Feldpost #12: Silvesterparties und arme, arme Beckenspieler

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Feldpost #12: Silvesterparties und arme, arme Beckenspieler

Beitragvon admin » 02.12.2003, 12:20

Da ist es also: Das Neue Jahr.

Schade nur, dass niemand den Anfang bewusst mitbekommt! Der Neujahrsmorgen wird von niemandem wahrgenommen, was bestenfalls an einem guten, schlechtestenfalls an einem miserablen Rutsch gelegen hat, wobei letzterer den Vorteil hat, dass einem die Kopfschmerzen am naechsten Morgen auch nicht mehr die Stimmung verderben koennen.

Ich bin ausgezeichnet gerutscht, in sofern war der Neujahrsmorgen fuerchterlich und ich brachte ihn kaffeetrinkender Weise damit zu, auf den Kurierdienst zu warten, den ich Ende letzten Jahres damit beauftragt hatte, mir meinen Kopf nachzuliefern, wenn ich ihn auf der Silvesterparty verlegen sollte, aber der Kurierdienst und seine Mitarbeiter hatten offenbar mit aehnlichen Problemen zu kaempfen.

Die Silvesterparty war ausgezeichnet und fand im Hause Leffler statt, und zwar ohne die Hausherren, was sicher sehr unvorsichtig von den selben war, aber keine Probleme verursachte, denen nicht mit einer guten Auswahl starker chemischer Reiniger und etwas frischer Farbe beizukommen waere.

Zu meiner Verwirrung vereinfachten zwei Dithmarscher im Exil die Vorstellung der Gaeste untereinander, in dem sie der Einfachheit halber konstatierten, dass alle maennlichen Mitglieder der Tafelrunde Nils heissen (was sicherlich kein Nachteil ist, bloss Verwirrung stiftet) und die weiblichen Kaethe (was einige Proteste ausloeste - die lautesten kamen von Kaethe, die darauf bestand, dass es schliesslich nur ihr zweiter Name sei, und sie es ihrem Bruder ewig nachtragen wuerde, dass er ihn ueberhaupt zur Sprache gebracht hatte), wobei Dithmarscher Marc die Regel sogleich aus chauvinistischer Selbstsucht brach, in dem er Mac auf seine Stirn schreiben liess (das "R" soll angeblich auch dagewesen sein, aber mit unsichtbarer YPS-Geheimtinte geschrieben, oder so - man moege mir verzeihen, dass mir die genaue ungenaue Argumentation irgendwo zwischen zwei Flaschen Bier abhanden gekommen ist...).

Mit einer anderen Kaethe, die eigentlich Steffi heisst und bei McDonalds in Dithmarschen als Logopaedin arbeitet, konnte ich mich, trotz ihrer erschreckenden Herkunft (Dithmarscher sind die einzigen Subspezies, die kein Recht hat, ueber Autofahrer herzuziehen, die PI auf dem Nummernschild haben) ausgezeichnet ueber die wirklich wichtigen Dinge unterhalten, naemlich darueber, was man in den verschiedenen Gegenden Deutschlands beim Tickenspielen sagt, wenn man sich, nun, eine Auszeit nimmt.

In Hamburg sagt man "Klipp!" und zeigt dem Faenger die Zunge, oder, wenn die Erziehung antiautoritaer war, einen sehr langen Finger, dem ein uebler Geruch nachgesagt wird. Die cooleren Kinder sagen auch "Klippo!", aber das ist nicht ganz so verbreitet, was mir zeigt, dass ich wohl eine coolere Kindheit hatte, als einige andere, aber lassen wir das...

Im Bremer Raum sagen die Kinder "Lu!", was mir nicht sonderlich gut gefaellt, aber immer noch besser ist, als das Papenburger "Inne!", was aus dem ansonsten serioesen Ticken spielen meiner Ansicht nach ein Maedchenspiel macht. Keine Diskriminierung beabsichtigt, aber wenn in meiner Kindheit jemand "Inne" geschrien haette, haette wir verbal-brutalen Blagen bestimmt Vermutung ueber seine (kaum gepraegten) sexuellen Neigungen gemacht, was unter Kindern fast so gut ankommt, wie unter den Aushilfs-Hip Hoppern, die glauben, was in amerikanischen Ghettos zieht, kommt in Deutschland genauso gut, resp. beleidigend an, aber das ist eine andere Geschichte, und ich will (noch) nicht ablenken.

Kaethe/Steffi erwaehnte ausserdem, dass in Hessen (?) "Spielstop" verwendet wird, was ich aber als Phantasielosigkeit einstufe, die auch anderortens vorkommen kann und nicht wirklich lokaltypisch ist. Wenn ein Feldpostleser noch einige Begriffe hinzuzufuegen hat, so mail er mir bitte.

Eine Erblast treibt mich dazu, jeden Neujahrsmorgen, oder: -Mittag, das Neujahrskonzert anzuschalten. Ich verfluche meine Gene deswegen! Wenig ist grausamer, als den Tag mit einer Polka zu beginnen, mag diese auch noch so interessant dargeboten sein.

Tut ausser mir noch jemandem der Beckenspieler im Orchester leid? - Der Mann hat so hoffnungsvoll angefangen: "Mutter, Vater, ich werde das BWL-Studium schmeissen und Musik studieren, mit Schwerpunkt Becken." - Nur sehr liberale Eltern haetten ihr Kind in diesem Fall nicht enterbt und verpruegelt!

Da steht der arme Mann also eine geschlagene Stunde im hinten im Orchester rum (vorne will ihn keiner haben) und muss serioes gucken und darf nicht mal zwischendurch auf Klo gehen, und wenn dann sein kurzer Einsatz kommt - Tsching! Tsching! - und er liegt auch nur eine Millisekunde daneben, dann kann er seine Karriere vergessen!

Saisonarbeit der haertesten Art...

Es bleibt jetzt nur noch, Carens Musikrezept zum Neujahrsmorgen zu erwaehnen, die erzaehlte, dass aus unerfindlichen Gruenden niemand ihre George Michael-LP ("Listen Without Prejudice") zum Fruehstueck zu schaetzen wusste, wahrscheinlich deswegen, weil George Michaels Musik in jedem fuehlenden Wesen den Drang weckt, ganz schnell schlafen zu gehen.

Durchaus ertragbar, ich habe es nicht geglaubt, bis ich es selber gehoert habe, ist die Platte aber, wenn man sie auf 45, statt auf 33 abspielt! - Die beste japanische Jazzaufnahme seit langem!

Wenn also 1998 langweilig zu werden droht:
Schaltet einfach auf 45 upm!

Gruesse aus der Heimat,

yours

nils


ps: Mein einziger guter Vorsatz fuer dieses Jahr lautet, dass ich kein Wort mehr ueber Ernie & Bert am Strand verlieren werden. Wer mehr darueber wissen will, muss sich also leider die CD kaufen. [Das Volk murrte und maulte: "Murr, murr, maul, maul!", und die Schuld tragen Kaethe-Steffi und Kaethe-Kaethe allein!]

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