Heute auf dem Weg zur Arbeit die Taxifahrer in ihrer Warteschlange pöbeln gehört und gesehen, Mutmaßungen angestellt, ob die sich wenigstens zuhause normal unterhalten.

Der Vater von meinem Jugendfreund Falko ist neben seiner eigentlichen Arbeit immer noch zweimal die Woche abends Taxi gefahren. Das war ’ne tolle Sache! – Ein echter Taxifahrer! Das war fast sowas wie ein „Trucker“ für einen um-und-bei Achtjährigen — also in einer unschuldigeren Zeit, als „Trucker“ noch nicht ignorante Prolls am Lenkrad von potentiellen Massenvernichtungswaffen waren, respektive unangenehme Autobahn-Blockaden, sondern diese coolen Typen, die Freiheit und Abenteuer auf der Strasse gefunden haben und… – ach, man darf nicht drüber nachdenken. Es auszusprechen oder auch nur aufzuschreiben macht es schon sureal.

Zu der Zeit hat Alexander Metelmann, Sohn reicher Eltern, der immer alles bekam, was gerade „in“ war, auch die Truckstop-Scheibe bekommen, die vor „Ein Colt für alle Fälle“ in der Werbung, noch mit den originalen Mainzelmännchen, angepriesen würde.

Wie man die jemals cool finden konnte ist mir heute absolut schleierhaft.

Aber historische Distanz – auch zum jugendlichen Selbst – stellt einen manchmal vor solche Probleme.

Apropos Distanz: ich schweife vom Thema ab.

Also: Falkos Vater und Taxifahren

Wenn wir also aus dem Hallenbad zurückkamen, wo wir noch leckere fettige Pommes gegessen und „Moon Buggy“ am Videospiel-Automaten gespielt hatten, und Falkos Vater am Taxistand besuchen wollten, und wenn ich dann vorschlug: „Du, Falko, Dein Vater kann uns dann doch nach Hause fahren!“, dann sagte Falko immer: „Das geht nicht, weil..“

– Und die Begründung hatte es in sich:
Falko erklärte mir, dass der Taxameter aufzeigen würde, wenn jemand auf den Sitzen platznimmt. Und dann hätten wir die Fahrt schliesslich bezahlen müssen!

Bei solchen Räuberpistolen frage ich mich im Nachhinein, wie ich ohne grössere Paranoia und mit verbliebenen Restglauben in die Menschheit aufwachsen konnte.

Die Taxifahrer sollten soweit überwacht werden?
Welch grauenvolle Sache! Welch schlechte Welt! – Wieviel Mißtrauen müsste man da als Taxi-Chef seinen Leuten gegenüber entgegenbringen?

Selbst bei schrecklichem Regen setzten wir uns deshalb nie ins Taxi, wenn wir uns kurz mit ihm unterhalten wollten.

Ich bin jetzt gross und drüber hinweg, und so, danke, aber beim Betrachten der Taxifahrer fragte ich mich:
Hat Falko mich angelogen, oder hat sein Vater ihn angelogen?

Letzteres vorrausgesetzt – denn Falko ist eine ganz, ganz ehrliche Haut! – stellt sich mir die Frage ob Falko wohl mittlerweile die Wahrheit weiß?

Na, egal. Man könnte auch trotz dieser Lüge gut leben.
Nur eben vielleicht nicht ohne Unbehagen Taxi fahren.

Aber wer kann das schon. 😉