Feldpost #75: Eine Leidensgeschichte: Fieberwahn...

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Feldpost #75: Eine Leidensgeschichte: Fieberwahn...

Beitragvon admin » 03.12.2003, 00:42

Eine Leidensgeschichte:

Mittwoch, frueher Abend:

Von der Arbeit nach Hause gekommen, ein Schlaefchen eingelegt. Die Nacht war kurz, die Arbeit lang und es sollte ja noch in die Beste aller Kneipen gehen. Nach einer Stunde wieder aufgewacht, gefroren. Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Ist es wieder Winter geworden?

Mittwoch, spaeter Abend:

Auf dem Rueckweg sehr gefroren. Wer hat bloss die Heizung ausgemacht? Dann zuhause eine wilde Idee bekommen: Habe ich vielleicht Fieber?? - Nachgemessen: Fieber. Super!

Donnerstag:

Ausgeschlafen, beschissen gefuehlt. Das ist definitiv nicht normal. Mal bei meinem Hausarzt vorbeisehen.

Mein Hausarzt scheint mir nicht sonderlich kompetent. Der Kerl hat jahrelang Medizin studiert, nur um sich dann von mir sagen zu lassen, was ich habe: Hochfieberhafter Infekt - trinken sie viel und ruhen sie sich ordentlich aus. Ganz toll. Und dafuer musste ich zwei Stunden im Wartezimmer sitzen. Die letzte Stunde davon hat besonders wenig Spass gemacht. Das Grosse Zittern ging wieder los, aber das war noch nicht so schlimm, denn abends wurde es viel schlimmer. Lethargisch sass ich bei wenig Licht vor dem Fernseher und suchte ein Programm ohne hektische Schnitte. Ein Testbild waere schoen gewesen, aber andererseits auch langweilig.

Freitag:

Fieber dehydriert. Was ausserdem dehydriert, ist, mit offenem Mund zu schlafen. Beides zusammen ergibt Gar Keinen Spass (tm). Brachte den Tag mit Kamillentee und Selbstmitleid zu. Die Kombination war auch bitter noetig, denn ich hasse Kamillentee, und bevor ich eben jenen geniesse, muss es mir wirklich schlecht gehen.

Abends mit der bezaubernden Antje telefoniert: sie fragte, ob sie denn trotzdem am Samstag vorbeikommen koenne. Natuerlich, sagte ich, und ausserdem muesste das Fieber ja irgendwann mal vorbeigehen, es sei denn, ich haette Malaria, dann koennte es etwas laenger dauern. Haha.

Samstag:

Gut, dann habe ich eben Malaria. Was soll's? - Ich befinde mich da schliesslich in guter Gesellschaft! Viele grosse Entdecker hatten Malaria. Vielleicht sollte ich mich geehrt fuehlen.

Keine Musse, einen Gedanken daran zu verschwenden. Meine Augen tun in den Hoehlen weh. Das ist nicht sehr angenehm.

Trotzdem zeichnete sich langsam eine Zustandsaenderung ab: ich bekomme jetzt auch noch ordentlich Schnupfen! - Endlich passiert mal was! - Memo an selbst: Im Gesundheitslexikon nachschlagen, ob Schnupfen zum Krankheitsbild von Malaria gehoert...

Gegen Abend haengt meine Nase in Fetzen aus dem Gesicht und eine weitere unerwartete Wendung tritt ein: Nasenbluten! Antje findet das sehr dramatisch, ich nur aergerlich. Wenn eine Nase so zerfetzt ist, wie die meine, dann kann das Blut an allen moeglichen Stellen austreten.

Kurz ueber den Einsatz von Tampons nachgedacht, dann erzaehlte Thorsten widerliche Geschichten ueber Nasentampons und ich aenderte meine Meinung. Keine Tampons. Auf gar keinen Fall.

Vielleicht eine Binde...?

Sonntag:

Beim Fernsehen merkwuerdige Theorien entwickelt: Koennte es vielleicht sein, dass man nur fiebernder Weise die Welt wirklich klar sieht? - Das gedacht, schickte ich dem Gedanken ein froehliches Kichern hinterher, nur um sicherzustellen, dass es ihm gut geht.

Memo an selbst: Gedanken und froehliches Kichern zukuenftig auf vernuenftige Ursache pruefen. Zumindest in der OEffentlichkeit.

Den Abend mit Zittern und Schimpfen zugebracht. Zittern wegen Fieber, Schimpfen wegen Zittern.

Angenommen, ich habe tatsaechlich Malaria - wie lange wird das wohl noch dauern?

Montag:

Wieder zum Arzt gefahren, ihm meine Malaria-Theorie erzaehlt. Der bloede Anfaenger hat gelacht! - Offensichtlich hat er sein Medizinstudium im Telekolleg gemacht... Sowieso: er ist ja nicht mal ein richtiger Dr.med.! Wahrscheinlich hat er Veterinaermedizin studiert und versucht das ungeschickt durch die Bezeichnung 'Arzt fuer Allgemeinmedizin' zu tarnen...

Er raet mir, viel zu trinken und 'es auszuschwitzen, haha'. Sehr witzig. Wie waere es mit 'ausfrieren'? - Das muesste man natuerlich erst mit der Duden-Kommission absprechen, da es den Ausdruck bisher nicht gibt, aber wahrscheinlich denke ich immer noch viel zu klar fuer diese Welt.

Das sollte ich vielleicht ausnutzen! - Schnell an den Computer setzen und den Staatsoberhaeuptern dieser Welt interessante Vorschlaege zukommen lassen... Na, die werden sich aber freuen!

Die Ausfuehrung scheiterte recht schnell daran, dass die Augen wieder weh taten, aber ich habe es immerhin versucht...

Dienstag:

Endlich mal eine Nacht mit geschlossenem Mund zugebracht. Das war sehr erholsam! Und ich fuehle mich gleich viel besser! - Sehr gut. Dann kann ich endlich die Briefe an die Staatsoberhaeupter schreiben!

An den Schreibtisch gesetzt und ueberlegt... - Die Ideen fuer die Briefe scheinen mir jetzt etwas.. - nunja: albern!

Schade. Ich moechte aber nicht undankbar erscheinen. Vielleicht heisst das ja, dass ich mein Malaria endlich los werde?

Schon?? - Na, koennte klappen...

Gesundheit!
&
Gruesse aus der Grossen Stadt,

Euer

nils


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