Feldpost #38: (Un-)Vernünftiges Essen und Miezekatzenschach

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Feldpost #38: (Un-)Vernünftiges Essen und Miezekatzenschach

Beitragvon admin » 02.12.2003, 23:33

Die letzte Untersuchung des Kuehlschrankinhalts ergab folgendes: es gibt zwei Kategorien von Nahrungsmitteln: vernuenftige und unvernuenftige.

Zur Kategorie 'Unvernuenftiges Essen' gehoert zum Beispiel der Quark, den ich gerade gefunden habe. Er lag gerade drei Wochen im Kuehlschrank und war schon in solch einem gesteigerten Stadium von Abgelaufen, dass ich mich einfach verpflichtet fuehlte, das grausame Spiel zu beenden und den armen Quark auf seine letzte Reise zu schicken.

Ein Fach unter der unvernuenftigen Kultur fand ich dann wirklich vernuenftiges Essen in Form von Milkana - Schmelzkaesezubereitung in der Frischeschale! Dieses Nahrungsmittel ist so vernuenftig, dass es praktisch keinen Naehrwert hat, dafuer aber, dank unzaehliger Homogenisierungs- und Pasteurisierungsprozesse, die der vorgeblichen Kaesemasse noch die letzte Erinnerung an eine Kuh aus dem Kollektiven Unterbewusstsein seiner Spezies gebrannt haben, (mindestens) bis Ende dieses Jahrhunderts haltbar ist. - Es wuerde mich nicht einmal sonderlich wundern, wenn die Herstellerfirma schon vor fuenfzig Jahren Pleite gemacht hat!

In unserer hochtechnisierten Gesellschaft finde ich einen solchen Anspruch an Essen nicht mal absonderlich. Vielleicht koennte an dem Problem der Naehrstofflosigkeit noch gearbeitet werden, aber ansonsten sehe ich gar kein Problem darin, Lebensmittel unendlich haltbar zu machen!

Warum zum Beispiel Nudeln ein - wenn auch nahezu unerhebliches - Verfallsdatum haben, ist mir unerklaerlich! - Auf einem fast zimmerdeckenhohen Regal in unserem Abstellraum fanden mein Bruder und ich bei einer besonders enthusiastischen Aufraeumaktion vor einiger Zeit doch tatsaechlich eine kaum angeruehrte, noch fast fuenf Kilo schwere Tuete voller Nudeln, die ihre Bluetezeit schon drei Jahre ueberschritten hatten!

Wem die Ausserordentlichkeit dieser Entdeckung abgeht, der moege bitte mal in einen Supermarkt seines Vertrauens gehen, und nachsehen, wie lange Nudeln eigentlich so haltbar sind! - In den meisten Faellen wird der ueberraschte Leser, trotz - immerhin moeglichem - soliden Lebenswandels, darueber ins Gruebeln kommen, ob er selbst ueberhaupt so alt werden kann, oder, selbst wenn, er in diesem Fall (und Alter) ueberhaupt noch Nudeln zu essen vermag, waehrend eben diese gerade darueber nachdenken, was die Woerter[1] 'Eier', bzw. 'Weizen' auf der Packung wohl, insbesondere fuer sie, bedeuten koennten, statt, wie ordentliche handgemachte Artgenossen ihrer selbst, laut 'Mama' zu schreien, erinnert an die eigene Herkunft...

Was das alles mit unserer Miezekatze zu hat? - Natuerlich gar nichts! Ich bin hier der Autor und verbitte mir jedwede Einmischung!

Wo ich aber gerade schon mal dabei bin, kann ich aber auch ruhigen Gewissens abschweifen und erzaehlen, dass ich unsere Mieze in letzter Zeit Haeschen nenne, was auch einige wirklich vernuenftige Gruende hat. Einer waere, dass sie, wenn ich mit der Futterdose auf die Terrasse komme, wie ein Hase ueber den Rasen auf mich zugehuepft kommt. Das ist einer der weniger guten Gruende.

Ein Besserer ist, dass Miezekatzen sowieso nicht hoeren, wenn man sie ruft, also kann ich sie auch Haeschen nennen. Der Beste ist, dass es ihr zu gefallen scheint, warum auch immer...

Egal, besagte Katze habe ich letzt vom Balkon aus beim Miezekatzenschach beobachtet. Dazu braucht es, wie in diesem Fall und auch als Minimum, zwei Katzen, die sich, wie es in ihrer Natur liegt, nicht ausstehen koennen. In semi-freier Wildbahn verwenden diese Katzen enorm viel Energie darauf, so zu tun, als belauerten sie die andere nicht, was ob der Offensichtlichkeit ihrer Handlung schon fast als dreist zu bezeichnen ist.

Unser Haeschen sass jedenfalls auf dem Zaun und ich auf dem Balkon und beobachtete sie meditative 30 Minuten dabei, wie sie die andere Katze nicht beobachtete und dabei einschlief, und hatte Muehe, waehrenddessen nicht selbst einzuschlafen.

Nach besagten 30 Minuten war sie endgueltig eingenickt und fiel vom Zaun.

Die Nachbarkatze lief erschrocken davon. Ich fuehlte aehnlich und rutschte mit dem kopfstuetzenden Ellenbogen vom Balkongelaender. Unser Haeschen hinterliess schlimme Kratzspuren auf dem Zaun und eine ueberraschende Leere auf dem selben, trug aber ansonsten keine bleibenden Verletzungen davon, und mir geht es auch schon wieder besser, danke. Katzen sind so ungeschickt!

Warum ich das alles erzaehle? - Weil ich schon wieder nicht ueber Fussball schreibe.

Dafuer hat die Katzengeschichte eine Lehre (nicht nur eine Leere, naemlich auf dem Zaun), aber ueber die moege die Nachwelt sich das Mundwerk zerreissen...

Darum nur ein knappes: Fallt nicht vom Zaun!
&
Gruesse aus der Heimat,

yours

nils


ps: Oh, weh, liebe Leser, was muss ich da sehen? - Ich brachte in den Ausgaben #34 und #35 zweimal das Unnuetze Wissen, Teil 534267 heraus, und zwar jedesmal mit verschiedenem Inhalt! - ...Und keinem ist es aufgefallen. Glueck gehabt. Ich erklaere darum im Nachhinein, dass es sich natuerlich um die inhaltlich-unabhaengigen Teile a und b von Teil 534267 handelt.

[1] Wie der geneigte Leser weiss, scheue ich mich nicht, gerade (oder allemal: relativ) neu erworbenes Wissen ueber Randbereiche des menschlichen Interesses als Unnuetzes Wissen(tm) weiterzugeben. Hier also Teil 534269: Der Unterschied zwischen Woertern und Worten ist naemlich der folgende: Worte werden gerichtet, und zwar von Persoenlichkeiten und fuer Aphorismensammlungen und Kalender, wie Kristin einen im Auto hat, Woerter hingegen sind nur zum Zaehlen da, zum Beispiel damit Deutschlehrerinnen in Diktaten und Aufsaetzen armen Schuelern ihr vollkommen subjektives Verhaeltnis zur deutschen Rechtschreibung durch einen Fehlerindex zu indoktrinieren.

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