headonism

"Aale! Aale! Aale!" - Im Gegensatz zu dem Kampfschrei der Einzelhaendler vom Fischmarkt in der Grossen Stadt hatten wir uns vorgestern eher "Wale! Wale! Wale!" auf die Fahnen geschrieben.

Von beruehmten xxxx-ischen Aalen habe ich noch nie zuvor gehoert, wohl aber von den Walen, wobei die Aale hierzulande bestimmt aehnlich gross waeren wie die Meeressaeuger, denn in Xxxx - besonders hier im Westen - ist einfach alles groesser, als sonstwo auf der Welt[1]...

- Aber zurueck zu den Walen, oder vielmehr: hin zu den Walen, denn es gibt eine kleine versteckte Bucht in einem nahegelegenen Nationalpark in der die Wale sonnen, spielen und Kinder gebaeren, was bei Walen ja tatsaechlich noch am selben Ort geschehen kann, ohne dass sich jemand bei der Reiseleitung beschwert.

Da Wale - vermutlich sogar in diesen Breiten - etwas groesser sind als Aale - kann man sie hier mit blossem Auge und vom Land bzw. Strand aus dabei beobachten.

So schwangen die Bezaubernde Antje und Euer treuer Feldpostler sich also munter in eine zufaellig herumlungernde Benzinkutsche und galoppierten los - Photoapparat mit Teleobjektiv und Fernglas locker im Halfter sitzend.

Vor Ort mussten wir zunaechst feststellen, dass es ausgerechnet an jenem Tag vollkommen ueberfuellt war: ein komplettes Filmteam, bestehend aus drei Leuten, tummelte sich dort bereits, was weniger sonnigen Gemuetern schon die Laune haette verderben koennen[2]...

Wir beschlossen unbeeindruckt des Gedraenges den Tag trotzdem zu geniessen. Ein kurzer Plausch mit den Fernsehleuten ueber das Wetter [Die Eingeborenen *lieben* es, sich ueber das Wetter zu unterhalten!] bescherte uns auch noch die Information, dass sich zur Zeit vier Wale in der Bucht herumtrieben. Sie seien aber heute ein wenig 'launisch' [sic!] und wuerden sich nur am gegenueberliegenden Ende der Bucht aufhalten.

Wir beschlossen, diese Behauptung selbst zu pruefen...

- Also, die Filmleute hatten sich ein wenig verzaehlt. Eigentlich und genaugenommen war es eher so, dass in der gesamten Bucht nicht mehr als eine handvoll Wasser war. Der Rest war mit 'Southern Right' Walen[3] aufgefuellt, die traege in der Sonne lagen und bestenfalls traege und mit der Schwanzflosse den letzten Rest Wasser verdraengten.

Das Schwierige ist, einen der Momente abzupassen, an denen sie mal ein bisschen aus dem Wasser gucken, um genau dann auf den Ausloeser des Photoapparates zu druecken!

- Wir haben ueber 20 Photos von Stellen gemacht, an denen noch vor wenigen Sekundenbruchteilen ein Wal aus dem Wasser lugte. Super.

Jetzt suchen wir ein Photolabor, welches den Film so entwickelt, dass auf allen Photos der selbe Ort etwa 0.5 Sekunden vor dem Druecken des Ausloesers drauf ist. Naja...

Zwischendurch halfen wir einem der Filmleute noch, seine Sachen zusammenzupacken, damit er schneller verschwinden koennte und wir die Bucht mit ihrem - oh, erwaehnte ich das schon? - schneeweissen Strand endlich fuer uns alleine haetten.

Wir unterhielten uns kurz uebers Filmgeschaeft und die schoensten Orte der Erde, wozu diese Bucht wohl gehoerte, und er erzaehlte, dass er seinen Job liebt, weil er viel an Orte wie eben diesen kaeme, und dass er, wenn er seine Filme abliefert, immer behauptet, sie waeren in Sued-Xxxx gedreht worden, damit hier nicht als naechstes noch wirklich Menschenmassen auftauchen!

Und sonst? - Erkaeltet, danke. Aber es wird schon wieder. Die Bezaubernde Antje hat es am schlimmsten getroffen. Wir werden aber ordentlich geflegelt, und sind, wenn Ihr diese Zeilen lest, schon in der 'Stadt des Lichts' angekommen, der Hauptstadt von West-Xxxx. - Bericht folgt!

Gruesse aus Xxxx,

Euer

nils


ps: Wie man's macht... - Beschweren sich einige Leute, wenn ich ihnen in der Feldpost wahre Geschichten (nicht uebel!) nachrede, beschweren sich wieder andere, wenn ich sie ganz anderen Personen nachsage, die damit gar nichts zu tun haben! - Der Name 'Hosenkater' [siehe Feldpost #100] stammt also - offizielle Gegendarstellung! - von meiner Lieblingsmutter, und nicht von meinem ebenso lieben Vater, der sich ansonsten in dieser Familie fuer merkwuerdige Namengebung verantwortlich zeichnet...

[1] Das hatte ich dem Genossen Simon mal erzaehlt, bevor er mich hierher begleitete. Nachdem ihm schon ein ums andere mal das Auge uebergegangen war im Angesicht von Dingen, die hier tatsaechlich ums Vielfache groesser sind als irgendwo sonst auf der Welt, sassen wir eines lauschigen Abends bei uns auf der Farm auf der Veranda und genossen bei einem leckeren Gerstensaft den uebergrossen Sternenhimmel-wie-es-ihn-sonst-nirgends-gibt, als Simon nachdenklich seine Bierdose anstarrte und da meinte: "Du hast recht, hier ist wirklich alles groesser als bei uns. - Bis auf eines!" - Sprach es und schwenkte triumphierend (aber vorsichtig, weil noch fast voll) die Bierdose.

Ich legte den Kopf leicht schraeg und schuettelte langsam den Kopf. Simons triumphierendes Grinsen perlte langsam ab, als er zum ersten Mal die Dose genauer betrachtete: 0,375 Liter Inhalt, statt den deutschen 0,3 Liter...

[2] Salz in die Wunden der Daheimgebliebenen? - Nah... =O)

[3] Der 'Southern Right' Wal heisst so, weil die frueheren Walfaenger in ihm den perfekten Wal sahen: er schwamm nahe der Kueste und in niedrigem Wasser, liess sich leicht toeten und war sehr ...'gehaltvoll' - Es war eben der (die?) "richtige" Wa(h)l (wobei der selbige das wahrscheinlich fuer eine zweifelhafte Ehre gehalten hat)...


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