Feldpost #114: Kino, Entscheidungshilfe, Bond & Jesus

Hier sind sie alle: Die bisherigen Feldpost-Ausgaben! - und zwar jeweils mit einer Kurzbeschreibung zum einfacheren Suchen. Natürlich haben wir immer noch unsere Suchmaschine hier am Laufen, aber manchmal macht es eben doch der Kontext..

Moderatoren: admin, twoflower, nils

Benutzeravatar
admin
Administrator
Beiträge: 197
Registriert: 01.12.2003, 01:39
Kontaktdaten:

Feldpost #114: Kino, Entscheidungshilfe, Bond & Jesus

Beitragvon admin » 03.12.2003, 01:57

Neulich in der U-Bahn:

"In", sagt der sogenannte Infoscreen, eine Art Standbildfernsehen fuer subterrane oeffentliche Verkehrsmittel in der Grossen Stadt, "sind Spaziergaenge im Regen"

Die nassen Pendler im Zug lesen das mit einem mueden Laecheln auf den Lippen. Sie wissen: wer in dieser Jahreszeit freiwillig im Regen spazieren geht, hat entweder nicht alle Tassen im Schrank, oder seinen Schirm vergessen - 'In' ist das jedenfalls und ganz bestimmt nicht...

Macht nichts. Schirm, die Bezaubernde Antje und Kristin eingepackt und ab ins Kino.

Antje weigerte sich, den neuen Film des Steroidmonsters aus OEsterreich zu sehen. Sie behauptet, der waere geistlos. Sie hat natuerlich recht, aber das war doch noch nie ein Hindernis[1]!

Kristin wollte sabbern - schon wieder! Sabbern tut sie naemlich - wie die meisten Frauen - wenn Brad Pitt seine Brueste in die Kamera haelt. Ich wollte seinen neuesten Film nicht sehen. Zum einen, weil Maenner darin nur als Sexobjekt praesentiert werden, und ich diese Ausbeutung durch das Matriarchat auf keinen Fall unterstuetzen kann, zum anderen obwohl der Film verdammt gut ist, ich ihn aber gerade eine Woche vorher schon einmal gesehen hatte...

Meine Praeferenz galt natuerlich Herrn Bond, James Bond, der mir schon in fruehester Jugend beibrachte, wie ein ordentlicher Martini zuzubereiten ist (was genaugenommen Unnuetzes Wissen darstellt, da ich das Zeug - frueher wie heute - nicht ausstehen kann!).

Die Bezaubernde Antje entzog sich der Diskussion, in dem sie sich in Richtung Toilette mit den Worten "Macht das unter euch aus, aber Arnie will ich nicht sehen!!" verabschiedete.

Nach einigen Minuten undisziplinierter Diskussion entschieden Kristin und ich, das ganze wie Erwachsene zu regeln: "Sching-Schang-Schong" (oder: "Schere-Stein-Papier"), Bester von drei Versuchen! - Es ist doch herrlich, zivilisiert zu sein!

Unser erster Versuch wurde durch einen halbstarken kleinen Tuerken gestoert, der unbedingt mitspielen wollte. Wir jagten ihn weg - er sollte mit seinen eigenen Freunden diskutieren gehen.

Es war ein verdammt spannendes Match, bei dem die Vernunft siegte, was in diesem Fall und aus meiner Sicht bedeutet, dass ich gewann und wir uns anstellten, um Karten fuer Jimmy Bond zu kaufen.

Vor uns in der Schlange fand eine weitere Diskussion statt. Zu meiner UEberraschung hoerte ich von den Streithaehnen vor uns auf einmal "Bester von Dreien!" und sie machten sich daran, auf dieselbe Art und Weise wie wir ihre Diskussion beizulegen!

Fortuna war an diesem Abend parteiisch: auch die Jungs vor uns kauften sich letztendlich Karten fuer die englische Doppelnull.

Und der Film? - Och, lustig wie immer!

Wie soll ein James-Bond-Film schon sein: der Spitzenagent ist die ganze Zeit ueber verdammt laessig, trinkt etwas viel, verspielt Steuergelder in internationalen Kasinos, bekommt alle Frauen (in diesem Fall unter anderem Sophie Marceau, wofuer dieser gemeine Pierce Brosnan wahrscheinlich auch noch Geld bekommen hat!! - Unglaublich...), springt von den hoechsten Gebaeuden, ueberlebt den schlimmsten Kugelhagel, die staerksten Explosionen, den krokodiligsten Sumpf, das tiefste Meer (natuerlich ohne Sauerstoffgeraet) und hat danach immer noch einen tadellos-sitzenden Anzug.

Wie gerne haette ich die Nummer seines Schneiders...

Herr von Nazareth, dessen Geburtstag demnaechst wieder gefeiert wird (und - einige mag es ueberraschen - nicht der der Konsumindustrie), hatte einen entsetzlichen Schneider[2]. Davon kann man sich in den naechsten Wochen wieder einmal im Fernsehen ueberzeugen, den die Mutmassungen ueber sein Leben fuellen mal wieder unendliche Fernsehabende.

Eines ist klar: sollte es mich - unwahrscheinlich, wie es ist - einmal ins Schauspielgeschaeft verschlagen, so naehme ich niemals die Rolle des Jesus an! Die Jesus-Darsteller muessen naemlich den ganzen Drehtag mit einem hitzebestaendigen salbungsvollen Dauergrinsen durch die Gegend laufen! Den armen Jungs muessen am Ende des Tages die Lachmuskeln gar fuerchterlich schmerzen!

Nichts fuer mich - ich bin doch kein Masochist!

Gruesse aus der Grossen Stadt,

Euer

nils


[1] Arnies Filme zeichnen sich meistens durch technische Perfektion und durchsichtiges, wenn auch abstruses Drehbuch aus. Ich erinnere mich gern an jenen spitzenmaessigen Kinobesuch mit Pat, als wir uns im Dorfkino in der Alten Heimat dieses Feldpostlers einen der letzten Actionreisser Arnies ansahen. Eine halbe Stunde vor Schluss - Pat und ich waren bis dahin schon unangenehm durch laute Bemerkungen aufgefallen - erklaerte ich Pat lautstark, dass ich das Drehbuch geschrieben haette und wie der Film weiter und ausgehen wird. Auf besonderen Unmut stiess im Publikum die Tatsache, dass ich recht hatte! Es tat mir sehr leid, denn meine Version des Filmendes schien mir in dem Moment eigentlich doch etwas zu absurd, um wahr zu sein...

[2] Gut, man darf es ihm nicht vorwerfen - die Mode der Zeit des Wanderpredigers war natuerlich ohnehin nicht der Hit. Das lag wohl daran, dass Paris so noch nicht erfunden war und keiner je was von Haute Couture gehoert hatte...

Fuer neue Abonnenten, Beschwerden, Kommentare ...:
(c) by nils / h.l.v.s. - publications in mim (=1999?)

Zurück zu „Das Archiv“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast