Kapitel 10

Die vorlaeufige Endversion des ersten Abende-füllendem Werkes von Pat / 'twoflower' und nils / 'zAphod'

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Kapitel 10

Beitragvon admin » 01.12.2003, 23:43

Angelo, Petrus und Harry hatten sich zu der Königin gesetzt und tranken Tee zusammen (Oma Klausen war dabei auf einen Strohhalm an-
gewiesen) während sie den Reden der Kandidaten zuhörten.
Der Tee in einer Hippiekommune ist immer mit Vorsicht zu genießen. In diesem war ein besonders wohltuender Wirkstoff, verwandt, was die Wirkung angeht, mit einem in den 60er Jahren sehr beliebten Halluzinogen. Auf Goldfische zeigt es keine Wirkung. Bei Petrus und Angelo fing es jedoch langsam an zu arbeiten...
Es war ein wunderschöner Tag. Eine Brise strich über den Platz und sorgte für ein kleines bißchen Kühlung was durchaus willkommen war da die Sonne ihren Zenit erreicht hatte. Der Marktplatz war mittlerweile gefüllt mit Hippies der gesamten Dimension (#1). Es gab Leute mit weisser, schwarzer, gelber, roter, grüner und orangener Hautfarbe und Leute, die scheinbar einer gewagten Mischbeziehung entstammten. Die vorherrschende Haarmode konnte man kurz als lang bezeichnen. Und fettig. - Die meisten Leute hatten lange, fettige Haare und Petrus war überglücklich seine Theorie bestätigt zu sehen, wonach der Mensch auch ohne Shampoo glücklich sein kann. Er er- zählte Oma Clausen davon.
"Haarewaschen ist hier eine sehr harte Strafe, die meist von einem ziemlich wütenden Mob vollzogen wird. Ein bißchen Lynchjustiz, wenn man es genau betrachtet. Wie auch immer, die meisten Leute, die von einem Standgericht zum Haarewaschen verurteilt werden plädieren auf direkte Todesstrafe aufgrund mildernder Umstände..."
Petrus versuchte wirklich, mit den Traditionen in anderen Dimensionen klarzukommen, nur noch sehr, sehr selten wußte er nicht mehr weiter, weil seine eigenen Wertvorstellungen doch so ganz anders waren. Er suchte nach einer Lösung seines Problems, fand keine und klinkte sich deshalb einfachheitshalber aus seiner Umgebung aus.
Die meisten Kandidaten gaben sich betont sympathisch um zu zeigen, daß sie sich absolut nicht dazu eigneten in Gewässern versenkt zu werden. Ein Kandidat versuchte die Menge davon zu überzeugen, daß er das Amt des Königs gar nicht nötig habe, da er schon über ein aus- gezeichnetes paar Betonschuhe verfügte, die auf keinen Fall gegen königliche Betonschuhe einzutauschen gedenke.
Er erzielte damit nicht den gewünschten Effekt. Die meisten fanden es ungemein praktisch, daß dem König einmal nicht extra Schuhe ange- fertigt werden müssten und es begann sich eine große Mehrheit für ihn abzuzeichnen.
Der verzweifelte Mann wußte sich nun nicht anders zu helfen als einen Skandal zu provozieren: "Gewinne ich, werde ich Euch die Haare waschen bis es schäumt! Jawohl!"
Da war er, der Eklat! Die Menge raste! Laute Rufe nach Shampoo als Rache für diesen Frevel wurden laut. In diesem Tumult schien es nur Petrus aufzufallen, daß erstaunlich viele Tische auf dem Marktplatz herumstanden, liefen und pirschten. Petrus nahm dies alles wie von weit her zur Kenntnis.
Alles war so seltsam, so surreal! - Petrus verfolgte die Szene als passierte sie in Zeitlupe. Er sah den Kandidaten, wie er sich, die Hände abwehrend vors Gesicht erhoben, langsam zurückzog, er sah die Menge in Wogen dem Podium entgegendrängeln, er sah Tische, immer mehr Tische, die plötzlich überall auf dem Platz verteilt waren und er sah wie die Szene eskalierte, als der Leiter der Versammlung Ruhe schaffen wollte und wieder und immer wieder auf den Tisch auf dem Podium einschlug.
Dann ging alles plötzlich sehr schnell.

Winston war verliebt. Er war hoffnungslos und bis über die Tischplatte verliebt. Er war sich ganz sicher, dort oben auf der Bühne steht genau die Tischfrau, die ihm seinen lang ersehnten Stammhalter bescheren würde. Sie war so schön... - Zwischen all der Liebe, die er für diese Tischfrau empfand, regte sich aber auch Haß! Ein tiefer, gemeiner, bissiger, brutaler unzivilisierter Haß gegen den Leiter des Wahlkampfkommitees, der sich steigerte, je mehr dieser mit seinem Hämmerchen auf Winstons Traumtischin einschlug um die Menge zur Ruhe zu bringen.

Die darauffolgende Szene läßt sich kaum beschreiben. Zwischen der wütenden Meute die auf das Podium zudrängte sah man immer mehr Tische. Winston stand, königliche Autorität ausstrahlend auf dem Podium und trompetete in ein Mikrofon. Das Trompeten von Tischen ist ein sehr unangenehmes Geräusch, welches bei Menschen oft Mitleid oder Ekel erregt, der aber schnell zu Überraschung und Schmerz wurde, als eine Meute Tische sie über den Haufen rannte, die ihrem König bei der Rettung seiner Auserwählten zur Seite stehen wollten.
Die Ordnungskräfte hatten dem Ansturm nicht viel entgegenzusetzen. Es waren fast ausnahmslos alte Leute und kleine Kinder. Die Organisatoren rechneten damit, da es sich ja um eine pazifistische Dimension handelte, daß die wehrlosen Ordner nicht über den Haufen gerannt würden. Da hatten sie die Rechnung ohne die Tische gemacht, die lange genug mit Registrierkassen und Biergläsern auf dem Rücken lethargisch in Geschäften und Kneipen rumstehen mußten und sich alles gefallen liessen! Ihr König war zurück und er wollte Rache, Rache für die Behandlung die man seiner soeben auserwählten Tischin angedeihen liess.
Schnell war alles vorbei. Die Ordner waren umstellt,das menschliche Volk beruhigt und eine Gruppe von Unterhändlern verhandelte mit den Tischen über eine Einbindung in die Verfassung der Dimension (Die Tische wollten eine teilweise Anerkennung als Bürger. Nur eine teilweise Anerkennung, denn als vollwertige Bürger hätten sie auch Steuern bezahlen müssen! Tische sind zwar aus Holz aber deswegen nicht doof).
Angelo, Harry und Petrus sassen immer noch auf der selben Stelle. Niemand hatte sie behelligt und sie waren selbst nicht fähig gewesen etwas zu tun. Zu seltsam war der Anblick von Hippies, die auf Tische und auch sich untereinander übelst mit Blumen einschlugen, trompeten- den Tischen und Ordnungspersonal im Kindergarten- und Rentenalter die zusahen, dass sie aus der Drei-Meilen-Zone um das Podium ent- kamen.
Alles war vorbei, doch irgendetwas stimmte nicht, etwas, dass nur einem aufmerksamen Beobachter auffallen konnte.
"Winston ist verschwunden", bemerkte Petrus schlau.
"Erst macht er so einen Wind um seine Traumfrau und dann lässt er sie auf dem Podium zurück", schimpfte Harry.
Die gerade noch umkämpfte Tischin sass zusammengesunken auf dem Podium und schluchzte verhalten vor sich hin.
"Kommt, wir müssen weiter, drängte Angelo, "wenn Winston hier noch irgendwo ist, dann wird er uns folgen. Natürlich nur, falls wir endlich den Weg zu Pargans Hauptquartier finden..." - Er seufzte.
Sie machten sich auf den Weg aus der Stadt, zu dem Punkt, von dem Angelo behauptete, dass er dort eine Tür gesehen habe, die, wie er meinte, bestimmt zum Ziel führte. Petrus und Harry hatten dazu mittlerweile ihre ganze eigene Meinung gebildet, die Angelos Navigationstalente mit denen eines Lemminghäuptlings verglich.
Sie wollten gerade die Stadt verlassen, als sie ein unheimliches Knirschen hinter sich hörten. Als sie sich umschauten, um zu sehen, was der Verursacher war, sahen sie einen grossen Haufen Bettwäsche hinter sich, der sich auf sie zubewegte.
Harry verschluckte sich ganz fürchterlich. Als er sich wieder einigermassen unter Kontrolle hatte, flüsterte er den anderen zu:
"Lasst Euch nichts anmerken und geht weiter. Es ist nur Winston. Er hat sich getarnt."
"Warum", fragte Petrus in Erwartung einer wirklich blöden Antwort.
"Nun, ihm ist wohl ein kleiner Fehler unterlaufen..."
"Was ist passiert? Erzähl schon!"
"Ich weiss nicht, ob ich es euch sagen sollte, ich habe Angst, dass Winston mich beisst!"
Wie zur Bestätigung knarrte Winston bedrohlich.
"Wenn Du nicht gleich sagst, was los ist, dann beiss ich dich! Überleg es Dir gut, ich habe Zähne, Winston nicht", drohte Petrus.
"Na gut, aber versprich mir, dass Du nicht lachst!"
"Ich verspreche es! Was ist also los?"
"Die Tischdame, um die Winston vorhin kämpfte..."
"Ja??"
"Nun... - Versprich, dass Du nicht lachst! Versprich es!"
"Ist ja gut! Was war mit ihr?"
"Tja, es war keine TischDAME, es war eher ein TischHERR..."
Petrus und Angelo hielt nichts mehr! Sie brüllten vor lachen.
Winston blieb etwas zurück und schaffte es, rote Tischkanten zu bekommen. Er knarrte leise vor sich hin und ein guter Zuhörer hätte mit etwas Geduld die Worte "Scheiss Transvestiten!" heraushören können (#2). Petrus und Angelo lachten immer noch als sie durch die Tür stolperten, ohne zu wissen, dass ihnen das Lachen bald im Halse stecken bleiben und sie eine nahezu fanatische Ablehnung Drogen gegenüber entwickeln würden...

