Feldpost #116: Weihnachten 1999 - Eine grobe Zusammenfassung

Hier sind sie alle: Die bisherigen Feldpost-Ausgaben! - und zwar jeweils mit einer Kurzbeschreibung zum einfacheren Suchen. Natürlich haben wir immer noch unsere Suchmaschine hier am Laufen, aber manchmal macht es eben doch der Kontext..

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Feldpost #116: Weihnachten 1999 - Eine grobe Zusammenfassung

Beitragvon admin » 03.12.2003, 02:00

So: Weihnachten ueberstanden, endlich wieder ausgeschlafen. Das war auch bitter noetig.

Das Problem ist doch einzig das aufeinanderprallen verschiedener Welten! - Waehrend ich noch davon ueberzeugt bin, dass der Tag fruehestens um elf Uhr wirklich beginnt, haben andere Leute da doch ihren ganz eigenen Rhythmus, aber eins nach dem anderen...:

Heiligabend- nein: Heiligmorgen (-nacht?) befand sich dieser Feldpostler schon auf dem Weg zur Arbeit. Ein kurzer gemeiner Anflug von gutmenschsein hatte mich dazu bewogen, zugunsten von Mitarbeitern mit Familie an jenem Tag arbeiten zu gehen, denn diese mussten sich ja noch um Einkaeufe pruegeln, den Weihnachtsbaum aufstellen, feststellen, dass er nicht ins Zimmer passt, ihn wieder rausschaffen, absaegen, wieder reinholen, bemerken, dass jetzt das beste Stueck fehlt und er zudem noch schief ist, sich deswegen anbruellen und Schuld zuweisen, ihn dann trotzdem dekorieren, spaeter, nach rituellen Wuerstchen mit Kartoffelsalat, waehrend der man sich langsam wieder beruhigt, den Baum anstecken, ihn schnell wieder loeschen ("Wo steht der Eimer Wasser, Liebling?" - "Ich dachte, den haettest Du vorbereitet?") - Da habt Ihr die Bescherung! - und dann erschoepft, aber halbwegs zufrieden auf dem Sofa einschlafen. - Oder doch noch schnell zum Weihnachtsgeheuchel in die Kirche fahren?

Wo war ich? - Ach, ja: Weihnachten.

Jedenfalls war ich vormittags fuer vier Stunden arbeiten, wobei meine lieben Mitarbeiter von Minute zu Minute mehr unter dem Einfluss von Sekt standen und immer fahriger klangen (ich kann zum einen Sekt nicht ausstehen, zum anderen ganz bestimmt nicht um neun Uhr morgens), und die Anrufer im Laufe des Vormittags immer interessantere Ideen bekamen:

"Wieso bekomme ich am Heiligabend um 1800h in Klein Kleckersdorf kein Auto mehr?"

"Lassen sie mich mit einer Gegenfrage antworten, auch wenn das unhoeflich erscheinen mag: wozu brauchen sie den Mietwagen?"

"Weil ich bei meinen Eltern/meiner Frau/meiner Geliebten/... zum Weihnachtsessen eingeladen bin! Eine sehr feierliche Angelegenheit, und..."

"- Beantwortet das nicht vielleicht schon Ihre Frage, mein Herr?"

Erstaunlich, aber in den meisten Faellen tat es das!

Das ist der wahre Geist von Weihnachten...

Dienstschluss und ab nach Hause... Unterwegs, weil ich ein gut erzogener nils bin, ein paar Blumen fuer die Mutter der Bezaubernden Antje gekauft, wo ich am Sonntag zum Essen eingeladen war, und gehofft, keinen Fehler gemacht zu haben... - Blumenkaufen ist naemlich gar nicht so einfach!

