Gruesse aus der Grossen Stadt

Kategorie: Was mit Medien Seite 3 von 4

(Mein) Aktuelles Buch: Jan Fleischhauer, “Unter Linken: Von einem, der aus Versehen konservativ wurde”

Ein Geschenk meines kleinen Bruders, der mir damit glaube ich was sagen möchte..

Davon ab ist das Buch eher etwas anstrengend. Ich finde es teilweise interessant, wie „linke Beweggründe“ aufgedeckt werden, und kann mich an vielen Eskapaden wirklich erfreuen, aber es ist schon anstrengend, wenn da einer erst die Irrwege der linken Bildungspolitik aufführt, und dann meint, für so ein komplexes Thema einfache Lösungen im Gepäck zu haben.

Das ist dann genauso Blenden, wie es die Linke macht, oder die Rechten: (alle) Probleme löst man doch ganz einfach, man muss doch nur…

Ja, nur was? – Es gibt für komplexe Probleme keine einfachen Lösungen. Leider.

Trotzdem ist das Buch interessant, man muss halt nur über einige Passagen hinwegblättern.

(Mein) Aktuelles Buch: Stephen Clarke, “Talk To The Snail”

Der Untertitel ist „Ten Commandments for Understanding the French“, und der Autor hat schon einige Bücher über sein Leben als Expat in Frankreich geschrieben.

In diesem Buch erklärt er nun die „10 Gebote“ um als Engländer in Frankreich überleben zu können, und das ist genau das Problem für einen deutschen Leser: beim Lesen merkt man einmal mehr, dass in vielen Bereichen die Franzosen den Deutschen doch näher sind, als man denkt!

Im Endeffekt erfährt man bei der Lektüre also genau so viel über die Engländer, wie über die Franzosen, was aber auch sehr aufschlussreich ist.

Für denjenigen, der (auch nur etwas) Französisch spricht, haben die „Aussprachehilfen“ noch zusätzlichen Humor-Wert. 😉

(Mein) Aktuelles Buch: Wladimir Kaminer, “Salve Papa”

Lakonisch wie immer, aber mit mehr lauten Lachern versehen als ältere Werke. Zu Beginn konnte ich Kaminers Geschichten nicht viel abgewinnen, was sich schnell änderte, nachdem ich das erste mal ein Hörbuch, gelesen vom Autor, gehört habe. Der trocken russische Vortragstil ist hammer-lustig und unnachahmlich.

Und dieses Buch ist das auch, sogar dann, wenn man den Autor vorher noch nicht gehört hat.

(Mein) Aktuelles Buch: Stéphane Hessel, “Empört Euch!”

Tja. Ein alter Mann schreibt einen kurzes, kleines Buch, in dem er – nicht nur – seine Mitfranzosen auffordert, sich zu empören: gegen Finanzkapitalismus, für Pazifismus, ..und so.

Das kann man lesen (sind auch nur knapp über ein Dutzend Seiten), aber viel erwarten darf man davon nicht. Natürlich läuft vieles schief in der Welt, aber das Buch ist zu flach: empört Euch, über alles mögliche, und zwar auch zu recht, und jetzt runter von meinem Rasen, sagt der alte Mann.

Das ist nicht viel, und in meinen Augen auch nicht genug. Etwas mehr Inspiration hatte ich mir insgesamt schon erhofft!

Das Buch war in Frankreich ein Knüller. Und wir hatten zeitgleich Thilo Sarrazin.

Die Franzosen waren deutlich besser dran.

(Mein) Aktuelles Buch: DBC Pierre, “Bunny und Blair”

Uh-ha, soweit, so unglücklich: getrennte siamesische Zwillinge, gesellschaftlich bis körperlich verkrüppelt verlassen das Heim, in dem sie aufgewachsen sind, und gut geht das alles nicht!

In der russischen Provinz, einem Kriegsgebiet im Niemandsland, versucht eine Frau, die gerade ihren Großvater bei dem Versuch, sie zu vergewaltigen, umgebracht hat, in ein neues Leben zu fliehen, während ihre immer streitende Familie sich kein Brot mehr leisten kann.

Im Prinzip reiht sich Katastrophe an Unglück, trotzdem mag man es nicht aus der Hand legen.

