Feldpost #104: Xxxx: Alt. Enden, Klima & Hospital-Trains

Hier sind sie alle: Die bisherigen Feldpost-Ausgaben! - und zwar jeweils mit einer Kurzbeschreibung zum einfacheren Suchen. Natürlich haben wir immer noch unsere Suchmaschine hier am Laufen, aber manchmal macht es eben doch der Kontext..

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Feldpost #104: Xxxx: Alt. Enden, Klima & Hospital-Trains

Beitragvon admin » 03.12.2003, 01:42

"...Das waere doch genau das Richtige, wenn Dir mal langweilig ist", schlug die Lieblingsmutter vor.

"Ich kann Dir ganz genau sagen, wann das zuletzt war: vor so ziemlich genau zwei Jahren", antwortete ich. - He! Moment mal: zwei Jahre Feldpost[1]! Hurra und Konfetti, und Du musst letzteren nachher wegsaugen!

Wo war ich? - Ach ja: gerade dabei noch etwas nachtragend zu sein, und zwar zum Thema Oper (siehe Feldpost #102) - und nicht etwa zum Thema Haselnusstafeln[2]. Es handelte sich bei besagter Singerei ja um eine Variation von Shakespeares 'Romeo und Julia', ein Stueck, das ich sehr schaetze, dass aber meiner Meinung nach einen fundamentalen Nachteil hat: das Ende.

Bei allen bisherigen mir bekannten Interpretationen des Stuecks hat sich nie jemand getraut, das Ende umzuschreiben - warum eigentlich nicht??

Es hat einen schoenen Anfang.

Dann folgt im Mittelteil ein schrecklicher Vorfall der zu Romeos Verbannung fuehrt - aber noch ist nichts verloren ("Och tja, Romeo, weisst Du: das mit meinem lieben Anverwandten, den Du da hast ueber die Klinge springen lassen, verzeihe ich Dir dieses eine Mal noch. Und jetzt komm' ins Bett, ja?").

Und dann muss alles enden, weil die beiden sich nebeneinander her umbringen?? - Och, Willi! Musste das sein?

Zum einen fuehle ich mich dann wie beim Ansehen dieser schrecklichen Verwechslungskomoedien mit Louis de Funes, die ich mir nie lange angucken konnte, weil darin immer alles so komplett schief ging, zum anderen hiesse es nun wirklich nicht, dass man Konzessionen an die amerikanische Hurra!-Kultur machte, wenn das ganze nur *einmal* gut ausgeht...

In der Oper dann die UEberraschung: Romeo schluckt das Gift und Julia wacht gleich darauf auf!! - Verdammt, das war aber diesmal knapp!

Der tapfere Romeo haelt sich erstaunlich gut. Die beiden unterhalten sich und singen, wie gerne sie jetzt knutschen wuerden. - Die Szene laeuft und laeuft, Hoffnung keimt auf: schaffen sie es vielleicht diesmal doch? War das Gift diesmal vielleicht schlecht und unwirksam??

- Natuerlich nicht. Kurz darauf rueckt Romeo damit raus, dass er jeden Moment aus den Stiefeln kippen wird. Julia beschwert sich darueber [Aha! - erste Beziehungskrise!], dass Romeo das ganze Gift selbst ausgetrunken hat, woraufhin der sich noch schnell entschuldigt und dann stirbt. Seine Liebste stuerzt sich darauf in seinen Dolch, singt noch ein, zwei Arien und stirbt dann ebenfalls - gemessen an der Zeitspanne zwischen Zustechen und Sterben allerdings eher an Blutvergiftung denn an den Folgen des Stiches...

Die Bezaubernde Antje und ich waren trotzdem zufrieden. Es gab immerhin fuer einen kurzen Moment Hoffnung, dass beide ueberleben wuerden...

In der Stadt des Lichts [siehe ebenfalls Feldpost #102] hatten die Bezaubernde Antje und ich uns insgesamt eine gute Zeit gemacht, was schon mit dem Fruehstueck im Gourmet-Tempel eines grossen Kaufhauses begann: leckere Teigwaren und koffeinhaltige Getraenke umschmeichelten dort allmorgendlich unseren Gaumen...

"Findest Du es hier nicht auch etwas kuehl", fragte die bezaubernde Antje allerdings am ersten Morgen dort.

- Sie lag natuerlich vollkommen falsch! So etwas wie 'kuehl' gibt es in Xxxx gar nicht! Hier nennt sich das ganze 'klimatisiert' und ist ein Segen der Zivilisation, ueber den man sich - bitteschoen - nicht lustig zu machen hat!

Klimatisiert werden muss hier naemlich unbedingt, da gerade Besuchszeit ist und man einen guten Eindruck hinterlassen moechte, denn lauter Touristen bereisen dieser Tage das westliche Xxxx auf der Suche nach Unkraut [- ausgesprochen wird das "Wildblumen"]. Bei dem Versuch, ein Auto zu mieten, mussten wir dies am eigenen Leibe erfahren: die Schnaeppchenautos waren allesamt schon ausgebucht!