Ich erinnere noch sehr gut an einen der seltenen Anlaesse, zu denen ich mich vorbereitend in einen Unkrautladen traute, souveraen einen sehr schoenen Blumenstrauss auswaehlte und damit zur Kasse ging. Die aeltere Dame hinter dem Tresen sah mich mitleidig an und bekundete ihr herzlichstes Beileid... - Der Strauss war fuer meine Tante, und ich fand nicht, dass ich dafuer ihres Beileids bedurfte, also stellte ich sie zur Rede, und fand auf diesem Wege und gerade noch rechtzeitig heraus, dass die farbenfrohen Bluemelein im allgemeinen bei Beerdigungen Anwendung finden!

...Meiner Ansicht nach schleppen aeltere Menschen viel zuviel Trivialwissen ueber Blumen mit sich herum!

Dann: Nickerchen gehabt, in die alte Heimat gefahren, mit "den Jungs" was gefuttert und dann auf! auf! zum rituellen weihnachtlichen Besuch in die Beste aller Kneipen gepilgert.

Dort: gute Zeit gehabt, bis etwa 3 Uhr, dann musste ich Uwe nach Hause bringen. Das war eindeutig noetig. Ich wollte vermeiden, dass er den zweiten Weihnachtstag nur noch mit Bereuen ueber seine Taten am Vorabend zubringt. Uwe fand das in dem Moment sehr lustig. Der Heimweg war lang.

Am naechsten Morgen dankte Uwe es mir mit Hermann van Veen, laut. Das war gemein. Niemand verdient es, mit dieser Musik geweckt zu werden. Ich habe da sonst gar keine Meinung zu, aber frueh am morgen ist der Fliegende Hollaender einfach absolut inakzeptabel...

Darum bin ich auch, kaum Zuhause, noch mal mit Anlauf auf die Couch gesprungen und habe ein meisterliches Nickerchen gehalten. Dieses, und das ordentliche Kaennchen Kaffee, welches ich mir danach gebrutzelt hatte, stellten mich soweit wieder her, dass ich bereit war, Thorsten zu seinem Geburtstag in und auf den Arm zu nehmen.

Wir schmissen fuer ihn naemlich eine UEberraschungsparty in einer Kneipe.

Der Plan war, dass Thorsten irgendwann reinkommt, uns alle dort sitzen sieht und anfaengt zu schimpfen: "Ihr Schweine! Ihr Schweine! Hinter meinem Ruecken..."

Was soll ich sagen: das hat prima geklappt!

Natuerlich haetten wir alle auch lockere zwei Stunden spaeter dort auftauchen koennen - so wie Thorsten auch, zum Beispiel (an diesem Abend und meistens) - aber wir lernen wohl nie dazu...

=O)

Ein weiterer Clou war noch, dass Thorstis Freundin sich (*schluchz!*) den ganzen Tag noch nicht bei ihm gemeldet hatte. Thorsten war deswegen etwas geknickt, aber alle anderen wussten genau, warum: sie war naemlich ebenfalls und (fuer ihn) ueberraschend in der Grossen Stadt!

"Sie hat sich nicht mal kurz gemeldet...", greinte Thorsti.

"Dann wird's wohl endgueltig vorbei sein", grummelte Christoph, der in der Nacht davor ebenfalls nicht sonderlich gut geschlafen hatte und ihn das spueren liess.

Thorstens Freundin passt gut zu ihm: sie kam sogar noch spaeter als er!

Er achtete zum Glueck nicht darauf, als ein ortsfremdes Automobil kurz vor der Kneipe zum Stehen kam, die weiblichen Insassen Thorsti im Fenster erkannten und dann schnell weiterfuhren.

Philipp sagte: "Wir sollten ihn ablenken."

Danke Philipp. Mit 'wir' war wohl ich gemeint. Ich begann also, Thorsti sehr enthusiastisch Geburtstagsgruesse auszurichten, von allen moeglichen Leuten, die nicht anwesend waren. Nachdem ich die alle durch hatte, folgten diverse Tiere auf der Farm meiner Lieblingseltern, letzteres natuerlich hauptsaechlich, um Zeit zu schinden. Die Suche nach einem Parkplatz fuer Thorstens Suesse zog sich wirklich viel zu lange hin...

