Gruesse aus der Grossen Stadt

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Gute Podcasts: Futter für die Ohren!

Da ich dank Corona nun mit dem Fahrrad zur Arbeit fahre, habe ich einen viel höheren Bedarf an Podcasts. Hier sind einige Perlen, die ich entdeckt habe:

How to burn a million quid„:
Ein „Comedy Drama“ über The KLF, eine „Band“ aus den 90ern, die als Kunstaktion eine Millionen Britische Pfund verbrannt haben. Der Weg dahin war pures Chaos, und ist hier brilliant und urkomisch nacherzählt.

13 Minutes to the Moon
Der Podcast erläutert im Detail die letzten 13 Minuten der Mondlandung, anhand des aufgezeichneten Funkverkehrs. In jeder Folge wird etwa eine Minute genau geschildert. Man lernt die beteiligten Personen kennen, erfährt, was sie warum erzählen, was besonders war — alle Details! In der letzten Episode hört man dann alles am Stück, und plötzlich macht alles Sinn!

The Program
In einer nicht allzu fernen Zukunft werden wir vom „Program“ regiert, gesteuert, wie auch immer man es nennen möchte, einem Software-Algorithmus. In jeder Episode werden kleine Geschichten aus dieser schönen neuen Welt erzählt. Das ist der erste Podcast, für den ich tatsächlich freiwillig bezahle!

Wind of Change
Ein ikonischer Song aus der Zeit der Endes des kalten Kriegs, geschrieben von den Scorpions. Oder war es vielleicht doch eine Auftragsarbeit des CIA? Was zunächst maximal abweigig erscheint, wird hier ausführlich recherchiert, und ist informativ und sehr amüsant!

…später sicher mehr! Viel Spaß beim Hören!

Übersetzung gone bad: „Error“, die schlimme Übersetzung von „Reamde“ von Neal Stephenson

Meine Vermutung war, dass es sich um eine Maschinenübersetzung handelte, und zwar um eine, deren Güte vom aktuellen Stand der Maschinenübersetzung zum Glück längst überwunden wurde. Seelenlose Sätze, übersetzte Wortwörtlichkeiten, eins-zu-eins Redewendungen, die im Deutschen keinen Sinn ergeben,…

Und das fängt beim Titel an! – Es ist Science Fiction, steht als irgendwo hinten im Laden und Regal, in der Nerd-Ecke, es ist somit unwahrscheinlich, dass sich ein 1000 Seiten Werk von Neal Stephenson an ganz unbedarfte verkauft, auf jeden Fall möchte ich ausschließen, dass Leute zu diesem Buch greifen, für die „Reamde“ ein nicht zu durchdringendes Wortspiel darstellt!

Und „Error“? – Das Wort hat keinen Bezug zu gar nichts im Buch.

Das Buch enthält zahlreiche schlechte Übersetzungen, die einem den Magen undrehen. Ich habe den Übersetzer angeschrieben und gefragt, ob es sich um eine – zumindest teilweise – Maschinenübersetzung handelt, die vielleicht etwas vorschnell veröffentlicht wurde. Das schien mir plausibel: 1000 Seiten Popcorn-Unterhaltung, warum sollte man es sich da schwer machen. Er reagierte gefasst, aber deutlich ablehnend, und beklagte sich erst, dass ich keine Beispiele genannt hätte, dann, dass ihm diese (qualitativ) nicht genügen um darüber zu diskutieren. Nun, das muss er ja auch nicht. Er hat auch Bücher von Thomas Pynchon übersetzt, und zwar gut, es geht also auch anders, und darum erwähne ich seinen Namen hier nicht, ich möchte nicht oben in den Suchergebnissen zu seinem Namen mit der Geschichte auftauchen.

Dazu kommt, dass die Story von Neal Stephenson selbst leider ziemlich schlecht ist. Totale Willkür hat die Story über mehrere Kontinente und viel zu viele Seiten verteilt, und als Leser fragt man sich, was das eigentlich soll – und warum so lange!

Wenn ihr es trotzdem lesen wollt, dann wählt aber bitte unbedingt das englische Original!

Die Zeitungsleserin an sich.

Gestern ging ich durch einen Park und sah auf einer Bank eine Frau sitzen, die eine Zeitung las.

Jetzt mal scharf nachdenken: wann hast Du zuletzt jemanden in der Öffentlichkeit Zeitung lesen sehen? – Ich fahre mit den Öffentlichen zur Arbeit, aber auch da stelle ich fest: weit und breit kein Papier mehr in Sicht!

