Gerade alte Artikel der Zeit gelesen, die zum Jubiläum der Zeitung wieder ausgegraben wurden.

In einem Artikel über Kriegsheimkehrer aus Russland vom 13. Oktober 1955 wird dort beschrieben, dass die Heimkehrer im Aufnahmelager Friedland etwa 6000 Mark als Starthilfe für ein neues Leben erhielten, sowie einen „Kulturbeutel“. Der Begriff sorgt doch immer wieder für Unverständnis, besonders[1] bei den meisten Ostdeutschen, denn in der DDR gab’s eher die Waschtasche, als den Kulturbeutel, und wieso heisst der überhaupt so?

In dem Artikel steht:

Der „Kulturbeutel“ muß ein Begriff sein, der aus dem Russischen nach Friedland gekommen ist: er enthält Seife, Schwamm, Rasierzeug, Zahnpasta und ähnliches, und das Wort erinnert mich daran, daß die Russen einen Park mit Denkmälern und Limonadenbuden einen „Kulturpark“ nennen und daß sie ein Klosett mit Wasserspülung ein „Kulturklosett“ nennen.

Nebenbei bemerkt bedeutet Kultur, entlehnt aus dem lateinischen „cultura“, soviel wie „Pflege (des Körpers, aber primär des Geistes)“.

Jetzt wissen wir es genau!

Warum ist der Begriff im Osten weniger bekannt? – Vermutlich weil die meisten Kriegsheimkehrer nicht in die DDR wollten und gleich von Sibirien aus gen Westen durchgefahren sind. Nach bummelig zehn Jahren russischer Kriegsgefangenschaft gibt es sicher schöneres, als in einem „sozialistischen Staat“[2] zu leben..

[1] Auch die Franzosen rümpfen gerne mal die Nase über die Deutschen, deren Kultur aus einer Waschtasche kommt, oder eben genau darin Platz finden könnte. Vorurteile, üble Nachrede und mangelnde Recherche führt zu solchen Kommentaren: j’accuse, Froschfresser[3]! 😉
[2] Wer meint, die Anführungsstriche ausdiskutieren zu müssen möge bitte einen Kommentar schreiben. Die DDR war leider kein sozialistischer Staat, sondern eine stalinistische Diktatur. Diktaturen bedeuten nicht automatisch leidende Bevölkerung, daher konnte man auch in der DDR sicher auch ganz prima leben, aber ein sozialistischer Staat war sie nicht. Basta. Ich habe meinen Marx durchaus gelesen, dankedernachfrage!
[3] Die Engländer sagen „Frogs“ zu den Franzosen, meist natürlich hinter deren Rücken, wie das so ist mit vorurteilbehafteten und wenig schmeichelhaften Ausdrücken, wobei die „Frogs“ wiederum, wir erinnern uns alle, die Bösewichter in der Serie Raumpatrouille waren. Und „Patrouille“ ist wiederum ein französisches Wort! uff. Ich kriege Kopfschmerzen und werde mich jetzt besser erstmal hinlegen..