Der nette junge Mann am Tresen erklaerte uns, dass es zur Zeit so gut wie unmoeglich waere, einen Wagen zu bekommen, insbesondere da saemtliche Pensionaere aus dem Osten des Landes fuerchterlich viel Rabatt auf eine Zugreise nach West Xxxx bekommen wuerden, so dass sie tatsaechlich alle kommen und dann auch gleich ein Auto mieteten.

Wild gestikulierend beschrieb er uns, wie der lange, lange Zug fuer seine Reise quer ueber den Kontinent bereitsteht und von Pensionaeren gestuermt wird, die Unkraut gucken wollen... - "It's almost like a hospital train, you know!"

Meine Lieblingseltern wissen davon ein uebellauniges Lied zu singen - lungern die alten Leute doch immer mitten auf der Strasse herum und beschaeftigen sich damit, die Welt durch das Objektiv ihrer Kamera wahrzunehmen, die in den meisten Faellen allerdings altmodisch und ohne Ton ist, so dass sie sich naehernde Autos nicht hoeren und gerne mal quer ueber die Fahrbahn auf ihr Motiv zuhumpeln.

- Wenn man dann keinen ordentlichen Bullenfaenger vorne am Auto hat, kann man sich dabei haessliche Kratzer im Lack einhandeln!

Mein Vater hatte einmal ein besonders schoenes Zusammentreffen mit einem Urlauber. Aus der Sicht eben dessen begab es sich wie folgt:

"Also, da sitzt diese suesse kleine Echse doch mitten auf der Strasse, und was soll ich Dir sagen, ich natuerlich sofort rechts ran[5] und raus aus dem Wagen, Kamera geschnappt und dann voll in Pose, nech, und der kleine reisst dann den Mund auf und faucht ganz lieb, und ich wollte ihn so richtig schoen von vorne draufhaben, ja? Also, da suche ich noch die richtige Position um abzudruecken, als in dem Moment..."

Auf dem Hoehepunkt des Berichts schalten wir um und hoeren, wie sich das Folgende aus der Perspektive meines Vaters dargestellt haben duerften:

"Na, ich fahre da so lang und sehe da auf der Gegenspur ein Auto parken. Ich umfuhr das Fahrzeug weitraeumig. Im Rueckspiegel sah ich dann einen fluchenden Touristen mit Kamera in der Hand hinter dem Auto hocken..."

- Zurueck zu dem Touristen:

"...Plattgefahren!! Er ist genau ueber das arme Reptil ruebergefahr'n! Mit beiden Reifen! Gerade, als ich abdruecken wollte! So ein Mist!"[6]

Schluss fuer heute! -

Es bleibt noch, einigen Leuten fuer Motivation und Inspiration, Geduld und Gesellschaft waehrend des letzten Jahres Feldpost zu danken - und zwar insbesondere den folgenden: Anja, der Bezaubernden Antje, Caren, Christoph, Niko, Pat, Philipp, Thorsti, den Damen und Herren von alt.fan.pratchett und #afp, meiner Lieblingsfamilie und allen, die - wenn auch nur durch kleine, unschuldige Kommentare nebenher - groessere mentale Lawinen losgetreten haben...

Danke! Danke! Danke! - Macht weiter so! =O)

Gruesse aus Xxxx,

Euer

nils


[1] Jubilaeumsausgaben werden etwas traditionell etwas laenger... - Ich entschuldige mich fuer eventuelle Unannehmlichkeiten.

[2] Nach zwei Jahren des feldpostens erlaube ich mir mal einen kurzen Verlust des UEberblicks: Habe ich eigentlich schon mal geschrieben, dass 'Hanuta" die Kurzform von 'Haselnusstafeln' ist? - Es ist immer wieder ueberraschend, wie viele Leute ob dieser Erkenntnis in Grosses Staunen verfallen, denn so offensichtlich das auch erscheinen mag, ist es ueberhaupt und ganz und gar nicht[3].

[3] ...Wobei mir einfaellt, dass ich die Fussnote #2 eigentlich fuer was ganz anderes verwenden wollte, naemlich dafuer, zu bemerken, dass ich mich nicht weiter darueber auslassen wollte[4], dass und warum es im Foyer der Oper ueberraschenderweise 'Haselnusstafeln' (- deutsche solche, allerdings nicht Hanuta!) zu kaufen gab.

[4] ...Und ich bin da der Erste, der offen zugibt, dass mir das 'nicht weiter darueber auslassen' quantitativ komplett misslungen ist. Naja, vielleicht beim naechsten Mal...

[5] Das ist nicht etwa schlechter Stil sondern auf- und ausgeschriebene Alltagssprache! - Oder schlimmstenfalls beides [das moege die Nachwelt entscheiden], allerdings vor allem letzteres!

[6] Ja, ja, die Fussnoten haeufen sich etwas in dieser Feldpost, aber just kam meine Lieblingsmutter ins Zimmer gestuermt und erklaerte, dass sich alles zwar so aehnlich, aber ganz anders zugetragen hat, was sie mir mit Hilfe von zwei Linealen und zahlreichen, ausschweifenden Bewegungen zu verdeutlichen versuchte... - Es aendern sich zwar nur Details, aber ich moechte trotzdem darauf hinweisen, dass auf dem weissen Lineal - nein, Moment: hier, auf dem rosa Lineal! Wir haben doch Linksverkehr in Xxxx! Jedenfalls... - Ach, egal.


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