Feldpost #106: "Uni-Sause", Sartre & Nachbarn

Hier sind sie alle: Die bisherigen Feldpost-Ausgaben! - und zwar jeweils mit einer Kurzbeschreibung zum einfacheren Suchen. Natürlich haben wir immer noch unsere Suchmaschine hier am Laufen, aber manchmal macht es eben doch der Kontext..

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Feldpost #106: "Uni-Sause", Sartre & Nachbarn

Beitragvon admin » 03.12.2003, 01:45

...Und niemandem ist aufgefallen, dass ich in der letzten Feldpost "Fahrstuhlzeit"[1] statt "Fahrschulzeit" geschrieben habe... - Ob das nun eine Freudsche Fehlleistung darstellt und ich um mein Seelenheil zu bangen habe, das moegen fachkundige Psychologen entscheiden, sobald diese sich mit den Theologen einig geworden sind, ob ich ueberhaupt eine Seele habe!

Um Seelen ging es nebenbei auch am letzten Samstag in einem Irish Pub, und zwar zum einen um arme solche (- Seelen, nicht Pubs), zum anderen um die Praegung derselben (wieder ist die Seele gemeint) im grossen und ganzen!

Wir hatten naemlich den Einfall, noch zu einer "Uni Sause" der oertlichen Hochschule zu gehen - eine bloede Idee, natuerlich, die ich jetzt wieder auf den armen Niko abwaelzen koennte, der auch dort war, was letztlich einen der Gruende fuer unser Auftauchen darstellte, aber Niko hat den Eindruck erweckt, als haette er langsam die Faxen dicke, was Schuldzuweisungen per Feldpost angeht, deshalb lasse ich nur einen stillen Vorwurf im Raume stehen... =O)

Wie dem auch sei, wir waren vorher schon zu genuege empoert, ueber dort moeglicherweise anwesende Schnoesel der Fachrichtungen Betriebswirtschaftslehre oder Jura, weswegen Uwe und ich uns vornahmen, besonders praechtige Exemplare dieser Gattung in Gespraeche ueber Sartre und den Existentialismus zu verwickeln - ob die das nun wollten, oder nicht.

Der Plan war, zu diskutieren, ob der Mensch als solcher sich hauptsaechlich durch prae- oder durch postpubertaere Erfahrungen definiert. - Eine doofe Frage, aber wir rechneten nicht mit viel Gegenwehr, und Uwe tat sein Bestes, sich einige Argumente fuer praepubertaere Praegung auszudenken, was ihm zwar ziemlich misslang aber auch nicht weiter aufgefallen waere...

Die Party war fuerchterlich und rausgeschmissenes Geld, und wir sagten artig und aus Prinzip "Danke, Niko!", woraufhin dieser tat, als studierte er Jura, und ein erstklassiges und schluessiges Plaedoyer zu seiner Verteidigung hielt.

- Die Haelfte davon ging leider in dem widerlichen Schlagergejaule, welches die fuer die Party engagierte Schande der DJ-Zunft aufs lauteste durch die Boxen jagte, unter.

Durch diese Musik ohnehin schon aufs AEusserste gereizt, mussten wir sehr zu unserer Empoerung feststellen, dass das vollkommen ueberteuerte Bier auf der 'Sause' aus unerfindlichen Gruenden aus Portugal kam.

- WER, bitteschoen, HAT DEN PORTUGIESEN GESAGT, DASS SIE BIER MACHEN SOLLEN!??

Ich meine: nicht genug, dass die USAmerikaner und Mexikaner meinen, dass sie das koennen und ihre Versuche auch noch exportieren, aber portugiesisches Bier ist wirklich unsittlich schlecht!

Ach, was soll's. Wir bruellten noch einigen verdaechtig aussehenden Leuten Sartre in die Ohren, die uns aber - teils akustisch, teils intellektuell - nicht folgen konnten, und hatten leider kein Glueck dabei, besonders blasierte Vertreter oben erwaehnter Studentengruppen vors Rohr zu bekommen, die meinten, sie muessten sich darueber trotzdem mal mit uns unterhalten.

Schade! - Haette schoen werden koennen...

Was gibt es sonst neues?

Oh: die Nachbarn. Party-Sven und seine Frau Ronald sind nebenan eingezogen. Ronald hatte beschlossen, gleich an einem seiner ersten Tage im Haus die Nachbarn etwas genauer kennenzulernen. Dazu schmiss er nachts um ein Uhr noch etwas Waesche in den Trockner im Keller.

- Kein Problem, eigentlich.

Problematisch war nur, dass er beim Abholen der Waesche erschuettert feststellen musste, dass er den Kellerschluessel in der Wohnung vergessen hatte - und eben jener war natuerlich am selben Schluesselbund wie der Haustuerschluessel!

Sven hat einen festen Schlaf. - Einen SEHR festen Schlaf! Nachdem Ronald geschlagene fuenf Minuten mit abnehmender Geduld auf der Klingel rumgedrueckt hatte - was Sven in keinster Weise dazu veranlasste, aufzuwachen - machte dafuer die Nachbarin die Tuer auf und erklaerte, dass sie sich ueberhaupt nicht vorstellen koennte, wie Sven es schaffte, von dem Krach *nicht* aufzuwachen.

Sie bot ihre Hilfe an, in dem sie Ronald leicht genervt in ihre Wohnung zog, ihm einen Schrubber in die Hand drueckte und auf den Balkon jagte. Nach weiteren fuenf Minuten Schrubbergeklopfe an Svens Fenster wachte dieser letztlich doch noch auf und liess ihn rein.

Dazu fiel mir Megs Goldene Regel bezueglich der Vorstellung bei anderen Leuten ein: Comedy works!

Der Nachbarin werden die beiden jedenfalls bestimmt in Erinnerung bleiben, und wie ich mir das Denke, werden sie noch genug anstellen um des oefteren in der Feldpost aufzutauchen...

Schaltet darum auch naechste Woche wieder ein, wenn sie Party-Sven sagen hoeren: "Ob die Nachbarn das wohl stoert, wenn ich heute Nacht noch ein, zwei Loecher in die Wand bohre?"

Gruesse aus der Grossen Stadt,

Euer

nils


[1] "Es heisst Aufzug, nicht Fahrstuhl!!!" - meckerte der Vater der Herren Philipp und Christoph eines Abends, und zwar wiederholt, da Thorsten und ich ebenso wiederholt nicht hoeren wollten[2]. Wir bekamen trotzdem was von seinem leckeren Geneva ab, wobei er uns fortwaehrend erklaerte, dass es Aufzug hiesse, da es sich ja letztlich nicht um einen fahrenden Stuhl handelte - eine Begruendung, die etwas hinkt: es geht bei einem 'Aufzug' ja auch nicht um Dinge, die sich auf einem Zug abspielen!

[2] Daher auch die drei Ausrufezeichen...


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