Feldpost #49: Nervosität, Kunstrasen Regenschirme & Marx

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Feldpost #49: Nervosität, Kunstrasen Regenschirme & Marx

Beitragvon admin » 02.12.2003, 23:50

O.k., die Live-Berichterstattung dauert doch noch bis zur 50. Ausgabe...

Statt dessen folgt ein Bericht ueber den Ernst der Lage einen Tag vor meinem Abflug! Bei dem verzweifelten Versuch, Nachts zu schlafen, habe ich mich naemlich in gemeinen Traeumen verheddert, die den Abflugtag in schrecklichsten Farben beschrieben, so dass ich hypernervoes und aufgeregt erwachte.

Das machte mich nicht gerade gluecklich, und so beschloss ich, zunaechst eine uebergrosse Kanne ueberstarken Kaffee zu trinken, damit meine Nervositaet auch einen vernuenftigen Grund hat!

Kaffee ist eine sehr zuverlaessige Droge.

Nach dem Fruehstueck versuchte ich kurz ein wenig zu Jonglieren, gab das aber zufrieden und sofort wieder auf, als ich feststellte, dass mein Kaffeetatter so gross war, dass jegliche Betaetigung, die die Haende ueber die Grobmotorik hinaus beanspruchte, nicht mehr moeglich war, also setzte ich mich auf den Balkon, hibbelte ein wenig und war froh, dass eine ploetzlich aufkommende Windboee ein wenig Bierwind von der Besten aller Brauereien rueberwehte. So hatte ich einen guten Grund, sofort wieder aufzustehen, ohne dass man mir Hypernervositaet unterstellen konnte, was zwar durchaus richtig gewesen waere, aber nichts an der Tatsache aendert, dass man sowas nicht gern ueber sich hoert.

Dann bin ich mit zitternden Beinen zum Einkaufen gegangen[1]. Meine Lieblingseltern statten mich vor jedem Besuch mit einer laengeren Liste von Sachen aus, die es in Australien nicht gibt, z.B. Kaffee, Duschgel und diese Plastikmatten[2], die man ins Geschirrspuelbecken legen kann, wenn man das moechte, und Anna moechte. Die Liste war kuerzer als die Letzte, und diesmal wuerden auch keine erroeteten Zoellner sich gezwungen sehen, mir die Frage zu stellen, was ich denn mit den Tamponmassen, die ich letztes Mal im Gepaeck hatte, vorhaette...

Nachdem ich wieder zurueck gezittert war, kam Schdaephy[3] vorbei. Schdaephy ist eine sehr ehrliche Person, jedenfalls glaube ich das, weil sie die einzige Frau ist, die ich kenne, die mir permanent unter die Nase reibt, dass Frauen kleine, fiese Miststuecke sind, eine Aussage, die ich - mit einem riesigen Stapel an 'Beweisen' - so haeufig gehoert habe, dass ich mich nicht mehr davon distanzieren kann, obwohl Mann nicht vergessen darf, dass Schdaephy selber ein kleines, fieses Miststueck ist, und deswegen noch fraglich sein koennte, ob dieses Bekenntnis nicht doch einen nur ihr typischen Charakterzug beschreibt... - Da ich von solcherlei UEberlegungen immer Kopfschmerzen bekomme, nehme ich die Aussage einfach so hin...

Mit Schdaephy philosophierte ich dann ueber meine neueste fixe Idee, naemlich die, auf meinem (acht Meter langen) Balkon mindestens ebensoviel Kunstrasen auszulegen und einen Putter zu kaufen, wie ihn die Schurken in achtziger Jahre Actionfilmen immer zum Buerogolfen hatten. Der herumlungernde Bierkasten koennte dann getrost ausgepackt und sein Inhalt zum Hindernisparcours mis- und gebraucht werden!

Das kleine, fiese Miststueck schlug vor, dass ich es doch nicht unbedingt bei Kunstrasen belassen muesse, und sie hat recht! - Was ist denn gegen einen schoenen, englischen Rasen einzuwenden, mal abgesehen von meiner Allergie gegen Graeserpollen!? Der Mietvertrag verbietet lediglich das Aufhaengen von politischen Plakaten und unaesthetischer Unterwaesche, vom Anbau von Golfrasen steht da kein Wort!

Natuerlich wuerde ich Sonntags immer bis zum Ende der Mittagsruhe warten, bevor ich mich auf meinen kleinen Rasenmaehertrecker schwinge. Und Rasensprenger, die muessen natuerlich auch sein! Soll ich etwa jeden Abend mit 'nem Schlauch auf dem Balkon stehen? - Niemals!

Anschliessend verloren wir uns in einem herrlichen Exkurs ueber Marx und Regenschirme! - Niko hat naemlich seinen Regenschirm bei mir vergessen, was ihn natuerlich faktisch zu meinem macht. Regenschirme sind naemlich anerkannter Kollektivbesitz! Man kauft einen Regenschirm, man verliert ihn, oder er wird gestohlen, jemand anders findet/'findet' ihn... - der Kreislauf ist endlos!

Daraus resultiert : Eigentum ist Diebstahl! - Eigentum ist unmoeglich!

Natuerlich ist Eigentum nicht ganz unmoeglich: Man kann ja jederzeit zum Arzt gehen, ungestraft einige Frauenzeitschriften lesen und dann einen Schirm stehlen! - Wenn man besonders gierig ist, nimmt man gleich den ganzen Schirmstaender mit. Das koennte allerdings fuer aufRUHR (Mediziner Witz, sorry!) in der Arztpraxis sorgen, wenn man entdeckt wuerde...

Ausserdem, stellte Schdaephy fest, sind Schirmstaender im Einzelnen, die in Arztpraxen im Besonderen, meist abgrundtief haesslich, und niemand moechte einen stehlen, da er von seinem eigenen schon angeekelt genug ist!

In progressiven Haushalten wird uebrigens meist eine Milchkanne als Schirmstaender missbraucht, was die Frage aufwirft, ob Milchkannen jemals wirklich fuer Milch verwendet wurden, wo doch jeder weiss, dass Milch im Tetrapak[4] kommt...

Gruesse aus der Grossen Stadt,

yours

nils


[1] Das Schlimme ist, dass ich nicht einmal erinnere, dass der Kaffee soooo stark war! - Den physischen und psychischen Reaktionen nach, haette ich den Kaffee eigentlich kauen muessen!!

[2] Also: Ja, es gibt Kaffee in Australien, aber der ist sehr merkwuerdig geroestet und schmeckt einfach nicht so gut; Duschgel gibt es in Xxxx tatsaechlich nicht, was auch Sinn macht, wenn man das deutsche Muellproblem durch Fluessigseifenbehaelter bedenkt; und diese Plastikmatten fuer's Geschirrspuelbecken haben keinen wirklichen Namen, deswegen hat sich die Idee wahrscheinlich noch nicht bis Down Under durchgesprochen...

[3] Sie haette in jedem Fall wieder etwas an meiner Schreibweise ihres Namens auszusetzen gehabt, also beschloss ich, ihn gleich ordentlich falsch zu schreiben...

[4] "Kombipak!" (sp?) korrigierte mich Schdaephy an dieser Stelle, was wohl Mitteldeutsch fuer das Selbe ist...

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