headonism

An einem weit entfernten Ort, irgendwo weit hinter dem Regenbogen klingelte ein Wecker. Oh, nein, nicht jetzt schon! - beschwerte sich ein zartes Stimmchen. Eine große Pranke tastete sich unter einem großen Haufen Daunenbettdecken hervor, fand den Wecker, tastete weiter, fand einen Eimer, nahm den Wecker und versenkte ihn im Wassereimer.
Die Daunen gerieten wieder in Bewegung und eine große Gestalt richtete sich darunter auf und gähnte herzhaft.

--Huch! Wie spät ist es denn bloß, ist es denn bloß? - verlangte die große Gestalt aufgeregt zu wissen.
--Was? So spät ist es schon, ist es schon? Dann habe ich ja verschlafen?
Die Gestalt hüpfte eilig aus dem Bett und eilte ins Bad. Vor dem Spiegel angekommen stellte sie fest, daß sie Abstriche machen müsse, was ihre all-
morgendliche Körperpflege anbetraf.
--Eine ordentliche Rasur wäre nötig, ja, die Ohren müssen natürlich gereinigt werden, jaja! Was mache ich denn sonst für einen Eindruck? Nein,nein,nein!
Fünf Minuten später hüpfte er aus dem Bad, immer noch nicht ganz trocken hinter
den Ohren und eilte zum Kleiderschrank.

--Oh, was werde ich denn heute mal anziehen, oh je, oh je...
Die Wahl war nicht einfach. Am Ende fiel die Entscheidung auf einen dicken roten Mantel und eine rote Zipfelmütze. Es war doch ganz schön kalt draußen. Viel
zu kalt für diese Jahreszeit, genaugenommen... Aber: Pflicht ist Pflicht!
Schnell hatte die geheimnisvolle Person sich eingekleidet. Mit einem Satz war sie
aus der Tür und kämpfte schon mit dem Garagenschloss.

--Zugefroren! Viel zu kalt! Oh je, oh je, ich werde zuspät kommen!! Schneller, schneller!
Doch alles Zetern half nicht, das Schloß war stark vereist und bis es sich endlich öffnen ließ schienen Monate vergangen zu sein, so meinte jedenfalls die immer noch etwas verschlafene geheimnisvolle Gestalt, deren Ohren von der Anstrengung schon rot zu glühen schienen.
In der Garage packte die Gestalt schnell ein großes dickes Buch und viele kleine Geschenke in einen großen Sack und eilte mit langen Sätzen los in Richtung des anderen Endes des Regenbogens um seine Arbeit doch noch zu schaffen...
Nach einer Weile kam er ziemlich aus der Puste, konnte er doch nicht die ganze Strecke durchlaufen.
--Hätte ich bloß nicht verschlafen, oh, oh.

Er flitzte um eine Düne herum, stolperte über ein Rentier und fiel direkt in einen großen Schlitten.
--Oh, das trifft sich ja ausgezeichnet, ja, ausgezeichnet - freute er sich und gab den überraschten Rentieren eilig die Sporen. Er staunte nicht schlecht, als sie den Schlitten nicht nur über Land zogen, sondern sogar durch den Himmel sausten.
Unser unbekannter Freund freute sich sehr, so würde er es doch noch schaffen, sämtliche Kinder zu beschenken.

Und so machte er sich an die Arbeit. Wie ein Wirbelwind sauste er durch alle Länder der Welt, kletterte, weil ihm so schrecklich kalt war, durch den Schornstein
in alle Häuser in denen brave Kinder wohnten und versteckte dort einige Schokoladeneier und kleine Überraschungen.

Nach getaner Arbeit reiste er wieder ins Land hinter dem Regenbogen zurück und war verblüfft, dort von einem kleinen, dicken Mann erwartet zu werden, der ziemlich
wütend auf ihn war...

--Osterhase, Osterhase, was hast Du nur getan??
--Oh, lieber guter Weihnachtsmann, Weihnachtsmann, ich habe verschlafen, verschlafen, ja, ja, ja!
-- Aber Du hast nicht verschlafen, Osterhase, heute ist doch Weihnachten, nicht Ostern!!

Der Weihnachtsmann und der sehr beschämte Osterhase verbrachten den ganzen Nachmittag damit, die versteckten Eier und Geschenke wieder einzusammeln.
Nicht überall haben sie alle Ostereier und Geschenke wiedergefunden, in diesen Häusern fand die Bescherung dann schon viel früher statt als in anderen, da der Weihnachtsmann gleich noch die Weihnachtsgeschenke dazulegte.

Wenn bei Dir Zuhause die Bescherung schon sehr früh stattfindet, dann sieh lieber noch mal nach, ob nicht noch irgendwo ein paar Ostereier versteckt sind, denn es könnte sein, daß Weihnachtsmann und Osterhase diesmal bei Dir etwas durcheinander gekommen sind.
Nun wundere Dich nicht mehr und feiere noch weiter eine schöne Weihnacht.
Das Du Eier unterm Christbaum findest, das wird sobald nicht mehr vorkommen, denn es war die Zahnfee, die den Wecker des Osterhasen heimlich verstellte und sie hat versprochen, es nie, nie wiederzutun...

Fröhliche Weihnachten! zAphod / h.l.v.s. , 24-12-1995