headonism

Die Festtage sind vorbei!

Wenn man den Wirt der besten aller Kneipen gefragt haette, haette er einem seine Meinung ueber die sogenannten Festtage mehr als deutlich unter die Nase gerieben. Wenn man sich nicht von dem drohenden Unterton in seiner Stimme hat aus der Fassung bringen lassen, versteht man schnell, dass alles, was er will, Kohle zaehlen und ins Bett gehen ist. Verstaendlich, daran gemessen, dass die beste Kneipe von allen eine urploetzliche Raumkruemmung erfahren musste, damit alle Gaeste Platz fanden, was sich, unter anderem, deutlich hinderlich auf die zwischenmenschliche Kommunikation auswirkte, die schon auf eine Distanz von einem Meter maximal durch Bruellen (unzureichend) oder durch das Flaggenalphabet erreicht werden kann, wobei letzteres schon bei Einsatz einer einzigen Fahne (aus Stock und Stoff wohlgemerkt, nicht aus Alkohol) einem guten Dutzend unschuldiger Umstehender schwere innere Verletzungen beigebracht haette.

Die Haelfte der maennlichen Gaeste, mit denen ich mich angebruellt habe, musste am Heiligabend Frondienst als Weihnachtsmann in der Familie versehen, und war ganz und gar nicht gluecklich darueber. Ein Mangel an Gleichberechtigung in der Gesellschaft tut sich hier auf. Zumindest in Pinneberg scheint sich die Weihnachtsfrau noch nicht durchgesetzt zu haben, was kaum an mangelndem Bartwuchs allein liegen kann, da der bei neunzig Prozent der Haelfte der maennlichen Gaeste, die Weihnachtsmaenner waren, ebenfalls nur angeklebt war.

Kontaktieren sie Special Agent Mulder! Harry, hol den Wagen! So was kann nur passieren, weil wir eine Frau als Gleichstellungsbeauftragte haben!

"Was machst du Silvester?" - eine unzumutbare Frage, insbesondere wenn sie vor dem Ende von 'Dinner For One' gestellt wird. Ich meine: vor dem Ende von jeder der fuenf Silvesteruebertragungen! Zugegeben, die letzten Jahre habe ich durch diese Praktik haeufig genug auf eine spaete warme Mahlzeit vor Jahresende bei Freunden verzichten muessen, dafuer habe ich mir den Stress gespart, aufgrund von mangelnder Aufmerksamkeit bei mehreren Parties zuzusagen, die Haelfte der Leute dann durch eine Absage vor den Kopf zu schlagen, wo hingegen die andere Haelfte erleichtert war, weil ich zum Glueck vergessen hatte, dass ich auch noch zu ihrer Party kommen wollte, wobei das Essen und die Stuehle vorne und hinten nicht gereicht haetten, was im Ganzen gesehen der Grund dafuer ist, dass so viele Leute zum Jahresanfang ein etwas gespanntes Verhaeltnis zueinander haben.

Erdnuesse sind ein unverzichtbares Utensil auf jeder Silvesterparty, weswegen der Schwenk auf Holgis Erstes Erdnusstheorem jetzt nicht ganz von ungefaehr kommt.

Also: Holgi sagt, dass man beim Griff in eine Schale voller Erdnuesse eine oder eine bestimmte Gruppe von Erdnuessen fest ins Auge fasst, die man unbedingt essen moechte, und nach der man dann angelt. Soweit, so gut. Die Probleme fangen an, wenn man die Erdnuss knapp verfehlt und sie sich in die unteren Schichten ihres Behaeltnisses verfluechtigt, wohin man ihr dann eifrig mit den Fingern folgt, um sie ja zu erreichen, was sich in den meisten Faellen als ebenso sinnlos erweist, wie der Versuch bei einer spaetfreitagabendlichen polizeilichen Gegenueberstellung aus fuenf leeren Bierglaeser den Taeter zu erkennen, der einem den leicht schiefen Gang eingebrockt hat.

Unangenehm ist auch, dass das Fischen nach der richtigen Erdnuss auch noch nahezu blind und aus dem Augenwinkel erfolgen muss, denn niemand moechte in die Verlegenheit kommen, dabei beobachtet zu werden, und erklaeren zu muessen, was genau er da gerade tut, auch wenn alle anderen Menschen es genauso machen. Ehrlich.

Angeregt durch Holgis Erstes Erdnusstheorem entstand Nils Erstes Kartoffelchipsgesetz: Man nehme eine Schuessel voller Kartoffelchips und plaziere sie zwischen mindestens zwei Leuten. Jeder, der nach den Chips greift, hat ein genaues Bild von dem kleinen Haufen, den er verspeisen moechte: Er ist gut greifbar, er laesst sich zum und in den Mund fuehren ohne groessere Ferkeleien und es ist genau DER DA! - Finger weg!

Wenn naemlich die Hand sich schon auf dem Weg zum anvisierten Chipshaeufchen befindet und eine andere Person schneller ist und genau diesen Haufen nimmt, oder, was eigentlich noch schlimmer ist, ihn zerstoert, dann verharrt der eigene Griffel ziellos ueber der Schuessel und versucht nicht allzu bloede auszusehen und greift das erste, was er kriegen kann: meistens einen viertel oder maximal einen halben Chip, womit das 'nicht bloede aussehen' absolut und ueberhaupt nicht vermieden wurde.

Mit dem Erdnusstheorem und dem Kartoffelchipsgesetz verhaelt es sich aehnlich wie mit dem 'in die Kueche laufen und nicht mehr wissen, was man da eigentlich wollte': Alle kommen sich dabei bloed vor, weil sie denken, es passiert niemand anderem, dabei handelt es sich nur um eine der wenigen 'Krankheitsbilder', fuer die noch keine Bundespraesidenten- oder Kanzlergattin bisher ein Komitee gegruendet hat, wahrscheinlich deswegen, weil es nicht sonderlich publikumswirksam ist, und die Erklaerungen auf der Einladung zu einem Wohltaetigkeitsball zur Enttabuisierung des Themas zuviel Platz braeuchten.

Was bleibt? - Die Neujahrswuensche!

Holt Eure Traeume von der langen Bank und ueberprueft sie auf ihre Brauchbarkeit!

Ich wuensche Euch allen Sonne im Herzen, viel Kreativitaet beim Umgang mit dem Alltag, weit geoeffnete Augen, Flausen im Kopf und einen eklatanten Mangel an schlechten Erfahrungen im neuen Jahr!

Gruesse aus der Heimat,

yours

nils


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