Gruesse aus der Grossen Stadt

Flachspüler revisited…

Bevor ich bei der grandiosen Wikipedia zum Thema „Toiletten mit Stufe“ fündig wurde, habe ich an die Meister von Villeroy und Boch geschrieben. Die haben meinen „Flachspüler“ (so der Fachausdruck) schliesslich entwickelt.

Meine Anfrage:

Können Sie mir vielleicht eine Frage beantworten, die nirgends beantwortet zu sein scheint? – Warum haben deutsche Toiletten eine „Stufe“ im Becken?

Analfixierung wird uns vom Ausland vorgehalten, ein norwegischer Freund konnte sich bei seinem ersten Toilettenbesuch in Deutschland gar nicht mehr einkriegen,.. – Woher kommt diese Eigenart, und warum wird sie immer noch fortgeführt?

Vielen Dank im vorraus!

Es dauerte eine Weile, in der ich schon mutmasste, dass es Villeroy und Boch nicht so genau nimmt mit der Kundeninformation. Dann doch eine Antwort:

Hallo Herr Kannengießer,

was sagen Sie dazu? Können Sie bitte antworten?

Vielen Dank und schönes Wochenende.
Gruß Barbara Horst

Barbara war scheinbar mit der Thematik überfordert. Oder sie wollte nur schnell ins Wochenende. Nun, es sei denn, man ist hochbezahlter Experte, kann man sich wohl auch nicht die Zeit nehmen, permanent über Toiletten nachzudenken. Aber in der selben Mail steckte auch noch der Zusatz von Herrn Kannengiesser, der es scheinbar nicht für nötig hielt, die Verzweiflung von Frau Horst aus der Mail zu entfernen. Hier die Antwort von ihm:

Eine möglicherweise interessante Anfrage.

Schleimer. Aber: he, moment mal, was heisst hier „möglicherweise“!?

leider wissen wir aber nicht was Sie meinen. Da wir als internationaler Hersteller unsere Produkte weltweit vertreiben, sind unsere Produkte auch weltweit tauglich und nutzbar.
Mit freundlichen Grüßen, Thomas Kannengießer

Der Teil war mir soweit schon klar. Aber der Mann ist Experte, er sollte es wirklich besser wissen:

Leitung Entwicklung Sanitärkeramik & Zubehör

Überhaupt fand ich auch den verwandten Pluralis Majestatis toll: „Leider wissen wir nicht..“ – Oder meint er das dynamische Trio, Kannengiesser, Villeroy und Boch?

Egal. Meine Antwort:

Hallo Herr Kannengiesser,

davon bin ich überzeugt, aber nichtsdestotrotz ist mir noch in keinem anderen Land eine, nun, Fäkalablage in der Schüssel begegnet!

– In allen anderen Ländern fällt die Notdurft direkt ins Wasser, nur bei uns bleibt sie zum Betrachten (und übelriechen). Dafür muß es doch einen Grund geben!?
Die Nutzbarkeit wird dadurch freilich nicht beeinträchtigt, ich bin ja damit aufgewachsen, und es geht mir gut, aber auffällig ist das schon!

Sie wissen schon, was ich meine, oder? Zur Not schicke ich Ihnen ein Photo!

Ha, die Drohung mit dem Photo sollte es tun. Und siehe da: mit einem mal versteht mich Herr Kannengiesser:

nun haben ich Sie verstanden. Sie schreiben von s.g. Flachspülern. Diese sind in der Tat fast nur im deutschsprachigen Raum verbreitet (D, A und CH). Besonders oft werden diese in Alten und Seniorenheimen installiert. Sicherlich aus Gewohnheit, aber auch wegen der leichteren Entnahme einer Stuhlproben.

Ok, soweit so gut. Aber der Mann leitet die Pissoir-Entwicklung, etc., da wird doch mehr Wissen verborgen sein!

Jugend forscht (nach):

Hallo Herr Kannengießer,

danke für ihre Antwort. In Richtung Altenheime habe ich auch schon
gedacht, aber diese Bauform war, so mich meine Erinnerungen nicht
trügen, über Altenheime hinaus weit verbreitet!
In meiner eigenen Wohnung – Letzte Badrenovierung im Jahre 1999,
verbaut wurde ein Produkt Ihrer Firma – befindet sich ebenfalls ein
„Flachspüler“, so auch in den meisten anderen Wohnungen bei denen ich
in letzter Zeit darauf geachtet habe, und in denen die Toilettenbecken nicht in den letzten paar Jahren erneuert wurden.
Es scheint sich doch um einen Trend gehandelt zu haben, der sich erst in den letzten Jahren gewendet zu haben scheint. Gibt es Gründe für die weite Verbreitung, oder welche für die zu beobachtende Abkehr von diesem scheinbar traditionellem und bewährten, wenn auch in meinen Augen unsinnigen (außer, wie von Ihnen beschriebenen, in Altersheimen) Konzept?

Entschuldigen Sie meine Hartnäckigkeit, ich wüsste nur nicht, wen ich diesbezüglich sonst fragen könnte. In Büchereien gibt es selten
Literatur zu diesem Thema.

Mit so’nem Scheiß (fünf Euro in die Billiges-Wortspiel-Kasse, *ka-tsching!*) beschäftigen sich sicher auch wenig seriöse Autoren, und selbst der Eichborn Verlag hat sein Niveau mittlerweile leicht angehoben, nachdem in den 80ern Lektüre zum Thema Toilette und Fäkalien sicher noch zum Standard-Angebot gehört hatte…

Aber Herr Kannengiesser sollte jetzt bei seiner Ehre gepackt sein. Warten wir’s ab…

Einen Tag später. Herr Kannengiesser scheint meinetwegen schlaflose Nächte gehabt zu haben. Um 23:03 informiert er mich per Mail:

Rufen Sie mich an. —> Geht schneller

Ich werde von dieser Firma nie wieder ein Toilettenbecken kaufen. Die zahlen ihren Leuten ja nicht einmal genug, daß die sich eine Wohnung leisten können!
– Um diese Zeit sind doch nicht mal mehr die Herren Villeroy und Boch selbst im Haus!

Ich werde ihn das am Telefon fragen. Abwimmeln lasse ich mich natürlich nicht. Wenn er meint, die Geschichte des Flachspülers kann er mir nicht in kurzen Sätzen per Mail erläutern, dann sollte das besser eine tolle Geschichte sein, die er mir auftischen wird.

Ich halte Euch auf dem Laufenden…
😉

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Danke für gar nichts, Pro7!

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  1. nils

    Siehe zwei Einträge darunter! Ich war schon informiert, aber trotzdem hartnäckig..

    Bei Penny gibt es ja auch noch folgendes:
    hier oder hier
    😉

    nils

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