headonism

Weihnachten, die Stille Nacht steht vor der Tür.

Still, bis auf das Geballer im Privatfernsehen! - Weiß der Teufel, warum eine Wiederholung der Schlacht von Midway und Steiners Eisernem Kreuz unbedingt am Heiligen Abend fällig ist...

Gefahrensuche vorbei.

Am langen Samstag in Einkaufszentren in Läden stürmen und "Frohe Weihnachten!" rufen, ist sehr, sehr gefährlich, da die gereizten Verkäuferinnen einen umgehend mit Weihnachtspapier, oder, was mehr weh tut, wenn man sich nicht rechtzeitig duckt, mit dem Tesafilm-Abroller bewerfen.

Weihnachtseinkäufe können zum Stress werden, wenn man, wie der Autor der Feldpost, etwas größer[0] ist, als andere Kinder...

Im Gedränge des Weihnachtstrubels sehnt sich der Durchschnittseinkäufer nach festen Punkten, wie zum Beispiel mich, um nicht die Orientierung zu verlieren. Was bei wenigen Menschen noch ganz amüsant ist, kann im Weihnachtsgedränge zur Qual werden.

Als ich den Beweis dafür antreten wollte, dass ich als Navigationsmittel in überfüllten Kaufhäusern benutzt werde, und einige Schritte in die ansonsten zur Weihnachtszeit total verlassene Teppichabteilung machte, wurden die etwas schläfrigen Verkäufer, die dachten eine ruhige Kugel schieben zu können, von einem unerwarteten Ansturm wildfremder Leute unangenehm überrascht[1].

Dieses Jahr gibt es Teppich zu Weihnachten, Kinder!

In der Fußgängerzone treiben sich um Weihnachten herum immer merkwürdige Gestalten herum, womit diesmal nicht die Zeugen Jehovas gemeint sind, sondern die Jungs in ihren Weihnachtsmannkostümen. Verstörte Kleinkinder irren zwischen zwei Santas umher und fragen sich und ihre verzweifelten Erzeuger, welcher der richtige ist, warum keiner von ihnen Coca Cola trinkt, und wo die Rotweißen ihren leuchtenden und blinkenden LKW-Konvoi geparkt haben mögen.

Die Weihnachtsmänner sehen nicht gerade glücklich aus in ihren Kostümen, was wohl daran liegt, dass sie gar keine wirklichen Weihnachtsmänner sind, sondern Studenten, die den Bildungsstreik zum Aufbessern ihres Bafögs nutzen, und das einzige, was sie noch aufheitert, ist, dass sie rechtzeitig bei der Kostümvergabe waren, um noch ein Weihnachtsmannkostüm zu bekommen, und nicht, wie ein wirklich unglücklicher Mensch, der etwas zu spät kam, als Badezusatz von Douglas verkleidet durch die Stadt irren müssen.

Wie jedes Jahr haben die Deutschen sich wieder einmal in ihren Fensterdekorationen selbst übertroffen! Alle Jahre wieder staune ich, wo die Leute die ganzen Lichterketten herholen, die das Hochhaus in der Nachbarschaft wie einen hässlichen Betonbaum aussehen lassen.

Differenzierung ist nötig:

Anfänger verwenden weiße Lichterketten und üben sich maximal in verwegenen Andeutungen von Weihnachtsbäumen in ihren Fenstern, die durch ein kompliziertes Kabelknotenmuster der Lichterkette erzeugt werden.

Fortgeschrittene Kitschkünstler geben sich mit normalen weißen Lichterketten nicht zufrieden. Blinkende Solche werden gerade eben noch geduldet, obwohl sie lieber bunte Lichterketten verwenden. Diese beleidigen das Auge und tauchen das heimische Wohnzimmer in unangenehme Rot- und Grüntöne, die am Heilig Abend aggressions-steigernd wirken und den Familienstress unter dem Tannenbaum in apokalyptische Farben tauchen.

Profis lächeln darüber. Lichterketten verwenden sie nur zur Akzentuierung ihrer bizarren Leuchtblinksterne. Das muss erklärt werden, da der Begriff nicht wissenschaftlich exakt ist und dem Leser das wahre Ausmaß des Grauens vorenthält: Es handelt sich um ca. 3-6 zusammenhängende Kränze aus bunten Lichterketten, die in der Mitte des Fensters aufgehängt werden und deren Kränze in einem abscheulichen Programm von innen nach außen (oder umgekehrt) an- und ausgehen!

Das Merkwürdige an den Leuchtblinksternen ist, dass sie eigentlich in keinem Geschäft verkauft werden. Es ist nicht so, dass ich nicht gesucht hätte! Angetrieben von dem Ehrgeiz, dass große Mysterium, welches diese Sterne umgibt, zu lösen fand ich mich zuletzt sogar in einem zweifelhaften Laden in Hamburg St. Georg, der unter anderem Autoradios verkauft, wovon eines dem, welches mir selbst unlängst im selben Stadtteil gestohlen wurde, sehr ähnlich sah, aber auch der dortige Verkäufer konnte mir nicht weiterhelfen. Enttäuscht wandte ich mich dem Ausgang zu, und auch die bunte Autolichterkette, die 24 verschiedene Weihnachtslieder spielte, von denen keines "Last Christmas" war, konnte mich nicht aufheitern.

Hinweise, über die Bezugsquelle dieser Sterne nehme ich gerne entgegen. Bis ich aber keine Informationen darüber habe, dass man sie tatsächlich irgendwo kaufen kann, werde ich mich an Erich von Däninnen, Explosiv und die Akte X Gemeinde wenden, denn ich bin fest davon überzeugt, dass sie der einzige wirkliche Beweis für den Besuch Außerirdischer auf diesem Planeten sind, und ein- für allemal mit dem Gerücht aufräumen, dass die außerirdischen Besucher eine uns überlegene Intelligenz besitzen.

Grüße aus der Heimat
und fröhliche Weihnachten,

yours

nils


[0] Wir kennen uns noch nicht? - Meine Name ist Nils, und ich messe stolze 2.03 Meter!

[1] Unangenehm ist besonders das Entfernen von Sabberflecken, die kleine Kinder in meiner Kniegegend hinterlassen, weil sie die verbleibende Entfernung zu mir nicht richtig abgeschätzt haben... [2]

[2] Kennt jemand eine vernünftige Entgegnung auf "Du bist aber groß!?"? - Ein einfaches "Ja." wäre möglich, glänzt aber nicht gerade durch Originalität...

Fuer neue Abonnenten, Beschwerden, Kommentare, ...
hlvs@mindless.com
zaphod@orplid.shnet.org
_HLVS-HOME:_ www.geocities.com/SoHo/Cafe/2251
_HLVS-MIRROR:_ stud.fh-wedel.de/~wi7187
all rites reversed by zAphod / h.l.v.s.-publications in mcmxcvii