Feldpost #19: Krieg, Karneval, gute Deckung, Helau&Alaaf

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Feldpost #19: Krieg, Karneval, gute Deckung, Helau&Alaaf

Beitragvon admin » 02.12.2003, 13:08

So, das mit dem Weltuntergang ist ja noch mal gutgegangen!

Aus der selben Quelle, aus der auch die Nachricht vom Weltuntergang kam[1], hoerte ich auch die Entwarnung: Frankreich muss erst noch einen Formel 1 Weltmeister produzieren bevor die Welt untergeht! - Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, in wieweit Nostradamus das selbst gesagt hat, oder das eine Interpretation ist.

So wenig ich mich auch mit der Formel 1 auskenne, so sicher bin ich mir doch, dass das noch ein bisschen auf sich warten lassen koennte, also haben wir wohl noch mal Glueck gehabt...

Die Olympiade ist vorbei.

Ende letzter Woche wollte ich mich noch mit Thorsten zum Sportlerfruehstueck verabreden, bis uns dann einfiel, dass das nicht mehr klappen duerfte, weil jemand das olympische Feuer hat ausgehen lassen. Langweilige Zeiten standen in Aussicht, aber dann fiel uns ein, dass die USA ja fuer die nacholympische Zeit einen Krieg angesetzt hatten, sportlicherweise noch in einer Zeitzone, die das Zuschauen einfacher macht, als bei den Spielen in Nagano! CNN haette sich damit wieder sanieren koennen! - Sehen sie jetzt: Saddam auf der Flucht, drei brennende Moscheen, ein halbes Dutzend UEberlebende einer Eliteeinheit des boesen Praesidenten und ein Mann, der fuerchterliches Glueck gehabt hat, weil er gerade noch rechtzeitig ueber eine Bruecke gefahren ist, die einige Sekunden spaeter von Amerikanern dem Erdboden gleich gemacht worden ist. Der Spionagesatellit, der die Aufnahme gemacht hat, ist so gut, dass man sogar das ueberraschte Gesicht des Mannes sehen kann. Er hat Angst. Man kann sehen, wie er seine Schreck geweiteten Augen zum Richtung Himmel wendet und seinen Gott, der im Westen weder besonders angesehen, noch verstanden ist, um Hilfe anfleht.

Dann wird zu der Pressekonferenz umgeschaltet, auf der diese Bilder gezeigt wurden. Die Reporter klatschen einem dicken General Beifall und lachen froehlich. Dann folgt Werbung.

"Kaufen sie den neuen Bauchwegtrainer, damit auch ihre Rettungsringe verschwinden!" erklaert eine lachende, attraktive blonde Frau, und der Zuschauer ist froh, dass Werbung das Elend des Krieges etwas auflockert.

Oh, weh! - Ernste Toene in der Feldpost? - Schon vorbei. Sagt einfach 'Nein!'!

Vielleicht wird der Krieg auf Draengen der Deutschen, insbesondere der, die suedlich der Elbe wohnen, ja noch etwas vertagt. Der Deutsche ist naemlich gerade froehlich!

Da das wohl selten genug passiert, hat man in suedlicheren Gefilden gleich eine konzertierte Aktion daraus gemacht, die das Tragen von merkwuerdigen Hueten, das Bewerfen von Leuten mit Bonbons und das Erklaeren merkwuerdigen mundartlichen Duennsinns mit sich bringt, und das auch noch in der OEffentlichkeit!

Die Rede ist natuerlich vom Karneval! Als Hamburger stehe ich dem ganzen etwas Verstaendnislos gegenueber, aber vielleicht liegt das einfach an der schaukelnden Kamerafuehrung bei den Karnevalssendungen. Meine Eindruecke sind, dass man ein Rudel alter Maenner aus ihren Bueros jagt, ihnen viel zu knappe Jacketts aufnoetigt, die sich unnoetig ueber ihren Schmerbaeuchen spannen und sie dann hemmungslos betrunken macht.

Anschliessend werden sie gezwungen, auf einer Buehne Polka zu tanzen und 'Helau!' zu rufen. Dazu stehen dann einige Aufseher im Hintergrund, die sicherstellen, dass keiner flieht. Um aber gerade diesen Eindruck zu vermeiden, schunkeln sie zum Takt der Musik, oder viel haeufiger: zum Takt irgend einer anderen Musik, die aber keiner ausser ihnen hoeren kann.

Die armen Betrunkenen auf der Buehne versuchen den Ball flach zu halten. Zum einen sind sie, zum anderen das Publikum betrunken, weshalb auch keiner einen wirklich guten Witz zu schaetzen wuesste. Darum haben sie die Witze von der Rueckseite des kleinen Tageskalenders, den Kristin in ihrem Auto hat, auswendig gelernt - Die Monate Mai bis Juni, soweit ich das verfolgen konnte. Das kommt an!

Ich habe aus meinen Karnevalsbeobachtungen auch eine Theorie entwickeln koennen, woran es liegt, dass es suedlich der Elbe so viele verschiedene Dialekte gibt[2]. Die Antwort ist einfach, jede Karnevalshochburg hat andere Trinksitten, und aus dem konzertierten Vollsuff bilden sich die erstaunlichsten Idiome, aber eben immer nur regional begrenzt!

Meinen Erfahrungen nach verstehen die Karnevalisten was ihre Narreteien angeht keinen Spass, also biete ich jedem, der sich outen moechte, die Gelegenheit zur Gegendarstellung! - Auf hochdeutsch, bitte!

Telefongespraech mit Patrick am Samstag:
"Was machst du heute Abend, Patrick?"
"Sehr witzig! Was schon: Zimmer abschliessen, Licht loeschen und so tun, als ob ich nicht zu Hause waere! Hier ist schliesslich Karneval!!"

Es folgte eine Leidensbeschreibung, in der er erlaeuterte, dass er wahrscheinlich mittlerweile verhungert waere, waere da nicht der treue Tuerke, der ihn mit Doenern versorgte, da alle anderen Geschaefte und Fresshallen lustigerweise ('Helau!') den Karneval hindurch geschlossen haben!

Gruesse aus der Heimat,

Helau und vor allem: SHALOM,

yours

nils


[1] Quelle: alt.fan.pratchett (UseNet)
[2] Wobei ich nie wieder den Fehler machen werde, zu versuchen, diese einzuordnen! Man kann sich gar nicht vorstellen, wie aggressiv Leute reagieren koennen, wenn man ihnen den falschen Dialekt zuschreibt[3]!
[3] - Oder den falschen Karnevalsruf! Patricks' Spaesse, Koelner mit einem gespielt froehlichem 'Helau!' zu gruessen, grenzen an Todessehnsucht! In Koeln heisst es 'Alaaf', wobei die Anzahl der As zwischen dem L und dem F stark vom Alkoholisierungsgrad des Redners abhaengig ist!

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