Feldpost #15: Ägypter, 3h(!) Titanic & Bad-Verwechslunge

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Feldpost #15: Ägypter, 3h(!) Titanic & Bad-Verwechslunge

Beitragvon admin » 02.12.2003, 12:45

Klein Kairo in Hamburg: Medded, ein aegyptisches Restaurant. Noch nie in meinem Leben habe ich so viel Tee gesoffen! Meine Nieren gaehnen vor Langeweile - nie zuvor waren sie so durchgespuelt! Hinten im Lokal sass eine Gruppe ebenso gelangweilter wie langweiliger Esoteriker, die sich erst gegenseitig ihr Jahreshoroskop vorlasen und dann den Abend durch Julklapp[1] ergaenzten. Als sich ihre Stimmung gerade einem erneuten Tiefpunkt naeherte, erbarmte sich eine eher zufaellig in die Gesellschaft geratene Perserin (wahrscheinlich wartete sie auf den selben Bus, wie die dicken mittfuenfziger Esoterik-Pilze und liess sich unter falschem Vorwand mitschnacken), den Laden durch nahoestliche Tanzkunst aufzumischen, was ihr, sehr zum Missfallen der anwesenden Zivilbevoelkerung, auch gelang. Das Missfallen war hauptsaechlich darin begruendet, dass der Pharao des Lokals in einer Tanzenden Grund genug sah, die Musik so laut zu machen, dass dem Rest des Hexenzirkels keine andere Wahl mehr blieb, als ihre, ueberhaupt nicht dazu geeigneten, Hueften in dem fuer europaeische Ohren ohnehin schwer zu fassenden Takt der Musik (oder in dem, was sie fuer den Takt hielten) zu wiegen.

Zu ertragen war das nur durch wohl dosierten 'comic relief' von Bi(e)ne, die zwischen zwei Liedern immer enthusiastisch "Ausziehen!!" rief, ein Ausruf, dem zum Glueck niemand Folge leistete, der aber zu interessanter Verwirrung unter den Tanzenden fuehrte.

Titanic! - Wir waren etwas spaet dran, also hechtete ich in voller Fahrt aus dem Auto, direkt ins Foyer des Streits Kinos, um die vorbestellten Karten noch rechtzeitig abholen zu koennen. Vor mir stand eine sehr laute Gruppe von Menschen, von denen das Alphatierchen gerade zu einer Erklaerung auszuholen begann, wie der Untergang der Titanic vonstatten ging, als ich ihn ruede mit der Bemerkung unterbrach, dass er es sich bitte sparen soll, mir das Ende zu erzaehlen, bevor ich den Film gesehen habe.

Er taxierte mich eine Weile, aber ich hatte gerade meine ernsten fuenf Minuten, also nickte er nur verstaendnisvoll und ging mit seinen Freunden zum anderen Ende des Foyers um ihnen leicht verwirrt und konspirativ zuzufluestern, dass er sicher sei, dass die Titanic am Ende sinken wird, was ihn wahrscheinlich seine Stelle als Leithammel gekostet haben duerfte.

Eine Viertelstunde vor Schluss war der Damm dann gebrochen: Das weibliche Publikum liess die Traenen fliessen. Der Held stirbt im eisigen Wasser und die Heldin, mittlerweile uralt, lebt, aber nicht mehr lange, und als p.d.e. (pre-death experience) kehrt sie auf die Titanic zurueck, wozu eine irische(?) Combo einen absoluten Schmachtfetzen komponiert hat, der das Kino endgueltig in einen Salzsee verwandelt.

Auf der Suche nach dem geparkten Auto maulte Kristin mit immer noch etwas zittriger Stimme, warum wir Kerle bloss so steif waeren, und nie im Kino weinen, weswegen Frauen das dann besonders unangenehm ist, dabei liegt der Fall doch auf der Hand: Ergriffen waren auch die Maenner, aber gestorben ist letztendlich der Kerl, und nicht die Frau, in welchem Fall, die Maenner vielleicht doch etwas trauriger gewesen waeren. Aber schon gelten 'die Maenner' als herzlos.

Casablanca dagegen - aber das ist ein ganz anderes Thema...

Das weiter zu verfolgende Thema waere, dass es, so Kristin, doch ganz anders haette kommen sollen, wogegen ich dann einwenden musste, dass der Film wohl kaum so teuer (und so lang) geworden waere, wenn der Ingenieur nach der Kollision gesagt haette, dass die Titanic auch trotz ueberschwemmter fuenf Decks weiterschwimmen koennte und sie dann, moeglicherweise sogar zwei Tage zu frueh, in New York eingelaufen waere.

Andererseits waere so der Weg zur Fortsetzung offen: "Titanic II - Die Rueckkehr" - Eine irakische Reederei fordert England zum Kampf um das blaue Band heraus, und Kaept'n Iglo kehrt noch einmal von seiner Altentagesstaette auf die Bruecke der Titanic zurueck. Ich freue mich jetzt schon darauf!

Ueber drei Stunden Titanic machen muede.

Schlaftrunken stolperte ich ins Bad, um mir noch schnell die Zaehne zu putzen. Statt nach der praktischen Blend-A-Med Standtube griff ich ungluecklicherweise nach der, nicht weniger praktischen, aber ueberhaupt nicht zum Zaehneputzen geeigneten, Nivea Soft Standtube.

So hoert, Ihr Leut' und lasst Euch sagen: Das Zeug schmeckt zwar zum kotzen, aber meine Zaehne sind jetzt seidenweich!

Verwechslungen mit Sanitaerartikeln lassen mich immer unweigerlich an Patrick denken, der einmal versehentlich kein Shampoo, dafuer aber drei verschiedene Conditioner mit in den Urlaub nahm! In einem H&M-Laden in Stavanger/Norwegen suchte er dann nach Shampoo, wurde dabei aber von mir etwas unter Zeitdruck gesetzt ("Kommst du endlich!?"), so dass er die norwegischen Artikelbezeichnung nicht ausreichend studieren konnte und sich eine weitere Packung Conditioner zulegte, was ihm natuerlich erst auf dem Campingplatz auffiel.

Nach diesem Urlaub hatte er ganz bestimmt die gepflegtesten Haare von uns allen.

Mehr davon? - Ach, hoert auf! Als ob Ihr Euch noch nie geistesabwesend mit Conditioner eingeseift haettet und dann froh wart, dass ausser Euch keiner sonst im Bad war!

Braucht noch jemand Conditioner? - Irgendwer?

Gruesse aus der Heimat,

yours

nils


[1] Julklapp, altnord.-schwed. (am Julfest [Wintersonnenwende] von unerkanntem Schenker mit Julklappruf in die Stube geworfene[2] Gabe), m., -s [Quelle: Duden]

[2] Wobei wohlgewogene Schenker dabei a) nicht auf die Bewohner des Hauses zielen, und b) wenn sie sich das schon nicht verkneifen koennen, dann zumindest keine Ziegelsteine schenken.

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