headonism

Auf dem Balkon gewesen, Leute schreien gehoert.

"KOMMST DU WOHL HER!!"

hoerte Euer treuer Feldpostler unlaengst, als er die Welt mal wieder von der relativen Sicherheit seines Balkons betrachtete, und so ganz nebenher ein paar Tauben auf- und damit auch verscheuchte. Unnoetig zu sagen, dass die Koeter, die sich haetten angesprochen fuehlen sollen, nicht einmal im Traum daran dachten, dem Folge zu leisten.

Die meisten Hunde gucken dann gar so aus dem Fell, als ob ihre Futtersklaven nur froh sein koennten, dass Hunde weder zu sprechen vermoegen, noch einen Mittelfinger haben, um auf hoechst unflaetige Art und Weise zu dieser Aufforderung Stellung zu nehmen!

Das erinnert mich dann sofort wieder an die alte Heimat: Unsere dortige ungeliebte Nachbarin hat zwei widerliche kleine Klaeffer, mit denen sie jeden Tag mehrfach ihr kleines Ritual abhielt:

Man hoerte ihre Haustuer sich oeffnen und es erscholl sofort lautes Hundegeklaeffe, oder eigentlich eher Hundegequieke, einhergehend mit kleinen, schnellen Schritten in Richtung Strasse.

Dann folgte jedesmal der gewaltige Sog: Unsere Nachbarin, eigentlich ein stilles Persoenchen, sammelte durch gewaltiges Einatmen alle atembaren Gase der Umgebung, und nutzte sie dann, um aus voller Kehle zu bruellen:

"KOMMST DU WOHL HER!!"

Mal ehrlich: wen wundert es da noch, dass einige Menschen etwas gegen Hunde haben? - Es wird ja auch gesellschaftlich eher respektiert, wenn man die kleinen Hunde mit dem Auto ueberfaehrt, als die Nachbarin!

Unnoetig zu sagen, dass die kleinen Klaeffer nie auf die Alte hoerten und immer direkt auf die Strasse sprinteten, wo sie leider nie ueberfahren wurden. Verdammt sei die Idee der verkehrsberuhigten Wohngegend!

Aber auch als ich noch mein kleines Autochen mein eigen nannte, habe ich es trotz sorgfaeltigen Zielens nie geschafft, einen der Klaeffer zu erwischen. Sie waren einfach zu schnell...

Ein Hundehasser? - Moi? Niemals! Aber ich suche mir schon aus, welchem Hund ich meine Sympathie zukommen lasse, und je kleiner der Hund, desto unwahrscheinlicher wird es, dass ich eben jenes tue!

Die Kuschelmonster aus XXXX (siehe Feldposts #50-#57) sind mir zum Beispiel sehr lieb. Die hoeren auch nicht, wenn man sie ruft, und zwar egal in welcher Sprache man das tut (die Kleinen sind zweisprachig aufgewachsen!) aber wenn sie denken, dass es etwas zu essen gibt, oder dass man sie vielleicht streicheln moechte, dann sind sie recht schnell da!

Oder Mischa (Mellis kleiner Golden Retriever, siehe Feldpost #65), welcher auch nicht hoert, jedenfalls nicht auf mich, jedenfalls *eigentlich* nicht, was uns einmal fast zum Verhaengnis geworden waere, und das kam so...

Eines Nachts in Daenemark, beschlossen Christoph, Patrick und ich, dass es noch lange nicht Zeit zum Schlafen waere, und wir statt dessen noch einen Nachtspaziergang machen sollten. Nicht, dass wir Mischa mitnehmen wollten, aber er war nun mal vor uns draussen, also ersparten wir uns jede Diskussion, und gingen los.

Es war stockfinster und wir waren sehr orientierungslos, trotzdem fanden wir den Weg zum Strand, und hatten dabei nicht einmal den Kleinen verloren!

Gelegentlich wollte er sich selbstaendig machen, und wir riefen aus Leibeskraeften nach ihm, was er mit einem Minimum an eben denen ignorierte. Erst eine gut-akzentuierte Version meines selbst entwickelten "KOMMSUWOLHEA!! " - besonders schnell gesprochen! - hat aus irgend einem Grund funktioniert!

Ich versuche immer noch, dahinter zu kommen, wie ich das gemacht habe. Wenn ich es jemals herausfinde, werde ich ein Buch schreiben mit dem Titel 'Der Hundefluesterer', und Robert Redford macht dann einen sehr einfuehlsamen Film daraus, der mindestens einen Oskar erhaelt. - Oh, ich glaube mit dieser Idee koennte ich wirklich reich werden! =O)

Das weniger glorreiche Ende der Nachtwanderung soll hier aber auch nicht verschwiegen werden...

Nach einigem ziellosen Herumgeirre mussten wir uns denn doch eingestehen, dass wir uns ein kleines bisschen verlaufen hatten... Wer einmal in einer daenischen Feriensiedlung war, wird zugeben muessen, dass es nicht sehr einfach ist, das eigene Haus wiederzufinden, besonders nicht im Dunklen!

Zum Glueck hatten wir aber Klein-Mischa dabei, und der kannte den Weg... - Nebenbei fand der pelzige Meister der Orientierung auch noch ein paar sehr interessante Steine und Stoecke, die wir, da wir ihm immer folgten, auch die Ehre hatten, betrachten zu duerfen...

Auf diesem Weg konnten wir Mischa also doch wieder zurueckbringen, was auch sicherer war, denn die Alternative waere gewesen, darauf zu warten, dass ein sehr wuetendes Frauchen sich am naechsten Morgen auf die Suche nach uns gemacht haette, und das wollte keiner der Beteiligten!

An Flucht waere ja nicht zu denken gewesen, denn Melli kennt das Geheimnis eines wirkungsvollen "KOMMST DU WOHL HER!!"...

Was in dieser Feldpost fehlt? - Fussnoten und Schuhgroessen! aber die kommen in der naechsten Ausgabe, und damit einher gehend herrlich viel Unnuetzes Wissen, also schalten sie auch naechste Woche wieder ein, wenn sie diesen Feldpostler sagen hoeren:

Gruesse aus der Grossen Stadt,

yours

nils


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