„Über was würden sie keine Witze machen?“
„Über offenem Feuer.“

Das schrieb Heinz Rudolf Kunze mal. Das würde ich auch unterschreiben.

Den meisten hier in Deutschland würde nichts anderes in den Sinn kommen, umso höher schlagen die Wellen bei der aktuellen Karikaturendebatte. „Der Mann von der Strasse“, wie ihn die Bild und taff und co so gerne zitiert, der ist empört, und der meckert über die Untermenschen[1], über „die da“, die endlich mal nicht „die da oben“ sind, sondern, Jahre nach der Wiedervereinigung, mal wieder „die da drüben“. Da meckern sie, werden ausfallend und ziehen präventiv über eine ganze Religion und ihre Anhänger her. Und danach gehen sie gedankenlos einen Döner essen, oder zum Italiener, der, wie jeder weiss, auch eigentlich Türke ist.

Über Freie Software wird extra gesagt, sie sei „frei, wie in ‚Rede‘, nicht wie in ‚Bier'“. Das ist ein wichtiger Unterschied, der nicht vergessen werden sollte. Es ist der Knackpunkt der Karikaturendebatte.

Wir können hier sagen, was wir wollen. Theoretisch.
Das kann nur funktionieren, weil wir diese Freiheit verantwortungsvoll gebrauchen, weil wir die Grenzen kennen, und uns überwiegend in ihnen bewegen.

Man läuft nicht in einen McDonalds rein und erklärt den dickeren Gästen, selbst wenn es wahr ist, „na, ihr seid aber fett, an eurer Stelle würde ich es bei Salat belassen“. Das macht man nicht. Die Rede ist frei, aber das sind auch die Gedanken, und in denen sollte man diese Rede belassen.

Wir gehen nicht auf eine Beerdigung, und erklären den Trauernden dort, dass tot „tot“ bedeutet, und es kein Leben nach dem selben gibt, statt dessen Würmer und Verwesung. Das macht man einfach nicht.

Wesentlich sportlicher ist, in einen Dönerladen reinzugehen und dem Mann hinter dem Tresen ein lockeres „DEINE MUDDA!!“ an den Kopf zu werfen. Das macht nur, wer sehr schnell laufen kann. Oder viele starke Freunde im Schlepp. Ich kann’s schlicht nicht empfehlen!

Das alles könnte man sagen, aber man tut es nicht, denn die Rede ist frei, aber eben nicht wie in „Freibier“. Freie Rede bedeutet Verantwortung.

Insofern waren die Karikaturen, die unvorsichtiger Weise den Propheten nicht nur bildlich (Fehler #1) sondern auch noch dispektierlich (Fehler #2) darstellten, ein grosser Fehler, ein absoluter Faux-pas.

Soviel zum Westen.

Jetzt zum Osten: Jajaja… Das Übliche. Lauter bekloppte Gewaltbereite auf der Strasse, die Fahnen verbrennen und randalieren, und so.. Echt jetzt: werden die von europäischer Skandalpresse in Bussen rangekarrt, um einen schlechten Eindruck vom Islam zu vermitteln und eine tolle Schlagzeile zu liefern?

Moslems hier müssen sich dann schräg ansehen lassen: alle Moslems sind schliesslich gleich! – Böse Untermenschen, vor denen man sich in acht nehmen sollte, lernen wir..

Ach, so ein Mumpitz, alles…

Unverzeihlich ist, was die Randalierer dort dem Bild vom Moslem an sich antun. Und letzten Endes weiß sowieso jeder, dass sie ohne die Duldung ihrer Regierung nicht mal auf die Strasse dürften, geschweige denn Randalieren.
Unverzeihlich von den zuständigen Regierungen ist es ebenfalls, zuzulassen, dass Botschaften angegriffen und angezündet werden.

Wie tief kann man noch fallen? husch-husch! Zurück auf den Baum, Äffchen!

Was bleibt uns? – Helmut Kohls Beispiel folgen und das ganze aussitzen.
Denk dran, Du hast es hier zuerst gelesen, nicht beim Panik-Orchester von spiegel-.de – die ultimative Verhaltensempfehlung ist:

Keine Panik!

Fahnen sind teuer und irgendwann werden sie merken, dass man Molotow-Cocktails nicht essen kann und einfach wieder arbeiten gehen..

Und vielleicht denken wir in der Zwischenzeit noch etwas über Redefreiheit und -Pflichten nach.

[1] Es sei an dieser Stelle noch einmal erwähnt, dass die Untermenschen schon eine Hochkultur hatten, als unsereiner sich noch vor Wölfen in Höhlen versteckte und lernte, zwei Steine aneinanderzuschlagen um ein Feuer zu machen[2]!
[2] Wenn man Azadeh, einem braven [*hüstel*] Persermädchen, glauben schenken kann, haben die Perser vermutlich schon das Deospray erfunden, als wir noch unseren Heiland an einen Baum nagelten[3]!
[3] Baum! Nageln! Heiland! – Ich erwarte nicht gerade die Spanische Inquisition, aber durchaus den Zorn eines zufällig vorbei-surfenden Christen! Das war nicht nett, aber Christen – wir – haben eine längere Tradition sich zur Not auch selbst lächerlich zu machen, da nehme ich mir die Freiheit, so etwas über Den Sohn Des Herrn zu sagen.

Ich glaube nicht an vieles, aber daran, damit durchzukommen. 😉