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#1: Dimensionen müssen nicht zwangsläufig Millionen von Menschen beherbergen. Diese Dimension, um die es hier geht beherbergt nur ca. 2.3 tausend Menschen. Die Zahl reicht aus um extreme Inzucht zu vermeiden (Der Wert 2.300 ergab sich für den Schöpfer der Dimension aufgrund der Inzuchtformel X= 2G. Es ist demnach eine Bevölkerungsquantität notwendig die doppelt so gross ist, wie die Gesamtzahl britischer Adliger! Ansonsten würde man, wie im Beispiel mit den Adligen, nur ein degeneriertes Volk mit Stamm- baum haben, der bis zu einem Einzeller zurückreicht und alle so viele verwandtschaftliche Beziehungen zueinander haben, dass einige Forscher behaupten, dass der britische Adel das Graffiti bei dem Versuch erfunden hat, ein neues Familienwappen zu erstellen, in dem jeder Einfluss berücksichtigt wurde...).
Die Geographie der Dimension ist sehr interessant: Im Schöpferhandbuch steht, dass bei einer so kleinen Bevölkerung auf einer Kugel verteilt, eine ziemlich geringe Überlebenschance besteht.
Die Chancen wären einfach zu gering, dass sich Mann und Frau jemals begegnen, wenn sie gleichmässig auf der Kugel verteilt sind.
Wenn sie nicht gleichmässig verteilt sind stürzt die Dimension in ihre eigene Sonne, was schwer vorzustellen, aber nicht zu leugnen, ist.
In diesem Fall hat man die Bewohner einfach in den Innenraum einer Kugel untergebracht.
Diese Idee ist nicht nur sehr praktisch sondern auch mindestens ebenso kompliziert.

#2: Das Paarungsverhalten von Tischen ist ziemlich kompliziert. Es fängt schon damit an, dass die primären Geschlechtsmerkmale bei Tischen nicht sehr ausgeprägt sind (Das können sie, lieber Leser leicht zuhause nachvollziehen!) und Tischmänner in ihrer kurzen Brunftzeit allzu oft damit beschäftigt sind, eine wirklich echte Tischfrau zu finden. Wenn es dann zur Zeugung kommen soll sind die Tische meisst schon wieder aus der Brunft heraus.
Auf den wirklichen Geschlechtsverkehr im Falle eines Zusammentreffens zwischen Männlein und Weiblein möchte ich hier nicht näher eingehen, aber ich darf aus einem Aufklärungsbuch für kleine Tische zitieren: "Wo gehobelt wird, fallen Späne!" (Katalog Möbelhaus Elkström, Seite 2-5: Einleitende Worte des Ge- schäftsführers und seines Meister Eders; Der Katalog ist ein Klassiker und seine Beilage wird als das Kamasutra der Tische bezeichnet und vor den Kleinen ferngehalten.)
Es ist ein Irrglauben, an den nur noch kleine Tische glauben, dass alle Tische vom Tischler kommen...

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