes Sommers Bademeister von Kamerateams belaestigt werden, die unbedingt wissen wollen, ob ihr Alltag genauso aussieht, wie in der Serie praesentiert.

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