Und wer mit dem Ende wirklich gerechnet hat, bekommt ein Eis von mir.. 😉

(Mein) Aktuelles Buch: A. Doxiadis (Autor), C. H. Papadimitriou, “Logicomix – An Epic Search For Truth”

Eine Geschichte der Logik, ausgehend von einem Vortrag, den Bertrand Russel, Mathematiker und Philosoph, kurz nach Beginn des deutschen Einmarschs in Polen an einer amerikanischen Universität gehalten hat. Vor Beginn des Vortrags trifft er auf wütende Demonstranten, die gegen den Eintritt der USA in den Krieg sind, und Russel, der für seine pazifistischen Reden zu Zeiten des 1. Weltkriegs sogar im Gefängnis saß, auf ihrer Seite wissen wollen. Er lädt die Demonstranten ein, seinen Vortrag über Logik zu hören, und dann ihre Schlüsse zu ziehen.

Im folgenden unternimmt Bertrand Russel eine Reise durch seine Geschichte der Suche nach der Wahrheit und kommt zu einem Schluss, der sicher nicht allen Demonstranten gefiel.

Das Ganze ist eine „Graphic Novel“ – ein Comic, wie einige vielleicht sagen würden, obwohl das dann immer gleich so abwertend klingt. Dabei handelt es sich tatsächlich um einen veritablen Roman, der nicht umsonst zahlreiche Preise verliehen bekommen hat: Top Nonfiction Book of 2009 (Time), Top Biography of the Year 2009 (Washington Post), Book of the Year (Financial Times und Best Book of 2009 (Publishers Weekly).

Das Buch gibt es für einen knappen Zehner mehr auch auf Deutsch.

(Mein) Aktuelles Buch: Arthur Bremer, “Die Welt in 100 Jahren”

Das klingt jetzt mal nach blöder Phantasterei, ist es aber nicht ganz: das Buch, eine Sammlung von Essays über das Leben in 100 Jahren, wurde vor – 100 Jahren geschrieben!

Ich lese also eine Flaschenpost aus einer anderen Welt, in der die Autoren sich vorstellen, wie es heute sein könnte. Und dabei sind sie teilweise recht akurat! – Sicher: Zeppeline und Luftschiffe sind nicht wirklich das vorherrschende Transportmedium, und die Menschen leben immer noch größtenteils auf der Erde, nicht in Luftschlössern, aber die Vorstellungen von Telefonen in jeder Westentasche, um nur ein Beispiel zu nennen, sind schon überraschend akurat!

Der deprimierenste Aufsatz ist dabei noch der einer Feministin, über „Die Frau in 100 Jahren“: hier geht die Welt unter, aber grausamst! Da hatte wohl jemand einen schlechten Tag erwischt?

Die Aufmachung des Buches ist wunderschön: es wurde die alte, deutsche Typo beibehalten, und die prächtigen Illustrationen der Originalausgabe ebenfalls. – Ein Buch zum Schmökern!

Mitten im Buch findet man wahre Worte:

Doch spätere Zeiten gleichen für uns einem Spiegel, in dem nichts anderes erscheint, als die Erfüllung der eigenen Wünsche. – Alexander von Gleichen-Rußwurm

..was einen wiederum um die Feministin fürchten lässt..

Mehr hier: Die Welt in 100 Jahren: Mit einer einführenden Essay „Zukunft von gestern“ von Georg Ruppelt

Terry Pratchett: „Neuinszenierung für eine breite Zielgruppe“??

WTF?

Ich meine: schön, dass sich in Deutschland jemand Gedanken über das Verlegen und Neuverlegen von Terry Pratchetts Büchern macht, und wie man eine breitere Zielgruppe erreichen kann, die der Meister ganz sicher verdient, aber wieso auf diese Art?

Der Text: Ab Frühjahr werden im Manhattan Verlag (neben den regulären Neuerscheinungen) sukzessive alle Backlisttitel in neuer Übersetzung herauskommen. Mit Regina Rawlinson und Gerald Jung wurden zwei vielfach preisgekrönte Übersetzer für das ehrgeizige Projekt gewonnen.

Na, meinetwegen. Ich fand die Übersetzungen nicht so schlimm gelungen, wenn auch teilweise etwas an der Bedeutung des Originals vorbei, was aber (fast) nur auffällt, wenn man jenes kennt.

Dann aber:

Der Umschlag: Statt der witzig-ironischen Illustrationen der englischen Originalausgaben setzt Manhattan künftig für Neuerscheinungen und Backlist auf eigene Buchcover aus einem Guss, die der deutsche Künstler Tom Steyer in bester Pratchett-Manier mit einem fröhlichen Augenzwinkern gestaltet.

No fscking WAY! – Die Cover sind ein Markenzeichen und gehören zum Gesamtpaket!

