headonism

Heute: kulinarisches...

Sushi ist, wenn man keine Fragen stellt.

Nach langem Hadern, Zögern und Zaudern war ich doch letztes Wochenende endlich mal Sushi essen, und zwar mit der bezaubernden Antje, und es war für uns beide das erste Mal, was ich bitte, nicht falsch zu verstehen, denn Sushi ist ja (eigentlich) nichts unanständiges, sondern, mehr oder weniger bekanntermaßen, roher Fisch, oder auch nicht, oder auch: nicht nur, aber solche Fragen sollte man sich vielleicht, oder auch gar nicht unbedingt stellen...

Was man denn da nun wirklich genießt, darüber sollte man sich nur beschränkt Gedanken machen, denn einiges sieht gar nicht so lecker aus, wie es schmeckt, was aber nicht allzu viel macht, denn schmecken tut es ausgezeichnet!

Die Dame an dem Stand in der Futtermeile im Einkaufszentrum um die Ecke hatte offensichtlich nicht so viele japanische Filme gesehen, wie wir, und ging mit ihrem Lächeln für eine (vorgebliche) Japanerin etwas sparsam um. Andererseits ist das natürlich beruhigend, denn bei den japanischen Filmen, die ich bisher gesehen habe, waren die Japaner zwar immer sehr höflich, haben dann aber auch besonders große Messer gezückt und sich damit gegenseitig filetiert, insofern war ihr Nichtlächeln wohl in Ordnung.

Wir bestellten das Anfängermenü, um nicht gleich durch besondere Kuriositäten geschockt zu werden, und beäugten argwöhnisch was man uns da servierte.

Dazu gereicht wurden natürlich Stäbchen. Mit denen sticht man in die Dinge auf dem Teller, um zu überprüfen, ob sie noch leben.

Man kann natürlich streiten, ob eine Gabel dafür (und für den Selbstverteidigungsfall) vielleicht nicht doch effektiver wäre, aber die Japaner haben ja so ausgefeilte Kampfsportarten, dass sie wahrscheinlich mit zwei Holzstäbchen viel mehr Schaden anrichten können, als unsereiner mit einer Gabel - oder gar mit einem ganzen Set von Steakmessern! - Aber die Debatte ist rein hypothetisch, denn keines der vorgeblichen Nahrungsmittel bewegte sich, jedenfalls nicht von selbst.

...Wenn man allerdings etwas Reis so auf den wurmähnlichen Dingern verteilt, dass er aussieht, wie Augen, und das Ergebnis etwas anschubst, dann konnte es fast etwas gruselig[1] wirken, aber wir ließen uns trotzdem nicht hindern[2], den Sushi zu probieren...

Ha! ich weiß gar nicht, was ich mich immer so geziert habe! Das Zeug ist ja außerordentlich lecker! - Warum hat mich davon vorher niemand informiert!? [Ja, Thorsten ich weiß, aber Du warst der einzige und hast dabei dieses merkwürdige Grinsen gezeigt, dass ich selbst aufsetze, wenn ich über Dänische Hotdogs rede!]

Warnen muss ich allerdings vor dem Grünen Zeug, welches sich am Tellerrand verteilt hatte... - Es sieht ganz unschuldig aus, und Antje ließ mich probieren. Ich dippte also eine leckere California Roll hinein, schluckte und verschluckte mich fast.

Es stellte sich heraus, dass es sich um Wasabi handelte: japanischen Meerrettich! - Als ich nach etlichen Faxen gerade wieder etwas Kontrolle über meine Gesichtsmuskulatur hatte, verschluckte ich mich dann auch noch ordentlich, weil Antje gerade vor Lachen fast vom Stuhl fiel, und das keine sehr große Hilfe war!

Ich war aber offensichtlich nicht der einzige, der darauf reinfiel: Gegenüber hatte kurz nach uns ein Pärchen Platz genommen, die mit einem Mal ebenfalls ganz komische Gesichter zogen, die ich als Fachmann sofort als Grünes-Zeug-Gesichter ausmachen konnte. Ich winkte ihnen mitleidig, aber grinsend, zu...

Dann hatten wir noch Dinge da liegen, die leicht eingelegt aussahen, und die wir im Nachhinein anhand eines Kochbuches als Gari - eingelegten Ingwer - identifizieren konnten... - Nicht gut.

Ich probierte wieder als erstes, erklärte, dass es widerlich schmeckt, und bot Antje das übrig gebliebene Stück an. Sie probierte ebenfalls und konnte mein Urteil bestätigen. =o)

Also: Sushi isst, wer keine Fragen stellt. - Und fragt vor allem nicht nach den Beilagen! Und lest Euch erst _nach_ dem Essen die Übersetzung der exotischen Namen der Gerichte durch!

Ansonsten aber: guten Appetit!

Grüße aus der Großen Stadt,

yours

nils


[1] Antje erbarmte sich, und versuchte wenigstens ein klein wenig gegruselt zu wirken, was ich sehr anständig von ihr fand!

[2] Warum darf man eigentlich nicht mit dem Essen spielen? - Außer dem Grund, dass das Essen während des Spielens kalt wird, fiele mir kein anderer Einwand ein.

Mit Sushi kann man ausgezeichnet spielen: er ist ja schon kalt[3]!

[3] (Nicht ganz) Unnötiges Wissen, Teil 534277: Wenn man zu irgend einem Anlass eine Suppe serviert bekommt, die merkwürdiger Weise sehr kalt ist, so erkundige man sich bitte vorsichtig und möglichst unauffällig, um welche Art von Köstlichkeit es sich handelt, denn die Wahrscheinlichkeit ist dann recht groß, dass es sich um Gazpacho Suppe handelt, die nämlich kalt serviert gehört! - Es machte einen sehr merkwürdigen, wenn auch nachhaltigen Eindruck, ließe man sie zum Aufwärmen in die Küche zurückgehen...

Ich bitte darum, dieses Wissen nicht dazu zu verwenden, Freunde zum Essen einzuladen und sie mit dieser andalusischen Spezialität bloßzustellen. Das gehört sich nicht!
Das Rezept gebe ich auf Anfrage gerne weiter...

Fuer neue Abonnenten, Beschwerden, Kommentare ...:
feldpost@headonism.de ~ zaphod@orplid.shnet.org
(c) by nils / h.l.v.s. - publications in mim (=1999?)