headonism

Oh je, oh je, oh je! - Als ob die normale Weihnachtswerbung im Fernsehen nicht schon uebel genug waere (die Nicht-Weihnachtswerbung ist ja in jeder Hinsicht bereits ueber das Ziel hinausgeschossen...: was ist eigentlich "sprudelnde Waesche"??), bekommen wir dieses Jahr auch noch die volle sogenannte 'Milleniumspackung' um die Ohren gehauen...

Die Preisfrage ist doch, wann die Vereinten Nationen endlich Konsumterrorismus international aechten! Vollkommen uneinsichtig der Problematik gegenueber reagiert zum Beispiel das Verkaufspersonal in Supermaerkten:

"Nehmen sie doch statt der kleinen Tafel Schokolade unsere schoene Milleniums-Edition!"

- Fassungslos ob der Tatsache, dass ich in einem Supermarkt in ein aktives Verkaufsgespraech verwickelt werde - wo es den Rest des Jahres unmoeglich ist, auch nur zu Erfahren, wo denn wohl die Gewuerze versteckt sind - muss ich mich erstmal sammeln. Dies getan kann ich mich mit dem Thema vernuenftig auseinandersetzen. Die Milleniums-Edition, das bedeutet naemlich zwei Kilo Schokolade, und die passen beim besten Willen nicht mal eben in die Hosentasche! Als kurzer Snack bei der Arbeit moegen sie auch nicht recht genuegen, denn man braucht eine Motorsaege, oder mindestens ein Beil, um sich ein Stueckchen abzutrennen. Ausserdem kostet die Milleniums-Edition auch eine ganze Ecke.

Ich klaerte die Verkaeuferin in knappen Worten darueber auf und liess sie dann - immer noch vertraeumt und verzueckt auf die Packung starrend - mit ihren Neujahrsgedanken allein...

Das momentane Glanzlicht der Fernsehwerbung ist der neue 'Deutschlaender'-Spot. 'Deutschlaender', das sind arme Wuerstchen, die in der Vergangenheit schon aufsehenerregend mit dem Adolf-Hitler-Gedaechtnis-Chor beworben wurden, der zu zackiger Marschmusik das Deutschlaender-Lied sang, und zwar mit einer Inbrunst, als ginge es um die Eroberung Russlands!

Um das Image zu revidieren hat sich die Marketing-Abteilung des Wurstherstellers - Motto: L'eclat, c'est moi! - jetzt eine friedlichere Kampagne ueberlegt:

Zwei gutgelaunte, kochende Herrenmenschen unterhalten sich beim koecheln ueber weltbewegende Fragen, wie zum Beispiel die folgende:

"Warum sind Deutschlaender-Wuerstchen eigentlich so lecker?" - fragt der eine.

"Weil da das Beste der doitschen Wurst drin ist!" - gibt der andere zurueck, und faengt dann an, aufzuzaehlen, welche Vorteile welcher deutschen Wuerstchen er genau meint:

"...Thueringer...Frankfurter... - WIENER!"

- Das war dann der Augenblick, in dem diesem Feldpostler das Abendessen aus dem Gesicht fiel...

Heim ins Reich!? - Schon wieder?

Na, dann: Prost Mahlzeit...

Was gibt es sonst noch Neues? - Nun: Mehr Marketing! Von der fuer eben dieses verantwortlichen Abteilung in der grossen Autovermietung, in der dieser Feldpostler zur Zeit die virtuelle Tinte zum Feldposten verdient, wurde naemlich unlaengst eine Schulung zum Thema Kooperation mit Deutschlands Servicefalle No.1, der Bahn gehalten.

Die offensichtlich geistig-verwirrte junge Dame gab sich alle Muehe ihren Vortrag groesstenteils in Englisch abzuhalten, welches sie aber auf Nachfrage als deutsch bezeichnete - "wie Geschaeftsleute es nun einmal so sprechen"!

Dummerweise verbringen Marketing-Wesen einen Grossteil ihres Arbeitstages hermetisch abgeschottet von der wirklichen Welt in einem dunklen Kellerraum - erfahrungsgemaess ist es naemlich eher so, dass die Herren Geschaeftsleute ordentlich lachen, wenn man ihnen am Telephon mal wieder eine neudeutsche Marketingidee verkaufen sollen!

...Dass ein Park-Service fuer Geschaeftskunden eine prima Idee ist, ist wohl wahr; dass auch nur irgendjemand etwas mit dem Begriff "Valet Parking" anzufangen weiss, ist wiederum ein absoluter Irrglaube der darin resultiert, dass mehr Marketing-Leute angestellt werden, um das 'Product' besser zu 'sellen' - am besten durch ordentliches 'Penetrating'.

Immerhin gelingt letzteres ausgezeichnet und sehr erfolgreich!

Was haben wir bei dieser Schulung gelernt? - Dass das Marketing Probleme loest, die man ohne es nicht haette, dass das Peter Prinzip[1] noch um eine Marketing-Klausel erweitert werden muesste und dass man den Schluessel zu den Marketing-Katakomben wegwerfen sollte - nachdem alle drin sind und man ordentlich abgeschlossen hat...

Dann noch einen festen Betonmantel um das gesamte Stockwerk, und was haben wir dann? - Richtig: Schoene Weihnachten!

Eben diese wuensche ich Euch auch! - Zum Fest viel lecker' Wuerstchen mit Kartoffelsalat und ordentlich Harmonie auf diesem Planeten!

Macht was daraus!

(Weihnachtliche) Gruesse aus der Grossen Stadt,

Euer

nils


[1] Das Peter-Prinzip besagt, dass in hierarchischen Strukturen jeder bis zu einem Zustand der Unfaehigkeit befoerdert wird. Jemand, der moeglicherweise ein guter Buchhalter ist, ist vielleicht eine Niete als Abteilungsleiter - solange er noch gute Arbeit in niedrigeren Hierarchieebenen leistet, wird er aber weiter befoerdert werden...


Fuer neue Abonnenten, Beschwerden, Kommentare ...:
(c) by nils / h.l.v.s. - publications in mim (=1999?)