Das heißt natürlich nicht, dass keiner mehr Zeitung liest, oder wenigstens Nachrichten. Überhaupt ist der Unsinn von Mopo, Abendblatt oder Bild schwer erträglich, und sein mit Artikel 11 des neuen EU-Urheberrechts ja zu veranschlagender journalistischer Wert dürfte realistisch betrachtet nahe null liegen, aber nichtsdestotrotz: die Implikationen!

Früher gab es Angst, Hass, Titten und den Wetterbericht in der Bild. Das war schlimm, aber immerhin hatte man ein klares Bild vom „Gegner“ und dessen (vorgeschobenen) Argumenten. Jetzt muss man mit Leuten diskutieren, für die sogar noch die Bild Teil der bösen System-Presse ist!

Früher(tm) hieß es zudem, dass eine Ausgabe der Bild immer von 10 (zehn!) Leuten gelesen wird. Jetzt hat Springer seine Zahlwände im Internet hochgezogen, und selbst, wenn man freiwillig für deren Unfug zahlt: weitergeben kann man die ausgelesene Ausgabe noch lange nicht! – Oder sie in der Bahn, im Café, im Pub liegen lassen, damit jemand anders darin blättern kann.

Wie wird das die Gesellschaft verändern? – Das wird sich zeigen. Aber das eine drastische, schleichende Veränderung bereits stattgefunden hat, ist am Stadtbild deutlich zu erkennen…

Triple J Hottest 100 – 2018

Am Wochenende war Australia Day, und also wieder Tag der Triple J Hottest 100! Triple J ist das „junge Radio“ der ABC (ja: Australien!), die wahre Trüffelschweine sind, was gute Musik angeht.

Die White Stripes habe ich dort zum Beispiel ein Jahr vor jedem Airplay in Deutschland gehört. Sie finden neue Künstler, sie fördern ihre australischen Eigengewächse. Das macht Spaß zu hören!

Für Interessierte gibt es bei Spotify die Playlist zum Nachhören:

Hier gibt es ein paar Statistiken zur Liste. 65 lokale Künstler in einer Best-of Liste eines Jahres zu haben finde ich schon ganz anständig. Und da sind nicht Gewaltdichter wie Revolverheld, Wincent Weiss oder Glasperlenspiel enthalten, die bei denkenden und fühlenden Menschen Würgereize (mindestens aber Mitleid) auslösen…

Der erste Platz ist übrigens am Ende der Liste, wie es sich gehört: „Confidence“ von Ocean Alley.

Nie vorher gehört. Klingt gut!

Frage: Soll ich mir Alien – Covenant (im Kino) ansehen?

Kurze Antwort: hell, yea!

Längere Antwort: wir müssen uns mal beruhigen. Prometheus war schon ein klasse Film, ich habe ihn unlängst noch mal angesehen, weil ich mich nicht mehr recht erinnern konnte. Er ist nicht „klassisches Alien“, es ist eben eine Origin-Story. Da geht es nun mal etwas langsamer los. Dafür werden viele tolle Fragen aufgeworfen, es philosophiert mächtig! Und am Ende haben wir wieder einen starken Frauen-Charakter, der das Spiel für die Menschen gewinnt.

In Covenant geht es nun härter zur Sache: viel Action, weniger Philosophie! – Wieder machen lauter Leute das falsche: „Och, nö, wir bleiben dann mal hier, und gehen nicht mit der Gruppe!“ – „Ich muss mal kurz für mich sein!“ — diesmal zieht die Action – und der Schrecken! – aber stark an!

Für Freunde der Ur-Alien Filme: ihr werdet nicht enttäuscht! Geht ins Kino, da wirken die monumentalen Szenerien und der Soundtrack am Besten!

Sherlock, Season #4

Ok, ok: ich bin „late to the game“. Die bezaubernde Antje wollte Sherlock ob der flinken Dialoge lieber auf deutsch gucken, also durften wir auf die ARD warten, die nun die letzten Tage endlich geliefert hat (sehr gut angelegte Gebühren!).

Nachdem wir bei den ersten zwei Folgen schon auf Zinne waren, war die letzte nun wirklich ein fulminantes Finale! – Die Intelligenz der verschrobenen Soziopathen Sherlock und Mycroft in einer bösen und extrem verschrobenen Psychopathin vereint, vielleicht sogar gesteigert! – What a ride!

Falls ich nicht der Letzte sein sollte, der die Folgen noch nicht gesehen hat: los, los! – Leider nicht in der Mediathek verfügbar, aber sicher im Handel.

Ganz großes Fernsehen!

(Mein) Aktuelles Buch: Suelette Dreyfus und Julian Assange, “Underground: Die Geschichte der frühen Hacker-Elite”

Oh, Mann.

