Unser Christoph lümmelt sich derzeit (mal wieder) als Entwicklungsdeutscher in Simbabwe herum und berichtet folgendes von der Zeit nach der Wahl dort:
Tja, Wahlen, was man auch immer davon zu halten hat. Denke, die meisten von euch werden von den Wahlen am Samstag hier mitbekommen haben, Ergebnisse stehen noch nicht fest, ist ja auch verständlich, is ja auch schwer, die bereits am Sonntag am Eingang der Wahllokale aufgehängten Ergebnisse zusammenzutragen, resp. diese mit den schon vorgefassten Ergebnissen in Übereinstimmung zu bringen. Hier macht gerade der Witz die Runde, das Bobby kürzlich, als sein Laptop gestohlen wurde, deshalb so sauer war, weil darin schon die Ergebnisse gespeichert waren.
Wie dem auch sei, die Menschen hier durchlaufen gerade ein Wechselbad der Gefühle. Nachdem am Wochenende und auch noch am Montagmorgen viele, die einen Wechsel herbeisehnten, sehr hoffnungsvoll waren, ist diese Stimmung mit der Verkündung der ersten Ergebnisse zur Parlamentswahl (beide großen Parteien liegen bislang gleichauf) jedenfalls gedämpft worden. Nichtsdestotrotz gab es auch dabei schon einige Erfolge zu verzeichnen, da einige in der Bevölkerung unbeliebte Zeitgenossen ihren Wahlkreis nicht gewinnen konnten. Einer davon („Minister ohne Portfolio“ Elliot Manyika, gibt’s auch nicht überall!) war deswegen jedenfalls erst mal so sauer, dass er in seinem Wahllokal auf Oppositionelle geballert hat, einer davon kam dabei ums Leben, der nun wohl ehemalige Minister sitzt jetzt ein.
Ob die Opposition aber der Heilsbringer sein wird, mag ich bezweifeln, deren Kandidat ist der, der sich über Parteitagsbeschlüsse hinwegsetzt mit der Begründung, er sei der Chef. Ich glaube, ich erwähnte dies in einer früheren mail bereits. Habe jedenfalls meine Zweifel, dass die in der Lage sind, einen Staat zu führen. Und da die Partei aus der Gewerkschaftsbewegung kommt, ist auch die Unterstützung aus der umliegenden Region nicht überragend, da sich auch die herrschenden Parteien dort der Opposition aus Gewerkschaft und Zivilgesellschaftsparteien gegenüber sehen und diesbezüglich keinen Aufschwung derer möchten.Ich versuche jedenfalls, mich möglichst ruhig zu verhalten, was mir z.B. wegen der [unsensiblen] Milena Preradovic von N24 gar nicht mal so einfach gemacht wird. Da ich noch im Land bin, hat HELP mich als Interviewpartner angeboten, und während Agenturen wie DW, RBB oder auch der Bayerische Rundfunk darauf bedacht sind, unsere Organisation, unsere Arbeit und vermutlich auch unser körperliches Wohlbefinden nicht durch politisch allzu kompromittierendes zu gefährden, fängt die [unsensible Frau] ihren Livebericht im Fernsehen mit den Worten an : „Mugabe stürzte das einst blühende Rhodesien ins Chaos!“ – Rhodesien!!! Klasse! Als ob es in Zim von Beginn an nur scheiße war, kommt die mit dem rassistischen weißen Minderheitsregime daher! F#*k! Schwarz-Weiß-Zeichnungen sind halt noch die einfachsten und hier auch wörtlich zu nehmen; war jedenfalls kurz davor aufzulegen, werde aber demnächst wohl auf wüste Live-Beschimpfungen ausweichen.
Ich glaube, sie war auch enttäuscht, dass ich nichts von Gewalt gesagt habe, was auch der Wahrheit entspricht. Die Lage ist weiterhin ruhig und friedlich, die Anspannung steigt jedoch mit jedem weiteren Tag, mit dem das Ergebnis nicht verkündet wird.Bin in jedem Fall gespannt, wie es in den nächsten Tagen weitergehen wird. Ganz egal wie es ausgehen wird, braucht es jedenfalls noch einiges an Zeit, bis das Land wieder aufgebaut sein wird. Das könnte sich deshalb noch zum Problem ausweiten, da die Leute sehr hohe Erwartungen haben, die sicherlich nicht in zwei Monaten erfüllt werden können. Wenn also die Anfangseuphorie (so diese denn einsetzen sollte) erst mal verflogen sein wird, bleibt abzuwarten, ob die Bevölkerung überhaupt zufrieden gestellt werden kann, wenn man den Leuten sagt, dass sie noch geduldig sein müssen.
Also denn, Arbeit für mich gibt es noch genug.
…Viel Erfolg für ZIM!
milena preradovic
letztens berichtete ein gewisser christoph – entwicklungshelfer in simbabw – ich hätte in unserem telefoninterview bei n24 doch tatsächlich über das „einst blühende rhodesien“ gesprochen. was für ein blühender unsinn. freunde, ich sitze nicht umsonst auf diesem nachrichtensessel – ich habe in der berichterstattung über simbabwe nicht ein eiziges mal das wort rhodesien benutzt. da muß sich der kollege aber mal schwer verhört haben – oder eine blühende fantasie haben. also lieber christoph, nur die ruhe zählt und nicht gleich mit so pampigen schimpfwörter – war´s blöde kuh? – rumwerfen.
lieben gruß
milena preradovic
nils
? – Hier wird keine Email-Adresse veröffentlicht, man muss sie nur beim Posten angeben! Spam-Schutz, und so.. 😉