Fast schlimmer ist aber für den Bibliophilen folgendes:

Die Verpackung: Auch in der Ausstattung gibt es nach langen Diskussionsrunden im Verlag einen grundsätzlichen Neuansatz, denn die Romane erscheinen künftig nicht mehr gebunden, sondern als Klappenbroschur (Thielenhaus: „Das Format der Zukunft“) mit gestalteter Innenseite und heraustrennbarem Lesezeichen.

„Das Format der Zukunft“ my ass! – Wer sich die Bücher gebunden kauft, der will die Qualität und Wertigkeit der gebundenen Ausgabe, keine bekloppte Klappenbroschur!

Aber: ach, was rege ich mich auf. Ich kaufe weiter die schönen, bunten, gebundenen Originale, und freue mich daran. Es tut mir nur ums lokale Publikum leid, die nun Opfer eines Meetings der Marketing-Abteilung am Freitag Nachmittag werden.

Mehr treffende Rants zum Thema finden sich hier, in einem anderen Blog.

ps: nette Anekdote aus der Newsgroup alt.fan.pratchett: vor vielen, vielen Monden fragte ein fellow afper einmal, ob es möglich sein könnte, dass er da-und-da am so-und-so-vielten Terry Pratchett gesehen haben könnte, „or was it just an Old Fart in a Hat?„. Was der arme Mann, noch neu bei AFP, nicht wusste, war, dass der Meister selbst zu der Zeit dort auch mitlas. Er antwortete dann auch persönlich: „It was me. Terry Pratchett, OFiaH„. Es ist nicht überliefert, in welchem Erdloch sich der Fragende anschließend vor Scham selbst vergraben hat..

[Quelle der Zitate: buchreport.de]

(Mein) Aktuelles Buch: William Gibson, „Zero History“

Endlich bin ich beim neue(re)n Gibson angekommen, und die Seiten flattern nur so durch! – Sprachmächtig wie gewohnt, und diesmal gleich von der ersten Seite an packend, ich bin bisher begeistert, und kann es nur schwer aus der Hand legen!

Ich hoffe, es ist eines seiner Bücher, welches ein starkes Ende hat. Das ist leider nicht immer so. Aber bisher geht es sehr, sehr gut an!

Es geht um ..Mode! – Irgendwie, jedenfalls. Mehr auf der Meta-Ebene.

Ich finde es erstaunlich, dass nach der Cyberpunk-Trilogie (Neuromancer, etc.), die damals stilbildend waren, immer noch (oder wieder?) so gute Bücher aus seiner Feder/Tastatur kommen! – Und wie genial er es mittlerweile schafft, visionäre Science Fiction (heutzutage fast zum Schimpfwort verkommen) in der Gegenwart stattfinden zu lassen, nur durch Ausreizen der vorhandenen Technik, die etwas weitergesponnen wird. – Moderne Smartphones waren bis vor sehr kurzem noch „Science Fiction“, deren täglichen Einsatz sich niemand vorstellen konnte, jetzt sind sie Alltag! – Gibson findet immer wieder solche „gerade noch Sci-Fi“-Themen für seine Bücher.

…Schnell weiterlesen… 😉

(Mein) Aktuelles Buch: Tom Robbins, “B wie Bier”

Nur knappe hundert Seiten, kein Eindringen in rektale Körperöffnungen, wie sonst gerne bei Herrn Robbins, und schnell verschlungen: eine kurze Geschichte „für Kinder“ über Bier, oder eigentlich doch eher über die Menschen, die es trinken, oder Menschen kennen, die Bier trinken, in dem Fall: Kinder.

Ein kleines Mädchen trinkt Bier, wird betrunken, trifft die Bier-Fee(!) und erlebt ein schnelles Abenteuer, obwohl das wirkliche Abenteuer erst auf den letzten Seiten (sehr kurz) erzählt wird.

– Was schnelles für zwischendurch!

Oh, und: natürlich gibt es eine Rothaarige. Ich hoffe wirklich, dass Tom Robbins Frau rote Haare hat, sonst blieben ihr bei dessen Fokussierung nur üble Laune..

Nachtrag: er ist gerade bei Frau #3, und zumindest diese hat keine roten Haare, legt dafür aber Tarot. Oh, Mann. Tim Robbins Wikipedia-Seite ist aber tatsächlich noch ganz interessant! – Seine erste Ehe wird übrigens gar nicht erwähnt, seine zweite Frau nur auf der deutschen Seite!

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