Feldpost #85: Bärtram, Jesus in Ägypten und Tauben

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Feldpost #85: Bärtram, Jesus in Ägypten und Tauben

Beitragvon admin » 03.12.2003, 01:04

Puh, das war knapp! - In letzter Sekunde konnte ich Baertram vor einem vorzeitigem Herbst, resp. Lebensabend retten...

Baertram ist eines meiner zwei tapferen Gebuesche, und zwar das kleinere. Das andere Gebuesch heisst Ottmar und fand bereits in einer frueheren Feldpost Erwaehnung. Er ist viel groesser als Baertram, und versperrte eine Zeitlang, dickkoepfig wie er war, den Zugang zu meinem Balkon und weigerte sich standhaft, ihn wieder freizugeben...

Jedenfalls war nach Ottmars Ankunft mein kleines Gebuesch etwas traurig, dass es keinen Namen hatte, also taufte ich es Baertram, denn Blumen tun immer so, als haetten sie es so schon schwer genug bei mir (sie gehen in der Regel ein), und ich wollte ihm sein Leben etwas angenehmer gestalten...

Euer treuer Feldpostler war jedenfalls ueber Pfingsten aushaeusig und hatte nicht mit Sonnenschein in der Grossen Stadt gerechnet, und als ich am spaeten Montag abend zurueckkehrte, warf Baertram seine Blaetter nach mir und huestelte asthmatisch, was fuer photosynthetisierende Fensterbrettbewohner (wie mir versichert wurde) ziemlich ungewoehnlich ist...

Ottmar konnte sich noch ganz prima und gerade halten, aber er ist schliesslich auch eine Palme, und Palmen lungerten bis zur Erfindung des Blumendiscounters in Nordeuropa ja auch eigentlich vorwiegend in waermeren Klimaten herum, weshalb sie direkte Sonneneinstrahlung nicht wirklich trifft, jedenfalls nur woertlich, auf keinen Fall aber sprichwoertlich, oder gar toedlich...

Jetzt die Entwarnung: Baertram geht es nach einer sofort eingeleiteten Sintflut den Umstaenden entsprechend wieder recht gut!

Ich war naemlich am Sonntag im Sueden bei Patrick, oder genauer: mit ihm und guter Gesellschaft bei einem in der Umgebung stattfindenen Jazz-Festival, was in dem Fall heisst, dass ein Haufen Hippies den Stadtpark belegte und eine tolle Party veranstaltete, waehrend in einem Zelt des WDR einige wenige Jazzfreunde sassen, die sich einen Weg durch die Menge gebahnt hatten, um fuer viel Geld einem Soundcheck zuzuhoeren, den sie fuer avantgardistischen Jazz hielten - sehr zur Verwirrung der Tontechnik-Hiwis, die eigentlich wirklich nur die Instrumente stimmten!

Eine interessante, wenn auch verwirrende Beobachtung meinerseits waren die fehlgeleiteten Femistinnen auf der Veranstaltung: Sie hatten ein Schild aufgestellt, auf dem "Frauen, zu uns!!!" stand.

- Mal von dem extensiven und manischen Gebrauch von Ausrufezeichen abgesehen, war ausserdem noch als, hm: ungluecklich zu bezeichnen, dass direkt daneben ein Schild der Stadtwerke stand, mit dem die Frauenecke als Abfall-Entsorgungsort ausgewiesen wurde.

...Das ist aber nicht so wichtig, denn auf den Stuehlen der engagierten Frauenrechtlerinnen sassen bloss pubertierende Jugendliche, die offensichtlich das Schild nicht gesehen haben, auf jeden Fall sahen sie nicht aus wie Feministinnen, was aber keine Diskriminierung letzterer ist, sondern in diesem Fall vielmehr eine oberflaechliche Beurteilung der Pubertierenden...

- Es koennte natuerlich auch sein, dass das Schild als eine Art Kontaktanzeige fungieren sollte... - Wer weiss?

Szenenwechsel:

Ich schreibe ja eigentlich ungern ueber das Werbefernsehen, weil ich davon ausgehe, dass es schon genug und von allen Seiten kommentiert wird, aber bei der neuen Werbung fuer AEgypten als Reiseziel fiel mir etwas wichtiges auf...

- Es wird dort naemlich folgendes gesagt: Kommen sie nach AEgypten, dem Land von Kleopatra und Echnaton, blabla, dem Land, in dem - und jetzt kommt's! - Jesus Zuflucht [sic!] gefunden hat!

Wissen die AEgypter vielleicht mehr als wir?

Also: Jesus ist nach seiner Auferstehung nicht in den Himmel aufgefahren, sondern nach AEgypten!?

Wir alle haben uns das ja schon irgendwie gedacht, aber dass ich dass so bestaetigt sehen wuerde, schockiert mich doch ungemein...

Erklaert das vielleicht, warum die Feier der Auferstehung des Zimmermann-Sohnes im Privatfernsehen jedes Jahr wieder (zumindest spielfilmtechnisch) in einer Gewalt- und Blutorgie ausartet? - Enttaeuschte Christen, die sich hier als Programmchef betaetigen!? Wer weiss...

Das Thema Tauben, oder genauer gesagt: die Belaestigung durch die selben, ist ein Thema, welches immer noch die Gemueter bewegt, wenn auch nicht mehr allzusehr meins, denn seitdem ich mit Christophs Hilfe einen kleinen Drahtzaun auf meinem Balkongelaender montiert habe, auf dem Tauben nicht landen koennen, dafuer aber bei dem Versuch darauf zu landen herrlich abschmieren, landeten die Tauben lieber auf dem Balkon ueber mir.

Zusaetzlich hatte ich von Anja eine sehr grosse, bunte Windmuehle geschenkt bekommen, welche als zusaetzliche Abschreckung exzellente Dienste tat und ausserdem etwas Farbe auf meinen Balkon brachte.

- Der Balkon ueber mir hatte daraufhin mehr Taubenbesuch als je zuvor!

Heute sah ich dann beim Nachhausekommen, warum es in letzter Zeit ueber mir so ruhig geworden war: Bunte Windmuehlen, und zwar nicht nur eine, sondern gleich vier an der Zahl schrecken dort jetzt die Ratten der Luefte ab!

Schoene, farbenfrohe Ideen scheinen sich schnell herumzusprechen...

(Bunte) Gruesse aus der Grossen Stadt,

Euer

nils


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