Als sie endlich dann das Lokal betrat und Thorsti fassungslos aber gluecklich mit den Armen ruderte, und immer wieder "Ihr Schweine!" in unsere Richtung rief, waren mir aber auch wirklich langsam alle Personen und Tiere, von denen ich haette gruessen koennen, ausgegangen - es waeren nur noch die einzelnen Schafe uebriggeblieben...

Puh.

Um drei Uhr war ich im Bett.

Kurze Zeit spaeter war ich auch schon wieder... - naja: wenn schon nicht wach, so doch zumindest auf den Beinen und bemueht einen guten Eindruck zu machen, und schwang mich in den naechsten Zug in Richtung Landeshauptdorf von McPomm um dort an einem leckeren Entenschmaus (wobei sich das nicht auf bizarre Verkleidungen, sondern auf das Essen bezieht) bei den Eltern der Bezaubernden Antje teilzunehmen, welcher als Mittagessen im eigentlichen Sinne zelebriert wurde, was in diesem Fall brutalerweise heisst: kurz nach zwoelf ist der Tisch gedeckt!

Wer - wie die meisten - die Feldpost schon etwas laenger kennt, weiss sicherlich, dass - allemal an einem Feiertag - zwoelf Uhr die Zeit ist, zu der dieser Feldpostler sich einen Knick ins Kopfkissen macht, der ans Kaffeekochen erinnern soll, bevor eine weitere traege Drehung in den Daunen erfolgt.

Bestenfalls irre ich um diese Zeit semi-orientierungslos durch die Wohnung und versuche rauszufinden, warum ich eigentlich schon das Bett verlassen habe.

...Auf jeden Fall schaffte ich es um diese Zeit auf gar keinen Fall, dass mir von Antjes Vater angebotene Bier vorm Essen anzunehmen. Das war zwar lieb gedacht, aber wirklich noch viel, viel zu frueh...

Antje schien mindestens genauso muede zu sein. Sie wahr sehr bemueht, nicht mit dem Gesicht im Gefluegel einzuschlafen, was ich sehr solidarisch von ihr fand!

Nach dem Essen beschaeftigten wir uns mit einem ausgiebigen Mittagsschlaefchen und damit, Antjes Fernseher zu beschimpfen ("Boese, boese!"), der gerade zum spannenden Finale von "101 Dalmatiner" immer Bildaussetzer hatte...

Am Montagmorgen sass ich schon wieder mitten in der Nacht im CallCenter und bei der Arbeit, und stellte fest: es gibt ein Stadium, da hilft selbst CallCenter-Kaffee nicht mehr, weil man vor lauter Muedigkeit einfach nicht mehr die Energie zum kauen aufbringen kann...

Und die letzten Tage? - Ich habe mich endlich, endlich ausschlafen koennen! - Darum bekommt Ihr naemlich ueberhaupt eine Feldpost. Noch am Wochenende hielt ich die Idee, bis heute noch eine zu schreiben, fuer schlicht unmoeglich!

Jetzt wirkt der Kaffee wieder, dem Feldpostler geht's wunderbar, danke!, und darum gibt es hiermit die vorletzte aller Feldposts - dafuer in UEberlaenge!

Viel Spass damit, und auf Wiedersehen im neuen Jahrtausend!
&
Gruesse aus der Grossen Stadt,

Euer

nils


ps: Gestern die Lieblingscousine und ihren "Bekannten" getroffen. Der "Bekannte" meinte (aus Spass!), er wuerde vor dem Jahreswechsel aus Sicherheitsgruenden und wegen des Millenium-Bugs besser noch die Badewanne voll Wasser laufen lassen, sicher ist sicher! - Die Cousine sah ihn daraufhin etwas fassungslos an und fragte: "...Und da stellst du dann ueber Sylvester deinen Rechner rein, oder wie?"

...It's the end of the world as we know it (and I feel fine)!

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