Feldpost #24: Kommunalwahl, Proteste & Tuschkastenfarben

Hier sind sie alle: Die bisherigen Feldpost-Ausgaben! - und zwar jeweils mit einer Kurzbeschreibung zum einfacheren Suchen. Natürlich haben wir immer noch unsere Suchmaschine hier am Laufen, aber manchmal macht es eben doch der Kontext..

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Feldpost #24: Kommunalwahl, Proteste & Tuschkastenfarben

Beitragvon admin » 02.12.2003, 15:29

Dahingeschieden ist sie! - Digital geschreddert!

Die Nummer 23 ist nicht mehr, jedenfalls nicht mehr auf meiner Platte... - Einige Abonnenten scheinen sie trotz Plattenproblemen bekommen zu haben und koennen sich gluecklich schaetzen - ich sehe die Preise fuer diese digitale Raritaet schon ins Unermessliche steigen... =*)

Um den Preis nicht zu verderben wird die 23. Feldpost nicht nochmal aufgelegt, ich hinterlege sie aber auf der Homepage, sollte ich bei Ausgrabungen UEberreste entdecken. Die Adresse der Homepage findet Ihr unten!

Fuer die wenigen Gluecklichen, die eine Ausgabe bekommen haben, sei aber angemerkt, dass auch diesmal die Realitaet einfallsreicher war, als ich. Leser mit guten Chemie-/Biologiekenntnissen koennen die Fakten bestaetigen! - Einzig die Tatsache, dass es in einem Kuehlschrank passierte, ist denkwuerdig!

Am Wochenende war Kommunalwahl in Schlaefrig-Holstein und in der Fussgaengerzone wieder lustiges Menschentreiben angesagt. Die Parteien hatten ihre Staende aufgebaut und waren umlagert von Buergern, denen trotzdem immer noch Politikverdrossenheit nachgesagt wird.

Zwischen den Staenden der grossen Parteien wuselten uebereifrige FDP-Mitglieder umher, die alle passierenden Passanten mit Pamphleten versorgten, die eigentlich nur kurz Broetchen holen wollten ( - die Passanten, nicht die Pamphlete!).

Wie zur Zeit der Buss- und Bettag-Abstimmung bei den Christen lag auch im Umfeld der hektischen Parteigaenger eine gute Portion Verzweiflung in der Luft, die aber noch ertragbar war, da die FDP immer noch eine deutlich bessere PR hat, als die Christen[1].

Alles lief hervorragend fuer die Parteien und sie sonnten sich in der Aufmerksamkeit der Massen, bis das Unheil in Form dreier junger Menschen die Fussgaengerzone betrat, die - nicht hauptsaechlich, aber grossflaechig - mit Werbeschildern fuer ein Sonnenstudio bekleidet waren und laut schrien: "Fuenf Minuten Sonnenbank fuer nur zwei Mark! - Holt Euch die Gutscheine!" - und damit das Gedraenge um die Parteienstaende blitzschnell aufloesten.

Soviel zum Thema Politik. Dekadenz: eine der feineren Blueten der Zivilisation.

Am Wahltag selbst waren dann noch interessante Auswirkungen der letzten Studentenproteste zu spueren. Im letzten Dezember hatten Berliner Studenten beschlossen, mit einem Masseneintritt in die FDP ihren Forderungen mehr Gewicht zu verleihen. Ihr Plan war, durch den Masseneintritt die absolute Mehrheit in der Partei zu bekommen, was ich fuer eine vorzuegliche Methode zur Selbsthilfe halte und die Berliner FDP-Fuehrung mit einigen Kartons mit Mitgliedschaftsantraegen und grosser Ratlosigkeit ob des weiteren Vorgehens zurueckliess. Wie es aussieht werden wohl saemtliche Antraege abgeschmettert werden.

Auf jeden Fall kamen mir die Studentenproteste wieder in den Sinn, als ich am letzten Sonntag auf meinen Wahlzettel sah: saemtliche Kandidaten meines Wahlkreises waren naemlich Studenten!

Saemtliche Kandidaten? Nein, eine kleine, unbeugsame Partei leistete als einzige Widerstand...[2]

Gespraeche mit Holgi sind bestens dazu geeignet, Zivilisten mental ausser Gefecht zu setzen, die uns nicht gewohnt und von der absoluten Irrelevanz unserer Themen brueskiert sind. Unlaengst hatten wir das hochinteressante Thema "Tuschkaesten" aufgegriffen und schwelgten in von Loesungsmittel vernebelten Erinnerungen an den frueheren Kunstunterricht.

Wir erkannten recht schnell, dass man Tuschkaesten alles moegliche nachsagen konnte, aber nicht, dass sie auch nur eine der Standardfarben enthielten! - Man fand ihn ihnen nie rote, gruene, gelbe oder blaue Farbe, dafuer aber mit ziemlicher Sicherheit ocker, umbra, karmesin und zinnober [3]. Wenn ein farbenblinder Halbwuechsiger zu dieser Zeit zufaellig einen Duden mit in den Kunstunterricht gebracht hatte, haette er da nachlesen koennen, dass es sich um gelb, braun, rot und noch einmal rot handelte.

Uns Schuelern war aber zu dieser Zeit viel wichtiger, dass das Schwarz (oder: die Farbe, die schwarz aussah, aber bizarr-kodiert beschriftet war), egal was man anstellte, staendig als erste alle war. Einige Luxustuschkaesten enthielten bizarrer Weise die Farbe weiss, und nicht nur ich habe mich zu dieser Zeit gefragt, warum statt der nichtsnutzigen Farbe weiss (sah aufgetragen aus wie Wasser, durfte aber nicht getrunken werden) nicht noch einmal schwarz mit im Kasten war.

Da Schwarzmalen dauerhaft sowieso nur Schaden anrichtet, rate ich davon eigentlich ab. Ein guter Blues (Tuschkastenfarbe: Marine) ist gelegentlich nicht zu verachten, aber schwarze Farbe sollte man sicherheitshalber mit viel Wasser verduennen (und nicht mit zuviel Loesungsmitteln - davon wird man nur weich im Kopf).

Gruesse aus der Heimat,

yours

nils


[1] Wobei ich, apropos Christen, noch einmal auf Verstaendnisfehler (Feldpost #22) zu sprechen kommen muss: Thorsten berichtete, dass sich bei ihm grosse Verwirrung breit gemacht hatte, weil er immer wieder Werbung fuer 'Nordsee', die Fischfutterkette, auf PKWs sah, und zwar in Form eines Fisch-Aufklebers...

[2] Unbeugsam, aber auch unter fuenf Prozent.

[3] Unnuetzes Wissen, Teil 534255: Zinnober: pers.-gr.-lat.-provenzal.-frz. (Mineral; nur Einz.: rote Farbe; ugs. nur Einz. fuer: Bloedsinn [sic!] m; -s, -;[4]

[4] Wo ich mich gerade mit unnuetzem Wissen beschaeftige, folgt 'Unnuetzes Wissen, Teil 534256': Nach tatsaechlichen Zaehlungen an den Zugaengen zur New Yorker U-Bahn hat man festgestellt, dass taeglich mehr Leute die U-Bahn betreten, als sie wieder verlassen!
Das koennte einem natuerlich zu denken geben, muss es aber nicht! - Zu denken geben sollte es einem eigentlich erst, wenn es andersherum waere...

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