Zuerst zum Positiven: es wurde viel recherchiert und die Hacker-Geschichten sind recht interessant.

Aber: das Niveau der Schreibe befindet sich auf dem von minderbegabten Zehntklässlern! – Ich war schon nach dem ersten Kapital fassungslos, wie man so ein Machwerk zusammenpuzzlen, und dann auch noch mehrfach erneut auflegen kann.

Wenn man ganz, ganz stark ist, und einen die eigentlichen Geschichten der Hacker genug interessieren, dann kann man das Buch lesen. Zu empfehlen ist es aber sicher nicht.

Es hat schon Gründe, warum Julian Assange sich jetzt darauf verlegt hat, die Schreibereien anderer Leute unters Volk zu bringen – wie weit auch immer er in das Schreiben dieses Buchs wirklich  involviert war: Talent kann man ihm nicht nachsagen, und Frau Dreyfus ganz sicher auch nicht: J’accuse…! fällt mir bei dem Nachnamen nur ein: die Anklage lautet auf Dilettantismus.

Julian Assange hat übrigens ein Vorwort geschrieben, in dem er primär sagt, wie toll und wichtig er sich findet. Auch darüber muss man erstmal hinweglesen, um dieses Buch verarbeiten zu können.

Kurz: epic fail!

(Mein) Aktuelles Buch: Nicholas A. Christakis und James H. Fowler, “Connected: The Amazing Power of Social Networks and How They Shape Our Lives”

Ein Sachbuch über soziale Netzwerke und die Menschen, die sich darin befinden. Es geht nur am Rande um Online Netzwerke wie Facebook und Google+, vielmehr überhaupt um die natürliche Bildung von Netzwerken und die Regeln, die diese steuern.

Dies ist ein sehr, sehr gutes Buch.

Ich war nicht sicher, ob das Thema mein Interesse über die gesamte Strecke würde halten können, las das Buch dann aber in einem (schnellen) Rutsch durch.

Sachverhalte müssen manchmal ausgesprochen, ausformuliert werden, um wirklich verstanden zu werden, und dieses Buch öffnet einem die Augen bezüglich vieler alltäglicher Phänomene. Auch gefällt mir die unaufdringliche und undogmatische Art. Hier wird nicht proklamiert, sondern Ansätze und Theorien aufgezeigt und nie die Einzige Wahrheit(tm) verkauft.

Man muss kein gesteigertes Interesse an theoretischer Soziologie haben um dieses Buch zu genießen (ich hatte diese nie). Eine gewisse Neugier über Menschen und Menschengruppen genügt, Lesespaß garantiert!

Kaufen + lesen!

(Mein) Aktuelles Buch: Nevil Shute, “A Town Like Alice”

Ein herrlich-altmodisches Buch über Orte und Zeiten, die es so lange nicht mehr gibt. Wilde, aber teilweise wahre Geschichten aus dem 2. Weltkrieg und die Zeit danach, Indonesien, England und Australien, liebenswert erzählt und schön beobachtet. Ein gutes (und „schnelles“) Buch für zwischendurch!

(Mein) Aktuelles Buch: Larry Niven und Jerry Pournelle, “Lucifer’s Hammer”

Ein Komet stürzt auf die Erde. Erdbeben, Vulkanausbrüche, Fluten, dazu noch ein Atomkrieg zwischen China und Russland, die Zivilisation am Ende – oder etwas doch nicht?

Ein ausgezeichnetes Buch, schlicht Literatur, auch wenn Science Fiction[1] dransteht. Wie und wo findet sich die Gesellschaft wieder, wenn alle Strukturen plötzlich zerstört sind? Wie kann die Menschheit überleben, wie die Zivilisation, und wie kann man das bisher gelernte Wissen bewahren?

Das Buch ist ein Hammer, nur nicht der des Lichtbringers, und hat das beste Ende eines Buches, welches ich seit langem gelesen habe.

Einziges Problem: man mag bei dunklem, regnerischen Winterwetter nur ungern eine Beschreibung einer post-apokalyptischen Welt lesen, deren Wetter genau so aussieht, wie das vor dem eigenen Fenster… 😉

[1] Wobei Science Fiction aus dem Jahre 1977 auch noch einmal was ganz anderes ist! – Dieses Buch versucht zum Glück nicht einmal, besonders waghalsige Prognosen zu tätigen, wie zukünftige Technik aussehen könnte, da es Ende der Siebziger spielt. Die einzigen Science Fiction Prognosen, die irgendwie Bestand zu haben scheinen, sind die, die in Star Trek vorkommen. Alle anderen sind rückblickend so albern wie fliegende Autos.

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