Feldpost #112: Verrückte Forscher, Preise und getunkte Kekse

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Feldpost #112: Verrückte Forscher, Preise und getunkte Kekse

Beitragvon admin » 03.12.2003, 01:54

Wissenschaft ist doch was herrliches!

Da hat doch tatsaechlich ein begabter Forscher in dem darmverstopften Themenpark namens USA herausgefunden, dass eine bestimmte Schokoladensorte wenn sie fluessig ist und eine kleine elektrische Spannung [sic!] angelegt wird superelastisch wird!

Anwendung kann dieser neue Segen der modernen Forschung zum Beispiel in Autotueren finden: das bekoemmliche Hueftengold wird in Unfallsituationen zukuenftig Leben retten koennen! - Eben jenes kann man dann, nachdem man nach dem Crash von der Feuerwehr aus dem Wrack befreit wurde, sodann auch gleich wieder lebenswert machen, in dem man das rettende Tuerfutteral aufisst...

Ich kann und will diese hervorragende Erfindung nicht schlecht machen: das Schokolade leben retten kann, kann und will ich nicht bestreiten!

Die grosse Preisfrage ist jedoch die folgende: wer zur Hoelle hat diesen Forscher damit beauftragt, verschiedene Schokoladensorten aufzuloesen, unter Strom zu setzen und auf Superelastizitaet hin zu ueberpruefen?

Und ueberhaupt: wieviele Sorten hat der fleissige Forscher ausprobiert, bevor er - endlich! - die richtige gefunden hatte? Hat er's zunaechst mit Schokoriegeln versucht, bevor er zu ganzen Tafeln uebergegangen ist? Wie verhaelt sich Trauben-Nuss, wie Zartbitter-Schokolade im Elastizitaetstest?

Um alle Fragen ausreichend klaeren zu koennen, sollte der Mann endlich die Foerderung erhalten, die er verdient!

Aber denken wir ruhig zurueck an die Zeit, als all seine Kollegen sich noch ueber ihn lustig gemacht haben, als er noch der merkwuerdige, Schokobesessene Fakultaetsidiot war - wer hat ihn zu dieser Zeit schon Forschungsgelder zugeschanzt, wer hat ihn auf diese Faehrte gelockt??

Die Wahrheit ist doch, dass viele dieser Genies ihr Leben lang unentdeckt in Keller-Laboratorien vor sich hinvegetieren, ohne je die noetigen Forschungsgelder zugeschanzt zu bekommen, wie zum Beispiel die Danone-Frankensteins aus dem aus Film, Funk und Werbefernsehen bekannten Joghurtlabor.

Um die weniger bekannten verrueckten Forscher dieser Welt mindestens einmal pro Jahr zu ehren gibt es den sogenannten "Ig Nobel Prize", welcher einmal pro Jahr verliehen wird, um "die Ungewoehnlichen zu feiern, die Ideenreichen zu ehren und das Interesse der Menschen an der Wissenschaft zu foerdern". Der Preis soll diejenigen ehren, deren Leistungen "nicht nachgemacht werden koennen oder sollten", Menschen, die bemerkenswerte merkwuerdige Dinge getan haben - auf die eine oder andere Art...

...So wurden denn am 30. September diesen Jahres verschiedene Forscher geehrt. Im Bereich 'Soziologie' wurde zum Beispiel Steve Penfold geehrt, der seine Doktorarbeit ueber menschliches Verhalten im Umfeld Kanadischer Donut-Shops schrieb. Im Bereich 'Literatur konnte die Britische Normenbehoerde den Preis einheimsen, und zwar mit ihrer sechsseitigen Spezifikation, wie eine Tasse Tee zu machen sei. Im Bereich 'Biologie' konnte keiner Paul Bosland das Wasser reichen, dem es nach jahrelangen Zuechtungen tatsaechlich gelang, eine geschmacksneutrale Chili-Pfefferschote zu zuechten. Der Mann ist natuerlich ein Experte: er arbeitet fuer das Chili Pepper Institute of New Mexico State University...

Den Friedenspreis erhielten Charl Fourie und Michelle Wong aus Johannesburg, Suedafrika, fuer die Entwicklung einer Autoalarmanlage mit eingebautem Flammenwerfer - das ist ebenso traurig, wie wahr! - welche dem Autodieb keine Zeit zur Reue laesst und "unsere Strassen endlich sicherer macht"...

Der Preis in der Sparte 'Physik' ging an Dr. Len Fisher aus Bath, England, fuer seine Berechnungen ueber die perfekte Art und Weise, einen Keks in Tee zu tunken!

Der Ausgangspunkt seiner Untersuchungen war, dass es natuerlich vollkommen unwissenschaftliches Verhalten konstituiert, wenn man seinen Keks einfach so in seinen Tee tunkt, da sich auf diesem Wege allzu schnell Teile des Kekses abloesen und auf den Boden der Tasse fallen.

Kekse sind, so Dr. Fisher, naemlich nichts weiter, als durch Zucker zusammengehaltene Staerkekruemel. Je mehr Zucker verwandt wurde, desto kleiner ist der Abstand zwischen den Staerkekruemeln, desto kleiner ist sozusagen der 'Porendurchmesser' eines Kekses. - Kleinere Poren halten den Keks also besser zusammen!

Seine Untersuchungen haben nach nur drei Monaten ausgiebigen Forschens sogar eine Formel hervorgebracht, mit deren Hilfe man das optimale Eintunken genau berechnen kann:

Porendurchmesser = (4 * Viskositaet(Tee) * (Hoehe, die der Tee am Keks bei eintunken hochsteigt zum Quadrat)) / (Oberflaechenspannung(Tee) * (Zeit, die der Keks eingetaucht wurde))

"Fuer den alltaeglichen Gebrauch" wuerde der Forscher noch eine detaillierte Tabelle herausgeben... - Das Mitfuehren eines Thermometers zum praezisen Eintunken wird allerdings nach wie vor unerlaesslich sein.

Na, dann gibt es also doch noch Hoffnung fuer die Welt...

Was sonst noch? - Ach, ja: der November ist endlich vorbei! Schnell das erste Tuerchen aufmachen...

Gruesse aus der Grossen Stadt,

Euer

nils


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