Feldpost #111: Berühmtheit, Dudenwörter und Rechtschreibung

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Feldpost #111: Berühmtheit, Dudenwörter und Rechtschreibung

Beitragvon admin » 03.12.2003, 01:54

Das ist unfair...

- Schrieb ich letzte Woche noch, wie schwierig es in den letzten Jahre war. Ende November noch einen Adventskalender zu erstehen, und wie gluecklich ich ueber meinen Einkauf war, so scheint sich dieses Jahr der Markt nach Jahren des Defizits tatsaechlich angepasst haben: Die Laeden stehen immer noch voller Adventskalender, und zwar nicht nur welche mit einfacher Schokolade, sondern zudem noch Neuentwicklungen mit ganzen Tafeln, UE-Eiern oder Toffife (Toffefe? - Toffeefe[1]? - Wie zur Hoelle schreibt man das!? Notiz an selbst: noch in den Supermarkt gehen und nachsehen...).

Ich fuehle mich jetzt schon ein kleines bisschen verhohnepipelt[4]. Egal: die Freude an meinem Schokokalender lasse ich mir jetzt nicht mehr nehmen...

Jetzt: Soziologische (Laien-)Studien:

Andy Warhol hat munter der momentanen Talkshow- und Boulevardmagazin-Welle, die unser Land - nicht erst seit kurzem - ueberschwemmt, vorgegriffen, und erklaert, dass jeder Mensch kuenftig seine fuenf Minuten Beruehmtheit haben wird.

Der Schrecken wurde wahr! - Sogar so wahr, dass "Augenzeuge" mittlerweile ein anerkanntes Berufsbild geworden ist und radebrechende Teletubbies ihre eigene Talkshow auf Sat.1 bekommen haben. Das einzig positive daran ist, dass die Beruehmtheit genauso schnell wieder verschwindet, wie sie gekommen ist!

- Unlaengst sah ich zum Beispiel in einer Programmzeitschrift ein Bild von Andreas Elsholz. Darunter stand "Die duemmsten Autofahrer der Welt". TV-Nostalgiker erinnern sich vielleicht noch, das der duemmste Autofahrer der Welt frueher einmal in einer miesen Soap mitgewirkt hat (von Schauspielen kann man, aus Ruecksicht auf die ernsthaften Vertreter dieser Zunft, nicht sprechen). Er stieg aus, weil er sich mehr auf seine Karriere als "Saenger und Schauspieler" konzentrieren wollte. Bitteschoen: das hiesse ja, dass er etwas ganz, ganz, ganz neues probierte! Gute Idee!

Diese Idee ging natuerlich voll in die Hose, was aber niemanden wirklich aergerte, ausser vielleicht den Duemmsten Autofahrer selbst... - Der ausstrahlende Sender sah sich denn auch genoetigt, noch einmal genau zu erklaeren, was Herr Elsholz frueher gemacht hat. Wohlweislich verschwiegen sie seine peinliche Schlagerkarriere.

Trotzdem ging es wohl den meisten Menschen so, wie meinem Lieblingsbrudi, der - als ich ihm froehlich den erwaehnten Ausschnitt aus der Programmzeitschrift zeigte - nur mit den Schultern zuckte, und fragte, wer der Kerl denn eigentlich sei.

Es besteht also noch Hoffnung fuer das neue (Achtung: abgenutztes Schlagwort!) Millenium. Die Kellies werden endlich vergessen, die New Kids on the Block sind es schon, genau wie Whigfield(sp?)... Hey! alles in allem sind das viele gute Gruende, munter in die Zukunft zu schauen!

Alles wird gut! - Frueher oder spaeter...

Gruesse aus der Grossen Stadt,

Euer

nils


[1] Schwierig... - Der Duden[2] kennt nur "_Toffee_ (engl.: eine Weichkaramelle)" (steht dort zwischen "todwund" und "_Toffel, Toeffel_ (kurzform von Christoph[el]; dummer Mensch"[sic!][3]))

[2] Wenn dieser Feldpostler vom Duden spricht, so ist in jedem Fall ein vertrauenswuerdiges, eselsohriges Exemplar von 1961 gemeint. Der Duden ist ein sehr spannendes Buch, welches - leider, leider! - nicht mit jeder Ausgabe besser wurde!

Nehmen wir zum Beispiel den momentanen Angriff auf des Deutschen Sprachaesthetik, der mit der Rechtschreibreform (gegen die ich mich ja gar nicht grundsaetzlich sperren moechte) Einzug hielt - ich meine besonders das vorher unschuldige und schlanke Wort "Tip", welches durch seine Kuerze und sein unaufdringliches Auftreten Generationen von Hausmaennern und -frauen durch die Supermaerkte der Republik und gutmeinende Ratgeber geleitet hat.

Alles war gut, wir fuehlten uns anstaendig beraten. Dann kam die Rechtschreibreform, und mit ihr kamen zahlreiche Stirnrunzler bei der Durchsicht von Tageszeitungen, ob der teilweise etwas sehr phantasievoll erscheinenden Rechtschreibung.

Der eigentliche Schock praesentierte sich allerdings erst bei Durchsicht des beiliegenden Werbeprospekts: "Kaufen Sie 'Meister Ariel Megaperls' - das ist unser Wochenend-TiPP!"

Es tut mir leid, liebe Werber, aber so geht das nicht. Schreibt Tip bitte weiter mit einem 'p' und behauptet, es waere ein Anglizismus, denn unter diesen Umstaenden kann ich unmoeglich die beworbenen Lebensmittel kaufen!

Wenn dort "TiPP" steht, und darunter wird dann das neueste, sagen wir mal: Kaesesortiment praesentiert, dann sieht der "TiPP" mit zwei 'p' so aus, als ob jemand bei der Aussprache des Wortes auf den Kaese spuckt!

Dann nehmen wir noch die vielfach und gerne verwendeten Ausrufezeichen mit dazu. Werber vergessen ohnehin gerne, dass uebermaessiges Verwenden von Ausrufezeichen auf einen labilen Geisteszustand hindeutet - wenn sie nun aber noch einen Schweif von phallischen Satzzeichen hinter den 'TiPP' setzen, und dazu noch in Grossbuchstaben rumkrakelen, dann kommt dabei etwas raus, was etwa so aussieht: "TIPP!!!!!!!!!!!"

Vielleicht bin ich uebersensibel, aber ich muss dabei immer an ein Lama denken, welches Donald Duck gerade eine ordentliche Spuckefontaene ins Gesicht schiesst.

Ist doch wahr...

[3] Ich bin mir nicht sicher, wie Christoph diese Tatsache aufnehmen wird... =O)

[4] UEbrigens auch ein Dudenwort! - Wenn auch (nur?) ein umgangssprachliches solches...

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